Sonntag, 30. März 2008

Zeit des Erwachens

DIE ZEIT, die noch vor nicht vielen Monaten der Kultur des Gürtel-enger-Schnallens, zwar verhalten zweifelnd, aber dennoch verständig das Wort geredet hat, meldet nun Zweifel an. Und nicht etwa nur vage Zweifel an irgendwas, sondern solche am Funktionieren des Systems Kapitalismus.

Es gehört nicht viel Intelligenz zu der Erkenntnis, dass DIE ZEIT das Thema nicht aus dem hohlen Bauch heraus in ihr Blatt bringt (immerhin wählte man erst S.49 dafür!). Das Thema ist bereits da.
Die ewig Markt-Gläubigen sind längst in ihrem Optimismus gedämpft. Der Staat, der nurmehr die Rolle des Auffangens der Verlierer übernehmen sollte ("Nachtwächter"), wird zunehmend auch von den seinerzeitigen Gewinnern angerufen. Spätestens seit ein Herr Ackermann, der sich noch vor kurzer Zeit für alle Freiheit dieser Welt aussprach (einschliesslich seiner eigenen), die Rolle des Staates als Retter für legitim erkannte, ist die Diskussion opportun:

Es funktioniert vielleicht doch nicht.

Zumindest meldet man schon mal Hilfebedarf an, für den Fall, dass es nicht funktioniert, was immer öfter der Fall ist. Nicht, dass es je schon wirklich und für alle funktioniert hätte, gab man sich doch in der Vergangenheit gern der Illusion hin, es könnte zumindest für jene funktionieren, die sich "anstrengen". Seit jedoch die Prediger dieses weltumspannendes Fleisses selbst immer öfter auf die Nase fallen, sind sie froh, dass sie das Konstrukt Staat nicht längst schon abgeschafft haben, wie sie´s zwischendurch - zumindest sich selbst betreffend - gern getan hätten. (Denn natürlich ist es ungeheuer praktisch, sich keiner gesellschaftlichen Verantwortung mehr stellen zu müssen, seit durch HartzIV und eine unternehmensschonende Steuerpolitik ohnedies alle Tore offen stehen.)

Der Kleinverbraucher, Noch-Steuerzahler und Wähler, dem man in der Vergangenheit so dies und das an vermeintlich vernünftigem Verzicht eintrichterte, ist nun immerhin gut dafür, die Suppe auszulöffeln, von der andere den Hals nie voll bekamen ... solange sie noch schmeckte.

DIE ZEIT, um zum Anfang zurück zu kommen, hat nun auch keine Scheu mehr, auf Altvater Marx hinzuweisen, der´s schon vor langer, langer Zeit wusste, dass die Dinge so funktionieren und dabei eben nicht auf Dauer funktionieren können. Weil es nicht in der menschlichen Natur liegt, irgendwann genug zu kriegen und besonders altruistisch zu sein. Wenn ich etwas nicht sehen kann, das Elend der anderen zum Beispiel, schaue ich halt woanders hin. Und da das Kapital sich selbst keinerlei Handlungsschranken auferlegt, darf man auch schon mal vorsichtig darüber nachdenken, ob so ein Staat nicht vielleicht mehr zu tun habe, als den faulen Heilsversprechen zu glauben, die im Falle von Steuer- und anderen Begünstigungen die Schaffung von Arbeitsplätzen verheisst.
DIE ZEIT geht sogar noch weiter und beklagt, dass Konsum nicht alles ist, schon gar nicht mit Freiheit gleichgesetzt werden kann, solange die begeisterten - weil besitzenden - Konsumenten sich ihre Parallelwelt schaffen und alle anderen Werte, die beschlossenermassen das Mensch-Sein ausmachen, dabei den Bach runtergehen.

