Geschichten aus dem Lande und der Welt
Ich weiss ja nicht, wie das anderen Leuten so geht. Aber ich, wenn ich denn einen Vertreter der USA so ganz hochoffiziell vor irgendwen treten sehe (meist hat man dabei das Gefühl, er träte so quasi vor die ganze Welt), noch dazu in der Pose des Weltenretters ... dann merke ich, wie sich unversehens mein Kopf einzieht.
Von den USA gerettet zu werden, bedeutet nicht nur oft das Gegenteil, sondern verheisst auch hinterher jede Menge Kosten. (Noch heute werde ich nicht fertig darüber, dass das einstmals anders gewesen sein soll. Aber, das verspreche ich Ihnen, wenn man genauer hinguckt, wird man feststellen, dass wir auch damals für lange, lange Zeit unseren Preis bezahlt haben.)
Im Klartext heisst das: Die USA retten die Welt, stellen beim Retten fest, dass es dann doch nicht so einfach ist, wie sie sich das vom häuslichen Küchentisch aus vorstellten, und dann rufen sie nach der "anderen Welt", sprich: nach denen, die die USA-Vorstellung vom Weltenretten schon von Anfang an nicht gut fanden. Die sollen dann, weil Weltretten ja nicht Sache nur eines Landes ist (und sei es auch das größte, schönste, freieste, erfolgreichste und sonst superlativste der Welt) , den Dreck wegräumen, den die USA beim Weltretten so gemacht haben. Aus Versehen oder weil es schwieriger und der Feind böser war als gedacht.
Kurzum: Wenn Sie mal die Welt gerettet haben wollen, machen Sie´s am Besten gleich selbst und bitten Sie nicht die USA.
Nun haben die ja in den USA einen neuen Präsidenten, der die Welt ganz anders retten will. Nämlich nicht dadurch, dass er irgenwann irgendwohin geht und anderen erklärt, was und wie sie ... Nein, nein, DER trägt den Optimismus in die Welt, was ja auch so eine Art Rettung sein kann, weil allüberall die Leute nichts Gutes mehr sehen und an nichts mehr glauben (die Gründe dafür lassen wir jetzt mal aussen vor).
Vielleicht liegt es an dem, dass die neuen Rettungsvorschläge so gänzlich anderer Natur sind. Nämlich derart, dass ich nicht nur nicht mehr den Kopf einziehen, sondern herzlich lachen durfte. Jawoll: Rettung durch Fröhlichkeit, was ja nun wirklich mal etwas sehr, sehr anderes ist und auf jeden Fall zu begrüßen. Weil ... so ein Lachen (es darf bei den Wiederholungen gern auch ein zweites und drittes sein) stimmt einen ja insgesamt positiv und optimistisch. Und Optimismus können wir gut brauchen in Zeiten, die - auch positiv betrachtet - keine wirklich guten sind.
Jedenfalls stellte sich gestern Frau Clinton vor so eine Konferenz und und den Südpol. Ja, den Südpol!
Der durch die Touristen massiv geschädigt würde. Weshalb man die Grösse der Schiffe begrenzen müsste und auch die Anzahl derer, die dort an Land gingen (na, gut, da gibts keins, sondern nur Eis, aber sein wir jetzt mal nicht kleinlich).
Fragen Sie jetzt nicht, was Frau Clinton mit dem Südpol zu tun hat. Fragen Sie auch nicht, was der Südpol mit der Welt zu tun hat. (Er ist drauf, klar, und mindestens genauso wichtig für´s Ökosystem wie alles andere auch.) Fragen Sie jetzt auch nicht, warum sich - wenn schon - Frau Clinton nicht besser um den Nordpol kümmert, der ja viel näher dran ist an den USA. (Man könnte sonst darauf kommen, dass ein Abschmelzen des Pols durchweg nur Vorteile für die USA brächte, weil es da Erdöl und Erdgas die Menge gibt, an das man derzeit, des Eises wegen, bloß nicht ran kommt.) Und fragen Sie ja nicht, warum Frau Clinton nicht ganz vor der eigenen Haustür kehrt, denn es gibt nur wenige Länder auf der Welt, die weniger auf die Umwelt achten als die USA. Da kann auch Al Gore nichts dran ändern.
