vollkommen sinnfrei
Die alten Griechen waren nicht dumm, beileibe nicht!
Dinge zu regeln, und zwar ziemlich starr, wie eben bei der Tragödie, hatte seinen guten Sinn.
Eine Handlung und ihr Held nämlich werden nur dann als tragisch empfunden, wenn sie sich an die Regeln halten. Viel hilft keineswegs viel.
Wer da also meint, er könnte die Tragik erhöhen, indem er allerlei Klagegesänge bis zum Exzess aufführt, wird sehr schnell lernen müssen, dass das Gegenteil der Fall ist. Was beim ersten oder zweiten Mal noch tragisch klang, gleitet sehr schnell ins Lächerliche ab und wird folglich von der Trägodie zur Komödie, die als Unterform nicht ohne Grund die Groteske mit sich führt.
Aber davon reden wir beim nächsten Mal.
erphschwester - 30. Dez, 16:30
Was so ein literaturinteressierter Mensch ist, der macht sich natürlich mit den verschiedensten Formen von allem Möglichen vertraut. Ich, letzthin, stiess auf die griechische Tragödie, die ja nun eine wahrlich interessante Sache ist:
Die griechische Tragödie behandelt die schicksalhafte Verstrickung des Protagonisten, der in eine so ausweglose Lage geraten ist, daß er durch jedwedes Handeln nur schuldig werden kann. Der tragische Charakter wird auch mit dem Attribut „schuldlos schuldig“ beschrieben. Die behandelten Themen reichen von philosophischen bis zu religiösen und existentiellen Fragestellungen wie den folgenden:
* Die Seinsfrage
* Das Individuum und die Welt
* Menschen und Götter
* Schuld und Sühne
* Charakter und Schicksal
Das Schicksal oder die Götter bringen den Akteur in eine unauflösliche Situation, den für die griechische Tragödie typischen Konflikt, welcher den inneren und äußeren Zusammenbruch einer Person zur Folge hat. Es gibt keinen Weg nicht schuldig zu werden, ohne seine Werte aufzugeben (was einem tragischen Akteur nicht möglich ist).
Die griechische Tragödie ist mitnichten ausgestorben, sondern wird, im Gegenteil, gern auch heute noch bemüht, z.B. in Form des unverstandenen Helden, der da "nur helfen" will, alles nur im Dienste der "wahren literarischen Qualität" tut und dergleichen mehr. (Wenn und dass er sich dabei endlos in immer den gleichen Attitüden ergeht, wie z.B. dem Hinweis darauf, wann Anführungszeichen, Auslassungszeichen etc. wie interpunktiert werden und all solch wichtige Dinge mehr, ist vollkommen unmaßgeblich. Wichtig ist dieses ganz, ganz tiefe Gefühl des Unverstandenseins, das ihn der griechischen Tragödie so nahe bringt.)
Der Aufbau folgt dem Grundschema:
* Prolog
* Parodos, das Eingangslied des Chores,
* Stasimon, 4 bis 6 Lieder des Chors zwischen den einzelnen Episoden
* Epeisodion, Hauptszene
* Exodos, das Schlusslied des Chores
Diese Grundstruktur konnte nicht verändert werden. Eine feste Konvention war der Wechsel zwischen Chören (Liedvers) und den Mono- und Dialogen der Schauspieler (Spielvers). Durch den linearen Handlungsablauf mussten Parallelhandlungen oder andere wichtige Ereignisse, die dem Publikum nicht direkt vorgeführt wurden, anderweitig dargebracht werden. Dies konnte auf verschiedene Weise geschehen, etwa durch die Teichoskopie (Mauerschau), den Botenbericht, den Deus ex machina oder durch das Ekkyklema.
Wobei man sich die Dinge so vorzustellen hat:
Prolog: "An die Moderatoren! Alles ist so furchtbar! Tut doch was!"
Parodos: "Ja, furchtbar! Ja, furchtbar!"
Stasimon:
1: "Ruf nur, du wirst - wie immer - keine Antwort erhalten!"
2: "Ja, es ist wirklich Schreckliches passiert!"
3: "Auch ich finde es schimm, dass ..."
4: " Man könnte natürlich ... und ohne viel Aufwand."
