Geschichten aus dem Lande und der Welt

Montag, 7. September 2009

Stell dir vor

Spätestens seit uns Frau Noxxlynxx gestern erklärte, dass es völlig, aber ganz vollkommen egal ist, ob und was wir wählen, weil die Leute nie, aber auch nie irgend ein Versprechen einhalten oder irgend einen Skrupel vor was auch immer haben, sobald man sie gewählt hat ...
also spätestens seitdem ist einem die Lust am Wählen gründlich vergangen.

Mir schwirrt seitdem dieser Sponti-Spruch durch den Kopf, abgewandelt zwar, aber prinzipiell läuft es aufs Gleiche raus: "Stell dir vor, es ist Wahl und keiner geht hin."
Es könnte, denkt man, Spaß machen, denen zu zeigen, dass man ihnen nicht mehr glaubt. Keinem von ihnen und reineweg gar nichts.
Also nicht, dass diese Idee neu wäre. Und in Wahrheit ists nicht einmal eine Idee. Zu viele schon tun es, weil sie nicht doof und obendrein ratlos sind.

Und all die anderen, die sich einbilden, ihr vermeintlich taktisches Wählen würde irgendwo hin führen, wo sies gern hätten, beginnen spätestens jetzt zu begreifen, dass jegliche Taktik jederzeit ad absurdum geführt werden kann, wenn da irgendwer einem Posten nachstrebt. Und irgendwie tun sie das ja alle. Am Ende kann (das ist zwar neu, aber nicht unmöglich) tatsächlich der, mit den schwächsten Ergebnissen ein Landesvater werden. Am Ende kann jeder alles werden. Auch ein Molotov-Cocktail-Schmeißer Aussenminister und Vizekanzler.

Aber das wussten wir ja schon. Und habens damals sogar noch gewollt. Als hätten wirs nicht gewusst.


Nicht hingehen also, denken Mann und Frau in diesem und jenem schwachen Moment. Ihnen zeigen, dass sie nichts taugen in unseren Augen. Sie mit Schweigen strafen und Nichtachtung. Ihnen zeigen, dass ... ach, was auch immer!

Und man sollte es, verdammt noch eins, tun! Nicht so als Einzelner, sondern wir alle. Schnauze halten kann auch eine Mitteilung sein.

Das wäre die einzig wahrhafte und richtige Methode, irgend etwas zu sagen. Wären da nicht die Herrschaften, die - siehe oben - Pöstchen wollen oder auch richtig fette Posten, die in die Politik gehen, um hernach eine Chance in der Wirtschaft zu haben, die nie, aber auch keinen Moment lang, eine Vision hatten von irgendwas, das sie erreichen wollen, sofern es nicht um sie selbst geht.
DIE natürlich gehen hin. Und wählen sich selbst. Könnt ja die eine Stimme sein, die andernfalls gefehlt hat .

Und dann hätten wir folgendes Wahlergebnis:
CDU: 44%
SPD: 43%
Linke: 6%
FDP: 5.9%
NPD: 0.6%

Nur einen kleinen Moment lang hält sich da noch der Gedanke, dass nicht einmal sie selbst hin gehen. Und keiner mehr wählt, wirklich keiner. Und die große Ratlosigkeit einkehrt. Weil keiner mehr hin gegangen ist.

Bis auf den hier. Der hätte dann - ohne große Mühe - 100% der Stimmen, nämlich seine eigene. Und wäre Bundeskanzler, fast mühelos. Und alle hätten, was sie verdienen.



Weil sie nicht hin gegangen sind.

Donnerstag, 3. September 2009

Kraftlos

Menschen lieben Rituale. Sie sind oft ganz einfach und erfüllen uns doch mit Zufriedenheit, wenn nicht gar Glück. Warum auch immer. Vielleicht bedeuten Rituale, dass Menschen sich verstehen, was immerhin etwas ist in einer Zeit, da jeder so unheimlich individuell ist, dass er am Ende ziemlich allein da steht. Rituale also schaffen Verbindungen zwischen Menschen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben.
Gestern zum Beispiel hatte ich bei meinem Getränkehändler die Idee, meinen Einkauf, selber einzupacken, was dieser sehr übel vermerkte. Sollte das womöglich heissen, dass ich ihn nicht mehr leiden kann? Jedenfalls traute er sich heute erst nach Rückfrage, meine Flaschen in den Einkaufsbeutel zu verstauen.