Während also DIE ZEIT mehr als zaghafte Zweifel an dem anmeldet, was der Grossteil der Welt als richtig, fortschrittlich und zukunftsweisend für sich beschlossen hat, steht Frau Ypsilanti in Hanau vor ihren Genossen und beschwört herauf, was nicht sein kann, weil´s nicht sein darf: Einen Politikauftrag, von Wählern erteilt, der sich aus diesen Grenzen heraus bewegt, obschon er dermaleinst ja irgendwie so im Parteiprogramm stand. Es war der einstige Parteivorsitzende Schröder, der alle Ideen der Sozialdemokratie über Bord und sich selbst den Geldsäcken an den Hals geschmissen hat. Denn wer auch wollte behaupten, dass der Einzelne stärker sein soll als das ganze System? Wenn man die Dinge nur richtig "kommuniziert", kann man in einer Demokratie alles werden, sogar ein Bundeskanzler, der sich hinterher als überschätzt erweist.
Genau diese Demokratie auch ist es, auf die Frau Ypsilanti sich beruft. Der Wähler in Hessen, so liest sie aus den Zahlen, hat sich für eine Rot-Rot-Grüne Politik ausgesprochen. Und diesem Wunsch will sie - wie genau, das weiss sie noch nicht - aber immerhin folgen. Man möge ihr Wortbruch oder was auch immer vorwerfen; es könne jedoch kein Wortbruch sein, die Politik zu machen, die man versprochen habe.

Wir werden Frau Ypsilanti im Auge behalten. Nicht nur, weil sie sich von der Bundesparteizentrale nicht in ihre Politik hineinreden lässt, sondern auch, weil sie - vielleicht - die Zeichen der Zeit besser verstanden hat als manch anderer: Denn es geht tatsächlich nicht um unüberlegte Koalitionsaussagen, sondern um versprochenes politisches Handeln. Vielleicht kann ein Wertewandel in dieser Gesellschaft damit beginnen, Versprechen vor der Wahl nach der Wahl einzuhalten?

Samstag, 29. März 2008

Hätte nicht ...

... die BLÖD-Zeitung damit gettitelt, hätte ich wohl nicht so sehr auf die Berichte geachtet. Vielmehr haben die da geschrieben, dass sich die Politiker wieder mal selbst mehr Geld gegeben haben. Und die Rentner - prozentual - nur halb so viel kriegen. Und um Letztere, die Rentner, geht´s ja.

Über die nämlich berichteten sie in den Fernsehnachrichten, dass deren Erhöhung statt der 2,1 Milliarden nun neunkommaund Millarden kosten wird. Jene Zahl wiederum bezieht sich auf die Zeit bis 2010.
Und natürlich haben sie auch ein paar von den Politikern gefunden, die - wir erinnern uns - sich ihr Geld selbst doppelt so hoch erhöht haben, und nun fanden, die Rentenerhöhung müsse "kostenneutral" vor sich gehen. Was ja irgendwie bei den Diäten auch nicht der Fall ist. ( Aber danach haben sie ja auch nicht gefragt.) Und auch die Preiserhöhungen sind irgendwie nicht ganz so kostenneutral. Übrigens reden wir von durchschnittlichen Rentenerhöhungen zwischen 8 und 10 Euro im Monat ...

Und da habe ich mich gefragt, wo die Relationen sind: 6 Milliarden auf einen Schlag an die IKB-Bank und 9 Milliarden, verteilt auf drei Jahre, an alle Rentner. Und das Eine geht ganz locker. Das Andere aber ist vollkommen unhaltbar. Und irgendwie kommen sie uns mit den Löhnen und Gehältern im Öffentlichen Dienst ja von der gleichen Seite: Alles unangemessen, wenn nicht gar unverschämt. Und von der gestiegenen Inflationsrate redet kein Mensch.

Es kommt eben immer auf den Standpunkt des Betrachters an!




Und beim nächsten Mal fragen wir uns, welcher Betrachter hinter den Tornados in Afghanistan steckt. Die waren ja auch nicht ganz umsonst.

Gestern beim Metzger

Nach mir betritt ein kleines, verknautschtes Mütterchen mit zerzauster, weisser Kaltwellfrisur den Laden.

Schlagartige Stille!

Das Mütterchen lächelt schelmisch und sagt: "Sie haben nicht gedacht, mich noch mal zu sehen? --- Nene, ich bin dem Tod noch mal von der Schippe gesprungen!"

Und dann haben sie alle gelacht und sich gegenseitig berichtet, wie der Sohn des Mütterchens, diesmal auch dabei, beim letzten Mal gekommen war und alles erzählt hatte. Und alle fanden es einen königlichen Scherz, dass das Mütterchen den Sprung geschafft hat und noch darüber lachen kann.

Tja, hier auf dem Land gehen sie noch ganz anders mit dem Tod um ...

