Geschichten aus dem Lande und der Welt

Donnerstag, 29. Mai 2008

Milch in Strömen ...

... verheisst uns der Einzelhandel, während die Bauern behaupten, schon morgen dürfte es die ersten Engpässe geben.

Abgesehen davon, dass der drohende Mangel mich allzu sehr dann doch nicht beeindruckt, weil es jede Menge andere Lebens- und Trinkdingens gibt, bin ich doch gleichzeitig auch wiederum tief beeindruckt vom Zusammenhalt der Bauern.
Einstmals, im Arbeiter- und Bauernstaat, galten die Arbeiter als die mächtigere Kraft. "Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.", hiess es da.

Inzwischen wissen wir, dass die Arbeiterschaft vom bescheidenen Wohlstand, den man mit fleissiger Hände Arbeit erwerben kann, bereits hinreichend korrumpiert ist. Streik? - Nein, Danke! ... Sagt zwar keiner mehr, denken aber viele.

Bauern, so erfahren wir nun, haben diese Skrupel nicht.
Da mag man sagen, was man will. (Die Erinnerungen der Mutter im Hinterkopf, dass damals, in der hungrigen Nachkriegszeit, die Bauern auf ihren Kartoffeln sassen und manch Kind mit aufgeblähtem Bauch scheinbar leichten Gewissens ungefüttert vorbei ziehen liessen, erinnere ich mich auch des Hinweises: Schlimm ist der Hunger nur in der Stadt. Ein Bauer ist noch nie verhungert.--- Lang, lang ist´s her, sage ich mir, und hat eigentlich mit dieser Sache nichts zu tun.)

Die Geschichte des Milchpreises der letzten Jahre ist beinahe undurchschaubar. Erstaunlicherweise streiken die Bauern jetzt und nicht schon im Jahr 2006, wo der Preis bei 27 Cent pro Liter stand. Mag sein, dass Firma Müller ihre Aktie daran trägt. Jedenfalls liegt dieser Gedanke nahe.
Denn als es noch der Markt war, der den Preis bestimmte (und im letzten Jahr wieder nach oben trieb, weil der asiatische Markt sehr nachfragte), beklagte sich kein Bauer. Jetzt aber, wo Müller die Bauern sehr nachhaltig aufgefordert hatte, aus dem Verband auszutreten, und bekannt gab, nurmehr mit denen zusammen arbeiten zu wollen, die aus dem Verband ausgetreten sind, da zeigte sich erster Widerstand.

Zunächst waren´s nur ein paar störrische Bayern, die da meinten, s o liessen sie nicht mit sich umgehen. Inzwischen macht auch Meck-Pom mit.

Wir alle jedoch dürfen uns inzwischen fragen, wer schlimmer ist: Die Bauern, die Milch einfach W E G S CH Ü T T E N? (Denk an die hungernden Kinder in Afrika, China und Indien!) Oder wir, die wir Lebensmittel so gering schätzen, dass wir uns niemals fragen, warum die Milch so billig ist, sondern immer nur: w o sie am Billigsten ist.

Ich jedenfalls, die nach Mutterns überkommenen Erinnerungen eine sonderlich gute Meinung von Bauern nicht hatte, beginne mich zu fragen , ob sie nicht das Selbstbewusstsein haben, das jeder Werktätige in diesem unserem werdenden Billiglohnland haben sollte. Dort, wo der Städter sich in nur wenigen Jahren mit HARTZIV, Ein-Euro-Jobs und 400-Euro-Basis abgefunden hat, beharren diese sturen Bauern darauf, dass ihre Arbeit einträglich genug zum Lebenserhalt sein müsse; andernfalls gäbe man sie auf.

Manchmal, ja, manchmal ist es ganz hilfreich, den einfachen Milchbauern um seine Meinung zu befragen. Der kennt Heuschrecken nur als Ungeziefer in der Landwirtschaft. Der schert sich nicht um Globalisierung, weil Frischmilch auf dem Weg nach Asien am Ende doch nur sauer wird. Der sieht - vielleicht - nur von hier bis zum Horizont, dabei aber sehr viel klarer als all jene, die uns den Blick mit allerhand Nebel verschleiern wollen.

