Geschichten aus dem Lande und der Welt
Man erzählt uns neuerdings so gern von den neuen (wieder entdeckten alten) Tugenden: Patriotismus, Altruismus, Ehrenamt, Fleiß und Mut sowieso. Und weil sie so schön klingen, die alten Zitate, zitieren wir auch gern bei jeder sich anbietenden Gelegenheit:
"Frage nicht, was dein Land für dich tun kann ..."
Neee,ja, is klar!
Zumindest die Steuerzahler können sich ganz entspannt zurücklehnen. Sie tun heuer (für die Deutschen in der Mitte und oben: das bedeutet "in diesem Jahr" und nicht "heute") genug für ihr Land.
Sie zahlen nämlich noch ein paar Tage mehr ins Staatssäckel, Genau genommen werden sie bis einschließlich Freitag nur und ausschließlich für Väterchen Staat gearbeitet haben. Erst das, was sie ab Samstag verdienen, ist ihr Geld. Oder: Von jedem verdienten Euro kriegt meinereiner nur noch 47 Cent raus.
Im vergangenen Jahr lag dieser Tag am 5.Juli, was immerhin ein paar Tage früher war.
Nun will ich ja, meine Leser wissen das, um keinen Preis der Welt unbedingt in den USA leben. Nicht nur, weil ich nicht so gut amerikanisch spreche, sondern auch, weil ich so bleiben möchte, wie ich bin und damit dort womöglich unter Verdacht kommen könnte. Auch schätze ich mancherlei soziale Errungenschaften, die zwar leider immer weniger werden, dafür aber wenigstens d a sind. Aber nicht ich bin es ja, die uns so gerne mit dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten verglichen haben möchte. Und da drängt sich ja nun auch folgender Vergleich auf: In den USA hört der gemeine Staatsbürger, je nach Bundesstaat, so zwischen März, zumeist April, und Mai auf, für sein Land zu arbeiten.
Ich stelle mir vor, ich würde das, was ich zwischen April und Juli verdiene, ganz privat für die Wechselfälle des Lebens beiseite packen und hätte die Kontrolle darüber, was mit diesem meinem Geld passiert. Ich stelle mir vor, das könnte gerecht sein angesichts der Tatsache, daß mein Staat immer weniger für mich tun will und gleichzeitig immer mehr gegen mich, und das mit meinem Geld finanziert.
Ich stelle mir vor, daß die viel gepriesene Selbstverantwortung vom Staat vielleicht gar nicht so sehr gewollt ist. Denn woher käme dann die Rechtfertigung für diese große Abzocke?
erphschwester - 10. Jul, 06:12
Ganz entschieden bin ich der Meinung, daß mich die DDR versaut hat. Den Jahrzehnten, die ich dort zubrachte, ist es nämlich zu verdanken, daß ich so hochgradig empfindlich bin gegen jeglichen Manipulationsversuch. Was das Gegenteil von "empfänglich" ist.
Kommt also einer daher und will mir mit den einfachsten und eingängigen Mitteln klarmachen, daß ich so und nicht anders denken soll, stellen sich in mir automatisch jede Menge Antennen auf, die in wilden Kreisbewegungen rotieren und laut piepsen. Ich kann nicht mehr der Botschaft lauschen, sei sie so einfach wie auch immer, sondern ich beobachte die Zeichen, die mich so skeptisch machen.
Ich frage mich, was hat der da davon, mich von ebenjenem Glauben zu überzeugen? Und: Glaubt er selbst an das, was ich da glauben soll?
Nun ist die Sache mit der Umwelt ja eine durchaus löbliche, also: wenn man sie schützen will. Und natürlich fragen wir alle uns, wieso das Wetter in den letzten Jahren so verrückt spielt. Sind wir mittendrin in diesem vielbeschworenen Klimawandel? Und warum, falls ja, erzählt man uns Kleinen alleweil, was wir zu tun und zu lassen haben und daß wir - der Umwelt zuliebe - noch mehr Opfer bringen sollen, da die Großen sich der Thematik ja doch so beharrlich entziehen?