Behalten Sie all diese Fragen für sich und lehnen sich entspannt zurück: Dieser Versuch der Weltenrettung sorgt für Heiterkeit und kostet uns rein gar nichts.
Denn, Hand auf´s Herz: Wer von Ihnen hatte schon demnächst vor, den Südpol zu bereisen?
Und beim nächsten Mal sprechen wir darüber, wie geteilt doch die Meinungen in Sachen Klima sind. Dass der Nordpol abschmilzt, wissen wir von überall her. Aber wussten Sie, dass die Eisschicht des Südpols wächst?
erphschwester - 7. Apr, 09:40
Sprachen wir doch neulich auf der Arbeit über unsere Ängste, die zuweilen reichlich merkwürdiger Natur sind. Dabei heraus kam, dass all diese Themen, die mich hier so im Blog umtreiben, ja nicht die allermindeste Rolle spielen angesichts der tiefen, tiefen Urangst vor Dingen, die wir nicht wissen, nicht kennen, aber für sehr gefährlich befinden.
Meine Chefin hatte die größte Angst vor dem "Phantom". Sie wissen schon: diese Frau, die alle möglichen schrecklichen, aber auch banalen Straftaten begangen haben soll und ums Verrecken nich zu greifen ist. Es gäbe sie quasi nicht, hätte man nicht an den verschiedensten Tatorten ihre DNA ausgemacht.
Je, nun, wer Nachrichten sieht, weiss, dass es diese Frau wohl gibt, sie aber mit all diesen Straftaten nichts zu tun zu haben scheint. Sie arbeitet offensichtlich, ganz ehrbar und ganz ungefährlich, in einer Fabrik, die die Wattestäbchen herstellt, mit denen die Tests gemacht werden.
So schnell wird man zur bekanntesten Person in Deutschland, die keiner kennt!
Abgesehen davon, dass Heerscharen von Polizisten jahrelang nach diesem nicht existierenden Phantom gesucht und Kriminalfälle miteinander in Verbindung gebracht haben, die offenbar nichts als die Wattestäbchen gemeinsam haben; abgesehen davon, dass eine Sonderkommission ins Leben gerufen wurde und sich sehr wichtig fühlte; abgesehen von all dem wirft die Erkenntnis, wie diffizil das Thema DNA-Test offenbar ist, die Kriminalistik um Jahre zurück. Hatte man doch in den vergangenen zwanzig Jahren begonnen, die Tests in schier unlösbaren Fällen - auch solchen aus der Vergangenheit - zur wesentlichen Grundlage der Tätersuche und Dingfestmachung zu gerieren.
Die Leichtigkeit, mit der nun ein Deutschland umspannender Irrtum die Polizei zu schwersten Fehlfolgerungen führte, dürfte eine Lachnummer für die Welt sein und Kriminalisten zittern lassen. Denn künftighin wird jeder solcherart identifizierte Täter alles daran setzen,
die DNA-Methode ansich in Zweifel zu ziehen.
Oder nicht?
Sind die bislang verzeichneten Erfolge so beeindruckend, dass so eine Schlappe verkraftet werden kann?
Meine Kollegin jedenfalls kann wieder beruhigt schlafen, weil es das Phantom ja nicht wirklich gibt. Was uns auch künftig nicht daran hindern wird, vor Dingen Angst zu haben, die nicht wirklich sind.
Und mir fiel schon gestern die alte Kriminalgeschichte aus dem letzten Jahrhundert ein, in der ein inhaftierter Krimineller dafür sorgte, dass eine Glasscherbe mit seinem Fingerabdruck unter vielen andere Scherben an einem Tatort gefunden wurde. Er hoffte, die noch neue Methode der Fingerabdruck-Tätersuche diskreditieren zu können.