Mittwoch, 21. Mai 2008

ANGST ... oder: Wie man einem Volk den Linksruck austreiben will

Jetzt haben sie doch glatt die Diätenerhöhung zurück genommen!

Das deutsche Volk steht oder sitzt da und staunt und versucht Worte zu finden. Die einen sagen "erst dreist, dann feige"; die anderen reden davon, dass sich die Erhöhung nicht "vermitteln" liess, nicht einmal den Abgeordneten selbst.

Damals, als sie es noch "kommunizieren" nannten (z.B. bei HartzIV), da machten sie sich keine Gedanken darüber, was die anderen davon halten. Sie selbst hielten ... aus, ganz tapfer, sogar angesichts der Demonstrierenden auf der Strasse, von denen sie ahnten, dass das erste schlechte Wetter sie schon wieder in ihre Stuben treiben würde.
Diesmal aber merkten sie den Widerstand.
Noch am wenigsten gegen ihre Diäten, die bestenfalls das Sahnehäubchen auf allem anderen waren. Es mag Momente gegeben haben, in denen sie sich abends im Bett, schlaflos, einen Generalstreik vorstellten. Solch einen, wie ihn Deutschland noch nie sah und wie ihn die Unternehmer schwer verkraften würden.

Man kann sich halt nicht drauf verlassen, dass so ein dummes Volk schluckt, alles und immer wieder. Irgendwann kriegt man die Quittung.

Einst hatten wir Politiker, die es nicht unbedingt darauf ankommen lassen wollten. Sie machten auch SACHEN, aber immer hübsch in Maßen, dass man´s vielleicht nicht einmal merkt. Die heutigen jedoch benehmen sich wie die Kinder: Sie testen aus, was man so machen kann. Wenn´s nicht geht, na gut, dann nimmt man die Dinge halt zurück und lässt sich womöglich noch dafür feiern, dass man die Brisanz erkannte. Am Ende klingt es wie grossmütiger Verzicht, obwohl´s am Anfang einfach frech war.

Vor vier Jahren haben wir uns gefragt, was so ein Volk alles mit sich machen lässt, wenn es deutsch und obrigkeitengläubig ist. "Die werden schon wissen, was sie tun." und "Man kann ja doch nichts machen.", sagten viele. Inzwischen erinnert sich manch einer von den vielen, dass doch nicht gar nichts geht, an der Wahlurne und im Tarifstreit und an manch anderen Orten noch.

Am Ende bleibt die Frage: Wenn der letzte Tropfen das Fass zum Überlaufen gebracht hat, wie kann man das Fass wieder leeren, ohne noch mehr zu verspritzen?

Donnerstag, 8. Mai 2008

Massvoll ... masslos

Die Nachrichten sind voll davon: Die Rentner kriegen nächstens 1,1 Prozent, mehr, genau genommen doppelt so viel wie sie eigentlich hätten kriegen dürfen. Es tönt aus jeder Nachrichtensendung als erste Meldung und klingt wie ein riesenhafter Sieg.

Tatsächlich haben die Abgeordneten, die solches heute beschlossen, sich selbst in dieser Hinsicht übertroffen. Es kostet Mühe, Kraft und eben Überwindung, will man dem anderen Gutes tun.
Mit sich selbst ist man da schon grosszügiger, auf jedem Gebiet. Genau so, wie wir unsere eigenen Schwächen gern für lässlich ansehen, betrachten wir die Sorge für den eigenen Vorteil als ... quasi naturgegeben.

