vollkommen sinnfrei
eines nachts um halb vier wachte ich auf und w u s s t e. schon immer hatte ich geahnt, dass schlaf und traumgeschehen keine unfruchtbare zeit sind. etwas passiert, während wir scheinbar abwesend und hilflos liegen. etwas wichtiges. es wird aufgeräumt da oben. und wenn man beizeiten erwacht, zum beispiel halb vier, kann man sie noch erwischen, die klugen gedanken. sofern man verstand genug beieinander hat, um sie sogleich zu greifen, statt sich umzudrehen und erneut hinein zu fallen, in diesen zustand, der es bis zum morgen geschafft hat, auch die winzigste erinnerung an eben diese kurzzeitige klarsicht weg zu räumen.
es war also halb vier und ich wusste,dass alles vergeblich ist. man könnte das system so perfekt wie möglich gestalten. es würde dennoch niemals perfekt sein, solange menschen darin sind. der mensch ansich ist nicht perfekt. statt dies jedoch zuzugeben, hat er taktiken entwickelt, die perfektion vorzuspiegeln. ein system von ränken und winkelzügen und gewaltandrohung, sobald man ihm seine unperfektion vor die nase hält. und eben das ist der grund, warum menschen nicht zu menschen passen, warum in jeder art der gemeinschaft latent ein unfriede herrscht. harmonisch ist der mensch nur mit sich selbst, dachte ich. denn sich selbst kann er nicht vormachen, etwas zu sein, das er nicht ist. mit sich selbst muss er auskommen oder aber bitterlich untergehen. weil andernfalls ein schönes stück seiner einzigartigen, weil begrenzten lebenszeit dabei drauf geht, wenn schon nicht andere von der eigenen grossartigkeit, dann doch sich selbst von deren unwürdigkeit zu überzeugen.
und dann las ich:
"Sie kann sich nicht in Sicherheit fühlen, wenn sie den Gegner nicht erdrückt und sein Territorium drastisch zurückgestutzt hat. Eine Welt, in der es Platz gibt für die anderen, ist ihren blödsinnigen Kriegerinnenkriterien zufolge eine gefährliche Welt. Gleichzeitige braucht sie die anderen für eine kleine, aber wesentliche Aufgabe: Jemand muss schliesslich ihre Stärke anerkennen. Sie verbringt also nicht nur ihre Zeit mit dem Versuch, mich mit allen möglichen Mitteln zu erdrücken, sondern sie möchte darüber hinaus, dass ich ihr, das Messer an der Kehle, sage, dass sie die Beste sei und ich sie liebe."
("Die Eleganz des Igels", Muriel Barbery)
manche bücher, stelle ich fest, finden uns gerade zur richtigen zeit. und mehr gibt es zu all dem auch gar nicht zu sagen.
erphschwester - 28. Sep, 14:55
erphschwester - 27. Sep, 15:31
... was du diese Woche getan hast:

erphschwester - 14. Sep, 11:38
nicht jeder samstag kann ein schöner sein, sage ich mir. obwohl dieser die meisten voran gegangenen um etliches übertrifft.
als er mich gestern anrief, um bescheid zu sagen, dass der heutige termin steht, erkundigte ich mich zaghaft, was ich vorbereiten müsse. nichts besonderes, meinte er, das naheliegende halt. und ich solle mir keine sorgen machen. man sei in jeder hinsicht bestens vorbereitet.
nun sitze ich seit vier stunden hier, behalte die dinge im auge, hoffe, dass sie bald ein ende finden, denn so ein samstag und sonntag sind schnell vorbei.
hernach gibt es so viel noch zu tun. denn natürlich war´s übertrieben mit den besten aller vorbereitungen. die herren, die mir fenster und balkontüren austauschen, haben zwar einen staubsauger mitgebracht, der das gröbste schon beim bohren und sägen aufnimmt. aber diesen feinen staub wird man erst sehen können, wenn sich alles gesetzt hat. stunden vermutlich, nachdem die beiden fenstermonteure weg sind, die im übrigen so gut nicht voran kommen wie angekündigt. ich gehe nicht davon aus, dss sie in spätestens zwei stunden das feld räumen.
offenbar gibt es unwägbarkeiten, wie ich auch aus einigem abstand und trotz der fremden sprache (irgend etwas slawisches) verstehe. denn natürlich konnte man nur die nicht-deutschen zu einer extra-schicht am samstag überreden.