Ich frage mich auch: Wie klug kann ein Mann sein, der ein weltweites Konzert organisiert, bei dem sich Millionen Menschen - umweltschädigend - durch die Gegend bewegen, um für den Erhalt der Umwelt Musik zu hören? (Das nur nebenbei.)
Ich sehe mir also diesen Film an. Weil ... als aufgeklärter Mensch sollte ich ihn längst gesehen haben. (Aber vermutlich ahnte ich, was auf mich zukommt.) Und ich sehe eine wirklich gut gemachte Show. Tabellen, Diagramme, nette Einspielfilme (kindgerecht gemacht und zuweilen ein bißchen, wie ich mir das von den Zeugen Jehovas vorstellen würde; man kennt schließlich den WACHTURM). Die Lacher scheinen vorprogrammiert (und könnten beinahe eingespielt sein, wären sie nicht ein bißchen so, daß sie einem eigentlich im Halse stecken bleiben sollten). Mister Gore hat ganz offenkundig Ahnung, wie man mit Leuten umgeht. Aber klar, er wäre ja beinahe auch mal President geworden. (Aber das ist eine andere Geschichte.)
Mir fehlt die nötige Religiosität, um der Geschichte mit der am Lungenkrebs erkrankten und schließlich verstorbenen ... (ja, wer war das eigentlich? - Der Gang zum Kühlschrank war augenscheinlich nicht berichtsfördernd.) den erhellenden Saulus-Paulus-Wandel nachzuempfinden. Also: Familie Gore hat Tabak die Menge angebaut bis da irgendwer gestorben ist, der ihnen nahe stand. Und dann hat sie´s aufgegeben, weil ja der Tabak Schuld dran ist, daß Leute am Lungenkrebs sterben.
Das angehängte Gleichnis mit dem Klima kommt folgerichtig und der die Beklemmung lösende Lacher ( ja, gut, wir haben das Thema gewechselt) nahezu automatisch. Wir verstehen, was Gore die ganze Zeit schon erzählt: Der Mensch ist zu schwerfällig darin, sich neuen Gegebenheiten anzupassen. Er mag einfach nicht glauben, was gerade passiert und denkt sich die schönsten Ausreden und Ausnahmesituationen aus, um nicht handeln zu müssen. (Ich denke, daß er wohl recht hat. Mit dieser Behauptung ganz bestimmt. Andernfalls hätten die Nazis damals nicht so viele Juden in die Gaskammern gekriegt. Die w u ß t e n damals alle, daß es so kommen würde, aber sie konnten es nicht glauben.)
Und zwischendurch trotzdem immer wieder die Frage: Was hat der Kerl davon, seinen ganzen Charme, seine ganzen Rhetorik-Künste und allerhand mehr zu verplempern, nur um uns diese Botschaft zu verklickern, die sowieso Glaubenssache ist.
Und ich, Pardon!, bin nicht unbedingt eine von den Gläubigen. (Jaja, solche wie mich hatte der auch im Visir: Er rechnet mir vor, daß von beinahe tausend Publikationen zum Thema keine wirkliche Zweifel an den von ihm aufgezeigten Zusammenhängen geäußert hat.) Ich erinnere mich an ein Posting von MitdemKopfvoran, wo es genau darum ging. Auch da wurde nicht wirklich in Zweifel gezogen, daß wir Menschen jede Menge Dreck machen, auch da, der sicherlich nicht gut ist. Aber es wurden auch die Klimaforscher zitiert, die immerhin einräumten, beileibe viel zu wenig über die Klimazusammenhänge zu wissen, um irgendwelche kompletten Voraussagen treffen zu können. Die nannten damals so viele verschiedene Faktoren, die bei Gore überhaupt nicht vorkamen, daß Gores Rumreiten auf CO2 und den Eisbergen einem wirklich wie die Sonntagsschule vorkam. Klimaforschung für geistig Minderbemittelte. Und die Bohrkerne waren bei Gore lupenrein, während es offenbar auch im Mittelalter, ganz ohne Kraftwerke, allerhand Dreckschleudern gab.