Mein Zeitungshändler und ich sind weniger animos. Es beginnt stets damit, dass ich, während der Kunde vor mir fertig bedient wird, die Schlagzeilen der großen Zeitungen lese und dann in die kleine Bude werfe. Da mein Zeitungshändler die Sachen nicht nur verkauft, sondern auch selbst liest, manchmal vom Radio im Hintergrund untermalt, berichtet er mir darauf hin das Neueste.
Heute zum Beispiel ist Althaus zurück getreten. Den er, so als Mensch, doch eigentlich ganz nett fand. Ich wende ein, dass dieser Blödmann Kreationist ist, wovon mein Zeitungshändler keine Ahnung hat. Ich erkläre und teile mit, dass Kreationisten ein Rückschritt in der Menschheitsgeschichte und obendrein saublöd sind, von Nettigkeit keine Spur. (Neue Faschisten, schießt es mir durch den Kopf, aber das sage ich nicht.)
Sein Wahlkampf, also der vom Althaus, sei saft- und kraftlos gewesen, sage ich. Aber so sei er doch in der ganzen Republik, meint der Zeitungshändler. Ich stimme ihm zu und weiss auch den Grund: Warum sich anstrengen? Entweder der Wähler ist blöde und wählt irgendwie mittig, wobei es egal ist, was denn nun genau. Mitterechts, Mittelinks, liberal - scheißegal. Oder aber der Wähler driftet an die Kanten, rechts - links ... wenns Protest ist, dann isses auch egal. Und immerhin sind die Linken nicht ganz so sinnentleert wie die anderen, die nur immerzu die alten Parolen wiederkäuen. Selbst die konservativen Moderatoren der Landtagswahlen kriegten bei der Rote-Socken-Diskussion vom Herrn Niebel das große Gähnen.

Am Ende verständigten wir uns darauf, dass die Linken trotzdem bundesweit nicht über die zehn Prozent kommen, nicht mal aus Protest, und alles wieder bei der großen Koalition enden wird.

Es sei denn, allerhand langjährige Nichtwähler gingen plötzlich hin.
Es sei denn ...

Mittwoch, 22. Juli 2009

Das Leben ist voller Gefahren ...

... so wusste schon mein selig Bruder nicht ohne Häme zu sagen, wenn ich wegen irgendwelcher Kinderwehwehchen weinend nach Hause kam. Ich dachte schon damals, dass er mit seinen neun Jahren mehr auf dem Buckel gut reden hat. Ausserdem war er im Judo. (Heute ist mir klar, dass er aus gutem Grund Judounterricht hatte.)
Und es scheint immer gefährlicher zu werden. Nicht wegen des zunehmenden Alters, sondern weil die Welt ansich gefährlich ist.

Gern würde ich zum Beweis dessen auf Amerika zeigen, wo man all die vielfältigen Warnhinweise quasi erfunden hat: Aufdrucke auf Kaffeebechern, dass heisser Kaffee zu Verbrennungen führen kann; ebensolche auf Kinderspielzeug, dass es kleine Teile enthält, die zum Verschlucken einladen usw.usf.

Inzwischen jedoch wandern diese Hinweise, deren Erfinder über einen unerschöpflichen Born an Ideen zu verfügen scheinen, um die ganze Welt. Heisser Kaffee führt neuerdings auch hier zu Verbrennungen, Kleinspielzeug kann auch hier verschluckt werden, Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit, Alkohol schädigt die Frucht Ihres Leibes usf.


Auf die wahren Gefahren im Leben jedoch macht einen nach wie vor keiner aufmerksam:

Bauen Sie Ihr Haus nie neben einem als See getarnten Tagebau, denn keiner weiss so genau, wann es in die Grube rutscht.

Sagen Sie niemals als Zeuge vor Gericht aus. Sie könnten von einem hitzköpfigen Angeklagten erschossen werden und bestenfalls dadurch in Erinnerung bleiben, dass irgendwer eine Story von Fremdenfeindlichkeit daraus strickt.

Bewegen Sie sich überhaupt nie in der Nähe von Leuten, die Waffen besitzen oder Zugang zu solchen haben. Sie könnten sie, wider alle Erwartungen, in Ihrer Gegenwart benutzen.

Meiden Sie insgesamt hitzköpfige Menschen oder am Besten Menschen überhaupt. Selbst wenn man sie kennt, könnte sich herausstellen, dass sie Messer, Schraubenzieher oder auch nur einen zu öffnenden Gashahn ihr Eigen nennen und dermaleinst Gebrauch hiervon machen, obwohl sie doch eigentlich ganz nett waren.