So kriegt der Eine 1,1 Prozent, der Andere 4 und der Nächste eben - je nach Medium, das da gerade berichtet - 6, 9 oder wieviele Prozente mehr.
Es ist ein Akt der neu sortierten Wertschätzung, so oder so. Die Zeiten des Respekts vor dem Alter - vor denen, die einstens unser Land aufbauten - erfahren wir auf diese Weise, sind also vorbei. Und - bitte schön! - es ist ja wahr: Dies Land ist nicht mehr das, das jene Alten einstens aufbauten. Warum also sollten wir ihnen noch Respekt zollen?
Und schliesslich mussten wir alle in den letzten Jahren den Gürtel enger schnallen. Warum nicht die Alten, die´s´ schliesslich waren, die aus uns machten, was wir heute sind: Nette, kleine Egoisten, denen man schon an der Wiege predigte, dass wir´s einmal besser haben sollten als sie. So gehen ihre Wünsche, spät aber doch, in Erfüllung. Und da ist kein Grund zur Klage!

Den besten Schnitt bei all dem machen naturgemäss jene, die das Glück haben, über ihr eigen Wohl und Wehe selbst zu bestimmen. Das kann beinahe keiner von uns. Aus eben dem natürlichen Gesetz des Stärkeren erklären sie ihresgleichen für die wertvollsten Mitglieder der Gesellschaft. Solche also, die es verdient haben, eine Erhöhung im Ausmass dessen zu kriegen, was andere im Monat zum Leben haben, jährlich auf´s Neue wohlgemerkt. Und ab demnächst sogar ohne besonderen Beschluss, sondern praktisch von Rechts wegen.
Wir werden also nichts mehr hören von Diätenerhöhungen, denn die gibt´s bald automatisch. Aber wir werden hören von riesenhaften 1,1 Prozent Erhöhung der Rente (doppelt so viel wie im Gesetz steht!) oder aber 2 Euro HartzIV-Erhöhung.

Und wenn wir klug sind, dann achten wir mehr drauf, wie das wachsende Gras sich anhört als auf das, was man in grossen Lettern uns bekannt gibt. Denn die wirklich wichtigen Dinge finden stets im Heimlichen statt ...

Freitag, 2. Mai 2008

Erleuchtung

Ein Licht geht uns auf, seit Wochen schon. Vielmehr soll es uns aufgehen, damit wir endlich begreifen, dass China eigentlich doch gar nicht so schlecht ...

Na, irgendwie geht aber alles, was an Bemühungen in dieser Richtung angestellt wird, ein bisschen schief. Denn die sportliche Fackel, die durch die Welt getragen wird, muss beschützt werden, manchmal unter Einsatz von Gewalt und manchmal muss sie gefahren werden, weil gar nichts mehr geht.
Der neueste Streich ist der, dass man partout tun will, was eigentlich gar nicht geht: Die Fackel auf den Mount Everest tragen und das natürlich brennend. Weil aber die Luft dort oben dünn und das Wetter oft schlecht ist, dürfte es an ein Wunder grenzen, wenn die Fackel nicht verlischt.

Auf Wunder mochte man sich in dieser Frage jedoch ebenso wenig verlassen wie auf der ganzen Reise. Während der Fackellauf im mehr oder weniger flachen Lande von allerhand Sicherheitskräften beschützt wurde, soll nun auch noch teure Technik helfen: Denn für den Mount Everest ward eine Fackel erdacht, die die Flamme vor Luftmangel und Wind schützt, gar mit Raketentreibstoff angetrieben wird und alles in allem eine Million Euro kostet.

Ein Schelm, der glaubt, dass man diesen immensen Aufwand nur für den olympischen Gedanken betreibt. Olympia war einstens auch in Moskau. Eventuell steckt dahinter vielleicht doch mehr die Idee vom Handelspartner China. DAS lässt man sich in der Welt gern etwas mehr kosten.

Mittwoch, 30. April 2008

Isch kriech Plack!

Wieder Mal Post von meiner Rentenversicherung gekriegt, die sich nicht - wie übrigens alle Jahre - entblödet, für die Verkündung irgendwelcher, wie wir längst wissen: unwahren, Prognosen Papier- und Portokosten zu verursachen.