DAS, so dürfen wir annehmen, hatte die Frau in der Wattestäbchenfabrik sicherlich nicht vor.
erphschwester - 27. Mär, 06:33
Dies, gesprochen von Hans-Werner Sinn, den wir immer wieder gern zitieren, erinnert natürlich nur zufällig an Altpolitiker Adenauer, der sehr viel unbeschwerter einst meinte: "Was schert mich mein Geschwätz von gestern."
Es handelt sich hierbei um den gleich Sinn, der die deutschen Manager als die Sündenböcke der Nation bezeichnete und sie mit den Juden gleichsetzte, die einstens diese Rolle inne gehabt hätten.
Diesen Vergleich nahm er noch selbigen Tags zurück, weil ihm ein allzu hoher Schmerzfaktor innewohnte. Und Herr Sinn will ja nicht den Unmut der ganzen Welt erregen, sondern Ordnung schaffen in den konfusen Hirnen, die schon seit eh und je alles verkehrt machen, was zu ändern sich Sinn seit langem schon bemüht.
Weshalb er uns immer mal wieder die Welt erklärte und sagte, wie wir die Dinge richtig zu machen hätten. Als Präsident des Ifo Instituts für Wirtschaftsforschung scheint er für solche Ansprachen auch prädestiniert.
Zum Beispiel sei es vollkommen verkehrt, immer wieder Löhne zu erhöhen, um der Wirtschaft auf die Beine zu helfen. Das bringe den Wirtschaftsstandort Deutschland in Gefahr.
Und all der Ansagen mehr.
Die kürzere Vergangenheit jedoch hat uns gelehrt, dass es nicht steigende Löhne waren, die Deutschland in Gefahr brachten, sondern eben jene - vermeintlich zu Unrecht gescholtenen - Manager, gerne aus dem Bankenwesen, die es viel zu häufig an der erforderlichen Weitsicht mangeln lassen, weil der Blick zum eigenen Geldbeutel (wer denn auch wird sein Geld in heutig unsicheren Zeiten auf einem Konto anlegen?) natürlich viel näher liegt.
Darüber, wie gesagt, mag Sinn nun nicht mehr sprechen, denn ihm veralten die Worte im Munde. Da ist er ja nicht der Einzige, dem das so geht. Sehr viele möchte in diesen schweren Zeiten nicht oder nur ganz ungern an das erinnert werden, was sie einstens im Brustton der Überzeugung von sich gaben. Z.B. all jene, die früher behaupteten, der Markt solle sich selbst regulieren und Väterchen Staat sich aus diesen Dingen heraus halten. Weil das, welch Zufall!, die gleichen sind, die heute nach der finanziellen Unterstützung durch ebendieses Väterchen verlangen, mit aller Dringlichkeit.
Arbeitsplätze, die früher durch Einsparungsmaßnahmen verloren gingen, waren "gute" verlorene Arbeitsplätze. Wohingegen Insolvenzen, die Vater Staat heute im großen Stile zuzulassen sich anschickt, ungeachtet der wegbrechenden Profite, nun plötzlich ganz fürchterlich sind, weil ja Arbeitsplätze wegfallen.
Vermutlich ist es das, was Herr Sinn meint, wenn ihm die Worte im Mund verfaulen, oder so. Sinn ist übrigens im Aufsichtsrat der Hypovereinsbank. Dass wiederum die HRE, die letzthin in aller Munde ist, nicht mehr zur Hypovereinsbank gehört, ist reiner Zufall.
Wie so vieles in Sinns voraussagengeplagtem Leben.
erphschwester - 20. Mär, 06:52
Das mag der eine gut, der andere schlecht finden, aber jedenfalls haben die das in Amerika schon lange: Da gibts eine Kartei (heutzutage natürlich modern im Internet), für jederman einsehbar, in der sämtliche freilebenden Sexualstraftäter mit vollem Namen, Wohnort, Adresse etc. aufgeführt sind. Ich berichtete darüber.