Meiden Sie auch Autobatterien, wenn Sie keinen Wasserhahn haben, denn Wissenschaftler haben nun heraus gefunden, dass man sich die Augen nach Benetzung derselben mit Batterieflüssigkeit umgehend ausspülen sollte. Zum Glück gibt es die Wissenschaft! Denn die entsprechenden Aufdrucke auf Batterien gibt es nicht.(!)

Meiden Sie jedenfalls Keller und andere finstere Gemäuer, wenn Sie unter Spinnenphobie leiden und aus Angst vor einer solchen eventuell stürzen könnten. Denn Spinnen werden auch künftig keinen Aufdruck tragen; sie gehören, so ein aktueller Richterspruch, zum normalen Lebensrisiko.

Unterlassen Sie Reisen (wegen Schweinegrippe und anderer Krankheiten), Sex (wegen evtl. Schwangerschaften und anderer Krankheiten) sowie Essen und Trinken (wegen des lebensgefährlichen Übergewichts und anderer Krankheiten); unterlassen Sie möglichst auch das Atmen (die Tröpfcheninfektion gehört zu der häufigsten Übertragungsart ansteckender Krankheiten).

Sollten Sie hingegen ein Eisbär oder ein schwarzes Schaf sein, dann können Sie tun, was Sie wollen, denn Sie sind praktisch sowieso schon ausgestorben.

Dienstag, 21. Juli 2009

Made in Germany

Gestern sah ich wieder einmal – was eine gar schlechte Angewohnheit! – Nachrichten und hörte den Jubelruf „Rosenthal gerettet!“. Und gleich im Anschluss kamen die Bieter für Opel ins Gespräch. Kanadisch, chinesisch? Egal, Hauptsache Bieter. Hertie, höre ich heute, wird nicht gerettet und die Mitarbeiter auch nicht. Die stehen ab morgen auf der Straße und staunen, was so ein Sozialplan wohl zu bedeuten hat, wenn da gar nichts Soziales dran ist.

Es ist, soviel scheint fest zu stehen, der große Ausverkauf im Gange. Wie dunnemals, als man kein Geld hatte und schnell durch die Bude raste und die Pfandflaschen zusammen klaubte, um wenigstens ein Brot kaufen zu können.
In Wahrheit ist sogar das Brot gepumpt und meine allerneueste Rentenmitteilung eine jämmerliche Lüge, bei der keiner mehr rot wird. Wenigstens sparen sie sich inzwischen den ganzen Papierberg (Kostet ja nur Geld, das längst nicht mehr da ist.) und begnügen sich mit einem Blatt, das seine Wahrhaftigkeit wohl umso eindringlicher machen soll. Nur Lügen kommen noch in Lackschuhen daher; wir aber sind ehrlich und schlicht.

In Wahrheit sind die Lügen das tägliche Brot all jener, die uns noch immer vorgaukeln wollen, es käme schon alles „irgendwie“ in Ordnung. Kein einzelner Missstand, den anzuprangern es lohnt ( Wir bekämen Schwielen am Maul.), sondern ein Konglomerat an Nicht- Gesagtem, das uns in Sicherheit wiegen soll und ein großes Pseudo-Bohei bei denen erzeugt, die in Wahrheit längst Bescheid wissen, wird es ungewollt offenbar.
Während wir uns dumm-dusselig in Schönwettergedanken schaukeln und nur mäßig erstaunt dem Wetterfrosch zuhören, der etwas von „Schaukelwetter“ erzählt, das ein beschönigender Begriff für die Katastrophe ist, die schon an der nächsten Ecke steht, ist der große Ausverkauf im Gange. Alles, was noch zu versilbern geht, wird unter den Hammer gebracht. Egal, in welchem Teil der Erde die künftigen Besitzer wohnen, die alles andere im Kopf haben, als irgendwen zu retten.
Rosenthal wird ebenso wenig gerettet wie Opel. Und die Heuschrecken sind das, was sie immer waren: Sie fressen auch den Rest noch ab, nehmen auch die kleinsten Regierungsgaben, wenn es denn nur fett macht.


Dereinst sollte der Begriff „Made in Germany“ vor den Waren des Feindes warnen. Irgendwann wurde ein Qualitätssiegel daraus, und von der zwischenzeitlichen Lüge zum Nichts ist es nur ein ganz kleiner Schritt. Deutschland löst sich in Nebel auf.