5: " Aber dazu müsste man wollen, und die sind ja alle ..."
6: " Bei genauerer Betrachtung bin ich dafür, aber eigentlich auch ..."
Epeisodion:
" Ich, der ich schon so lange im Forumsgeschäft ..."
Exodos:
" Wenn das hier nicht funktioniert, liegt es nicht an uns, sondern ..."
Die griechische Tragödie, man ahnt es, ist nicht tot. Nein, SIE LEBT!
(alle kursiv geschriebenen Teile des Textes wurden Wikipedia entnommen)
erphschwester - 29. Dez, 20:27
Wer macht die Menschen so bös und schlecht,
wer macht die Menschen so ungerecht,
das ist ein Zauberer weit bekannt,
ein böser Zauberer, Neid genannt,
er bringt den Menschen nur Haß und Streit,
ein böser Zauberer ist der Neid,
ein böser Zauberer ist der Neid.
(aus: "Der Traumzauberbaum"; Geschichtenlieder von Lakomy/Ehrhardt; käuflich zu erwerben überall, wo es CD´s und Bücher gibt)
erphschwester - 28. Dez, 21:48
Ein inzwischen sehr beliebter Spruch lautet: "Wenn man keine Ahnung hat - einfach mal Fresse halten." Herr Nuhr, von dem der Spruch stammt, konnte nicht ahnen, welch Lawine er damit in Gang setzen würde. Denn seit seinem Vortrag u.a. diesen Satzes führt ihn so ziemlich jeder im Munde; die meisten wissen wohl gar nicht, dass er von ihm ist. Und wahrscheinlich wurde er ihm selbst schon unter die Nase gerieben, weil irgendwie alle glauben, sie selbst hätten sehr wohl, die anderen aber eben keine Ahnung. Es hatte ihnen bis zu diesem Zeitpunkt halt bloss noch keiner das Werkzeug in die Hand gegeben, das so klar zum Ausdruck zu bringen.
Das Problem, man ahnt es, ist also nicht, den Schöpfer dieses Satzes zu kennen, auf den sich mittlerweile so viele nur allzu gern berufen, sondern zu erkennen, wann man selbst eigentlich keine Ahnung hat resp. dies dann auch umzusetzen. Weil ... irgendwie glaubt ja heute jeder irgendwie von allem eine Ahnung zu haben, was allerhand Wortschwall nicht immer der gescheitesten Art nach sich zieht.
Heraus gekommen ist eine Gesellschaft von Rednern. Über alles und jedes, zu jeder Zeit an jedem Ort. Was nicht nur häufig eine Menge Krach macht, sondern auch höchst unerfreuliche Folgen derart mit sich bringt, dass der Redeschwall, der uns nun alle umgibt, sortiert werden muss. In solchen, den zu hören man gewillt ist und eben den anderen.
Klar hören die meisten sich selber am liebsten reden, eben aus jenem oben genannten Grund. Es mangelt ihnen an Einsicht in die eigene Inkompetenz oder mindestens Unwichtigkeit. Wer wollte, um es mal hart zu sagen, schon zugeben, dass er Unfug redet. Wäre er sich dessen bewusst, würde er´s - vielleicht - nicht tun. So aber, im Brustton der Überzeugung von der Wichtigkeit der eigenen Meinungsäusserung, mag mancher sich schon geknebelt fühlen, wenn er mal nicht so recht zu Wort kommt, sei es aus welchen Gründen auch immer.
Und dann hockt so einer, verfolgt das Gespräch gespannt (das Lämpchen blinkt beinahe unentwegt) und wartet auf seine Gelegenheit.
Die kommen wird, vermutlich, wahrscheinlich, vielleicht heute noch.
Bis dahin hat der zur Schweigsamkeit Verdonnerte Reden jede Menge vorbereitet, wohl ausformuliert. Er hatte ja Zeit genug, während all dieser Schweigsamkeit alles hin und her zu schieben, in seinem Kopf und anderswo. Er weiss, wenn sein Auftritt kommt, wird seine Rede stehen wie eine Eins. Alle werden beeindruckt sein, ihn endlich, endlich wichtig, klug und richtig finden. Alle werden bedauern, ihn so lange nicht gehört zu haben. Alle, alle werden sie ihn fürchterlich vermisst haben, ihn und seine so wertvollen Redebeiträge.
