ich, draussen, wie mehrfach an einem arbeitstag. rauchend. was immerhin den vorteil hat, dass es drinnen nicht stinkt. neuerdings rieche ich das, zu hause, wo ich drinnen rauchen darf (wenigstens da). aber nicht nur den.
man steht so da und guckt einfach. in den himmel, der dieser tage durchaus ansehnlich ist (nur blau ist er ja irgendwie langweilig, wenn auch beruhigend). wolkenformationen, meistenteils weiss. ein bisschen grau dazwischen, das ich analysiere, seit ich wieder zu malen angefangen habe. mein letztes bild hängt bei einem kollegen, der neulich dreissig geworden ist. alle selbst gemachten sachen (ausser klamotten) habe ich verschenkt. wer hierher kommt, sieht nicht unbedingt, dass hier eine selbstmacherin wohnt. ich finde es viel schöner, die dinge zu verschenken. immer schon. und übrigens mag ich diesen hauch von guck-mal-wie-kreativ-ich-bin nicht. am ende alles nur staubfänger, wie die berufstätige hausfrau konstatieren muss.
mein blick bleibt hängen an diesem müllauto unten im hof. das steht da und tuckert vor sich hin, ohne müll einzuladen. steht und tuckert auf seinem platz. und die aufgeweckte klimaschützerin in mir (nicht, dass ich´s wirklich wäre, aber man wird dieser tage dazu gemacht) fragt sich: warum tuckert der? also, wenn er doch keinen müll auflädt. wenn er einfach nur steht. macht so viel dreck, den man aus dem auspuff kommen sieht, und sonst nichts. steht nur. weit und breit keine tonnen.
schliesslich sehe ich alu-folie in der morgensonne aufblitzen. die frühstücken!, sage ich mir. und frage mich noch einmal, warum sie nicht einfach den motor ausmachen. macht doch dreck, ohne grund. kostet geld, ohne grund.
und dann fällt mir ein, dass sie wohl ´nen fahrtenschreiber drin haben. der zeichnet jeden stillstand auf. einfach so stehenbleiben -das ist kein grund. wahrscheinlich haben sie keine wirkliche frühstückspause. also tuckern sie, während sie ihre brote essen. damit es so aussieht, als würden sie tonnen entleeren, während sie stehen. wie den ganzen morgen schon. dabei essen sie nur. wie ich eben auch (dies ist meine verdauungszigarette).
und ich frage mich, wie viele müllautos im land wohl jetzt oder demnächst irgendwo auf einem hof stehen bleiben, weitertuckern, während die müllfahrer essen, was doch erlaubt sein sollte, es aber offenbar nicht ist. wieviel ...zig tonnen dreck die wohl produzieren, jetzt und demnächst, nur weil man meint, so ein müllfahrer solle keine pause haben.
meine pause - für die zigarette - ist zu ende, was meine freiwillige entscheidung ist. sie wird mir schliesslich von der meiner arbeitszeit abgezogen. und das brot zuvor ass ich, während ich in einer akte blätterte (aufpassen, dass es keinen fettfleck gibt!).
und ich frage mich, wie uns die selbstverständlichsten dinge abhanden gekommen sind.