Nur der Tiefflieger da oben hat das noch nicht begriffen. Er denkt, er kämpft für Deutschland.

Montag, 20. Juli 2009

Von Moderatoren und der Wahl, die man hat

Wenn Sie denken, ein Moderator ist einer, der ein Forum im Internet in die richtigen Bahnen lenkt oder auch nicht, dann sollten Sie wieder ein bisschen raus in die Welt gehen und sich umschauen. Der Moderator, von dem ich jetzt spreche, ist einer aus dem Fernsehen, genau genommen: dem Frühstücksfernsehen. Der hat mir heute morgen verraten, dass der Herr Obama zu uns Angie bei ihrem Besuch gesagt hat, Wahlkampf in Deutschland sei eine völlig unnötige Sache, weil ... sie habe die Wahl ja schon gewonnen.

Ich nehme nicht an, dass der, also der Obama und nicht der Moderator, über seherische Fähigkeiten verfügt oder aber die treffende Analyse des Herrn Machopan bereits vorab kennen konnte und halte diese Äusserung deshalb für die reine Höflichkeit ohne jegliche Substanz.

Allerdings macht es mir so als potentieller Wähler schon ein bisschen Sorge, dass in diesem Jahr der Wahlkampf noch so gar überhaupt nicht richtig angefangen hat.
Haben die den Gewinner diesmal schon unter sich ausgelost?
Ist das das Bekenntnis, dass es imgrunde wurscht ist, wer gewinnt, weil sie inzwischen ausnahmslos alle den gleichen Klüngel veranstalten?
Mit welchem Energieunternehmen hat Frau Merkel erfolgreiche Verhandlungen geführt für den Fall, dass nicht ...?
Ist unser Land inzwischen so am Ende, dass niemand anders als uns Angie regieren will?
Gar nicht zu reden von den immer größer werdenden Kleinen, die sich diesmal noch nicht hochoffiziell an irgend eine große, in Wahrheit aber immer schmäler werdende Brust geschmissen haben.

Wenn es nicht imgrunde wirklich vollkommen schnurz wäre, was an diesem Tag im September passiert, müsste ich kleines Wählerlein mir tatsächlich Gedanken machen. So aber kann ich mir getrost sagen, dass es meiner Mitwirkung tatsächlich nicht bedarf, weil das Volk immer wieder die Regierung kriegt, die es verdient. Ganz besonders, weil die Auswahl ja wirklich nur die zwischen Pest und Cholera ist.

Montag, 13. Juli 2009

Nabucco

Wenn ich Nabucco sage, fällt Ihnen, klar, sogar wenn Sie nur ein halb gebildeter Mensch wie ich sind, die Oper ein. Die wird gerne im Bildungsfernsehen präsentiert, weil der Gefangenenchor so hübsch klingt und selbst Nichtfreunden der Oper im Ohr nicht weh tut.

Nabucco kommt von Nebukadnezar, der in der Oper größenwahnsinnig nicht nur König, sondern gleich Gott sein will, was uns an die Frau vom Fischer erinnert. Also nicht dem Joshka, sondern dem aus den Grimmschen Märchen, die ihre Wünsche bei dem Zauberfisch ein wenig zu sehr ausreizte. Am Ende saß sie wieder in ihrer Hütte und hatte gar nix gekonnt. Nabucco gehts ein bisschen besser, weil so ein Herrscher immer ein bißchen ein Herrscher bleibt. Dem reisst es nur die Krone vom Kopf und er wird wahnsinnig, was vielleicht auch nicht schön, aber in seinem Fall überwindbar ist. Denn er erwacht aus seinem Wahne, mäßigt sich in seinen Wünschen und huldigt dem wahren Gott.

Was jetzt Nabucco mit dieser Pipeline zu tun hat, der er seinen Namen gegeben hat, will ich eigentlich nicht gar nicht wissen, obwohl ich lange, lange darüber nachdachte.
Eine Pipeline, die Europa von russischen Gas- und Öllieferungen unabhängig, dafür von türkischen und irakischen abhängig machen soll. Und das, nachdem wir Herrn Schröder und seine Gasprom mit einem sattelfesten und saudummen Vertrag beglückt haben.

Eine Pipeline, die "einen neuen Abschnitt in den europäisch-türkischen Beziehungen einläuten" soll. Worüber ich jetzt auch gar nicht so genau nachdenken möchte.