Ja, so ein Auftritt will vorbereitet sein.
Ach, wenn es doch nur endlich so weit wäre!
Wohl dem, dem man dann nicht nachsagt: "Ach, was war es doch schön, als von dem da mal eine Zeit lang nichts zu hören war!"
erphschwester - 22. Dez, 01:55
Es ist ja ganz erstaunlich, wie viele Naturschützer es doch gibt, besonders unter den Literaten. Hab ich doch nicht auf dieser Plattform neulich gesehen, dass sie nun mit allen Mitteln und Bandagen kämpfen. Für das Überleben einer Echse. (Sie nennen sie "Exe", aber man kann schliesslich nich alles wissen.) Solcherart von naturschützerischen Gedanken bewegt ebenso wie von der Frage: Was machen Echsen eigentlich im Winter?, habe ich mal genauer hinein geschaut in die Gespräche und festgestellt, dass Echsen etwas mit Diktatur, Freiheit und irgendwie sogar den Nazis zu tun haben. Frag mich bloss keiner, was eigentlich.
Jedenfalls habe ich begriffen, dass mundtot gemachte Echsen (ich wusste gar nich, dass die reden können) eine ganz eine fiese Sache sind. Und sei es nur für eine Woche. Weil nämlich ... da haben sie so einer Echse eine Sperre gegeben. (Ja, wie? Darf die jetzt nicht mehr überall hin?) Und das ist schlecht, so richtig dolle schlecht.
Und nu schreien sie alle: Freiheit für die Echse. (Wobei ich mich schon wundern muss: Nicht nur, dass sie die Echse "den Exe" nennen, wollen sie auch für "ihn" Freiheit, nämlich Redefreiheit.)
Mir persönlich, die ich vielleicht nicht unbedingt ein Echsen-, aber sehr wohl ein Naturliebhaber bin, ist ja sowieso neu, dass Echsen reden können. Und wer kann wollen, dass sie´s können? Und zwar mit solcher Vehemenz?
Da ich ja nu bei genauerer Betrachtung festgestellt habe, dass dieses Echsengeschwätz, sei es so unwahrscheinlich wie auch immer, lediglich für eine Woche gesperrt ist (was ja nu nich heisst, dass diese Echse eben gar nicht mehr, sondern eben nur in diesem Literatendings nicht sprechen darf), frage ich mich umso mehr, ob diese Echsenfreunde ihren überbordenden Ärger ernst meinen oder einfach nur mal so ärgerlich sein wollen.
Vielleicht weil Winter ist und das Wetter so schlecht, und die Frau (wahlweise der Mann) so schlechte Laune hat und all das.
Oder ob die ernsthaft meinen, dass eine für eine Woche in einem Forum zum Schweigen verurteilte Echse den Weltuntergang bedeutet.
Naja, so ein Naturfreund wie ich muss ja nun nicht von allem eine Ahnung haben. Und Echsen, pardon!, sind nicht unbedingt die Tiere, die ich kenne oder unbedingt näher kennen lernen wollte.
Aber da ist ja , zum Glück, jeder anders.
erphschwester - 16. Dez, 18:03
Nicht, dass mir Dennis nicht leid täte. Mit so ´nem verbrannten Gesicht sieht man wahrlich nicht gut aus, und weh tun wirds wohl auch.
Aber: Ich frage mich schon, was die Kinder heute so in der Schule lernen. Dennis, zur Erläuterung, ist immerhin dreizehn Jahre alt und wußte offenbar nicht, dass die Gase vom Klospray sich nicht mit seinem Feuerzeug-Gegokel vertragen. Mit dreizehn!
Man könnte ja jetzt was von "lernen durch Schmerz" sagen (und auch nur deswegen, weil er es ohne größere Schäden überleben wird), jedoch (erneutes "Aber") wenn wir einmal davon absehen, dass manche Kinder solche lebenswichtigen Sachen auch schon von ihren Eltern gelernt haben ... konnte Dennis wirklich etwas für dieses gefährliche Wissensmanko?