erphschwester - 21. Aug, 23:02
filme gibts ich ahnte es nur vage ehe ich digitales fernsehen hatte filme die ich mehr höre als sehe während ich am mac sitze und nur mässig gutes zeugs schreibe ich sollte mich konzentrieren aber bergman fordert allerhand aufmerksamkeit ein kann nicht gehört sondern oft nur gesehen werden landschaften stimmungen gesichter beklemmend auf eine weise die ich früher nicht ertrug heute ertrage ich es auch wenn das herz klopft mehr und schneller als sonst nie werde ich so gute sachen schreiben ich nicht auch wenn ich immerhin verstehe und fühle was dort passiert vermutlich kann das nicht jeder von sich sagen auch ich habe bilder im kopf wenn ich schreibe bin aber viel zu ungeduldig um jede nuance auch zu schreiben denke die anderen müssen doch wissen was ich meine aber die kunst besteht nicht darin zu viel vom anderen zu fordern die kunst besteht in der detailversessenheit und dem zeigen dessen was wir für selbstverständlich halten um es besonders zu machen ich dagegen bin eine von denen die für selbstverständlich halten und nur die hälfte zeigen gestern abend habe ich die farben ausgepackt das immerhin ist der vorteil am urlaub man kann die nacht zum tag machen und vergisst die stunden auch wenn es nicht sehr praktisch ist in der nacht zu malen am tage sehen die farben ganz anders aus nicht mehr so genial und sowieso ist öl keine farbe für die ungeduldigen man ist am tage viel weniger besonders und was ein bob ross kann kann eben nur ein bob ross nur zufällig erfuhr ich dass heute samstag ist bin einkaufen gewesen und nannte es einer kollegin gegenüber die ich traf einen spaßeinkauf tatsächlich sind da noch mehr pinsel und dieses sauteure weiss weiss kann man nie genug haben wovon der andere ehemalige kollege den man ebenfalls traf nichts wissen konnte der hat nun endlich seine erbschaft und sich bei hartzIV abgemeldet nachdem die ihm zu nah auf die pelle gerückt sind spielt mit dem gedanken den winter auf grand canaria zu verbringen man trifft immer jemanden wenn man raus geht es war nicht sicher dass er selbst das erbe noch erlebt bei dieser darmoperation im winter glaubte er es nicht wirklich da lebte seine mutter noch er hat jetzt meine telefonnummer und glaubt ich würde mich für sein geld interessieren dabei weiss jeder der mich wirklich kennt dass mich geld noch nie interessiert hat was ich habe ist genug auch wenn ich letzthin anderes schrieb das waren andere zeiten damals ich hatte nicht geahnt dass geld eine solche rolle spielen könnte und nebenher die tote katze im film und skandinavische schwermut ich dachte immer im winter wäre es dort ständig dunkel sieht nicht anders aus als hier im winter haben die um die mittagszeit gedreht muss wohl so sein wenn schon auf fehmarn die sonne fast eine stunde später untergeht als hier ich hörte es dieser tage ...
erphschwester - 2. Aug, 11:31
Einer von diesen Tagen, an denen es bereits am Morgen schon viel zu heiss ist. Der Himmel bedeckt von Wolkenschleiern, die einen den Regen später ahnen lassen. Auch das Atmen fällt schwer: Ozon mit einer Spur zu viel Feuchtigkeit. Schade, dass man diese ganz frühe Morgenstunde verpasst hat, in der die Kühle einen zuversichtlich macht. Eigentlich wollte ich gleich nach dem Aufstehen auf´s Rad steigen, mein Urlaubs-Fitness-Programm durchziehen. Jetzt noch mit einigem an Willensanstrengung, damit im platten Alltag später das Bedürfnis wieder da ist. Stattdessen Trägheit, kaum dass man dem Bett entkrochen ist. Hoffen auf die Wirkung des Tees.
Zeitung lesen auf dem Balkon. Irgendeine von denen aus der letzten Woche, die ich - weil ungelesen - noch nicht entsorgte. Es könnte etwas drin stehen, was man noch nicht wusste. Vornauf der amerikanische Neger (an die korrekten Termini werd ich mich nie gewöhnen!), auf den die ganze Welt schaut. Was ihm recht zu sein scheint.
In seine Rede klingelte ein Freund, und ich war nicht traurig drüber. Enttäuschung nach den ersten Sätzen schon: Rückverfolgung der eigenen Genealogie bis ... ja, wohin eigentlich? Einen Moment lang zuckt der Gedanke: Bis zum Affen? Er legt grossen Eifer an den Tag. Oder doch nur bis zur deutschen Ururur...? Zu Zu 4,25... Prozent, hat man festgestellt, ist er ein Deutscher.
Irgendwann später dann die Bezüge zu "Ich bin ein Berliner" und "Schaut auf diese Stadt". Alte Sosse, immer wieder gerne aufgewärmt. Fast wäre einem da dieses: "Ich habe einen Traum!" lieber gewesen. Aber das hat er sich wohl gespart. B.O. ist der Seele nach nicht vordergründig schwarz, sondern will erneuern. Zwar auch, und das sehr, für die Schwarzen, aber eigentlich für alle.