Es gibt schlichtweg Momente, da verfluche ich die Fähigkeit zu denken, denn zwangsläufig fällt mir in diesem Zusammenhang ein, dass Deutschland einst - Jahrzehnte ist es her - das innovativste Land bei der Entwicklung alternativer Energiequellen war. Und sich selbst im Wege stand, über die eigenen Füße stolperte und nicht traute, einen eigenen Weg zu gehen. Obschon wir, als rohstoffarmes Land, gute Gründe hierfür gehabt hätten, von den Möglichkeiten auf dem Weltmarkt gar nicht zu reden. Stattdessen rennen wir, noch immer, Ländern hinterher, die - um es vorsichtig zu sagen - in ihrer Zuverlässigkeit schon heute und vermutlich auch dermaleinst zu wünschen übrig lassen werden.

Nabucco, also der aus der Oper (ich beginne zu begreifen), rannte ein hübsches Stück seiner Zeit dem falschen Gott hinterher. Erst als er, selbstbewusst zwar, aber voller Demut, sein Haupt neigte, kam alles in Ordnung.

Wir sind noch nicht am Ende des Weges angekommen.

Freitag, 10. Juli 2009

Ex und Hopp

Die Eltern heute habens nicht leicht. Schon in der Grundschule müssen sie für ihr Kind entscheiden, wie es weitergeht. Natürlich möchte jeder das Beste für sein Kind und deswegen wird schon früh über die Wichtigkeit des weiteren Fortgangs mit den lieben Kleinen gesprochen.

Neulich hörte ich, wie eines von ihnen in einem solchen Gespräch sehr ernsthaft auf die Frage der Mutter antwortete: "Wenn ich groß bin, will ich mal Experte werden."
Ich konnte nicht hören, was die erstaunt-erschrockene Mutter hierauf erwiderte und blieb meinen eigenen Gedanken überlassen, die - ich gebe es zu - die Überraschung der Mutter nicht nachvollziehen konnten. Eigentlich, so sollte man annehmen, hätte ihre ohnedies nicht kleine Brust vor Stolz noch mehr schwellen müssen.
Welch weitsichtiges Blag, das im zarten Alter von sagen wir mal acht Jahren schon die wesentlichen Dinge in dieser Welt durchschaut hat.
Denn schließlich sind es die Experten, auf die die Welt hört. In allen Bereichen.

Heute zum Beispiel las ich, dass einer von diesen Experten voraussagte (Jaja, der gemeine Experte zeichnet sich durch einen Born an Voraussagen aus, die er stets medienwirksam parat hat.), es würde in Kalifornien bald ein sehr schweres Erdbeben geben.

Und jetzt kommen Sie mir nicht daher, dass Sie das auch voraussagen könnten. Pah! Irgendwas Sinnloses daher schwallen, kann schließlich jeder. Und irgendwie liegt es ja auf der Hand, dass so ein riesiges Erdbeben in Kalifornien mal wieder fällig ist. War ja lange keins mehr. Und dass die da die Andreasspalte haben (was nix mit meinem Ex zu tun hat, obwohl unsere Ehe gegen Ende auch etwas Erdbebenhaftes hatte), weiss ja nun inzwischen jeder, der auch nur hin und wieder mal im Fernsehen was anderes als Big Brother schaut.

Nein, die wahre Leistung bei so einem Experten ist nicht, was er voraussagt, auch nicht wirklich, wie er das tut. Obwohl der Brustston der Überzeugung, eine gewisse Eindringlichkeit und ein angemessener Grad der vorausschauenden Verzweiflung nicht schaden kann (denn es ist nie, aber auch nie etwas Gutes, was sie beim Blick in ihre höchstpersönliche Glaskugel erblicken.).
Nein, die wahre Leistung besteht eigentlich darin, erst einmal Experte zu werden. Wobei ich nun ausnahmsweise mal nicht von der Politik oder Wirtschaft rede, denn da reicht schon die richtige Verwandtschaft.