Und zwischendurch fällt mir die Sache mit Gores privater Stromrechnung ein, die nicht nur nicht billig, sondern ganz schön ... aber Hallo! Herr Gore hat hernach gesagt, man habe ihm da ein paar reinwürgen wollen, weil er schließlich einigen Leuten mit seinem Vortrag, den er viele, viele Male gehalten hat, tüchtig auf die Füße getreten sei. Was durchaus glaubhaft ist. Solche Dinge kommen vor, immer wieder. Rufmord ist ein probates Mittel gegen politische Feinde. Und Umweltschutz und Wirtschaft und das Öl und ... naja, irgendwie hängt das ja alles zusammen. Man ist ja nicht blöd!
Aber weil man´s nicht ist, darf man sich dann durchaus auch mal fragen, warum Gore, dann über seine Pressesprecherin so blumige Erklärungen hat rausgeben lassen, daß er nur "grünen Strom" verwendet und für jeden Tropenbaum, der seinetwegen gefallen ist, einen neuen pflanzen läßt? (Für meine Stromrechnung muß ich mich nicht rechtfertigen. Die liegt niedriger als bei manch anderem. Und, soweit ich weiß, ist meinetwegen noch kein Tropenholz gefällt worden. Alles gute Ikea-Kiefer. Und da wir einmal beim Nicht-Rechtfertigen sind: Ich fahre weder Auto, noch großartig anderweitige Verkehrsmittel. Meine Arbeit ist am Ort und meine Scheiß-Flugangst durchaus umweltschonend.)
Und sowieso ist so ein Gehirn ja eine merkwürdige Sache. Denn dem fielen noch andere Sachen ein. Mein gestriger Eintrag zum Beispiel und das Zitat des Insiders "... Geld spielt aus amerikanischer Sicht in der Politik immer eine Rolle ...".
Und wieder frage ich mich: Was hat der Kerl davon? Ist da noch mehr als die Verärgerung um den verfehlten Präsidentensessel?
Augenscheinlich hat mich die DDR versaut ...
erphschwester - 7. Jul, 21:50
Wer sich über die politischen Geschehnisse in Berlin aufregt, sollte lieber keinen Blick nach Brüssel wenden.
Dort stehen 732 Abgeordnete 15000 Lobbyisten gegenüber. Das heißt ... eigentlich sitzen sie. Oft in all den hübschen Nobelrestaurants, die eigens für diesen Zweck geschaffen scheinen. Man muß raus unter Menschen gehen, wenn man Einfluß nehmen will. Und das tun die Lobbyisten sattsam.
Kaum, daß neue Gesetzesentwürfe kursieren, beauftragen sie schon ihre Juristen, die unliebsamen Passagen dem Zweck ihres Tuns entsprechend abzuändern. Und nur kurze Zeit später liegen diese abgeänderten Entwürfe beim Abgeordneten ihres Vertrauens auf dem Tisch, von wo aus dieser sie zur Abstimmung mitnimmt.
Damit dies so einfach möglich ist, treten Lobbyisten zwar offen als Lobbyisten auf, haben aber auch keine Scheu, Beraterfunktionen beim unbedarften Politiker ihres Vertrauens anzunehmen. Das bringt nicht nur zusätzliches Geld, sondern eben den Einfluß auf die politischen Entscheidungen, die man sich so wünscht.
Möchte der Auftraggeber aus der Industrie endlich mit Stammzellen hantieren dürfen, weil das Riesengewinne verspricht, wird der Berater "seinen" Abgeordneten in diesem Sinne beraten. Will die Atomindustrie ... Ach, was rede ich, jeder kann sich das vorstellen.
Da diese mächtigen Industriezweige, die sich da von ihren Leuten in Brüssel vertreten lassen, über jede Menge Geld verfügen, haben nicht nur die Lobbyisten unbegrenzte Handelsspielräume, sondern auch die Möglichkeit, mächtige Medien- und Werbefeldzüge in Gang zu setzen, die sowohl den Abgeordneten, der hier und da zögern mag, als auch den gemeinen Europäer in dem Eindruck bestärken sollen, daß eben diese - der Industrie so nützliche - Entscheidung die richtige ist.