woran im übrigen nicht ich schuld bin. abgesprochen war eigentlich meine letzte urlaubswoche, wo man nach etlichem nachfragen zugeben musste, dass man nun doch nicht kommt, weil die fenster nicht fertig sind. materialprobleme nannte man als grund. was hier zu hören ich mir nur schwer vorstellen kann. hammwernich ist mehr so eine ost-sache gewesen. hier, dachte ich stets, gibt´s alles im überfluss. ich selbst führe den verzug auf die voran gegangenen betriebsferien zurück. am freitag der vorletzten urlaubswoche war in der firma keiner erreichbar, eben deswegen.
samstag also, was mich umso mehr ärgert, als selbiger mir heilig ist, irgendwie. besinnungstag und/oder ruhetag. wovon heute natürlich die rede nicht sein kann. alle möglichen laut kreischenden werkzeuggeräusche umtönen mich, womit ich schlechter umgehen kann als vermutlich hernach mit dem dreck. (obwohl: die vorstellung, danach womöglich jede cd, dvd und alle bücher abstauben zu müssen ...) ich werd´ schon sauer, wenn solche aktionen bei den näheren und sogar ferneren nachbarn laufen oder wenn der von gegenüber seinen schier endlosen rasen ausgerechnet zum feierabend oder am wochenende mäht. ich h a s s e laute geräusche!
immerhin regnet es nicht, tröste ich mich, wie gestern noch (bindfäden!). bei diesem ständigen rein und raus hätten sie mir berge von schlamm hier rein gebracht. immerhin.
sch...samstag das!
erphschwester - 23. Aug, 11:48
ich, draussen, wie mehrfach an einem arbeitstag. rauchend. was immerhin den vorteil hat, dass es drinnen nicht stinkt. neuerdings rieche ich das, zu hause, wo ich drinnen rauchen darf (wenigstens da). aber nicht nur den.
man steht so da und guckt einfach. in den himmel, der dieser tage durchaus ansehnlich ist (nur blau ist er ja irgendwie langweilig, wenn auch beruhigend). wolkenformationen, meistenteils weiss. ein bisschen grau dazwischen, das ich analysiere, seit ich wieder zu malen angefangen habe. mein letztes bild hängt bei einem kollegen, der neulich dreissig geworden ist. alle selbst gemachten sachen (ausser klamotten) habe ich verschenkt. wer hierher kommt, sieht nicht unbedingt, dass hier eine selbstmacherin wohnt. ich finde es viel schöner, die dinge zu verschenken. immer schon. und übrigens mag ich diesen hauch von guck-mal-wie-kreativ-ich-bin nicht. am ende alles nur staubfänger, wie die berufstätige hausfrau konstatieren muss.
mein blick bleibt hängen an diesem müllauto unten im hof. das steht da und tuckert vor sich hin, ohne müll einzuladen. steht und tuckert auf seinem platz. und die aufgeweckte klimaschützerin in mir (nicht, dass ich´s wirklich wäre, aber man wird dieser tage dazu gemacht) fragt sich: warum tuckert der? also, wenn er doch keinen müll auflädt. wenn er einfach nur steht. macht so viel dreck, den man aus dem auspuff kommen sieht, und sonst nichts. steht nur. weit und breit keine tonnen.
schliesslich sehe ich alu-folie in der morgensonne aufblitzen. die frühstücken!, sage ich mir. und frage mich noch einmal, warum sie nicht einfach den motor ausmachen. macht doch dreck, ohne grund. kostet geld, ohne grund.
und dann fällt mir ein, dass sie wohl ´nen fahrtenschreiber drin haben. der zeichnet jeden stillstand auf. einfach so stehenbleiben -das ist kein grund. wahrscheinlich haben sie keine wirkliche frühstückspause. also tuckern sie, während sie ihre brote essen. damit es so aussieht, als würden sie tonnen entleeren, während sie stehen. wie den ganzen morgen schon. dabei essen sie nur. wie ich eben auch (dies ist meine verdauungszigarette).
und ich frage mich, wie viele müllautos im land wohl jetzt oder demnächst irgendwo auf einem hof stehen bleiben, weitertuckern, während die müllfahrer essen, was doch erlaubt sein sollte, es aber offenbar nicht ist. wieviel ...zig tonnen dreck die wohl produzieren, jetzt und demnächst, nur weil man meint, so ein müllfahrer solle keine pause haben.