Das Erscheinen eines solchen Ex-Täters (manch einer von ihnen hat nur nackt gebadet und wurde als Exhibitionist verurteilt) löst Panik in den betreffenden Ortschaften aus und nicht selten eine Treibjagd, die es mit sich bringt, das solcherlei Ex-Straftäter wie Nomaden durch die Lande ziehen in der Hoffnung, einmal irgendwo anzukommen, wo man sie in Ruhe läßt.
So ähnlich geht es jetzt diesem Haftentlassenen in Heinsberg, für den ich nicht unbedingt eine Lanze brechen will; ich kenn´ ihn ja nicht. Jedenfalls gibts einen Psychiater, der gesagt hat, er sei resozialisierbar, und zwei andere behaupten, die Rückfallgefahr sei groß.
Da es sich bei ihm mitnichten um einen Nacktbader handelt, sondern um einen richtigen brutalen Vergewaltiger, haben die Heinsberger Einwohner schon ein Problem damit. Der Landrat, der gleichzeitig Chef über die dortige Polizei ist, wollte Panik vermeiden und hat deshalb selbst vor D. gewarnt.
Man kann sich fragen, ob das nun rechtens ist. Geprüft wird es gerade. Aber es ändert nichts am Problem:
Regelmäßig, denn dies ist nicht der erste Fall, schwappt in Deutschland die Diskussion über, was mit gefährlichen Gewaltstraftätern zu tun ist, wenn sie ihre Strafe abgebüßt haben, aber nicht minder gefährlich scheinen. Die deutsche Justiz setzt auf das Prinzip Strafe und Resozialisierung und versäumt deswegen regelmäßig, bei derartigen Tätern eine anschließende Sicherheitsverwahrung anzuordnen. Nach soundsovielen Jahren Haft müsse einer doch eingesehen haben ...
Aber was, wenn nicht???
Jedenfalls wird nun von allerhöchstem Gericht geprüft, ob eine nachträglich angeordnete Sicherheitsverwahrung überhaupt zulässig ist.
Eine Frage, die ich für vollkommen unsinnig halte. Denn wie die Prognose für einen ehemaligen Straftäter am Ende seiner langjährigen Haft sein wird, lässt sich ja nun wahrlich nicht in all den Jahren zuvor feststellen. Abgesehen davon, dass ja sowieso niemand reingucken kann. Ein Restrisiko bleibt immer.
Allerdings ist da wirklich die Frage, ob es gut, richtig und sinnvoll ist, den Bürger quasi zur Selbstjustiz zu treiben, nur weil die ordentliche Justiz - wieder einmal - in Schockstarre verfallen ist angesichts eines Problems, das - wieder einmal - in unserem komplizierten Rechtsgefüge vollkommen ausser Betracht blieb.
erphschwester - 6. Mär, 07:29
An der österreichischen Gerichtsbarkeit kann sich die deutsche eine Scheibe abschneiden, jawoll! Ratzfatz an einem Tag Anklageerhebung und Urteil - wie wäre das hierzulande möglich?
Allerdings nehme ich an, dass die Österreicher, denen man durchaus eine ähnliche Bürokratie wie den Deutschen nachsagt, im vorliegenden Fall sehr speziell gehandelt ... äääh, verhandelt haben. Denn es war schon etwas brisant, einen deutschen Landeschef vor Gericht zu ziehen, auch noch wegen des Vorwurfes, am Tod eines Menschen schuld zu sein.
Nu isser vorbestraft, wie in den Morgennachrichten betont wird, nur nach österreichischem, nicht jedoch deutschem Recht, der Herr Althaus. Und man kann sich fragen, ob ein Vorbestrafter, wo auch immer, noch als Landeschef tragbar ist.