Übrigens ist all das nicht wirklich verboten. Man weiß in Brüssel um die Präsenz der Industrievertreter. Man akzeptiert, daß jeder seine ureigensten Interessen in den Meinungsbildungsprozeß der Politik einbringt. Und dafür, eine unmittelbare Einflußnahme bestimmter Firmen oder Industriezweige nicht offenbar werden zu lassen, reicht es schon aus, daß die Lobbyisten ihre Kundenkarten stets hübsch verschlossen halten.
Arbeitet so einer gerade als Berater für einen Abgeordneten reicht das bloße Lippenbekenntnis, er habe gerade nichts mit den jeweiligen Firmen zu tun, vollkommen aus. Was seine Mitarbeiter im Büro ganz in der Nähe des Place Schuman, nahe beim Europarat, im Moment tun, geht niemanden was.
erphschwester - 7. Feb, 06:37
Seit einiger Zeit schon reden wir über den Mindestlohn. Wollen wir ihn, wollen wir ihn nicht? Brauchen wir ihn oder ist er eher schädlich?
Ich gebe zu, daß es schwierig ist, die Geflechte zu erkennen, an denen so eine Mindestlohn-Regelung hängt. Von außen scheint es ja erst einmal einfach: Gebt den Leuten Arbeit, von deren Ergebnissen sie leben können, dann brauchen sie keine sozialen Transfers mehr.
Aber: Je teurer auch die einfache Arbeit ist, umso weniger werden die Arbeitgeber geneigt sein, einfache Arbeitsplätze zu schaffen.
Letztendlich landen wir an dem Punkt, an dem wir feststellen müssen: Nicht der "Markt" bestimmt den Wert der Arbeit, sondern so ein Arbeitgeber bestimmt, ob ihm das Resultat es noch wert ist, diese Arbeit machen zu lassen oder nicht. Oder: Wenn ihm der Wert der Arbeit zu hoch ist, da, wo sie gerade gemacht wird, trägt er sie anderswo hin, wo der Wert der Arbeit noch niedriger ist. Vorausgesetzt, es handelt sich um "transportable" Jobs. (Aber in Zeiten der Entfremdung des Produktes, auch der Dienstleistung von ihrem Zielobjekt ist beinahe alles transportabel. - Wissen Sie noch, wo Ihre Lohnabrechnung gemacht wird, wo Ihre Anzüge gereinigt werden?)
Professoren, die sich damit auskennen müßten, votieren gegen den Mindestlohn. Aber ich sehe ihre schwerwiegenden Argumente nicht. "Teufelszeug", "wehret den Anfängen" und "Mitnahmeeffekte" klingen in meinen Ohren wie all die Argumente unserer Regenten, die nichts anderes als diese Totschlagwörter haben. Und wenn da gemutmaßt wird, daß Mindestlöhne über den "markträumenden" Löhnen liegen könnten, dann habe ich in meinem Kopf die Fehlschaltung, daß einfache Arbeit nicht niedrig genug bewertet werden kann, während Vorstandsvorstände etc. sich über die Maßen überbewerten. Was natürlich der gleiche Populismus ist wie der der Herren Professoren. Denn da sind ja auch noch die ganz normalen Arbeitgeber, die nichts anderes tun, als sich am Markt zu orientieren. Wenn sie das Produkt noch billiger kriegen können ... warum nicht? Aber brächte es sie um, einen Stundenlohn zu zahlen, der es lohnt, den Fuß, aus dem Bett zu setzen und den Weg zum Sozialamt zu sparen?
Tendenziell, wenn auch mit keinem Wort gesagt, höre ich aus dem Gerede der Professoren wieder das Märchen vom arbeitsunwilligen ALGII-Empfänger heraus. Warum arbeiten gehen, da Väterchen Staat mein Nicht-Arbeiten doch so gut bezahlt? Vergessen wird dabei, daß unter den ALGII-Empfängern eine nicht unbeträchtliche Zahl ist, die genau das tut: arbeiten, obwohl sie davon nicht leben kann. Vergessen wird dabei auch, daß deren Arbeitgeber ihre niedrig bezahlten Jobs nicht los bekämen, wenn es nicht diese staatlichen Transfers gäbe.