meine pause - für die zigarette - ist zu ende, was meine freiwillige entscheidung ist. sie wird mir schliesslich von der meiner arbeitszeit abgezogen. und das brot zuvor ass ich, während ich in einer akte blätterte (aufpassen, dass es keinen fettfleck gibt!).
und ich frage mich, wie uns die selbstverständlichsten dinge abhanden gekommen sind.
erphschwester - 21. Aug, 23:02
filme gibts ich ahnte es nur vage ehe ich digitales fernsehen hatte filme die ich mehr höre als sehe während ich am mac sitze und nur mässig gutes zeugs schreibe ich sollte mich konzentrieren aber bergman fordert allerhand aufmerksamkeit ein kann nicht gehört sondern oft nur gesehen werden landschaften stimmungen gesichter beklemmend auf eine weise die ich früher nicht ertrug heute ertrage ich es auch wenn das herz klopft mehr und schneller als sonst nie werde ich so gute sachen schreiben ich nicht auch wenn ich immerhin verstehe und fühle was dort passiert vermutlich kann das nicht jeder von sich sagen auch ich habe bilder im kopf wenn ich schreibe bin aber viel zu ungeduldig um jede nuance auch zu schreiben denke die anderen müssen doch wissen was ich meine aber die kunst besteht nicht darin zu viel vom anderen zu fordern die kunst besteht in der detailversessenheit und dem zeigen dessen was wir für selbstverständlich halten um es besonders zu machen ich dagegen bin eine von denen die für selbstverständlich halten und nur die hälfte zeigen gestern abend habe ich die farben ausgepackt das immerhin ist der vorteil am urlaub man kann die nacht zum tag machen und vergisst die stunden auch wenn es nicht sehr praktisch ist in der nacht zu malen am tage sehen die farben ganz anders aus nicht mehr so genial und sowieso ist öl keine farbe für die ungeduldigen man ist am tage viel weniger besonders und was ein bob ross kann kann eben nur ein bob ross nur zufällig erfuhr ich dass heute samstag ist bin einkaufen gewesen und nannte es einer kollegin gegenüber die ich traf einen spaßeinkauf tatsächlich sind da noch mehr pinsel und dieses sauteure weiss weiss kann man nie genug haben wovon der andere ehemalige kollege den man ebenfalls traf nichts wissen konnte der hat nun endlich seine erbschaft und sich bei hartzIV abgemeldet nachdem die ihm zu nah auf die pelle gerückt sind spielt mit dem gedanken den winter auf grand canaria zu verbringen man trifft immer jemanden wenn man raus geht es war nicht sicher dass er selbst das erbe noch erlebt bei dieser darmoperation im winter glaubte er es nicht wirklich da lebte seine mutter noch er hat jetzt meine telefonnummer und glaubt ich würde mich für sein geld interessieren dabei weiss jeder der mich wirklich kennt dass mich geld noch nie interessiert hat was ich habe ist genug auch wenn ich letzthin anderes schrieb das waren andere zeiten damals ich hatte nicht geahnt dass geld eine solche rolle spielen könnte und nebenher die tote katze im film und skandinavische schwermut ich dachte immer im winter wäre es dort ständig dunkel sieht nicht anders aus als hier im winter haben die um die mittagszeit gedreht muss wohl so sein wenn schon auf fehmarn die sonne fast eine stunde später untergeht als hier ich hörte es dieser tage ...
erphschwester - 2. Aug, 11:31
Diese Mail ist nicht an den
Autor gerichtet, sondern an die
SCHÖNSTE GERMANIN, die ich für solche Sätze wie: "Wer genau wollte, dass dieses Kind sprechen lernt?" mittlerweile sehr schätze.
Nun geht es bei den meinen, also meinen Kindern, die in Wahrheit keine mehr sind (30,24) ebenfalls (das wird wohl so bleiben) um die Frage: Wie bringe ich sie dazu, ihre unerwünschten Meinungen für sich zu behalten? (Wer sich welche erwünscht, darf sich nicht beklagen; schliesslich hatten wir ja den sich im Nachhinein als fragwürdig erweisenden Ehrgeiz, sie zur Wahrhaftigkeit zu erziehen.)