Freitag, 7. März 2008

Der Umfall

Einmal nur, eben dieses eine einzige Mal hätte ich mir gewünscht, was sonst alleweil von mir verdammt wird: Ein bißchen mehr Verlogenheit in der Politik. Letztlich sind wir´s ja gewöhnt, und was diese Sache angeht, hätte sie wenigstens mein persönliches Einverständnis gefunden und auch irgendwie dem bekundeten Wählerwillen entsprochen.

Ja, ich rede von Hessen, wo wieder einmal eine Frau (wir erinnern uns: beinahe die gleiche Geschichte erlebten wir 2005 in Schleswig-Holstein bei Heide Simonis) über einen Königsmörder aus den eigenen Reihen stolperte.
Ein Mann, davon bin ich überzeugt, hätte sich mit Macht, Autorität und jedweder Art von Druck durchgesetzt oder es "ausgesessen" wie dunnemals unser Altkanzler Kohl die meisten seiner Probleme ausgesessen hat. D e r konnte das gut!

Im Gegensatz zu Frau Simonis, die die Schlappe seinerzeit erst nach dem vierten Wahlgang glauben mochte, will Frau Ypsilanti es gar nicht erst darauf ankommen lassen. Und auch eine Neuwahl ist nicht im Gespräch, obschon Herr Koch, der nun als einziger Kandidat zur Ministerpräsidentenwahl zur Verfügung steht, nie und nimmer die gewünschte und erforderliche Mehrheit zusammen bringt. Denn die Buhlerei um die Grünen scheint in Hessen sehr viel weniger erfolgversprechend als in Hamburg. Zu verschieden sind die Standpunkte und Charaktere, einen zu harten Kurs hat Koch im Vorfeld gefahren. Zu viele persönliche Animositäten auch wurden in der Vergangenheit aufgerührt.

Einen gewissen Charme hat die Sache bei aller Enttäuschung aber doch, auch wenn der Herr Koch einstweilen bleibt, wo er ist: Er muß machen, was die Mehrheit von ihm will. Und die ist und bleibt Rot-Grün.

Sonntag, 24. Februar 2008

... alles so bunt hier!

Ein Gespenst geht um in Deutschland: Die Linken, die zunehmend salonfähig werden.
So sehr, daß der Herr Beck - und man weiß nicht, ob das wenige Tage vor der Hamburg-Wahl einfach nur dumm oder Kalkül war - sich eine hessische Ministerpräsidentin unter Duldung der Linken vorstellen kann. Sollte eine derartige Äußerung Kalkül gewesen sein und möglicherweise darauf abgezielt haben, Wähler vom linken Rand abzufischen, dann ist das gründlich schief gegangen. Denn wenn ich als Wähler meine Meinung kund tun will, dann habe ich an der Wahlurne (und in Wahrheit tatsächlich auch nur da) die besten Chancen, das direkt und ehrlich zu tun und zwar vollkommen ohne Kalkül.

Weit entfernt davon, heute die Hamburger Wahl kommentieren zu wollen, muß ich mich jedoch wundern, welch seltsame Zeichen sich häufen.

Der Wähler hat seine Entscheidung getroffen. Und das, obwohl ihm über manches Jahr, verstärkt noch in den letzten Wochen und Tagen klar gemacht wurde, daß diese Partei der Linken zwar in einer Demokratie in Parlamente gewählt, letztlich aber doch nicht akzeptiert werden kann. Oder so ähnlich. Da sind Mauerschützen-Gespräche, Stasi-Debatten und neuerdings auch Mutmaßungen hinsichtlich der leichtfertigen Kindermord-Mentalität der ostdeutschen Frauen (auch dies dank ihrer Prägung durch die DDR-Geschichte).
Alles zum Wohle des deutschen Volkes, das da bewahrt werden soll vor Linksextremisten, die gleichwohl prognostisch von den niedergehenden bisherigen Linken als potentielle Koalitionspartner, vorab jedoch erst einmal als "Toleranzpartner", gehändelt werden. Am heutigen Wahlabend machte denn auch schon aus verschiedenen Mündern (halt nur nicht denen der Betroffenen) der Spruch von der SPD als "Anhängsel der Kommunisten" die Runde.