Vergessen wird also, daß das System der staatlichen Alimentierung trotz Arbeit für eine Vielzahl von Arbeitgebern hinreichende Ermutigung war, Arbeit auf dem Markt anzubieten, die unter normalen Marktbedingungen keine Abnehmer fände. Denn kein vernünftiger Mensch würde sich eine Arbeit nehmen, von der er nicht leben kann.
Es kann ja sein, daß die Zahl der geringqualifizierten Jobs tendenziell am Abnehmen ist. Auch, daß eine bessere Qualifikation der Arbeitnehmer in der Masse prognostisch zwingend erforderlich ist. (Und es
ist bereits jetzt so, daß die Arbeitgeberschaft sich für diesen Aspekt am Faktor Arbeit wenig bis gar nicht interessiert, diesen vielmehr vollkommen dem Väterchen Staat aufbürdet, das er aus anderen Dingen des Arbeitsmarktes gern heraushalten würde.)
Aber die gegenwärtigen Bedingungen am Arbeitsmarkt sprechen dafür, daß die gering bezahlten Jobs da sind und die Arbeitgeber auch nicht zusammenbrechen würden, wenn es einen Mindestlohn gäbe.
Über Regularien wie eine Negativ-Steuer bei Geringverdienern ließe sich dann immernoch sprechen.
Und beim nächsten Mal reden wir darüber, wie Gerd Bosbach die
Vergreisung Deutschlands bewertet.
erphschwester - 3. Feb, 10:36
Manchmal denke ich ja, daß es uns so schlecht dann doch noch nicht gehen kann. Zumindest gelangt man zu diesem Eindruck, wenn man sich so die Themen in den "Bullewarmagazinen" im abendlichen Fernsehprogramm ansieht. Neben den täglich mehrfachen Zustandsberichten von Dieter Bohlen und seinem DSDS-Team sowie der Androhung einer neuen Staffel BIG BROTHER sah ich gestern, und zwar öffentlich-rechtlich!, den netten Hund Ucah (oder so).
Der hat seinem vermutlich nicht minder netten Herrchen Gesicht und Halsschlagader zerbissen. Der Herr Schimanski (nicht der Kommissar, sondern ein Tierarzt) sagte, das sei eine Sache zwischen ihm und dem Herrchen gewesen, die nun ausgetragen sei. Herrchen übrigens hat die Sache nicht überlebt. Was man bedauern kann oder auch nicht angesichts der Tatsache, daß Ucah - trotz guter Prognose - keine Lust hatte auf den Wesenstest und gleich wieder zubeißen wollte, auch in Gesicht und Hals.
Was wiederum die Wesenstester zu dem Schluß komme ließ, Ucah sei auf diese Region spezialisiert, wozu man ihn dann schon erzogen haben müßte. So eine Erziehung wird, wie wir wissen, meist vom Herrchen erledigt, der dann gleich mal sehen konnte, wie sich so eine Art Erziehung anfühlt. Und wir sind froh, daß Ucah nicht aus Versehen so ein Sechsjähriges unter die Pfoten gekriegt hat.
Die Geschichte ist damit übrigens noch lange nicht zu Ende. Denn als man meinte (da war ein weiterer Angriff auf einen Tierheim-Mitarbeiter vorangegangen), Ucah könne doch nicht ganz so friedlich sein, wie man nach der "ausgetragenen Sache" mit dem Herrchen zunächst unterstellte, wollte man Ucah einschläfern.
Da traten die Tierschützer auf den Plan. Unter ihnen ein Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma, der Ucah gern "erziehen" (da will ich nicht lieber nicht wissen, wie) und dann mit auf Streife nehmen wollte. Denn solche Hunde seien im Sicherheitsgewerbe seeehr gefragt.
Die etwas ernsthafteren Tierschützer klagen jetzt vor dem Verwaltungsgericht, ob oder ob Ucah nicht eingeschläfert werden soll. Weil ... das arme Viech kann ja nichts für seine schlechte Erziehung.