Die Welt hat einen Erneuerer nötig, so viel steht fest. Doch in den letzten Wochen hat man sich zu fragen begonnen, ob dieser es ist. Immer mehr Details rückten in die Öffentlichkeit, die zu hören man so glücklich nicht war. Abzug aus dem Irak, aber dafür mehr Einsatz in Afghanistan (den er bei seinem Besuch auch von Fr.M. einfordert). Wir Deutschen haben die Nase voll vom Krieg, noch immer (die Letzten, die ihn selbst erlebten, sind noch nicht tot) und zwar aus gutem Grund. Wäre es wirklich die Verantwortung für das Große und Ganze, die uns treibt, könnten wir ja etwas gegen den Hunger, Krankheiten und für den Umweltschutz auf dieser Welt unternehmen. Aber damit tun sie sich jedes Mal schwer, die Großen, die es doch könnten.
Vielleicht liegt es am amerikanischen Wahlsystem? Wenn ein B.O. sagt, er sei für die Todesstrafe oder das Recht auf den Besitz einer Waffe erinnert mich das an Gorbatschow. Der sagte auch, nachdem seine Karriere schon zu Ende war, man habe ja nicht anders hoch kommen können in diesem System. Man hätte sich anpassen müssen (heute nennen es die jungen Leute "geschmeidig sein"), wenn man irgendwo hin kommen wollte, wo man einen Einfluß hat. Andernfalls wäre man schon weit, weit unten in der Hierarchie ausgesiebt worden. Da kann man im einen Fall die vorgesetzten Genossen, im anderen das Wahlvolk nicht vor den Kopf stoßen. Da muss man sich geben, als wäre man einer von ihnen, einer allerdings, der ein paar mehr Innovationen hat als die anderen. Sowieso kann man eine Gesellschaft nicht von einem Tag auf den anderen umkrempeln.
Der Reporter der FR versteift sich zu dem Wunsch: "Er muss Präsident werden. Damit wir erfahren, was wir alles noch nicht wissen über ihn."
Vorsicht!, denke ich. Es kann gut gehen wie beim Gorbatschow, aber diesen genau gleichen Gedanken mag man auch bei anderen gehabt haben, und hinterher schämten wir uns dafür. Neugier ist ein schlechtes Wahlargument, wenngleich es sicherlich etwas weit her geholt ist, B.O. mit den großen Tyrannen des letzten Jahrhunderts zu vergleichen. Aber die Frage, wie weit einer bei vorgegebenen politischen Strukturen seine Visionen überhaupt umsetzen kann, bleibt doch.
Hat B.O. eine wirkliche und wirklich umsetzbare Vision für sein Volk und die Welt oder am Ende doch nur den Willen, es zu beweisen. Nämlich dass auch ein Schwarzer Präsident werden kann in einem Land, das so lange um die Gleichheit seiner Menschen kämpfte und noch nicht am Ende ist?
Wir werden es erfahren, denke ich inzwischen. Und unsere Fr.M. wird sich anpassen, wie sie es immer tat.
erphschwester - 29. Jul, 10:39
Diese Mail ist nicht an den
Autor gerichtet, sondern an die
SCHÖNSTE GERMANIN, die ich für solche Sätze wie: "Wer genau wollte, dass dieses Kind sprechen lernt?" mittlerweile sehr schätze.
Nun geht es bei den meinen, also meinen Kindern, die in Wahrheit keine mehr sind (30,24) ebenfalls (das wird wohl so bleiben) um die Frage: Wie bringe ich sie dazu, ihre unerwünschten Meinungen für sich zu behalten? (Wer sich welche erwünscht, darf sich nicht beklagen; schliesslich hatten wir ja den sich im Nachhinein als fragwürdig erweisenden Ehrgeiz, sie zur Wahrhaftigkeit zu erziehen.)