Abgesehen davon, daß ich den Linksruck der SPD nicht glauben mag, sondern ihn als Notbehelf sehe, weil man den Wählerstimmen und der Wählermeinung hinterher rennt, sehe ich - ohne manche Debatte der letzten Wochen wieder aufrühren zu wollen - bei den Linken keinen größeren Extremismus als bei allerhand anderen Parteien, die sich ja allesamt an Wahlabenden zu Siegern erklären, sogar dann, wenn ihr Einzug in die Parlamente denkbar knapp und sogar fraglich ist.
Nebenher darf man sich fragen, wie sehr der Wählerwille in einer Demokratie denn wohl ernst genommen wird, wenn man ihn nur dann zu akzeptieren bereit ist, solange er sich an allerhand fertig servierte Vorstellungen von opportuner Politik hält. Denn unterschwellig kommt ja doch immer mal wieder durch, daß die Linkswähler dumm, verblendet und was weiß ich noch sind.

Pardon, die gleichen Adjektive würden auch auf die FDP-Wähler passen oder eben so ziemlich auf die jeder anderen Partei auch. Weil nur ganz wenige das Komplettprogramm IHRER Partei auch wirklich kennen und - selbst wenn - die Erfahrung ja gelehrt hat, daß nach der Wahl immer alles ganz anders ist als davor.

Was - wie wir auch heute wieder erleben durften - damit zusammen hängt, daß man in der Politik mindestens eine Entscheidung treffen muß, und die ganz definitiv: Will ich regieren (und also meinem Koalitionspartner Zugeständnisse machen) oder aber mein Programm einhalten?
Und so macht letzthin auch wieder gehäuft das Wort von der großen Ehrlichkeit die Runde im Land. Die wir, denke ich, auch bitter nötig haben, nicht nur im Zusammenhang mit Wahlen. Was allerdings die Regierungsbildung nicht sonderlich erleichtert.

Und auch nicht den Bestand der großen Koalition in Berlin, der zwar auf Anfrage von den Beteiligten gebetsmühlenartig beschworen, in Wahrheit jedoch seit einiger Zeit schon ausgehöhlt wird.

Wir dürfen gespannt sein auf die Menge der Verrenkungen, die alt eingesessene Parteien und Politiker in der nächsten Zeit machen werden, um den Bestand des Systems zu sichern. Vielleicht nicht für Deutschland, aber ganz sicher weil ihre eigenen Ärsche dran hängen.

Samstag, 23. Februar 2008

Geben ist seliger denn nehmen

So stand´s schon in der Bibel. Und so hörten wir gestern auch vom Gericht auf die Nachfrage, warum Volkert ins Gefängnis muß, Hartz aber mit dem Schrecken und einer Vorstrafe davon kam.

So formuliert, klingt das, als wäre Herr Hartz ein Wohltäter, mehr Opfer statt Täter.
Aber: Weder hat Herr Hartz von seinem Eigenen "gegeben", noch standen am Anfang Hilflosigkeit und Uneigennutz. Vielmehr hatte Volkert nur aus einem System profitiert, das mit und ohne ihn da war. Das System hätte vielleicht ohne sein Mitwirken keinen Bestand haben können, ob aber sein Antreten dagegen von Erfolg gekrönt gewesen wäre, mag dahin gestellt sein.
Die Strafzumessung ist vielmehr Beleg dafür, daß eben doch die Kleinen gehängt werden, während die Großen ungestraft davon kommen. So betrachtet konnte Volkert vielleicht gar nicht anders, als mit machen und wäre schon dumm gewesen, gegen ein System anzutreten, das ihm vielleicht so oder so keine Wahl gelassen hat.

Und für noch eine typische Erscheinungsform unserer Gesellschaft ist dieses Prozeßergebnis Beweis: Wer sich frei kaufen kann, wird stets weniger gestraft davon kommen als die anderen, die nicht mit den Schecks wedeln können. Das beweist das Beispiel Volkert/Hartz ebenso anschaulich wie die Ackermann/Esser-Prozesse seinerzeit.

Schicken Sie einmal einen HartzIV-Empfänger zu einem Banküberfall, der vielleicht 20000€ einbringt. Wenn der dann noch mit einer Spielzeugpistole gewedelt hat, wird er auf Grund der "Schwere" der Tat mit einer Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren aus dem Prozeß gehen. Die Ackermanns, Hartz´, Garlichs, Zumwinkels und wie sie alle heißen können sich jedoch im Zweifelsfall auf den Verbotsirrtum berufen und kommen ungeschoren davon.
Dabei ist es ein rechter Schmarrn, behaupten zu wollen, daß man nichts von der Sorgfaltspflicht gewußt habe, die man im Umgang mit anderer Leute Geld hat. Für so dämlich halte ich unsere Eliten ja nun nicht. Allenfalls ist ihnen der Eigentumsbegriff überhaupt ein wenig abhanden gekommen, seitdem man sie an diese Entscheidungsstellen setzte.