Die Tierheimmitarbeiter derweil führen Ucah, wie ich annehme, nur für die Kamerateams auf den Hof. Denn sogar mit Maulkorb ist er mit Vorsicht zu genießen. Ucah ist schließlich nicht so´n Schoßhündchen, sondern ein ausgewachsener Kampfhund, der auch ohne Gebiß ungemütlich werden kann.
Und beim nächsten Mal reden wir darüber, warum sich so viele Leute in diesem Land lieber um beißende Hunde als darum kümmern, daß wir keine Babys mehr in irgendwelchen Blumenkästen finden.
erphschwester - 30. Jan, 06:51
Wir schätzen es ja immer wieder, wenn hochkarätige Politiker, zu denen (man mag es glauben wollen oder nicht) inzwischen auch Frau Merkel gehört, Statements für die "ganze Menschheit" herausgeben.
So geschehen jetzt in Davos, wo sie sagte, daß die Stärkung der Energieforschung eine der wichtigsten Aufgaben im Zeichen der Globalisierung sei. Welchletztere übrigens mehr Chancen als Risiken berge, also die Globalisierung.
Nun kann man sich ja trefflich über die Globalisierung streiten. Was deren Gegner, die jeweils zu Zigtausenden bei den einschlägigen Veranstaltungen auflaufen, auch tun. Die nämlich, die Globalisierungsgegner, behaupten, daß der Prozeß erst abgeschlossen sei, wenn der mitteleuropäische Arbeiter genauso wenig verdient wie der chinesische oder indische und sich den selbst hergestellten Mist nicht mehr kaufen könne.
Einigkeit aber herrscht, wenn schon nicht beim Klima (das neuerdings sogar auch der Herr Bush für sich als Thema entdeckt hat; und er weiß warum, auch wenn er nach wie vor sein Zwanzig-Liter-Auto fährt), so doch bei der Energie. Die brauchen wir schließlich alle, was uns spätestens dann klar wird, wenn alle Jahre wieder im Winter die Russen ihre Leitungen dicht machen und wir fürchten müssen, daß uns die Hintern abfrieren.
Erstaunlich allerdings ist, daß wir über dreißig Jahre gebraucht haben, um die Problematik der Energieforschung für uns politisch zu erschließen. Denn alles, was da nicht Politiker ist, bemüht sich spätestens seit den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts, eine bewußte Gesinnung an den Tag zu legen.
Aber nicht der Endverbraucher hatte es in der Hand, z.B. ein Drei-Liter-Auto zu bauen, auch wenn er´s - aus gutem Grund - gern schon vor etlichen Jahren gefahren wäre. Der Endverbraucher hat es auch erst seit kurzem und nur sehr bedingt in der Hand, woher sein Strom aus der Steckdose kommt, auch wenn er längst die Atomkraftwerke hätte ausschalten wollen. Der Endverbraucher, zunehmend in seinen finanziellen Möglichkeiten beschnitten, hat es nicht einmal mehr in der Hand, sich bewußt zu entscheiden, woher seine Produkte kommen (weil er nicht anders kann als billig kaufen).
Wenn Frau Merkel also von der ganzen Menschheit und allerhand guten Vorsätzen spricht, dann meint sie nicht Sie oder mich, sondern ihre eigene Kaste, die sich seit allerhand Jahren schwer damit tut, irgend etwas zu entscheiden, dem nicht irgendeine Lobby im Genick sitzt. Und ich fürchte, Merkels vollmundiger Appell kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß sich hieran auch in Zukunft nichts ändern wird.
erphschwester - 25. Jan, 06:33
Ich liebe solche Nachrichten ja, alle Jahre wieder:
Wintereinbruch überrascht Pendler und Reisende
Ahja! Ganz überraschende Sache das!
Es ist Ende Januar, seit beinahe einem Vierteljahr warten wir auf Schnee. Der Wetterbericht sagt Temperaturen unter Null voraus und Niederschlag auch.
Und die Pendler und Reisenden sind überrascht.
Klar, wäre ich auch, wenn ich in der Dominikanischen Republik wohnen würde und noch nie eine Schneeflocke gesehen hätte.
Aber hier, in Deutschland, Ende Januar, mit vorausgesagten Niederschlägen und Temperaturen unter Null?