In Erfurt allerdings atmete man auf, aus mancherlei Gründen. Es sei gut, wenn das Machtvakuum wieder geschlossen würde, sagen die einen. Noch immer sei Althaus d e r Kandidat im bevorstehenden Kampf um den Landtag.
Die anderen fürchten, nicht zu Unrecht, dass eben diese Vorstrafe im Wahlkampf thematisiert werden könne und wird. Wie auch nicht? Der kleinste Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst muss bei Einstellung ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, aber der Landeschef kann vorbestraft sein? Wie sollte das gehen?
Es wird gehen, da bin ich zuversichtlich. Und Althausens Anhänger werden diesen "kleinen Patzer" im Lebenslauf ihres Idols gekonnt zu ignorieren wissen.
Ob der Herr Althaus, tieftiefgläubiger Christ, wie wir alle aus seinen Pro-Kreationismus-Statements wissen, selbst damit klar kommt, dass er für die fahrlässige Verursachung eines vorzeitigen menschlichen Todes mit nicht einmal 40 000 Euro "bezahlen" kann ... das muss er mit sich und seinem Herrn ausmachen, wenn die Stunde der Abrechnung gekommen ist.
erphschwester - 4. Mär, 06:59
Es lässt sich trefflich streiten, wer nun genau mit dieser Überschrift gemeint ist.
Herr Mißfelder (CDU) jedenfalls hat alles an bescheidener Lebenserfahrung, was ihm zur Verfügung steht, aufgeboten und eine Meinung gesagt. Ob das seine ist oder nur eine, die geeignet ist, ein weiteres Mal zu polarisieren, sei dahin gestellt. Klar ist jedenfalls, dass ein gelernter, nein, studierter Historiker hinreichende verbale Möglichkeiten haben sollte, sich auch diesseits der 30 bereits unnmißverständlich ausdrücken zu können. (Auch wenn der Kalauer, er habe wohl seinem Namen alle Ehre gemacht, vielleicht hätte Spaß machen können.)
Herr Mißfelder also war der Meinung, die Erhöhung des Kindersatzes im Rahmen von HartzIV kämen der Spirituosen- und Tabakindustrie zugute.
Und als er feststellte, wie die Empörungswellen aufschwappten, setzte er hinzu, dem könne man ja durch Vergabe von Gutscheinen für Schulspeisung, Nachhilfe oder Sportvereine entgegen wirken. Womit er jedenfalls seine Meinung noch einmal bekräftigte. Eine Meinung übrigens, die er nicht erfunden hat. Schon viele Politiker der unterschiedlichsten Richtungen wollten HartzIV-Empfängern erklären, wie sie richtig oder immerhin besser mit ihren paar Kröten umgehen können. Was immer wieder ein Hohn ist von Leuten, die ein Vielfaches verdienen und auch schon mal das Geld, das ein HartzIV-Empänger für eine Woche hat, für ein einziges Abendessen ausgeben.
Herr Mißfelder, 29, hat jedenfalls in seinem Leben die richtigen Entscheidungen getroffen und wird nicht Gefahr laufen, irgendwann einmal HartzIV selbst beantragen zu müssen. Er kann sich zur neuen jungen Garde der Union zählen, die zunehmend an die Macht kommt, ohne ihr Kompetenz je unter Beweis gestellt haben zu müssen.
Ob ihn das jedoch dazu befähigt oder gar berechtigt, Menschen in anderen Lebenssituationen Ratschläge zu erteilen, wird künftig nicht mehr die Frage sein. Er und seinesgleichen tun es einfach.
erphschwester - 21. Feb, 11:58
Neinnein, ich rede (dies an meine BX-Leser) nicht von diesem unseligen Wettbewerb, der heute nacht ohne jegliches Tamtam zu Ende gegangen ist, obwohl allerhand User sich in Erwartung von IRGENDWAS die Nacht um die Ohren schlugen.