Schliesslich und endlich sind Kinder und Eltern heute aus guten Grunde bundesweit auf die Strasse gegangen. Ohne ausschweifend auf unseren Militärhaushalt oder Bankenfinanzspritzen in Milliardenhöhe eingehen zu wollen, beklage ich - ebenso wie diese Kinder und Eltern - ein erstaunliches Desinteresse an unserem Bildungssystem, sofern es sich nicht um Eliteunis handelt (an die man erst einmal kommen muss).
Nach den Gründen für ihre Demos befragt, erklärten Jugendliche im Mittelstufenalter (also in dem von Dennis), dass bei ihnen z.T. jede dritte Stunde ausfällt. Wo doch der liebe Hergott weiß, dass sie sowieso zu wenig Stunden im Lehrplan haben. Jedenfalls wenig genug, um schon lange nicht mehr alle naturwissenschaftlichen Fächern im gleichen Schuljahr gelehrt zu bekommen. Da kann so ein chemisches Mißverständnis wie das vom Dennis schon mal passieren.
Übrigens sah ich mit großem Erstaunen, dass die Kinder in der Demo Plakate von dem Obama durch die Gegend schleppten. Ein Zusammenhang, der sich mir nur zögerlich erschloß. Denn er mag mit einigem guten Willen als Retter der Welt in spé, nicht jedoch als Retter unseres Bildungssystems angesehen werden. Bis ich dann sah, dass sie sich einfach nur seinen Wahlslogan zu Eigen gemacht hatten.
YES, WE CAN!
Was sie können, bleibt dabei im Nebulösen. Neue Lehrer aus dem Boden stampfen? - Eher nicht.
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Und ich, merke ich gerade, habe vergessen, mir die BRAVO vom Zeitungskiosk mitzubringen. Da isser nämlich drin, als Plakat, der Obama. Und schließlich muß man den doch heute haben.
erphschwester - 12. Nov, 15:43
Ich bin ja auf dieser Literaturplattform, wo lauter mehr oder weniger kluge Menschen ihre mehr oder weniger klugen mentalen Ergüsse in Form von "Büchern" präsentieren. Und wie das unter grossen und kleinen Literaten so ist: Man ist sich einig, dass man uneins ist. Weil ... die wahren Gedanken in die einzig wahre literarische Form giessen, das kann man ja nur selbst - nie und nimmer die anderen. Ist doch klar!
Wo der Streit, denn um einen solchen handelt es sich phasenweise immer mal wieder, eigentlich angefangen hat, kann keiner mehr so recht sagen. Vielleicht damals, als der Begriff "Abwerter" ins Spiel kam, was ausdrücken sollte, dass einer, der ein paar Sternchen gekriegt hat, meinte, es seien zu wenige gewesen, weil er natürlich viel besser ... und der andere, der die gegeben, ihn ja eigentlich nur nicht leiden könne ... und sowieso sei "das System" ...
Der Begriff des "Abwerters" ist zwar dann irgendwie untergegangen, aber im Raum steht er auf die eine oder andere Weise schon noch. Und das aus gutem Grund, denn da sind tatsächlich ein paar, die sich nicht leiden können und deswegen ein bißchen schlechter besternen, als wenn´s bei den Freunden wäre.
Der Streit treibt komische Blüten, weil nun die Zahl der eigenen Freunde auf dieser Plattform nicht immer ausreicht. Ergo holt man Freunde aus der wirklichen Welt dazu, die - der Eindruck entsteht zuweilen - auf der Plattform keine andere Aufgabe haben, als den eigenen Rankingplatz zu sichern, der einem der eigenen Meinung nach zusteht. Man bezeichnet sie als Nur-Leser, denn es sähe auf Dauer etwas komisch aus, wenn da einer immer nur Sternchen vergibt, aber selbst nie ´was schreibt. Auf einer Literatur-Plattform!
Nur-Leser, um der Wahrheit die Ehre zu geben, gibt es in allen Lagern des Grabenkrieges, so dass der Vorteil nur ein zeitweiliger war.
( Dumm dran - dieser Hinweis erübrigt sich imgrunde - sind all jene, die keinerlei Freunde inner- und außerhalb der Plattform haben. Die rettet nicht einmal der erfolgreiche Besuch eines anerkannten Literaturinstitutes vor schlechten Bewertungen.)