Das ist m e i n Geld, das die alljährlich für diesen Sch...monsens ausgeben! Hat mich da mal einer gefragt, ob ich das will?

Und ich kann es gar nicht wollen, wenn ich sehe, was meine bisher absolvierten 35 Arbeitsjahre "wert" sind und dass sich das - nur mal gleichbleibende Verhältnisse angenommen! - in den nächsten Jahren nahezu verdoppeln soll. Wo doch gerade in diesen Tagen alle Welt darüber spricht,dass nichts so bleiben kann, wie es einst war.

Ich täte gut daran, mich als Erwerbsgeminderte zu bewerben. Da könnte ich sie an ihren Versprechungen festnageln. Und übrigens bekäme ich da jetzt schon mehr, als ich einstens vermutlich kriegen werde. Was frau hat, hat sie.
Wären sie nur ein wenig grosszügiger mit ihren Anerkenntnissen!
Alle Tage erlebe ich, dass Krebskranke (gleichgültig, ob Unterleib oder Hirntumor) zu noch und noch und noch einer Therapie verdonnert und irgendwann für gesund erklärt werden bis man ihren Hinterbliebenen schliesslich das Sterbegeld (falls es noch welches gibt) auszahlen kann.
Nur nicht berenten! Denn Rente bleibt und ist eine dauerhafte Belastung. Wenn´s für den Betroffenen gut geht: für Jahrzehnte. Und wenn´s nicht gut geht ... dann hätte ihm die Rente ja irgendwie auch nicht geholfen.

Was Du Schwarz auf Weiss besitzt ..., pflegte meine Mutter einst zu sagen. Ich sollte diese Dinger aufheben, finde ich, und dann später klagen.

Mittwoch, 16. April 2008

Der ganz normale Wahnsinn!

Heute Mittag hat jemand bei uns auf der Arbeit eine Runde Essen geschmissen. Aus welchem Grund auch immer. Nachmittags lag dann im Papierkorb eine halbe Stange Baguette. Der Kollege, der dies sah, merkte kritisch an, er fände das Sch... , nein, hat er nicht gesagt, weil so ´was sagt der nicht. Er fand´s also nicht korrekt und sprach damit aus, was ich dieser Tage gelegentlich schon dem Halbgaren gegenüber erwähnte: Während unsere netten Reklamesender sich nicht genug damit tun können, uns Koch- und Fressgelage en gros zu servieren, einschliesslich des grössten Schnitzels, der grössten Bratwurst etc. (inklusive Erbrechen, wenn beim Wettessen gar nichts mehr geht), wird anderswo gehungert. So sehr, dass Regierungen gestürzt werden und Völker rebellieren.

Und dann sah ich noch diese Reklame von irgendso einem Energieproduzenten, der es ausnehmend schick findet, Lebensmittel zu Biosprit zu verbraten, auf dass die Umwelt sauber sei.
Man kann sich streiten drüber, ob dies nun wirklich eine umweltschonende Methode ist. Aber jedenfalls schont es die Umwelt, wenn die Gattung Mensch dezimiert wird. Weil die´s doch ist, die den Dreck macht.

Schade nur, dass es - wie immer - die Falschen trifft. Denn die, die da verhungern, sind ja nicht die Gleichen, die den Dreck machen.
Vielleicht sollte man jene, die vermittels Biosprit die Lebensmittel noch knapper machen, den auch gleich saufen lassen und die Lebensmittel nach Bangladesh und sonstwohin exportieren???

Montag, 14. April 2008

Ich hab geträumt von dir

Kennen Sie Tuvalu?
Nein? - Macht nichts! Kannte ich bis beinahe eben auch nicht. Aber jetzt!
Und ich habe sofort das Potential erkannt und Geld angelegt in Papieren, die vermutlich in nicht einmal zwanzig Jahren ihresgleichen an Wert suchen.