Aktieneigner, Spender, Steuerzahler - am Ende nur eine anonyme Massen, die schön blöd ist, sich an die Spielregeln zu halten, während die Eliten seit langem schon ihre eigenen Spielregeln machen?

Oder aber ist dieses politische System schon so sehr vom Markt bestimmt, daß Justitzia nicht nur verbundene Augen hat, sondern bar ihrer Waagschalen mit gebundenen Händen da steht. Da geht es dann nicht mehr um Gerechtigkeit, sondern nurmehr um die Einträglichkeit von DEALs, die vor Gericht geschlossen werden: Hier fünf Millionen, da eine halbe.
Ablaßhandel also, von dem zwar nichts in der Bibel steht, der aber so recht in der katholischen Tradition steht.

Und nicht genug damit. Auch neu zu schöpfende und schon vorhandene Paragraphen werden darauf hin betrachtet, ob und inwieweit sie Geld zu schöpfen imstande sind.
Wir alle hörten schon von Polizisten, die mit der Auflage soundsoviele "Knöllchen" zu verteilen in den Arbeitstag gehen. Wir alle hörten schon von gesetzlichen Neuerungen, die - bis man ihre Unrechtmäßigkeit vor höchsten Gerichten bewies - allerhand Geld einbrachten, das hernach trotzdem nicht wieder ausgezahlt wurde.

Wir alle mußten, und zwar eigentlich vor Jahrhunderten schon, einsehen, daß Recht nicht gleich Recht ist, sondern sich nach den finanziellen Möglichkeiten des TÄTERS ausrichtet. Und da beklage sich nur einer, daß wir alle Geld wollen, und zwar satt. Weil wir´s auch ein bißchen gut haben wollen, im Alltag und, gegebenenfalls, vor Gericht.

Freitag, 22. Februar 2008

Sträflich

Es kann kein Zufall sein, daß es in den Nachrichten nur so von Steuersündern, Korruptionsverdächtigen, Strafandrohungen, Strafen etc. wimmelt in diesen Tagen. Der Eindruck drängt sich auf, wir würden eine Umkehr erleben in dieser unserer schönen Bananenrepublik.

Sollte es wirklich so sein, daß der große Kehraus begonnen hat und unser Land langsam aber stetig wieder sauber wird? So sauber, wie es uns die Politik bereits in manchen Jahren vorher vermittels allerlei Saubermännerkampagnen einreden wollte.

SCHÖN WÄR´S!
Aber so recht dran glauben mag ich nicht und hoffe auch, die vielen anderen Mitbürger, Wähler, Menschen möchten in ihrem eventuellen Optimismus etwas Verhaltenheit zeigen. Denn nach jahrelanger Verarsche ist mehr als nur etwas Vorsicht durchaus angebracht.

Erst, wenn

- auch die anderen 999 Steuersünder aus Deutschlands Elite veröffentlicht sind (was natürlich die mindestens 6 bisher bekannten- aber nicht veröffentlichten - Bundestagsabgeordneten einschließt)

- man weiß, wer - außer diesem 1 Sparkassenmenschen - dem Franjo seine sicherungsfreien Kredite gegeben hat (die die Insolvenz nicht verhindern konnten)

- nicht nur Volkert ins Gefängnis muß, sondern auch Hartz mehr als diese Lullifulli-Strafe kriegt und dem Herrn Piech seine Mitwisserschaft endlich nachgewiesen wird

- Bundestagsabgeornete über ihre Nebenbeschäftigungen én detail mit Nennung der Auftraggeber und öffentlich Auskunft geben müssen

- öffentliche Ausschreibungen mitsamt Entscheidungsbegründung öffentlich gemacht werden (die persönlichen Verknüpfungen zwischen Auftraggeber- und -nehmer inklusive)

- jegliche Mißwirtschaft zu sofortigen Konsequenzen führt

- Gelder nicht willkürlich aus dem einen Staatstöpfchen ins andere umverteilt, sondern zweckgebunden verwendet werden

...

