Montag, 7. September 2009

Stell dir vor

Spätestens seit uns Frau Noxxlynxx gestern erklärte, dass es völlig, aber ganz vollkommen egal ist, ob und was wir wählen, weil die Leute nie, aber auch nie irgend ein Versprechen einhalten oder irgend einen Skrupel vor was auch immer haben, sobald man sie gewählt hat ...
also spätestens seitdem ist einem die Lust am Wählen gründlich vergangen.

Mir schwirrt seitdem dieser Sponti-Spruch durch den Kopf, abgewandelt zwar, aber prinzipiell läuft es aufs Gleiche raus: "Stell dir vor, es ist Wahl und keiner geht hin."
Es könnte, denkt man, Spaß machen, denen zu zeigen, dass man ihnen nicht mehr glaubt. Keinem von ihnen und reineweg gar nichts.
Also nicht, dass diese Idee neu wäre. Und in Wahrheit ists nicht einmal eine Idee. Zu viele schon tun es, weil sie nicht doof und obendrein ratlos sind.

Und all die anderen, die sich einbilden, ihr vermeintlich taktisches Wählen würde irgendwo hin führen, wo sies gern hätten, beginnen spätestens jetzt zu begreifen, dass jegliche Taktik jederzeit ad absurdum geführt werden kann, wenn da irgendwer einem Posten nachstrebt. Und irgendwie tun sie das ja alle. Am Ende kann (das ist zwar neu, aber nicht unmöglich) tatsächlich der, mit den schwächsten Ergebnissen ein Landesvater werden. Am Ende kann jeder alles werden. Auch ein Molotov-Cocktail-Schmeißer Aussenminister und Vizekanzler.

Aber das wussten wir ja schon. Und habens damals sogar noch gewollt. Als hätten wirs nicht gewusst.


Nicht hingehen also, denken Mann und Frau in diesem und jenem schwachen Moment. Ihnen zeigen, dass sie nichts taugen in unseren Augen. Sie mit Schweigen strafen und Nichtachtung. Ihnen zeigen, dass ... ach, was auch immer!

Und man sollte es, verdammt noch eins, tun! Nicht so als Einzelner, sondern wir alle. Schnauze halten kann auch eine Mitteilung sein.

Das wäre die einzig wahrhafte und richtige Methode, irgend etwas zu sagen. Wären da nicht die Herrschaften, die - siehe oben - Pöstchen wollen oder auch richtig fette Posten, die in die Politik gehen, um hernach eine Chance in der Wirtschaft zu haben, die nie, aber auch keinen Moment lang, eine Vision hatten von irgendwas, das sie erreichen wollen, sofern es nicht um sie selbst geht.
DIE natürlich gehen hin. Und wählen sich selbst. Könnt ja die eine Stimme sein, die andernfalls gefehlt hat .

Und dann hätten wir folgendes Wahlergebnis:
CDU: 44%
SPD: 43%
Linke: 6%
FDP: 5.9%
NPD: 0.6%

Nur einen kleinen Moment lang hält sich da noch der Gedanke, dass nicht einmal sie selbst hin gehen. Und keiner mehr wählt, wirklich keiner. Und die große Ratlosigkeit einkehrt. Weil keiner mehr hin gegangen ist.

Bis auf den hier. Der hätte dann - ohne große Mühe - 100% der Stimmen, nämlich seine eigene. Und wäre Bundeskanzler, fast mühelos. Und alle hätten, was sie verdienen.



Weil sie nicht hin gegangen sind.