Nein, ich rede vom Konjunkturpaket, das ja nun von allerhand Seiten als insgesamt, aber eben besonders in einzelnen Teilen sehr unsinnige Sache angesehen wird. Und nun stellt sich heraus, dass gerade die Abwrackprämie, an deren Sinn so keiner recht glauben mochte, ein "voller Erfolg" ist.
Ja, man geht sogar so weit zu behaupten, wegen der Abwrackprämie wäre in den großen Autowerken die Kurzarbeit - die ansonsten unabdingbar gewesen wäre - nicht nötig.
Na, wenn es denn so ist!
Und schließlich ist erst einmal jeder Autokäufer so gut wie der andere. Ob sein Auto nun neun Jahre alt ist, weil er chronisch sparsam ist oder noch einen Zweit- oder Drittwagen in der Garage hat oder er sich eigentlich nur alle 15 Jahre einen Neuen leisten kann. (Manch einer soll sogar noch nie einen richtig Neuen besessen haben!)
Tatsache ist, dass offenbar noch allerhand mehr Geld unter den Leuten kursiert, als man angesichts der Krise hätte annehmen dürfen. Und das will raus aus den Taschen, besonders gerne dann, wenn noch irgendwer was drauf legt. Diejenigen, die da unkten, dass so etwas ein rechter Schwachsinn wäre, unterschätzten offenbar die Gier derer, die noch Geld haben, ein bisschen mehr dazu zu kriegen. Und die Autoverkäufer können ein Lied drüber singen, denn in den letzten Wochen kamen sie gar nicht mehr zur Ruhe und waren damit beschäftigt, Angebote und Kundenwünsche so zu koordinieren, dass jeder zufrieden wurde, also fast jeder.
Nämlich die, die auch gern ein bisschen Konjunktur aus dem Paket gekriegt hätten, weil sie sonst nix haben, die sind auch dieses Mal leer ausgegangen. Weil Konjunktur aus dem Paket kriegten nur die ab, die erst einmal selbst etwas auf den Tisch legen konnten: Bares, und zwar nicht so wenig.
So ist das mit der Marktwirtschaft, wenn sie denn schon lange aufgehört hat, sozial zu sein: Was davon haben tun immer nur die, die selbst noch was draufzahlen können.
Und am Ende wollen wir doch nicht vergessen, dass der Einzelne zwar "nur" 2500 Euro gespart hat, aber die Riesenumsätze bei einem Industriezweig gelandet sind, der - bitteschön! - aus welchen Gründen besser behandelt wird als andere?
Wir sollten, der Fairness halber, rege ich an, über Abwrackprämien für Brillen, Zahnersatz, Hüftgelenke (die ja inzwischen auch nich mehr jeder kriegt) etc. nachdenken. Denn jedenfalls ist Gesundheit doch ein sehr viel wertvolleres Gut als Autos, die immer und in jedem Fall Umweltschmutz erzeugen. Das nur am Rande.
PS: Und beim nächsten Mal denken wir über Abrwackprämien für Politiker nach und darüber, warum manche von ihnen von vornherein lieber nicht ins Amt berufen würden.
erphschwester - 16. Feb, 07:01
... titelt heute eine unserer großen Tageszeitungen und jeder findet´s nett. Wenigstens den Titel.
Im übrigen darf man sich fragen, was wohl dahinter stecken mag, dass einer der vermeintlich wichtigeren Minister nun just im Wahljahr entdeckte, dass er 65 ist und eigentlich mit 65 aufhören wollte. So rechenschwach, dass einem das erst kurz zuvor einfällt, wann es so weit ist, kann man nicht einmal in Bayern sein, obwohl da bekanntermaßen alles ein bißchen anders ist.