...

...

will ich ein Stück von meinem Glauben an so etwas wie einen gerechten Staat wieder haben.

Totschlagargumente

In der modernen westlichen Welt werden Kämpfe verbal ausgefochten. Man geht nicht mehr auf die Straße, schlägt den politischen Gegener nicht mehr mit Fäusten, macht nur dort von Waffen Gebrauch, wo das eigene Volk nicht ist. All solche Sachen TUT man nicht. weil man ja zivilisiert ist (was nichts über besser oder schlechter aussagt, aber halt einfacher ist).

Einfacher, weil am besten der die Worte gebrauchen kann, der mehr als nur die schwache Grundausstattung der PISA-Bildung mit bekommen hat. Da redet´s sich leichter, und im Notfall, wenn die bekannten Worte versagen, erfindet man ein paar neue oder nimmt sich welche aus anderen Sprachen, die man mit neuem Sinn erfüllt. Vorzugsweise dann, wenn man eben gar nicht wirklich verstanden werden soll.
Möchte man jedoch nur allzu gut verstanden werden und gleich den Gegner endgültig zum Schweigen bringen, benutzt man "Totschlagargumente". Solche also, die die Diskussion auf Nebenschauplätze leiten bis dem anderen die Luft ausgeht.

Ein schönes Beispiel hierfür durften wir gestern im Deutschen Bundestag erleben, wo man sich - ungeachtet sehr vieler größerer Probleme, die es in diesem unserem Lande gibt - ein hübsches Stück Zeit für die Diskussion darüber nahm, ob oder ob nicht Abgeordnete den Wunsch nach einer Wiedereinführung solcher Instanzen wie der Stasi im alten Osten der Republik äußern dürfen oder nicht. Die Rede ist von der DKP-Linken Wegener, die solches tat und nun als schönes Beispiel dafür herhalten sollte, daß die Linlen per sé nicht tragbar sind.

Diese Diskussion, geführt angesichts des Einzugs der Linken nun auch in westdeutsche Landtage, hat ja seit Jahren stets die gleiche Struktur: Eher früher als später landet man, so auch gestern, bei der lediglich rhetorischen Frage "Wollt ihr tatsächlich eine Diktatur zurück, die mit Mauerschützen die Menschen daran hindert, ihre Freiheit zu haben?" oder so ähnlich.

Natürlich will das keiner, klar. Die Frage ist nur, ob das den Kern der Sache trifft, was es nicht tut. Denn keiner, auch kein Linker will allen Ernstes eine Mauer. Und sowieso stellt sich die Frage, was denn nun Freiheit ist.
Wie frei schon kann einer sich in dieser Welt bewegen, wenn er als HartzIV-Empfänger alle möglichen Auflagen hat und durch seine persönliche materialle Eingeschränktheit ohnedies nur bis zur nächsten Ecke kommt, weil schon der Bus zu teuer ist? Wie frei schon ist einer, der alle Jahre neu über die Erhöhung seiner wöchentlichen Arbeitszeit diskutieren muss (wenn er denn Arbeit hat) und so vom Tag nicht mehr viel übrig hat? Wie frei ist der, der mittels Telefonüberwachung, Fingerabdruck im Ausweis, Medizindaten auf der Chipkarte usf. allüberall gefunden und durchleuchtet werden kann?

Man könnte sich all diese Fragen stellen, gäbe es da nicht dieses Totschlagargument der Mauerschützen, das einem von vorn herein jedes weitere andere Argument als Ablenkung auslegen wird.
Offenbar spielt in derlei Argumentation Zeit auch keinerlei Rolle. Sechzig Jahre nach dem Krieg ist alles, was als faschistisch gilt, ebenso obsolet wie zwanzig Jahre nach der Wende eine irgendwie wohlwollende Erinnerung an die DDR.

Und weil wir weder zu denen einen Bösen, noch zu den anderen Bösen gehören, ja, nicht einmal eine gedankliche Übereinstimmung mit diesen Bösen zulassen wollen, haben es die Linken nach wie vor so schwer, nachdem man ihren Zusammenhang mit den Mauerschützen als zwangsläufig ins Denken eingebracht hat.
Erstaunlich deshalb, daß dennoch mehr und mehr Menschen in diesem Land sich nicht scheuen, die Linken zu wählen.