Wie ich mir da so sicher sein kann?
Na, die dussligen Hütten in Amerikas Vorstädten waren nie das wert, was man ihnen an Wert zubilligte. Ihresgleichen gibt es massenhaft und eine hässlicher und überbewerteter als die andere.
Mit den Papieren aus Tuvalu, die ich gerade eben erstanden habe, ist das etwas anderes. D a s nämlich ist eine Inselgruppe, die nurmehr zwischen eineinhalb und vier Metern über dem Meeresspiegel liegt.

Man lebt dort wie im Paradies. Komme ich heute nicht, komme ich morgen. Und komme ich gar nicht, ist es auch kein Problem. Denn was ich zum Leben brauche, schenkt mir das Meer oder es wächst unter Gottes einmaligem Erdenrund.
Tuvalu hat 11000 Einwohner und 26 qkm Land, verteilt auf neun Inseln, die ehemals britische Kolonie waren und auch allerhand Dreck von den Amerikanern (als sie noch gegen die Japaner Krieg führten) übrig behielten. Keiner fühlt sich bemüssigt, für den da gelassenen Dreck irgendwelche Entschädigungen zu zahlen. Aber in absehbarer Zeit hat sich das Problem sowieso erübrigt.
Weil ... da ist ja der Klimawandel. Und der erwartete Anstieg des Meeresspiegels. Was für die in Tuvalu keine fiktive Geschichte ist. Die Hochwasser werden immer höher. Und Trinkwasser gibt´s nur, wenn es regnet. Was es - zum Glück! - neuerdings öfter tut.

Zum Glück hat man seit 1861 den christlichen Glauben, der immerhin Hoffnung verheisst. und, wenn alle Stricke reissen, ist da nebenan noch Australien, das nicht ganz so tief liegt.

Tuvalu bringt eigene Briefmarken heraus. Von denen habe ich soeben welche erstanden.

EINE BOMBENSICHERE GELDANLAGE!, sage ich Euch!

Donnerstag, 3. April 2008

Mit ´nem kleinen Stückchen Zucker schluckst du jede Medizin

Nach der Kapitalismuskritik, die sich auch schon in andere Blätter verirrt hat, nun die Feststellung, dass im Bundestag 300 Lobbyisten arbeiten. Und die grosse Empörung von Vertretern aus allen Parteien, die jetzt so tun, als hätten sie eine ganz, ganz grosse Neuigkeit erfahren.

Sie alle rufen nach Offenlegung der Betroffenen, gar ihrem Rausschmiss und haben doch in den vergangenen Jahren fleissig zugeschaut, wenn Vertreter der Energiebranche oder ein Herr Hartz kräftig in der Politik mit mischten. Sie fanden es gar richtig gut, mit erfahrenen Menschen dieses Landes zusammen Entscheidungen zu treffen, die jene Erfahrenen vielleicht nicht aus lauter Altruismus, sondern mit einem bisschen mehr oder weniger Eigennutz forcierten.

Da steht er nun, der Steuer- und Beitragszahler und unterliegt leicht der Versuchung, die vermeintliche Neuigkeit als Ausdruck einer urdeutschen Glasnost aufzunehmen. Es kann ja so schlecht um dieses Land nicht bestellt sein, wenn die Probleme mit solcher Offenheit angepackt werden.

Dabei, manch einer erinnert sich vielleicht, erfuhren wir schon vor etlicher Zeit von den Tausenden Lobbyisten, die sich in Brüssel breit gemacht und ihre Finger ganz tief in europäische Angelegenheiten gepuhlt haben. Wen jucken da die 300 in Deutschland, da eine zunehmende Zahl von Entscheidungen nicht mehr hier, sondern in Brüssel für Gesamteuropa getroffen werden?