So tummeln sich mittlerweile auf der Plattform ganze Familien, Sport- und andere Vereine, was im Stimmverhalten eine Art Patt, besser noch: eine Ping-Pong-Situation nach sich gezogen hat.
Allgemeine Ratlosigkeit, die mit Frieden zu verwechseln man jedoch den Fehler nicht machen sollte. Vielmehr ist der Kampf in eine neue Phase getreten: Jene, die früher "oben" waren und es nun dank oben beschriebener Verbünde nicht mehr sind, decken das Freundesspiel gnadenlos auf und verlangen stattdessen nach Qualität im Geschriebenen, die - wir erinnern uns - stets nur aus der eigenen Tastatur floss. Und damit das alles nicht so vollkommen eigennützig klingt, appelliert man an die Betreiber, sie hätten doch die Aufgabe, einen gewissen Qualitätsanspruch zu sichern. (Wo doch jeder weiss, dass Internet nicht das Medium für Klasse, sondern nur das für Masse ist.)
Man wird sehen, wie sich die Betreiber diesem Anspruch, den sie sich selbst wahrscheinlich gar nicht ausgesucht haben, gerecht werden oder auch nicht.
Mir jedoch bleibt aus der Beobachtung dieser Ereignisse die Erkenntnis, dass es im Netz nicht anders zugeht als draussen in der Welt: Steckst du in der richtigen Seilschaft, ist dir Gerechtigkeit vollkommen wurscht. Wenn nicht, fallen dir die hehren Werte ein und du entpuppst dich als Kämpfer für alles mögliche.
erphschwester - 11. Nov, 15:38
Ich bin da ja auf dieser Schreiberplattform. Seit die ein Forum haben, machen die auch dort das, was der normale Mensch, besonders aber der Schreiber, sehr gern tut: Sie beschäftigen sich mit sich selber. Weswegen nun ein bisschen weniger Texte geschrieben werden; dafür aber gibt´s die allerheftigsten Diskussionen.
Ich werd´ jetzt nicht aus dem Interna-Nähkästchen plaudern, wer wen doof findet und wer wiederum wen mag (und aus diesem Grunde öffentlich Viagra ordert), nee, geht niemanden ´was an. Aber neulich gab´s da diese Diskussion "Warum ich schreibe", die ja auch irgend ´was von Nabelschau hatte, aber nicht mit diesem schlüpfrigen Beigeschmack, sondern sehr korrekt. Weil ... jeder strengt sich bei solchen Diskussionen an, einen besonders coolen, zumindest aber korrekten Eindruck zu machen. So ein Schreiberling ist ja ein wichtiger Mensch in dieser Gesellschaft. Er kann ´was, was viele andere bald nicht mehr können, wie wir durch PISA wissen. Und ausserdem hat so ein Schreiberling mehr oder weniger Macht, weil er´s noch schafft, ein paar halbwegs grade Sätze zu produzieren. Macht man das richtig, kann man Leute manipulieren, wie wir aus der Politik wissen.
Natürlich, wenn man solch einzigartige Fähigkeiten und so´ne geheimnisvolle Macht hat, muss man sich anstrengen, auch möglichst hehre Motive für diese Schreiberei publik zu machen. Wer da sagt,: "Ich hatte gerade keinen, dem ich´s erzählen konnte.", ist schon von vornherein am Ar... , weil er sich als armes Würstchen outet. Obwohl ich finde, dass das nicht der schlechteste Grund zum Schreiben ist. Meinem Kumpel Y. z.B. versuche ich schon seit Monaten klar zu machen, dass er sich wirklich, wirklich einen PC anschaffen muss. Ich würde ihm auch noch das Blog einrichten, wenn´s sein muss, und dann bei Bedarf seinen Tagesablauf nachlesen. Stattdessen ruft er mich täglich (gerne auch mehrmals) an, um mir zu erzählen, was in den letzten drei Stunden passiert ist, nicht ohne die gestrigen und vorgestrigen Ereignisse noch einmal in Erinnerung zu rufen. Ich hab´ für so ´was ja früher Tagebuch geschrieben, aber, naja, jeder ist da anders.