Das Leben ist voller Überraschungen, man muß sie nur sehen!
erphschwester - 24. Jan, 18:38
... und mir was von Schwarzhören und -sehen, tv-fähigen PC´s und irgendwelchen Autoradios erzählen ("Aber isch abe doch gar kein Auto!")! Die soll´n bloß noch mal an meiner Tür klingeln und nach meinem Sohn fragen und ob er schon fertig ist mit seiner Ausbildung! Die soll´n sich nur noch mal ausgeben als Leute von irgendeinem Sender, die einen Gewinn überbringen!
Die soll´n nur kommen!
Dann erzähle ich denen ´was von Bordellbesuchen, Nobelstadioneintritten, Bargeldgeschenken und Restaurantbesuchen - alles bezahlt von Leuten, die einen zweistelligen Millionenauftrag wollten. Wo doch Gott und jeder in diesem Lande weiß, daß so etwas "Bestechung" heißt.
Andererseits ... Bestechung ist ja auch nur´n Wort. Kein schlimmes übrigens, wenn´s ja irgendwie doch alle machen, sich bestechen lassen. Und wer sich da aufregt, ist nur sauer, daß ihn keiner bestechen will, weil´s nichts zum Bestechen gibt.
Trotzdem! Die soll´n nur kommen und irgendwas von mir wollen. Von den Bestechungen leben die doch offenbar sehr gut ... auch ohne meine popeligen Gebühren.
erphschwester - 23. Jan, 20:05
Das sind so Geschichten, wie wir sie mögen. Da kann man sich fragen, ob der Böse überrascht wurde, der Bespitzelte die Sache selbst initiiert hat oder alles einfach nur ein blöder Scherz war.
Jedenfalls ist es eine ungeheure Sache, wenn im Büro eines Bundestagsabgeordneten, noch dazu eines von den Linken, Abhörmikrophone gefunden werden, seien sie angeschlossen oder auch nicht. Denn schließlich ... was machen solche Dinger für einen Sinn, wenn man nicht die Absicht hat, sie anzuschließen?
Zudem: Der Betroffene gehört zum Parlamentarischen Kontrollgremium der Geheimdienste. Da liegt es ja irgendwie nahe, daß die, also die Geheimdienste, gern wissen möchten, was in seinem Büro so gesprochen wird.
Und wer, wenn nicht die vom Geheimdienst, wüßte besser, wie das mit dem Abhören geht? Halt bloß, daß auch die nicht Zaubern können. Handwerklich gute Arbeit braucht eben ihre Zeit.
Hinwiederum - ich würde so´ne Minimikrophone auf meiner Lampe nicht so ohne weiteres bemerken. Nicht nur, weil ich da oben nicht so schrecklich oft putze, sondern auch, weil mir der Gedanke gar nicht käme.
Aber die im Bundestag sind vermutlich reinlicher, jedenfalls wenn´s um den äußeren Dreck geht.
erphschwester - 23. Jan, 19:26
Daß die Österreicher trotz ihrer putzigen Sprache kein so lustiges Völkchen sind, ahnten wir ja schon das eine oder andere Mal. Neinnein, das Leben ist ernst, da kann man so nett sprechen, will man will.
Das wußte letzthin eine Standesbeamte auch dem gerade vorstelligen Brautpaar klar zu machen.
Wie auch kann so eine Braut angesichts der berühmten Frage statt der erwarteten positiven Antwort nur "Nein" sagen und das hernach zum Spaß erklären?
So etwas ist kein Spaß! An so was darf man nicht einmal DENKEN! Das ist ganz und gar nicht lustig!
Naja, jetzt könn´sie noch mal drüber nachdenken.
Über ihren eigenartigen Sinn von Humor.
DER DIE EHE GANZ BESTIMMT NICHT LEICHTER MACHEN WIRD!
... und in zehn Wochen dürfen sie wieder antreten.
Woll´n doch mal sehen, ob sie bis dahin kapiert haben, wie ernst so eine Ehe ist.
Woll´n doch mal sehen ...
erphschwester - 5. Jan, 22:49