Aber nicht darüber wollte ich reden, sondern über Mode. Nachdem der Autor erklärte, die SCHÖNSTE GERMANIN würde sich lieber ... als weisse Socken zu tragen, fielen mir die eigenen ein. Ich trage ja nur weisse Socken, was wohl daran liegt, dass ich in der modefreien Alterszone angelangt bin und also tun kann, was ich will, was durchaus erholsam ist. Übrigens handelt es sich bei den meinen nicht um die gleichen wie aus den 80er, sondern um sogen. Arztsocken, die sich einfach nur gut anfühlen. Nie und nimmer jedoch - und jetzt kommen wir zum Punkt - würde ich wieder karierte Hosen tragen, die vor ein paar Jahren für immerhin eineinhalb Saisons -wieder - schwer IN waren. Und da scheine ich nicht die einzige zu sein. In ebendieser Zeit berichtete mir eine jugendliche Kollegin, dass sie mit ihrer Mutter zum Klamottenkauf war und eben so eine Hose sah, die sie ganz cool fand. Die Mutter riet ihr, ebenso wie ich, dringend vom Erwerb derselben ab. (Wir beide wussten, dass so´n Zeugs nur allzu schnell zum "dasgehtjanugarnicht!" wird.) Kollegin jedoch brachte ihre Mutter heim, ging zurück in den Laden und erwarb das scheussliche Ding mit übrigens dem gleichen Resultat: Auch sie wird einstens ihrer Tochter empfehlen, ein solches Dingens nie und nimmer ... Und auch die Tochter wird sich einen Sch... drum kümmern.
Womit ich eigentlich nichts anderes sagen will, als dass wir Älteren angesichts der scheinbaren Neuerungen (die wir irgendwann auch mit gemacht haben) nichts anderes tun können, als schön die Klappe zu halten, statt auf unsere eigenen Erfahrungen zu verweisen. Wer auch wollte es, wenn er jung und cool ist, wahr haben, dass die Dinge, die er so prima und modern findet, in Wahrheit ein alter Hut sind? Schon gar nicht wollen sie erfahren, dass wir all so´n Zeugs schon getragen respektive all ihre Erfahrungen schon gemacht haben. Ist ja auch wahr: Sie müssen sie selber machen. Auch wenn es ein wenig seltsam anmutet, vor zwei, drei Jahren noch ob der Jugenderinnerungen, die sich mit der
NDW verbanden, belächelt zu werden, um heute aus dem heimischen Kinderzimmer eben jene Musik in Endlosschleife zu hören, die so schön dann auch wieder nicht mehr ist ( wir selbst hörten sie ja damals schon in Endlosschleife und fühlten uns nach ein paar Tagen so, als wäre der Kram von uns bzw. könnte von uns sein, wenn wir denn nur ein kleines bisschen mehr wasauchimmer).
Kurzum: Meine Vermutung ist die, dass wir nicht dadurch älter werden, dass wir die Neuzeit nicht mehr verstehen, sondern dadurch, dass wir in den neuen Moden die alten Zeiten wieder erkennen. Wer da klug ist, gibt nicht seine Erinnerungen zu erkennen, sondern tut so, als fände er das neue Alte superprima und - vor allen Dingen - ganz schrecklich neu.
Wenn´s nicht gerade um karierte Hosen geht, bemühe ich mich und bin - wie ich jetzt beim Autor erfuhr - mit meinen weissen Socken ja auch wieder voll im Trend.
In diesem Sinne:
Liebe Grüße!
erphschwester - 28. Jul, 12:32
Morgens aufwachen, direkt in den Himmel schauen, ein paar Flecken Blau mit zunehmend dunkler werdenden Schlieren, den ersten Blitz sehen. Auf den Wecker schauen, der kurz vor Klingeln anzeigt. Sich in der angenehm kühlen Morgenluft noch ein paar Mal wohlig recken und einfach so zugucken, wie alles sich entwickelt.
Und noch genug Zeit haben, das Bettzeug vom Balkon zu retten,ehe die ersten richtig dicken Tropfen fallen.
(Ich denke an dieses Buch, in dem einer der Protagonisten, Forscher und Weltreisender, sich im tiefsten Winter - ebenfalls auf dem heimischen Balkon - aus seinem Polarschlafsack schälte, weil er schon seit Jahren nicht mehr hinter Wänden unter einem Dach schlafen konnte. Seine Nachbarn fanden ihn mehr als schrullig.