Aber nicht darüber wollte ich reden, sondern über Mode. Nachdem der Autor erklärte, die SCHÖNSTE GERMANIN würde sich lieber ... als weisse Socken zu tragen, fielen mir die eigenen ein. Ich trage ja nur weisse Socken, was wohl daran liegt, dass ich in der modefreien Alterszone angelangt bin und also tun kann, was ich will, was durchaus erholsam ist. Übrigens handelt es sich bei den meinen nicht um die gleichen wie aus den 80er, sondern um sogen. Arztsocken, die sich einfach nur gut anfühlen. Nie und nimmer jedoch - und jetzt kommen wir zum Punkt - würde ich wieder karierte Hosen tragen, die vor ein paar Jahren für immerhin eineinhalb Saisons -wieder - schwer IN waren. Und da scheine ich nicht die einzige zu sein. In ebendieser Zeit berichtete mir eine jugendliche Kollegin, dass sie mit ihrer Mutter zum Klamottenkauf war und eben so eine Hose sah, die sie ganz cool fand. Die Mutter riet ihr, ebenso wie ich, dringend vom Erwerb derselben ab. (Wir beide wussten, dass so´n Zeugs nur allzu schnell zum "dasgehtjanugarnicht!" wird.) Kollegin jedoch brachte ihre Mutter heim, ging zurück in den Laden und erwarb das scheussliche Ding mit übrigens dem gleichen Resultat: Auch sie wird einstens ihrer Tochter empfehlen, ein solches Dingens nie und nimmer ... Und auch die Tochter wird sich einen Sch... drum kümmern.
Womit ich eigentlich nichts anderes sagen will, als dass wir Älteren angesichts der scheinbaren Neuerungen (die wir irgendwann auch mit gemacht haben) nichts anderes tun können, als schön die Klappe zu halten, statt auf unsere eigenen Erfahrungen zu verweisen. Wer auch wollte es, wenn er jung und cool ist, wahr haben, dass die Dinge, die er so prima und modern findet, in Wahrheit ein alter Hut sind? Schon gar nicht wollen sie erfahren, dass wir all so´n Zeugs schon getragen respektive all ihre Erfahrungen schon gemacht haben. Ist ja auch wahr: Sie müssen sie selber machen. Auch wenn es ein wenig seltsam anmutet, vor zwei, drei Jahren noch ob der Jugenderinnerungen, die sich mit der
NDW verbanden, belächelt zu werden, um heute aus dem heimischen Kinderzimmer eben jene Musik in Endlosschleife zu hören, die so schön dann auch wieder nicht mehr ist ( wir selbst hörten sie ja damals schon in Endlosschleife und fühlten uns nach ein paar Tagen so, als wäre der Kram von uns bzw. könnte von uns sein, wenn wir denn nur ein kleines bisschen mehr wasauchimmer).
Kurzum: Meine Vermutung ist die, dass wir nicht dadurch älter werden, dass wir die Neuzeit nicht mehr verstehen, sondern dadurch, dass wir in den neuen Moden die alten Zeiten wieder erkennen. Wer da klug ist, gibt nicht seine Erinnerungen zu erkennen, sondern tut so, als fände er das neue Alte superprima und - vor allen Dingen - ganz schrecklich neu.
Wenn´s nicht gerade um karierte Hosen geht, bemühe ich mich und bin - wie ich jetzt beim Autor erfuhr - mit meinen weissen Socken ja auch wieder voll im Trend.
In diesem Sinne:
Liebe Grüße!
erphschwester - 28. Jul, 12:32
Morgens aufwachen, direkt in den Himmel schauen, ein paar Flecken Blau mit zunehmend dunkler werdenden Schlieren, den ersten Blitz sehen. Auf den Wecker schauen, der kurz vor Klingeln anzeigt. Sich in der angenehm kühlen Morgenluft noch ein paar Mal wohlig recken und einfach so zugucken, wie alles sich entwickelt.
Und noch genug Zeit haben, das Bettzeug vom Balkon zu retten,ehe die ersten richtig dicken Tropfen fallen.
(Ich denke an dieses Buch, in dem einer der Protagonisten, Forscher und Weltreisender, sich im tiefsten Winter - ebenfalls auf dem heimischen Balkon - aus seinem Polarschlafsack schälte, weil er schon seit Jahren nicht mehr hinter Wänden unter einem Dach schlafen konnte. Seine Nachbarn fanden ihn mehr als schrullig.
Ich denke, ich sollte seinem Beispiel folgen. Oder gibt es sonst noch jemanden, der vor dem Einschlafen den Flug der Fledermäuse beobachten kann?)
erphschwester - 3. Jul, 06:19
Las ich doch neulich in die Die Zeit:
Jeder Soldat muss lernen: Vergewaltigung ist eine Straftat.