Samstag, 5. September 2009

Nr.99

Auf ausdrücklichen Wunsch einer kranken Dame nun doch die Veröffentlichung:

Freitag, 4. September 2009

Nr.98

40600044

Donnerstag, 3. September 2009

Kraftlos

Menschen lieben Rituale. Sie sind oft ganz einfach und erfüllen uns doch mit Zufriedenheit, wenn nicht gar Glück. Warum auch immer. Vielleicht bedeuten Rituale, dass Menschen sich verstehen, was immerhin etwas ist in einer Zeit, da jeder so unheimlich individuell ist, dass er am Ende ziemlich allein da steht. Rituale also schaffen Verbindungen zwischen Menschen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben.
Gestern zum Beispiel hatte ich bei meinem Getränkehändler die Idee, meinen Einkauf, selber einzupacken, was dieser sehr übel vermerkte. Sollte das womöglich heissen, dass ich ihn nicht mehr leiden kann? Jedenfalls traute er sich heute erst nach Rückfrage, meine Flaschen in den Einkaufsbeutel zu verstauen.

Mein Zeitungshändler und ich sind weniger animos. Es beginnt stets damit, dass ich, während der Kunde vor mir fertig bedient wird, die Schlagzeilen der großen Zeitungen lese und dann in die kleine Bude werfe. Da mein Zeitungshändler die Sachen nicht nur verkauft, sondern auch selbst liest, manchmal vom Radio im Hintergrund untermalt, berichtet er mir darauf hin das Neueste.
Heute zum Beispiel ist Althaus zurück getreten. Den er, so als Mensch, doch eigentlich ganz nett fand. Ich wende ein, dass dieser Blödmann Kreationist ist, wovon mein Zeitungshändler keine Ahnung hat. Ich erkläre und teile mit, dass Kreationisten ein Rückschritt in der Menschheitsgeschichte und obendrein saublöd sind, von Nettigkeit keine Spur. (Neue Faschisten, schießt es mir durch den Kopf, aber das sage ich nicht.)
Sein Wahlkampf, also der vom Althaus, sei saft- und kraftlos gewesen, sage ich. Aber so sei er doch in der ganzen Republik, meint der Zeitungshändler. Ich stimme ihm zu und weiss auch den Grund: Warum sich anstrengen? Entweder der Wähler ist blöde und wählt irgendwie mittig, wobei es egal ist, was denn nun genau. Mitterechts, Mittelinks, liberal - scheißegal. Oder aber der Wähler driftet an die Kanten, rechts - links ... wenns Protest ist, dann isses auch egal. Und immerhin sind die Linken nicht ganz so sinnentleert wie die anderen, die nur immerzu die alten Parolen wiederkäuen. Selbst die konservativen Moderatoren der Landtagswahlen kriegten bei der Rote-Socken-Diskussion vom Herrn Niebel das große Gähnen.

Am Ende verständigten wir uns darauf, dass die Linken trotzdem bundesweit nicht über die zehn Prozent kommen, nicht mal aus Protest, und alles wieder bei der großen Koalition enden wird.

Es sei denn, allerhand langjährige Nichtwähler gingen plötzlich hin.
Es sei denn ...

Mittwoch, 2. September 2009

Nr.97

40600035

Dienstag, 1. September 2009

Hüpfen

Eine Freundin regte heute an, ich solle über die Jugend schreiben, was mir doch als Thema recht weit gefasst schien. Als Erläuterung redete sie dann etwas von Häschen, Hüpfen und großen Spiegeln, was mich vollends verwirrte.
Schnell erkannte ich, dass ihre Assoziationen und die meinen, was Jugend angeht, doch reichlich auseinander driften. Auch die mit gesandte Musik, die sie mit einer Geste anbot, als wäre sie sicher, dass mir DAS auf jeden Fall zusagen müsse, war nicht sehr hilfreich. Sie weiss doch, dass ich sehr andere Musik liebe als sie.


Ich jedenfalls erinnere mich noch gut genug, um zu wissen, dass ich als junger Mensch Spiegel hasste (das tue ich noch heute!) und niemals jenseits des Alters von acht Jahren gehüpft bin. Ich hätte das albern und zutiefst beschämenswert gefunden. Und, genau genommen, fand ich Jugend so ganz und überhaupt nicht toll. Ich hatte das Gefühl, alle Welt blickt auf mich herab, was nicht zuletzt auch der Verdienst meiner drei älteren Geschwister war, die immer alles, was für mich neu und toll war, schon gesehen, erlebt und gefühlt hatten.
Irgendwie machte es nicht den Eindruck, als sei mein Leben etwas Besonderes, sondern vielmehr eine Wiederholung von lauter schon da gewesenen Sachen. Ein Eindruck, der sich mit den Jahren mehr und mehr verstärkte. Es stimmte ja, alles WAR schon einmal da gewesen.