Mittwoch, 20. Februar 2008

Die Sache mit der Moral

DAS ginge in den USA ja gar nicht! Leute mit Mitteln zur Verantwortung zu ziehen, derer man auf unrechtmässigem Wege habhaft geworden ist. Meint auch der Herr Hasler aus Liechtenstein.

Wir erinnern uns: Da hat einer dort (was man nicht darf) Daten von allerhand Steuersündern auf eine CD gebrannt. Diese sind dann auf ominösen und komplizierten Wege und gegen den Austausch mit Geld in die Hände der deutschen Ermittler geraten. Die wiederum sich nicht entblöden, von dem Zeugs Gebrauch zu machen und fremde Häuser zu durchsuchen, nunmehr ganz legal.

Nein, wirklich, d a s ginge in den USA nicht. Da kann man in jemandes Kofferraum eine Leiche finden und den dann doch nicht zur Verantwortung ziehen dürfen, weil man den Kofferraum widerrechtlich öffnete. Oder so ähnlich. Sieht man ja alle Tage in irgendwelchen Krimis.

Der Deutsche hat für solche juristischen Spitzfindigkeiten zu viel Gerechtigkeitssinn. Haben wir ja schon damals beim Daschner gemerkt. Der hat dem Entführer auch mit Schlägen und Schlimmerem gedroht, wenn der nicht bald rausrückt, wo das Entführungsopfer versteckt ist. Da spalteten sich die Nation. Und am Ende hiess es irgendwie: J...ein! Aber so ein Verbrecher darf doch keine Rechte für sich in Anspruch nehmen, die sein Opfer auch nicht hat.

Heute jedoch sind die Meinungen weniger gespalten. Aus allen möglichen Löchern kriechen Moralisten, Bedenkenträger und Fingerhochheber, die unsere Gutverdiener nicht nur nicht nett, sondern echt scheisse finden. Weil sie den Verfall der deutschen Elite als nur allzu offenkundig ansehen.

Das tue ich eigentlich auch, seit allerhand Jahren schon, frage mich allerdings, wie der Begriff ELITE zu definieren ist. Ist Elite nur, was materiell/finanziell erfolgreich ist? Oder ist Elite nicht viel mehr, was uns "Kleinen" eine lobenswerte, über jeden Zweifel erhabene Lebens- und Denkart vorlebt? Und: Sind jene, die zwar einen lobenswerten Lebensstil pflegen, aber finanziell nicht erfolgreich sind, noch Elite oder einfach nur Träumer?
Gar nicht zu reden von der Problematik, wie sich jene aus der noch nicht nicht klar umrissenen Elite fühlen mögen, die aus Ungeschick oder echten Wertvorstellungen heraus nun nicht bei den 1000 Durchsuchten dabei sind. Da jene als verdammenswürdige Elite bezeichnet werden, möchte man ja wohl am liebsten sowieso nicht dazu gehören?

In jedem Fall sind jene, die nun in allerhand Interviews und Talkshows den moralischen Bedenkenzeigefinger heben, eher keine Elite, wie wir das bisher verstanden haben. Die haben gut zum Steinewurf ansetzen, weil sie mit Liechtensteiner Banken wohl eher nichts zu tun haben. Die paar Kröten durch die Gegend zu schaffen, lohnt den Aufwand nicht.
Und die Politiker, die nun allesamt sich bemüssigt fühlen, ihr moralisch-wertendes Statement abzugeben, sind quasi von Berufs wegen hierzu verpflichtet. Wie soll man einem Volk Moral und neue/ alte Werte vermittels Imagekampagnen und dezenten Preisanstiegen nahe bringen, wenn die Leistungs- und Geldträger sich dem "Wir sind Deutschland" selbst hartnäckig entziehen und ihr Geld nach Liechtenstein bringen? Da muss man doch gegensteuern und Zeichen sind. In Worten wie in Taten.

Deswegen ist in Deutschland möglich, was in den USA nie und nimmer ginge.



Und beim nächsten Mal reden wir darüber, warum die Streiks des öffentlichen Dienstes auch in Wochen und Wochen noch durch die Medien geistern, aber über die gefallenen Eliten kein Mensch mehr redet.

