Dienstag, 1. September 2009

Hüpfen

Eine Freundin regte heute an, ich solle über die Jugend schreiben, was mir doch als Thema recht weit gefasst schien. Als Erläuterung redete sie dann etwas von Häschen, Hüpfen und großen Spiegeln, was mich vollends verwirrte.
Schnell erkannte ich, dass ihre Assoziationen und die meinen, was Jugend angeht, doch reichlich auseinander driften. Auch die mit gesandte Musik, die sie mit einer Geste anbot, als wäre sie sicher, dass mir DAS auf jeden Fall zusagen müsse, war nicht sehr hilfreich. Sie weiss doch, dass ich sehr andere Musik liebe als sie.


Ich jedenfalls erinnere mich noch gut genug, um zu wissen, dass ich als junger Mensch Spiegel hasste (das tue ich noch heute!) und niemals jenseits des Alters von acht Jahren gehüpft bin. Ich hätte das albern und zutiefst beschämenswert gefunden. Und, genau genommen, fand ich Jugend so ganz und überhaupt nicht toll. Ich hatte das Gefühl, alle Welt blickt auf mich herab, was nicht zuletzt auch der Verdienst meiner drei älteren Geschwister war, die immer alles, was für mich neu und toll war, schon gesehen, erlebt und gefühlt hatten.
Irgendwie machte es nicht den Eindruck, als sei mein Leben etwas Besonderes, sondern vielmehr eine Wiederholung von lauter schon da gewesenen Sachen. Ein Eindruck, der sich mit den Jahren mehr und mehr verstärkte. Es stimmte ja, alles WAR schon einmal da gewesen.


Und dennoch war ich jung, irgendwann, mit dem diesem Alter eigenen Bedürfnis, ANDERS sein zu wollen, was mich dazu trieb, mehr und mehr verrückte Sachen zu machen. Die eigentlich kaum jemand aus meiner erwachsenen Umgebung mochte. Was mir zutiefst richtig schien, besonders, weil auch meine Geschwister (diese inzwischen schrecklich erwachsenen und in Ansätzen versnobten Menschen ) mich nicht mehr begriffen. Es schien eine Erleichterung, dieses langjährige „jaja, bei mir damals …“ abgeschüttelt zu haben.

Wenn es eine Spielregel in meinem Leben gab, dann die, nicht so sein zu wollen, wie SIE damals waren.


Häschen hatte ich fünf. Als Haustiere. Für meine Kinder. Die Hälfte von ihnen, den Häschen, nicht den Kindern, entpuppte sich sehr bald als ausgewachsene Wilde, die in einem Stadthaushalt nichts verloren hatten. Wir mussten uns von ihnen trennen. Die andere Hälfte segnete das Zeitliche, woraus ich lernen konnte, dass ich nicht für Häschen oder sie nicht für mich geschaffen sind. Jeder von den Fünfen hat uns mehr oder weniger Tränen gekostet und darüber hinaus die Sorge, wie ich ES den Kindern beibringen sollte.

Seit den Häschen und den Kindern weiss ich, dass Verantwortung ein Glück, aber auch eine Last ist, die einen drücken und manchmal schier er-drücken kann. Und manchmal dachte ich, bei den Kindern und den Häschen, dass ich gerne wieder jung wäre; so jung wie damals, als andere für mich die Verantwortung trugen (vermutlich war ich eine schlimme Last!) und ich einfach DA war, ohne mir groß Gedanken zu machen über was auch immer. (Später habe ich mir immer Gedanken gemacht, über alles Mögliche und war eigentlich immerzu am Denken und Mir-Sorgen-machen.)


Seit ich keine Häschen, keine Kinder und keinen Mann mehr zu versorgen habe, geht’s mir besser. Mit mir selbst komme ich ganz gut klar. Ich kenne mich und weiss, was ich mir zumuten kann. Und wenn ich einmal traurig bin, liegts an keinen Häschen oder Männern, manchmal an den Kindern, die sich ja nicht in Luft aufgelöst haben, aber meistens an Sachen, die nicht so wichtig sind. Und bei denen kommt es darauf an, ob ich sie WICHTIG NEHME. Ich arbeite daran, genau das nicht zu tun, und es gelingt mir immer besser.

Vielleicht liegt das an dieser Sache, die meine Freundin vorhin auch noch erwähnte: Sie meinte, es ginge ihr nicht so wirklich um die Jugend, sondern um … irgendwie … Vergänglichkeit. Stimmt: Warum Zeit vergeuden mit unwichtigen Dingen?

Im Wetterbericht haben sie gesagt, dass es vielleicht der letzte richtige Sommertag sein wird. Ich bin auf dem Balkon, freue mich, dass ich mir den Luxus der Teilbeschäftigung und endlich diesen Laptop gegönnt habe, höre Musik über den Funkkopfhörer.

I GOT THE MUSIC IN ME!

Und ich HÜPFE!

Motto:

Meine Bilder kann man kaufen. Meine Texte und meine Meinung nicht. D-J

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