Ich rede von der Wissenschaft aller Sparten, was zwar eine konkrete Sache sein soll, aber doch ziemlich häufig sehr vage daher kommt. Womit ich noch am Wenigsten die Meteorologen meine. (Mit etwas Glück nimmt meine Blogpartnerin die gerade eben auseinander.) Nein, als da wären Geologen, Astronomen, auch gerne mal Biologen oder Physiker.
Sie alle treffen gern Voraussagen, noch lieber die ganz Langfristigen, am Allerliebsten aber die sowasvon Langfristigen, die kein Mensch je mehr wird überprüfen können. Zum Beispiel die Sache mit den Ausserirdischen, die es zweifellos geben muss, weil alles andere Platzverschwendung wäre, die aber so weit, weit weg sind, dass sie viel zu lange hierher brauchen würden. Was ein Glück!
Oder die Sache mit dem Meteor, der uns zweifelsohne irgendwann auf den Schädel fallen und alles kaputt machen wird, was dann wieder die Biologen auf den Plan ruft, die sich jetzt schon ausgucken, wer von allen Lebewesen das Zeug hat, dieses Desaster zu überleben. Der Mensch jedenfalls isses mal nicht.

Das alles, sagen Sie, ist doch totaler Quatsch. Was interessiert einen denn schon, was in einer Woche, zehn oder aber tausend Jahren zwangsläufig passieren wird, wenn man es denn doch nicht ändern kann?
Irrtum: Hier beginnt sie, die Macht der Experten.
Wenn Sie oder ich ein Erdbeben in Kalifornien voraussagen, dann schert sich kein Mensch drum. Ist das aber so ein Experte, der schöne Bildchen, Diagramme und was weiss ich zum Beweis seiner These vorlegen kann, wird man sehr viel schneller Notfallprogramme etc. locker machen.
Wissen Sie zum Beispiel, dass sich ganze Heerscharen von Wissenschaftlern mit dieser Meteorsache befassen? Wenn der dann in 300 Jahren tatsächlich auf uns zu steuert, gibt es vielleicht eine Lösung. Worüber die Biologen vielleicht nicht glücklich sind, weil dann ihre Voraussagen nicht eintreffen, aber was interessiert uns das Glück der Biologen, solange wir noch leben? (Und wenn wir erst tot sind, isses auch egal.)
Sollte freilich einer von diesen zu spät gesichteten Meteoren schon nächste Woche hier runter kommen, haben wir halt Pech gehabt. Aber den Versuch war es wert.

Dieser Tage sah ich einen Bericht über Sonnenstürme. Sie wissen nicht, was das ist? Die setzen die ganze Technik ausser Betrieb und dann wirds hier aber zappenduster. Sind mal wieder fällig, sagen die Wissenschaftler.

Da werd ich mal schnell diesen Eintrag abschicken, solange das noch geht.

Donnerstag, 9. Juli 2009

Shoppen

Wissen Sie noch, wann Sie das letzte Mal in Ihrer Postfiliale waren?

Nein, das ist keine Fangfrage. Aber - machen wir uns doch nichts vor - wer schreibt denn heute noch Briefe? Per E-Mail gehts doch viel, viel schneller. Und wegen der Oma ohne PC muss man ja nun nicht unbedingt zur Post. Dafür gibts ja Briefkästen. Und Päckchen? Ohje! Von den futuristischen Stationen, die ich alte Frau vermutlich gar nicht bedienen könnte, mal ganz abgesehen, schickt doch heute kaum noch jemand etwas anderes als Geld durch die Gegend. Dann kann sich das Kind/Enkel/ Patenkind oder wer auch immer kaufen, was ihm selbst gefällt. Alle sind froh und alles ist so viel einfacher. Da reicht der Briefkasten auch.

Also, nochmal: Wann waren Sie zuletzt an in Ihrer Postfiliale?
Ja, sehn Sie! Geht doch.
Wären Sie da nämlich irgendwann letzthin gewesen, wäre es Ihnen gleich aufgefallen: Das Ding heisst schon seit geraumer Zeit nicht mehr Filiale. So was Altmodisches. Nein, das ist jetzt ein POST-SHOP. Und ich wäre beim letzten Mal beinahe an dem Ding vorbei gelaufen, weil es volle Schaufenster hatte und mit Reklame voll gekleistert war wie jeder x-beliebige Laden, Pardon!: Shop.
Da kriegen Sie nicht nur, was ja irgendwie logisch klingt, das ganze Zeugs zum Päckchenpacken (auch wenn das kaum noch wer macht), sondern neuerdings auch Shirts, Badelatschen, Taschen und was-weiss-ich-noch.