Wer so ´was liest, denkt sich seinen Teil. Und auch ich hatte so einschlägige Vorstellungen davon, worum es geht, dass ich nicht das Verlangen verspürte, ernsthaft die diesbezüglichen Mitteilungen zur Kenntnis zu nehmen (auch wenn die Thematisierung in einer deutschen Zeitung darauf hin deutet, dass bei neuerdings zunehmender Gegenwart des deutschen Soldaten an den Kriegsschauplätzen dieser Welt die Sache im hiesigen Bewusstsein an Bedeutung gewinnt) und also gar nicht weiter las.
Irgendwie bleibt es aber doch der Rede wert, dass man derlei Erkenntnisse für wert befindet, sie - so zeitungstechnisch - überhaupt zu erwähnen. Denn lernen, selbst wenn man so ´was als allgemeingültiges Gedankengut befinden mag, müssen das möglicherweise auch allerhand andere Leute. Bis vor kurzem z.B. manch Ehemann, der sich einbildete, gewisse eheliche Rechte zu haben, die seine angetraute Frau zwar nicht immer zur gleichen Zeit als solche empfunden haben mag, aber ... nunja, der Gesetzgeber mochte sich hier nicht einmischen.. Denn Sex gehörte entschieden nicht zu den Dingen, in die man sich überhaupt einmischen wollte, wenn denn Aussenstehende damit nicht behelligt werden. Und meistens findet die Sache ja doch in Abwesenheit Dritter statt. Wer wollte da im Nachhinein entscheiden, was einvernehmlich war und was nicht?
Mit dem Sex in Kriegszeiten ist das sowieso eine Sache für sich. Klar gibt es auch da Verliebte; die gibt es immer und überall. Aber gerade im Krieg häuft sich die Not, und Geld - auch wenn man´s hat - versinkt in seiner Bedeutung im Bodenlosen. So fernab von allen Lieben und tief in allerhand Not verstrickt mag mancher manchen Sex, der vielleicht nicht so ganz vom Glück beseelt ist, am Ende illusionär für mehr als ein Tauschmittel halten. Da ist die Grenze, über die man gehen muss, um sich zu nehmen, was nicht freiwillig geschieht, ohnedies hauchdünn. (Versteht bis hierhin noch einer, wovon ich rede? Man denke nur an Zigaretten, Schokolade und Nylonstrümpfe in der Nachkriegszeit.)
Naja. Ohnedies sind körperliche Grenzüberschreitungen in Kriegszeiten mehr als Straftaten. Sie sind Ausdruck der Macht, die der eine über den anderen hat oder wenigstens haben möchte, Ausdruck des Sieges über den anderen. Kein grosser Unterschied zwischen Foltergefängnissen und Vergewaltigung der Frauen des besetzten Landes. Immer will man sagen: "Siehst du, i c h mache das jetzt. Und du kannst gar nichts dagegen tun, weil ich dich besiegt habe."
Woran man wieder erkennen kann, dass sich der Mensch nicht verändert hat, seit er Urmensch war. Da haben auch die verschiedenen Stämme einander bekämpft und sich die Frauen abgejagt. Ich sehe vor mir eine von diesen BBC-Reportagen, die ja neuerdings (weswegen man sie auch so liebt) sehr anschaulich mit kleinen echt scheinenden Einspielern versehen sind: So ein Urmensch greift sich eines von diesen geklauten Weibchen des anderen Stammes, schmeisst sie auf den Boden, bäuchlings, rückt sie sich zurecht und ... Das Weibchen, in Hundestellung (die nicht ganz unwichtig ist, besagt sie doch, dass es keine Rolle spielt, wie so ein besiegtes Weibchen aussieht, Hauptsache, es ist eben ein Weibchen, schwach und mit dem nötigen biologischen Zubehör ausgestattet), duldet still vor sich. Und der Zuseher fragt sich, ob das damals so Sitte war, rein sexualverhaltenstheoretisch, oder schon damals ein Machtgedanke dahinter steckte.
Übrigens wurden diese Weibchen zur Stammeserhaltung geklaut und ganz normale Mitglieder des Clans. Was man von den Opfern der heutigen Kriegsgewinnler ganz sicher nicht behaupten kann. Da immerhin war der Urmensch dem heutigen (wenn BBC Recht hat) um einiges voraus.
erphschwester - 2. Jul, 23:29
... gelacht, weil immer wieder schön!
einfach ansehen
erphschwester - 28. Jun, 08:25