Vielleicht hat der Glos das preußische Naturell seiner Chefin und die damit einher gehenden Unwägbarkeiten unterschätzt? Vielleicht auch hat er seine eigene Wichtigkeit überschätzt? Ausgestattet mit der Idee vom vormaligen Superministerium mag er enttäuscht gewesen sein über die abgerüstete Variante dessen, was man ihm zugedacht hatte. Ein Trostpflästerchen für die kleine Schwester der Regenten, den Namen nicht wert, den es trägt, sein Ministerium. Denn seit Beginn der Legislaturperiode dreht sich alles nicht mehr um die Wirtschaft, sondern nur noch ums Geld.
So beharrlich, wie Glos sein nunmehr entdecktes Alter vor sich her trägt, werden wir wohl nicht wirklich und bis in den Grund erfahren, was ihn dazu bewegt hat, diesen Schritt zu gehen, jetzt, nur wenige Monate vor der Wahl. Obwohl er deutlich ein Zeichen setzen wollte. So viel steht fest.
erphschwester - 9. Feb, 06:49
Nein, wir tun Frau Merkel und den anderen nicht den Gefallen, ein weiteres Mal über den Papst zu reden (nicht einmal, obwohl die Katholische Kirche sogar eine Hotline eingerichtet hat), sondern wir reden von
Lauter arme(n) Menschen
Ham Sie die gestern auch gesehen?
Mir blutete das Herz!
Da war 1. die arme Frau, die sich ein kleines bissel früher zur Ruhe gesetzt hatte, weil sie in ihrem Leben fleissig war und von ihren gesparten drei Millionen meinte, bei genug Sparsamkeit bis an ihr Lebensende auszukommen.
Da war 2. der arme Bankangestellte, der keine drei Millionen hatte und deswegen einen exklusiven Betreuungsvertrag mit der Frau machte und ihr versprach, aus den drei Millionen ein bißchen mehr zu machen.
Und da war 3. die arme Berliner Volksbank, die doch nichts dafür kann, wenn ihr Mitarbeiter ... also, man kann doch nich für alles verantwortlich gemacht werden!
Und nu sitzt 1. vollkommen verarmt in ihrem Reihenhaus und bärmelt vor sich hin, 2. sitzt im Gefängsnis und 3. sitzt beim Anwalt und bereitet die dritte Instanz vor; irgendwo muss man ja schließlich mal Recht kriegen.
Und ich saß vor meinem Fernseher und freute mich, dass es das öffentlich rechtliche Fernsehen gibt, denn die klären immer wieder brutalstmöglich auf.
erphschwester - 6. Feb, 06:08
Tatsächlich ist die Rechnung aufgegangen: Man redet drüber, mehr als über alles andere.
Stecken in Frau Merkel etwa antikatholische Vorbehalte? Steht es ihr zu, den Papst zu kritisieren? Wie kann man dem Papst antisemitisches Gedankengut vorwerfen? Darf man ihn, den Herrn über alle Katholiken in dieser Welt, überhaupt kritisieren?
Und - seit es in Mode gekommen ist, nicht-Italiener zu Päpsten zu machen - steht da auch die Frage im Raum, ob und wie sehr ein Papst noch Bürger eines Landes sein kann, wenn er doch inzwischen ein eigenes zur Verfügung hat. Kann sein Wirken für oder wider das Land sprechen, aus dem er kommt?
Bei so viel Stoff zum Nachdenken, so viel Empörung auf allen Seiten, ist es garantiert, dass wir noch ein paar Tage beschäftigt sind.
Da gehen die Berichte über die steigende Anzahl von Insolvenzen, Kurzarbeitsanträgen etc. glatt unter. Da denkt auch keiner darüber nach, welche möglicherweise folgenschweren Entscheidungen die Föderalismuskonferenz bezüglich der Neuverschuldung trifft und all der Dinge mehr.
Gut gemacht, Frau Merkel! Die Rechnung ist wieder mal aufgegangen.
Und beim nächsten Mal reden wir über die Berlinale, denn wir lieben die Schönen und Reichen, wie sie über den roten Teppich defilieren. Dabei vergessen wir doch glatt alles Mögliche.
erphschwester - 5. Feb, 06:56