Auf der Schreiberplattform läuft das natürlich anspruchsvoller. Keiner würde da zugeben, dass er seine Erlebnisse von letzter Woche, vor zwei oder auch zehn Jahren in seiner Schreiberei verwurstet (ausser mir natürlich, ich steh´ dazu!); alle haben sie eine Botschaft, ein Sendungsbewusstsein oder wollen die Mit- und Nachwelt an ihrem Gedachten teilhaben lassen. Welchletzteres natürlich nur geht, wenn man gedruckt wird und das möglichst in keinem (ein extra Diskussionsstrang) Zuschuss-, sondern in einem Bezahlverlag. Ich, bis zu dieser Diskussion, hatte mir ja noch nie Gedanken gemacht über Verlage. Es sei denn als Konsument. Mir reicht die Streuwirkung, die ich hier im Blog und eben auf dieser Schreiberplattform erziele, halt der Umstand, dass da Leute meine Texte lesen, die mich nicht kennen und sich folglich nicht verpflichtet fühlen, meine Schreibe zu loben, auch wenn sie nix von all dem wirklich kapieren oder nachvollziehen können.
Andere Schreiber sind da sehr anders. Die müssen sich unbedingt gedruckt sehen, andernfalls ihr Leben vollkommen umsonst war. Und ab diesem Punkt sind Schreiber dann eben ganz normale Menschen wie alle anderen auch und verlieren schlagartig ihren edlen Habitus. Sie begeben sich in - verbale - Grabenkämpfe, um allen anderen zu beweisen, dass sie die besseren, verdienteren und überhaupt ... Schreiber sind.
Ein besonders hübscher Aspekt - schliesslich sind wir im Web 2.0 - ist die Bewertung der Schreibereien, die mich so ein bisschen an Grundschule erinnert. Statt Bienchen gibt´s Sternchen, aber ansonsten ist alles sehr ähnlich, sieht man einmal von der Tatsache ab, dass nicht die Lehrerin, sondern der werte Mitleser seine Sternchen vergibt. Und - siehe oben - da der Mitleser im Gegensatz zur Grundschullehrererin eben nicht über der Sache steht, sondern selbst mitten drin ist, gedeiht jede Sternchenvergabe zum taktischen Schachzug.
Gut bewertet werden jene, die
a) mich selber gut bewerten (denn mein nächster Text kommt bestimmt)
b) mir in Diskussionen zur Seite stehen (die nächste Diskussion kommt bestimmt)
c) die im übrigen so unmassgeblich sind, dass sie meinen Listenplatz nicht gefährden können (und vielleicht kann man sie einmal unter Rubrik a) und/oder b) einordnen)
Es lässt sich leicht denken, wer dann schlecht bewertet wird.
Kurzum, Bewertung hat nur bei stabilen Charakteren etwas mit Qualität zu tun. Womit jene gemeint sind, die es nicht vordergründig auf die Aufmerksamkeit eines Verlages abgesehen haben.
Wobei es Schreiberplattformen zuhauf gibt. Wer da annimmt, irgend ein Verlag hätte Ambitionen, einen quasi Talentescout loszuschicken, um auf solchen Seiten Muttis Geburtstagsgedichte zu lesen, auf die Gefahr hin, dass Mutti mal ein grosser Renner gelungen ist ... der weiss nicht, wie es in so einem Verlag zugeht, wo sie mit Manuskripten zugeschüttet werden, weil heutzutage jeder glaubt, er könne ein Buch schreiben.
Trotzdem irrt auf unserer Plattform das Gerücht herum, man hätte sich der "wohlwollenden Zusammenarbeit ..." - wie auch immer, was die Leute ganz wuschig macht und den Herrn im Feinripp dazu bringt, jeden Tag neue dusslige Diskussionen anzuzetteln, die zu beherrschen er sich alle Mühe gibt. Man muss schliesslich auffallen, wenn jemand die eigenen Texte lesen soll. Und wenn sich dann tatsächlich mal jemand anders äussert und - was nicht schwer ist - einen qualifizierteren Beitrag beiträgt, bricht er in rumpelstilzchenhaftes Springen und Aufstampfen aus. Was durchaus lustig anzusehen ist.