Die Leute hinter den Schaltern heissen inzwischen ... naja, keiner weiss es. Aber sie haben sowas von Verkäufern. Nicht nur, weil sie den ganzen Tag stehen müssen (andernfalls sähe man sie nicht; früher jedenfalls durften sie sitzen), sondern auch, weil ihnen sichtbar die verkäuferische Beflissenheit antrainiert wurde. Okay, es gibt Schlimmeres als das.
Aber, mal ehrlich, wenn einer aussieht und sich benimmt wie ein Verkäufer, fühlt man sich da nicht auch, als würde einem was verkauft? Was ja in Ordnung ist, soweit es um Paketschnur geht. Aber die "handeln" ja auch mit Geldanlagen. So als Postbank. Und das mit großem Eifer. Wie ja irgendwie alle Banker. Und wenn die einem eine Geldanlage verkaufen, gerade jetzt nach der Bankenkrise, kriegt man schon irgendwie ein komisches Gefühl.

Woll´n die den alten Schrott vielleicht nur los kriegen?, denkt man da.
Glauben Sie nicht? Weil die jetzt vorsichtiger geworden sind? Aus Schaden wird man klug?
So seh´n Sie aus!
Ich kenne Leute bei der Postbank und auch der Sparkasse, die mit ihrem Job gar nicht glücklich sind. Denn KEINER ist klüger geworden, der Kleinanleger zählt nichts und jeder soll auf Teufel-komm-raus zum Erwerb irgendwelcher merkwürdigen Dinge überredet werden, die man als großartige Sache anpreist, ohne zu wissen, ob sie nicht irgendwann in einer Blase zerplatzen wie schon so vieles vorher.
Es werden Gewinnversprechen gemacht, Traumzahlen als Vorgaben ausgegeben, dafür Kredite versagt ... alles wie zuvor. Da kann Herr Steinbrück maulen, so viel er will. Der Kleinkunde ist nach wie vor nicht das Ziel der Begehrlichkeiten, seit die Bankvorstände Blut geleckt und begriffen haben, wie einfach und ungefährlich es doch ist, so richtig auf die K... äääh, den Schlamm zu hauen. Wenns schief geht, kommt schon irgendwer daher und richtets wieder. Und wenn es nur ein, zwei Jahre gut geht, kann das schon ausreichen, den Rest der Zeit sorglos zu leben.

Ja, klar, das Ganze ist auch eine Nervenmühle. Also wenigstens für die, die da am Schalter stehen. Sogar auch für die, die gepflegte Zimmer für ihre Kundenberatungen haben. Weil sie eben nicht mehr kundenorientiert beraten dürfen, sondern profitortientiert verkaufen müssen. Koste es, was es wolle.
Neuerdings hören wir immer mal von denen, die aussteigen und in der Toscana töpfern, weil sie dieses knallharte Geschäft so fertich gemacht hat. Was ja immerhin ein gutes Zeichen ist (wenn man sich nicht fragt, wie sie sich diese Töpferei nun plötzlich leisten können).

Am Prinzip aber ändert das gar nichts:
Wenn Sie mal wieder, zufällig oder nicht, in so eine Filale von was auch immer ´rein kommen und denken, dass man Sie nun beraten wird, drehen Sie am Besten gleich um, weil ... es gibt da keine Berater mehr. Das sind alles Verkäufer. Und die wollen - erinnern Sie sich! - Ihr Bestes. Aber das kriegen sie nur dann, wenn Sie zu blöde sind, zu vergessen, dass keiner ausser Ihnen selbst Ihr Bestes will.

Denn: Alle denken an sich; nur ich denke an mich.

Samstag, 4. Juli 2009

Sischer

Dass die einstige Sicherheit unseres ehemaligen kleinen Ministers hinsichtlich der Renten nicht einmal mehr das Schwarze unterm Fingernagel wert ist, weiss inzwischen jeder.
Dass ich mich alljährlich über die märchenhaften Rentenmitteilungen der DRV ärgere, wissen zumindest meine Stammleser.
Dass aber die uns seit Jahr und Tag empfohlene eigene Altersvorsorge einen Katzendreck wert ist, ahnten wir zwar, wissen jedoch tun wir das erst seit kurzer Zeit.

Als es anfing damit, dass man uns zwar nach wie vor alle möglichen gesetzlichen Beiträge für alles Mögliche abzog, gleichzeitig jedoch die Meinung vertrat, wir seien für uns selbst verantwortlich, hoben wir nur höchst erstaunt die Augenbrauen. Weil ... wovon, bitteschön, sollten wir denn privat vorsorgen (und warum?), wenn denn doch der Gesetzgeber uns zwang, selbiges von Rechts wegen tun zu müssen. Gleichwohl haben wir uns abgestrampelt und diese und jene Reserve aufgetan, um der späteren Versorgungslosigkeit zu entgehen.