Und dennoch war ich jung, irgendwann, mit dem diesem Alter eigenen Bedürfnis, ANDERS sein zu wollen, was mich dazu trieb, mehr und mehr verrückte Sachen zu machen. Die eigentlich kaum jemand aus meiner erwachsenen Umgebung mochte. Was mir zutiefst richtig schien, besonders, weil auch meine Geschwister (diese inzwischen schrecklich erwachsenen und in Ansätzen versnobten Menschen ) mich nicht mehr begriffen. Es schien eine Erleichterung, dieses langjährige „jaja, bei mir damals …“ abgeschüttelt zu haben.

Wenn es eine Spielregel in meinem Leben gab, dann die, nicht so sein zu wollen, wie SIE damals waren.


Häschen hatte ich fünf. Als Haustiere. Für meine Kinder. Die Hälfte von ihnen, den Häschen, nicht den Kindern, entpuppte sich sehr bald als ausgewachsene Wilde, die in einem Stadthaushalt nichts verloren hatten. Wir mussten uns von ihnen trennen. Die andere Hälfte segnete das Zeitliche, woraus ich lernen konnte, dass ich nicht für Häschen oder sie nicht für mich geschaffen sind. Jeder von den Fünfen hat uns mehr oder weniger Tränen gekostet und darüber hinaus die Sorge, wie ich ES den Kindern beibringen sollte.

Seit den Häschen und den Kindern weiss ich, dass Verantwortung ein Glück, aber auch eine Last ist, die einen drücken und manchmal schier er-drücken kann. Und manchmal dachte ich, bei den Kindern und den Häschen, dass ich gerne wieder jung wäre; so jung wie damals, als andere für mich die Verantwortung trugen (vermutlich war ich eine schlimme Last!) und ich einfach DA war, ohne mir groß Gedanken zu machen über was auch immer. (Später habe ich mir immer Gedanken gemacht, über alles Mögliche und war eigentlich immerzu am Denken und Mir-Sorgen-machen.)


Seit ich keine Häschen, keine Kinder und keinen Mann mehr zu versorgen habe, geht’s mir besser. Mit mir selbst komme ich ganz gut klar. Ich kenne mich und weiss, was ich mir zumuten kann. Und wenn ich einmal traurig bin, liegts an keinen Häschen oder Männern, manchmal an den Kindern, die sich ja nicht in Luft aufgelöst haben, aber meistens an Sachen, die nicht so wichtig sind. Und bei denen kommt es darauf an, ob ich sie WICHTIG NEHME. Ich arbeite daran, genau das nicht zu tun, und es gelingt mir immer besser.

Vielleicht liegt das an dieser Sache, die meine Freundin vorhin auch noch erwähnte: Sie meinte, es ginge ihr nicht so wirklich um die Jugend, sondern um … irgendwie … Vergänglichkeit. Stimmt: Warum Zeit vergeuden mit unwichtigen Dingen?

Im Wetterbericht haben sie gesagt, dass es vielleicht der letzte richtige Sommertag sein wird. Ich bin auf dem Balkon, freue mich, dass ich mir den Luxus der Teilbeschäftigung und endlich diesen Laptop gegönnt habe, höre Musik über den Funkkopfhörer.

I GOT THE MUSIC IN ME!

Und ich HÜPFE!

Montag, 31. August 2009

Nr.96

40600025

Nr.95

406000191

Donnerstag, 27. August 2009

Nr.94

406000062

Motto:

Meine Bilder kann man kaufen. Meine Texte und meine Meinung nicht. D-J

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