Seit gestern, wo ihm das mit den Verlagen (glaubt er das wirklich?) klar geworden ist, trägt er ja kein Feinripp mehr, sondern hat ein ordentliches Hemd angezogen, was der Qualität seiner Diskussionsbeiträge nicht unbedingt auf die Beine geholfen hat. Aber es kann halt niemand über sein eigenes Niveau hinaus.
Aber irgendwie sind wir jetzt doch sehr vom Thema abgekommen.
Warum ich schreibe? - Am Nachvollziehbarsten fand ich noch die Erklärung von Frau X. von der Plattform. Die hat gesagt, wenn sie jemanden doof findet, setzt sie sich hin, schreibt eine Geschichte, in der jemand wie dieser Doofe total zerpflückt wird. Dann geht´s ihr besser.
Ja, mit dieser Erklärung kann ich leben. Man muss die Leute nicht im wahren Leben verhauen, wenn´s Geschichten gibt.
erphschwester - 26. Okt, 09:47
Nachstehend aufgeführte Abmahnung habe ich erhalten:
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir vertreten die Ebay GmbH mit Sitz in Dreilinden in der nachfolgend genannten Angelegenheit. Das Vorliegen einer Vollmacht wird anwaltlich versichert.Genaue Übersicht Ihrer Verkäufe, Rechnungen, Daten und unsere Zahlungsaufforderung mit der Mahngebührenauflistung finden Sie im Anhang.
Sie bieten unter der Internethandelsplattform Ebay Computerartikel im Wege des Fernabsatzes an, ohne dabei auf das Verbrauchern zustehende gesetzliche Widerrufsrecht hinzuweisen, wie bei dem von Ihnen angebotenen Ebay Artikel mit der Nummer 9462591640015 geschehen.
Damit verstossen Sie gegen §312c Abs.1 BGB sowie gegen §1 Abs.1 S.10 BGB-InfoV und führen unlauteren Wettbewerb nach §3, §4 Abs.1 S. 11 UWG. Unserer Mandantin steht damit ein Unterlassungsanspruch gemäß §8 Abs.1,Abs. 3 S. 1 UWG zu.
Ebenso sind sie nach §9 UWG unserer Mandanten zum Schadensersatz verpflichtet und damit zur Uebernahme der Kosten unserer Beauftragung in Höhe der beigefügten Kostennote 950.94 Euro.
Die Wiederholungsgefahr kann nach ständiger Rechtsprechung nur durch Abgabe einer strafbewehrten Unterlassungserklärung beseitigt werden.
Wir fordern Sie daher im Namen unserer Mandantin auf, die beigefügte Unterlassungserklärung abzugeben. Dafür setzen wir Ihnen eine Frist bis zum 05.11.2008 - 18:00 Uhr bei uns eingehend.
Sollte die Erklärung innerhalb dieser Frist nicht oder nicht im geforderten Umfang bei uns eingehen, werden wir gerichtliche Schritte einleiten, durch die zusätzliche Kosten entstehen, die sie durch Abgabe der Erklärung vermeiden können.
Mit freundlichen Grüßen,
Da diese Sache mich gar nicht betrifft (falsche e-mail-Adresse) überlege ich, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, meinerseits gegen die Anwaltskanzlei wegen Nötigung vorzugehen.
TIPPS?
erphschwester - 25. Okt, 18:10
... keiner, was ich die letzte und vorletzte Woche getan habe. Aber - keine Angst! - ich sag´s euch, weil wir Blogger ja alle irgendwie Exhibitionisten sind. Also: Ich ward zu einer "Untersuchung" geschickt und fand mich nach einer hübschen Narkose wieder mit einem netten (zum Glück vernähten) Schnitt und einem fehlenden Organ, das - da waren sich die Ärzte einig - ich nicht wirklich brauche. Mehr ins Detail gehen will ich gar nicht, sondern nur vermelden, dass ich wieder da bin.
SO SCHNELL WERDET IHR MICH NICHT LOS!
Und jetzt lege ich faule Drohne mich wieder auf die Couch und schaue das von MRR so viel gescholtene Fernsehprogramm, jawoll!
erphschwester - 14. Okt, 13:27