Glücklich der, der einen Arbeitgeber hatte, welcher ihm eine Betriebsrente offerierte, vermittels der das Elend dermaleinst behoben werden könne. Solcherart vom staatlichen System abgekoppelt, glaubten die Betroffenen, könne ihnen nichts passieren.
Was, wie wir heute wissen, mindestens eine genauso trügerische Vorstellung ist wie so vieles andere, das laut in Pressekonferenzen verkündet wird.

Zwar hat das Landesarbeitsgericht Hessen die Firma Ymos im bislang größten derartigen Rechtsstreit zur Weiterzahlung der aus wirtschaftlichen Gründen gestoppten Betriebsrenten verpflichtet, aber was die Richter des Bundesarbeitsgerichtes daraus machen werden, ist noch nicht klar. Möglicherweise entscheiden sie rein pragmatisch: Einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen.
Denn die Firma Ymos ist nicht mehr der einst erfolgreiche Autozulieferer, sondern gehört nun zur Cura Unternehmensgruppe. Die wiederum hat mit Autos nix am Hut (das würde heutzutage eh nix nützen), sondern beschäftigt sich mit Seniorenheimen. Ymos selbst verwaltet inzwischen Immobilien mit einem gesunden Defizit von 1,8 Millionen im letzten Jahr.

(Die Immobilienblase fällt mir dabei nur am Rande ein.
Vielmehr hatte ich dieser Tage ein Gespräch mit meinem Hausverwalter, der nicht so wollte, wie ich wohl will. Nicht, dass das etwas Unbilliges gewesen wäre. Worauf hin ich ihm schon mal mitteilte, dass es auch noch andere Wohnungen gäbe. Und er wiederum mich ermunterte, mich in dieser Richtung umzutun.
Zwar weiss ich ganz sicher, dass mein Hausverwalter nichts mit der Ymos zu tun hat, konstatiere aber, dass er ebenso wie manch andere Hausverwaltung vielleicht die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt und all die leer stehenden Immobilien bislang glatt übersehen hat.)

Wir dürfen gespannt das Urteil des Bundesarbeitsgerichtes erwarten, das bei seiner Entscheidung den Fortbestand der ohnedies scheinbar nicht mehr sonderlich langlebigen Firma Ymos und der daran geknüpften Arbeitsplätze nicht aus den Augen verlieren wird.
Und hernach sprechen wir noch einmal über Sinn oder Unsinn jeglicher Art von Vorsorge in einer Zeit, in der schon auch mal eine Bank oder Versicherung pleite gehen kann.

Dienstag, 30. Juni 2009

Gib mir mehr, gib mir mehr!

Es ist ein Teufelskreis!
Jawoll!
Und zwar einer, der sich schließt.
Irgendwie.

Neulich, meine Leser erinnern sich, sprachen wir über die Herren, denen die Lust beim Zugucken verging. Also, wenn sie beim Gebären zugucken mussten.
Kein Wunder, auch das stellten wir fest, denn nur die ganz harten Kerls überstehen diesen Anblick vollkommen unbeschadet in ihrer Potenz.

Jetzt hören wir, dass die Unlust letztlich auch zur Unfruchtbarkeit führt. Neja, is klar, wer gar nichts macht, macht auch keinen Nachwuchs. Aber das ist es nicht, was die bei ihrer Untersuchung heraus gekriegt haben. Weil ... das ahnt ja irgendwie jeder. Es sei denn, man glaubt an die Jungsfraunempfängnis.
Nene, es ist eine Frage der Häufigkeit. Wer schlechtes Sperma hat, haben die rausgekriegt (und das solls ja immer öfter geben), muss nur eine Woche lang täglich ...na, Sie wissen schon, und schon verbessert sich die Qualität um zwölf Prozent.

Ergo: Man empfiehlt neuerdings Sex (komisch: uns, damals, musste das keiner empfehlen; wir taten es ganz freiwillig), täglich. Und wenn dann, nach angemessener Zeit, noch immer nichts passiert ist, kann man immernoch sehen, was sonst noch so geht.

Jaja, die einfachsten Ratschläge sind stets noch die wirkungsvollsten.
Aber ehrlich: Gewusst haben wirs die ganze Zeit schon.

Motto:

Meine Bilder kann man kaufen. Meine Texte und meine Meinung nicht. D-J

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