Ich denke, ich sollte seinem Beispiel folgen. Oder gibt es sonst noch jemanden, der vor dem Einschlafen den Flug der Fledermäuse beobachten kann?)
erphschwester - 3. Jul, 06:19
Las ich doch neulich in die Die Zeit:
Jeder Soldat muss lernen: Vergewaltigung ist eine Straftat.
Wer so ´was liest, denkt sich seinen Teil. Und auch ich hatte so einschlägige Vorstellungen davon, worum es geht, dass ich nicht das Verlangen verspürte, ernsthaft die diesbezüglichen Mitteilungen zur Kenntnis zu nehmen (auch wenn die Thematisierung in einer deutschen Zeitung darauf hin deutet, dass bei neuerdings zunehmender Gegenwart des deutschen Soldaten an den Kriegsschauplätzen dieser Welt die Sache im hiesigen Bewusstsein an Bedeutung gewinnt) und also gar nicht weiter las.
Irgendwie bleibt es aber doch der Rede wert, dass man derlei Erkenntnisse für wert befindet, sie - so zeitungstechnisch - überhaupt zu erwähnen. Denn lernen, selbst wenn man so ´was als allgemeingültiges Gedankengut befinden mag, müssen das möglicherweise auch allerhand andere Leute. Bis vor kurzem z.B. manch Ehemann, der sich einbildete, gewisse eheliche Rechte zu haben, die seine angetraute Frau zwar nicht immer zur gleichen Zeit als solche empfunden haben mag, aber ... nunja, der Gesetzgeber mochte sich hier nicht einmischen.. Denn Sex gehörte entschieden nicht zu den Dingen, in die man sich überhaupt einmischen wollte, wenn denn Aussenstehende damit nicht behelligt werden. Und meistens findet die Sache ja doch in Abwesenheit Dritter statt. Wer wollte da im Nachhinein entscheiden, was einvernehmlich war und was nicht?
Mit dem Sex in Kriegszeiten ist das sowieso eine Sache für sich. Klar gibt es auch da Verliebte; die gibt es immer und überall. Aber gerade im Krieg häuft sich die Not, und Geld - auch wenn man´s hat - versinkt in seiner Bedeutung im Bodenlosen. So fernab von allen Lieben und tief in allerhand Not verstrickt mag mancher manchen Sex, der vielleicht nicht so ganz vom Glück beseelt ist, am Ende illusionär für mehr als ein Tauschmittel halten. Da ist die Grenze, über die man gehen muss, um sich zu nehmen, was nicht freiwillig geschieht, ohnedies hauchdünn. (Versteht bis hierhin noch einer, wovon ich rede? Man denke nur an Zigaretten, Schokolade und Nylonstrümpfe in der Nachkriegszeit.)
Naja. Ohnedies sind körperliche Grenzüberschreitungen in Kriegszeiten mehr als Straftaten. Sie sind Ausdruck der Macht, die der eine über den anderen hat oder wenigstens haben möchte, Ausdruck des Sieges über den anderen. Kein grosser Unterschied zwischen Foltergefängnissen und Vergewaltigung der Frauen des besetzten Landes. Immer will man sagen: "Siehst du, i c h mache das jetzt. Und du kannst gar nichts dagegen tun, weil ich dich besiegt habe."
Woran man wieder erkennen kann, dass sich der Mensch nicht verändert hat, seit er Urmensch war. Da haben auch die verschiedenen Stämme einander bekämpft und sich die Frauen abgejagt. Ich sehe vor mir eine von diesen BBC-Reportagen, die ja neuerdings (weswegen man sie auch so liebt) sehr anschaulich mit kleinen echt scheinenden Einspielern versehen sind: So ein Urmensch greift sich eines von diesen geklauten Weibchen des anderen Stammes, schmeisst sie auf den Boden, bäuchlings, rückt sie sich zurecht und ... Das Weibchen, in Hundestellung (die nicht ganz unwichtig ist, besagt sie doch, dass es keine Rolle spielt, wie so ein besiegtes Weibchen aussieht, Hauptsache, es ist eben ein Weibchen, schwach und mit dem nötigen biologischen Zubehör ausgestattet), duldet still vor sich. Und der Zuseher fragt sich, ob das damals so Sitte war, rein sexualverhaltenstheoretisch, oder schon damals ein Machtgedanke dahinter steckte.