Samstag, 16. Februar 2008

Es könnte so einfach sein ... oder: Geld ist doch Geld

Das Thema Streik kennt keinen Überdruß. Solange er droht, fühlen allerhand Leute sich bemüßigt, irgendeinen Verbalausstoß dazu abzugeben. Dabei kommt es nicht so sehr auf den intellektuellen Gehalt an, sondern auf die Angstwirkung. Streik soll, und wird es allgemein auch, als Bedrohung empfunden werden. Insbesondere dann, und irgendwie tut er das ja immer, wenn er die Qualität des öffentlichen Lebens beeinträchtigt.

Streikende Krankenschwestern und Feuerwehrleute sind ein Horror in sich, der der Erläuterung nicht bedarf. Andere Szenarien müssen beschworen werden, ehe das gemeine an blödsinniger Gerechtigkeit interessierte Volk etwas begreift. Immer wieder gerne genommen: wirtschaftliche Folgen in Form von drohenden Arbeitsplatzverlusten oder Neuverschuldungen durch Streiks.

So hören wir auch jetzt wieder von den kommunalen Arbeitgeberverbänden die Drohung, daß die aus der gewünschten Tariferhöhung im ÖD resultierenden Mehrkosten von 4,5 Milliarden eine Neuverschuldung der Kommunen zwingend nach sich ziehen würden. Und das, wo doch wir alle, mehr oder weniger freiwillig, so hart an der Entschuldung arbeiten, damit unsere Kinder eine glückliche Zukunft haben können.

Man sollte ein Einsehen zeigen, wäre es nicht so, daß wir gleichzeitig erfuhren, wie elegant doch unsere Großverdiener den Fiskus umschifft haben. Menschen wie Herr Zumwinkel, die uns seit Jahren und Jahren als hehre Vorbilder entgegen gehalten werden, müssen nun mit mehr oder weniger Gleichmut den Nachweis ihres Mangels an Interesse für das Gemeinwohl hinnehmen und nach derzeitiger Gesetzgebung nicht einmal sonderlich einschneidende Strafen fürchten.

Nach dem derzeit noch sehr unvollkommenen Stand der Ermittlungen wird mit einem Steuerschaden von ca. 3,4 Milliarden Euro gerechnet. Es kann, so darf angenommen werden, da noch allerhand hinzu kommen.
Würde man, so mein zugegebenermaßen simpler Gedanke, diese Steuerschulden nachträglich eintreiben und mit saftigen Geldstrafen versehen, hätte man locker die Tariferhöhung drin.

Und: Da sage nur keiner, daß ich hier Äpfel mit Birnen vergleiche. Denn mit den Töpfen, in die wir zahlen, hat man´s in der Vergangenheit auch nie so sonderlich genau genommen. Die Ökosteuer ging in die Rentenkasse (ein logischer Zusammenhang, den man nur sehen kann, wenn man die Alten als Umweltunrat betrachtet), die Tabaksteuer ging ... ach, wie war das doch gleich? Na, jedenfalls nicht in die Heilung von Tabakopfern. Und all der Dinge mehr.

Am Ende ist es ja auch wurscht. Die einen haben viel mehr, als sie haben dürften; die anderen haben nicht genug. Da ist zu viel Geld, dort zu wenig. Schieben wir´s doch einfach rüber!

Und wer da behauptet, das sei widerlich kommunistisches Gedankengut, der schaue sich die empörten Äußerungen unserer amtierenden Regenten an. Sie alle sind der Meinung, diese Steuersache müßte hart bestraft werden und sei nun wirklich kein Kavaliersdelikt mehr. Und wenn wir das durchgehen lassen, müssen wir uns nicht wundern, daß die Wähler immer mehr "an die Ränder" abdriften, wenn´s an die Wahlurne geht.
Die Ränder, gemeint sind vorzugsweise die Linken, die in schon viel zu vielen Bundesländern und Kommunen den Fuß in der Tür haben, sind BÖSE, weil nur die Mitte, die sich gern demokratisch nennt (warum eigentlich?), die Wahrheit und Gerechtigkeit gepachtet hat. Ohne diese Mitte, die aus gleichermaßen naheliegenden wie unerfindlichen Gründen eine starke Affinität zur Wirtschaft hat, wollte keine globalisierte Heuschrecke hierzulande mehr ihren Sitz nehmen. Wie schade das wäre, sehen wir ja an NOKIA, oder?

Motto:

Meine Bilder kann man kaufen. Meine Texte und meine Meinung nicht. D-J

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