Wen juckt es überhaupt, wenn Bröckchen für Bröckchen eine Ungereimtheit nach der anderen ans Tageslicht tritt, die wir alle erahnten, nie aber hätten greifen können, wenn nicht bewusst ihre Offenlegung betrieben worden wäre.
Wir Kleinen, so viel sollte stets klar sein, erfahren immer nur das, was für die Erhaltung des gesellschaftlichen Friedens gerade für ausreichend befunden wird. Und allemal nur dann, wenn schon andere Fäden gesponnen sind, die den Erhalt des menschenfeindlichen Konstrukts am Ende immer sichern. Damit wir uns einbilden können, alles würde gut, und voller Hoffnung weiter machen.

Sowieso frage ich mich, ob sie mit der Zahl 300 nicht viel zu sehr untertrieben haben ... Aber das spielt auch keine Rolle, denn ändern wird sich durch diese Berichterstattung - wieder einmals - NICHTS.

Mittwoch, 2. April 2008

Einesteils und andererseits und ausserdem ...

Herr Koch, dessen "Erfolgsgeschichte" bundesweit mit Spannung verfolgt wird, weiss, was er wert ist. Nicht nur wegen dieser viel zu gering geschätzten Nullkommaund Prozentpunkte, die seinen Wahlsieg bezeichnen. Regierungsunfähigkeit hin oder her. Jedenfalls steht er vor der stärksten Kraft des Hessischen Landtages und meldete demzufolge schon mal langfristig seinen Regierungsanspruch an. Und wirklich wird er nächstens Chef sein, wenn auch keiner mit einer Mehrheit.

Gleichwohl hat ihn das nicht gehindert, für die Mitglieder seiner Fraktion den "Oppositionszuschlag" zu beantragen. Was es nicht alles gibt! Und das ist keine kleine Sache, sondern ein sechsstelliger Betrag.

Wir wollen mal zu seinen Gunsten annehmen, dass er das aus reiner Fürsorglichkeit gegenüber seinen Fraktionsmitgliedern getan hat, nicht etwa aus der Einsicht heraus, dass einer, der keine Mehrheit hat, eigentlich gar nicht wirklich regieren kann.

Sonntag, 30. März 2008

Zeit des Erwachens

DIE ZEIT, die noch vor nicht vielen Monaten der Kultur des Gürtel-enger-Schnallens, zwar verhalten zweifelnd, aber dennoch verständig das Wort geredet hat, meldet nun Zweifel an. Und nicht etwa nur vage Zweifel an irgendwas, sondern solche am Funktionieren des Systems Kapitalismus.

Es gehört nicht viel Intelligenz zu der Erkenntnis, dass DIE ZEIT das Thema nicht aus dem hohlen Bauch heraus in ihr Blatt bringt (immerhin wählte man erst S.49 dafür!). Das Thema ist bereits da.
Die ewig Markt-Gläubigen sind längst in ihrem Optimismus gedämpft. Der Staat, der nurmehr die Rolle des Auffangens der Verlierer übernehmen sollte ("Nachtwächter"), wird zunehmend auch von den seinerzeitigen Gewinnern angerufen. Spätestens seit ein Herr Ackermann, der sich noch vor kurzer Zeit für alle Freiheit dieser Welt aussprach (einschliesslich seiner eigenen), die Rolle des Staates als Retter für legitim erkannte, ist die Diskussion opportun:

Es funktioniert vielleicht doch nicht.

Zumindest meldet man schon mal Hilfebedarf an, für den Fall, dass es nicht funktioniert, was immer öfter der Fall ist. Nicht, dass es je schon wirklich und für alle funktioniert hätte, gab man sich doch in der Vergangenheit gern der Illusion hin, es könnte zumindest für jene funktionieren, die sich "anstrengen". Seit jedoch die Prediger dieses weltumspannendes Fleisses selbst immer öfter auf die Nase fallen, sind sie froh, dass sie das Konstrukt Staat nicht längst schon abgeschafft haben, wie sie´s zwischendurch - zumindest sich selbst betreffend - gern getan hätten. (Denn natürlich ist es ungeheuer praktisch, sich keiner gesellschaftlichen Verantwortung mehr stellen zu müssen, seit durch HartzIV und eine unternehmensschonende Steuerpolitik ohnedies alle Tore offen stehen.)