Übrigens wurden diese Weibchen zur Stammeserhaltung geklaut und ganz normale Mitglieder des Clans. Was man von den Opfern der heutigen Kriegsgewinnler ganz sicher nicht behaupten kann. Da immerhin war der Urmensch dem heutigen (wenn BBC Recht hat) um einiges voraus.
erphschwester - 2. Jul, 23:29
... gelacht, weil immer wieder schön!
einfach ansehen
erphschwester - 28. Jun, 08:25
Ich habe ja, das gebe ich zu, nicht die geringste Ahnung vom Fussball. Jedoch, um mitreden zu können, sehe ich mich genötigt, alle zwei Jahre die grossen Festspiele zu verfolgen und habe mir deswegen gewisse Grundkenntnisse angeeignet, die mich zum Verständnis des Ganzen befähigen. So ahne ich, wie das mit dem vieldiskutierten Abseits ist, weiss, dass in Meisterschaftsspielen erst verlängert und dann Elfmeter geschossen wird. Habe auch kapiert, wann wer gelbe und rote Karten kriegt und was das nach sich zieht. (Mein Zeitungshändler, von dem ich mich in Zweifelsfällen auf den neuesten Stand bringen lasse, meint dass ich mich entwickeln würde.)
Es sollte mir also möglich sein, ein ganz normales Spiel halbwegs entspannt zu verfolgen. Insbesondere dann, wenn Deutschland eben nicht mittut. Obwohl ... natürlich schaut man kein Spiel, in dem es nicht einen gibt, dem man den Sieg wünscht.
Heute waren´s die Kroaten, die ich im Grunde nicht mehr leiden kann als die Türken, aber wir haben hier in Deutschland weniger von ihnen und also ... Kurzum: Ich stelle mir vor, wenn die Türken gegen die Deutschen spielen (was ja nun leider der Fall ist) wird in ausgewählten Regionen so eine Art Krieg ausbrechen, weil die sportbesessenen Gemüter überschwappen. Und ich habe keine Lust darauf, am "Morgen danach" irgendwo irgendwelche Blutspuren auf dem Pflaster vorzufinden. So etwas vertrage ich am frühen Morgen ganz und gar nicht.
So bangte ich also heute und befand mich dabei in einiger Verwirrung, denn mein synästethisches Gemüt spielte mir übel mit. Ein ganzes Spiel lang musste ich mir immer wieder sagen: Blau ist gut! Was in meinem Kopf nur wenig Platz hat. Denn Blau ist nicht gut. Blau ist meine linke Hand, die viel weniger kann (so lag mein dummes Gefühl am Ende viel richtiger als mein Wollen). Meine rechte hingegen ist rot. D i e kann alles.
Blau ist auch das "E"; das rote "A" mag ich viel lieber. Blau sind Herzschmerzen, das musikalische "Cis" (das ich auch nicht so dolle finde) und kritische Bemerkungen. Blau ist so ziemlich der Ausdruck von allem, was mir nicht gefällt. (Aber: Als Pulloverfarbe mag ich es durchaus. So ein ganz bestimmtes, nicht zu dunkles Blau in diesem Fall.) Blau sind Tenorstimmen (Männer sollen gefälligst tiefe Stimmen haben) und Sexualstraftäter.
Ein ganzes Fussballspiel lang, noch dazu ein so langes, da sitzen zu müssen und immer zu murmeln: "Blau ist gut!", ist eine schwierige Sache.
Und noch dazu war´s so vergeblich.
Da unten hupen sie wieder, die Roten. Die ich eigentlich viel mehr mag. Wenn es nur nicht nicht so wäre, dass eben auch Blut rot ist...
erphschwester - 21. Jun, 00:48