Der Kleinverbraucher, Noch-Steuerzahler und Wähler, dem man in der Vergangenheit so dies und das an vermeintlich vernünftigem Verzicht eintrichterte, ist nun immerhin gut dafür, die Suppe auszulöffeln, von der andere den Hals nie voll bekamen ... solange sie noch schmeckte.

DIE ZEIT, um zum Anfang zurück zu kommen, hat nun auch keine Scheu mehr, auf Altvater Marx hinzuweisen, der´s schon vor langer, langer Zeit wusste, dass die Dinge so funktionieren und dabei eben nicht auf Dauer funktionieren können. Weil es nicht in der menschlichen Natur liegt, irgendwann genug zu kriegen und besonders altruistisch zu sein. Wenn ich etwas nicht sehen kann, das Elend der anderen zum Beispiel, schaue ich halt woanders hin. Und da das Kapital sich selbst keinerlei Handlungsschranken auferlegt, darf man auch schon mal vorsichtig darüber nachdenken, ob so ein Staat nicht vielleicht mehr zu tun habe, als den faulen Heilsversprechen zu glauben, die im Falle von Steuer- und anderen Begünstigungen die Schaffung von Arbeitsplätzen verheisst.
DIE ZEIT geht sogar noch weiter und beklagt, dass Konsum nicht alles ist, schon gar nicht mit Freiheit gleichgesetzt werden kann, solange die begeisterten - weil besitzenden - Konsumenten sich ihre Parallelwelt schaffen und alle anderen Werte, die beschlossenermassen das Mensch-Sein ausmachen, dabei den Bach runtergehen.

Während also DIE ZEIT mehr als zaghafte Zweifel an dem anmeldet, was der Grossteil der Welt als richtig, fortschrittlich und zukunftsweisend für sich beschlossen hat, steht Frau Ypsilanti in Hanau vor ihren Genossen und beschwört herauf, was nicht sein kann, weil´s nicht sein darf: Einen Politikauftrag, von Wählern erteilt, der sich aus diesen Grenzen heraus bewegt, obschon er dermaleinst ja irgendwie so im Parteiprogramm stand. Es war der einstige Parteivorsitzende Schröder, der alle Ideen der Sozialdemokratie über Bord und sich selbst den Geldsäcken an den Hals geschmissen hat. Denn wer auch wollte behaupten, dass der Einzelne stärker sein soll als das ganze System? Wenn man die Dinge nur richtig "kommuniziert", kann man in einer Demokratie alles werden, sogar ein Bundeskanzler, der sich hinterher als überschätzt erweist.
Genau diese Demokratie auch ist es, auf die Frau Ypsilanti sich beruft. Der Wähler in Hessen, so liest sie aus den Zahlen, hat sich für eine Rot-Rot-Grüne Politik ausgesprochen. Und diesem Wunsch will sie - wie genau, das weiss sie noch nicht - aber immerhin folgen. Man möge ihr Wortbruch oder was auch immer vorwerfen; es könne jedoch kein Wortbruch sein, die Politik zu machen, die man versprochen habe.

Wir werden Frau Ypsilanti im Auge behalten. Nicht nur, weil sie sich von der Bundesparteizentrale nicht in ihre Politik hineinreden lässt, sondern auch, weil sie - vielleicht - die Zeichen der Zeit besser verstanden hat als manch anderer: Denn es geht tatsächlich nicht um unüberlegte Koalitionsaussagen, sondern um versprochenes politisches Handeln. Vielleicht kann ein Wertewandel in dieser Gesellschaft damit beginnen, Versprechen vor der Wahl nach der Wahl einzuhalten?

Motto:

Meine Bilder kann man kaufen. Meine Texte und meine Meinung nicht. D-J

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pathologe - 15. Feb, 09:27
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