Dienstag, 30. Oktober 2007

Nur kurz

Herr Schell, GDL-Chef, sitzt im Liegestuhl und kurt, während sein wackerer Vertreter und die Gewerkschafter der GDL kämpfen, was das Zeug hält.

Im Gegensatz zu einschlägigen Presseberichten habe ich keinen Moment lang angenommen, daß er sich aus dem Geschäft zurück gezogen hat, um andere machen zu lassen. Ich dachte nicht an Überdruß und überhaupt nichts Schlechtes. Weil ich doch gesehen hab´, daß Schell sich vor seinem zeitweiligen Rückzug so manche Nacht in Verhandlungen um die Ohren schlug, in denen ich selig schlummerte.

Schell hat viel zu hohen Blutdruck, wie er in einem Interview gesteht. Nichts, wofür man sich in seinem Alter und nach dieser Anspannung schämen müßte, auch wenn der Reporter ihm das einreden möchte. Und weil der einmal am Einreden ist, spricht er auch gleich von den miesen Umfragewerten. Die Stimmung schlage um, ist die Botschaft, die man dem GDL-Chef ans Krankenbett bringt.

Der hat zwar einen hohen Blutdruck, aber sonst drückt ihn nichts. Er kann lesen und kennt die anderen Umfragen auch. Denen zufolge ist die Stimmung in der Bevölkerung unverändert gut. Man möchte glauben, der eine oder andere Pendler wäre neidisch, daß er´s den Lokführern nicht gleich tun kann. Stattdessen ist man in der falschen oder gar keiner Gewerkschaft. Was Letzteres ja immerhin zu verstehen ist. Die Gewerkschaften sind schließlich auch nicht mehr das, als was man sie einst erfand. Viel zu geschmeidig und arbeitgeberfreundlichen machen sie keine Lust mehr, auf das Sich-Organisieren. So kämpft jeder nurmehr für sich allein und fühlt sich auch so: allein gelassen.

Da hilft auch Müntes große Rede zum Parteitag nicht. Das war eine Rede für den Tag. Und der ist vorbei. Alles geht weiter, wie es war.

Montag, 29. Oktober 2007

PTSD III

DIE ZEIT erzählt uns in ihrer letzten Ausgabe von der HEIMKEHR DER GEBROCHENEN HELDEN.

Der Ton klingt anklagend wie immer, wenn wir von den Amerikanern und ihren Kriegen sprechen.
Sie rekrutieren halbe oder ganze Kinder mit Versprechungen, die in vielen Fällen nicht wahr werden, weil die Kinder das Ende der Kriege, in die man sie schickt, nicht erleben und also auch die versprochenen Karrieren und Studienabschlüsse nicht.
Und auch die richtig erwachsenen Soldaten, die nicht selten in die Fußstapfen ihrer Vorfahren treten, die damals in Japan, Vietnam, Korea oder wo auch immer waren, haben ihre Probleme, wenn sie es denn schaffen, lebendig wieder her zu kommen. Wir erfahren, daß sie neben körperlichen viel öfter noch seelische Verletzungen mitbringen, an denen so ein Arzt viel länger herumdoktert als z.B. an einem amputierten Bein.
Wir lesen von Depressionen, Angstattacken, Schlaflosigkeit, Süchten aller Art, Gewalttätigkeit und dieser vollkommen unerklärlichen Wut, die so viele von ihnen haben.

Wir sehen Bilder von Soldatenfriedhöfen; Gräber, so weit das Auge blicken kann, gerade abgezirkelte Reihen, in denen ganze Heerscharen von Grabpflegern damit betraut sind, das Ansehen, der HELDEN auch optisch herzustellen.

Wir lesen und sehen allerhand Dinge, die wir zwar verstehen, aber nicht nachvollziehen können, weil es bei uns seit Jahrzehnten keinen mentalen Boden mehr gibt für falsch verstandenes Heldentum. Wir waren dermalseinst eine Aggressionsmacht und übten uns in Demut, was auch hieß, sich aus den Kriegsschauplätzen dieser Welt heraus zu halten und bestenfalls in friedlicher Mission in die Welt zu ziehen.

Wann wohl wird DIE ZEIT ihre Aufmerksamkeit auf unsere Soldaten richten, die genau die gleichen Probleme durchleben, seit einiger Zeit schon (einschließlich der fehlenden Akzeptanz und Versorgung nach der Rückkehr), obwohl wir doch eigentlich nie wieder bei irgendwelchen Kriegen mitmachen wollten?

Sonntag, 28. Oktober 2007

Großartiger Auftritt ... oder: Nichts als Theater

Herr Müntefering, so hört man, habe beim Parteitag der SPD zu seiner alten Form zurückgefunden. Und wirklich hat er dort "mit Verve" all die Themen zur Sprache gebracht, die uns allen schon seit langem unter den Nägeln brennen. Fast möchte man meinen, er habe dem Volk "auf die Schnauze" geschaut und demonstrierte nun in seiner Rede das berühmte "Wirhabenverstanden!"

In Wahrheit aber glaube ich, daß im Theater der SPD-Unpopularität die Rollen seit einiger Zeit schon verteilt sind. Sowohl die schlechten (und immer weiter sinkenden) Umfragewerte, als auch die Konturenlosigkeit der Protagonisten (Wer könnte Kanzlerkanditat werden?- Eigentlich keiner so richtig,) geboten dringende Aktivität.

So lag es nur nahe, im Kampf gegen den weiteren Beliebtheitsabsturz die Rollen zu verteilen:
Münte, seiner Funktion als Vizekanzler gerecht werdend (wo er allerhand ganz und gar nicht sozialdemokratische Entscheidungen mit zu tragen hat), galt einige Zeit lang als der verknöcherte Sturkopf, der von seiner "Chefin" schlichtweg untergebuttert wurde und kaum noch eigene Konturen hatte.
Beck jedoch wurde aufgebaut zu dem innerparteilichen "Revoluzzer", der sich der Sozialdemokratie besann, ohne allzu sehr von vorgeschriebenen (insgesamt wenig sozialen) Pfaden abzuweichen.

Und nun der große Paukenschlag: Während Beck sich an Detailfragen aufhält, die er heftigst umkämpft, ohne die eigentliche Richtung des Systems anzukratzen, steht plötzlich Münte vor den Genossen und packt alles aus, was vermeintlich ihm, aber in jedem Fall dem Großteil der Wähler auf der Seele liegt: Er fordert faire Chancen für Junge und Alte auf dem Arbeitsmarkt ein, faire Löhne für gute Arbeit, kritisiert die Millionengehälter der Manager genauso wie die schwierige Situation der Alleinerziehenden. Münte weiß, wo der Schuh drückt. Der Saal jubelt ihm zu. Münte voll der Großmut des weisen alten SPD-Genossen holt Beck an seine Seite und demonstriert damit: Wir sind uns einig, trotz mancher Auseinandersetzung in der Sache! Wir sind eine Partei! Wir ziehen an einem Strang.

Diese Geste ist nicht nur gemacht für den potentiellen Wähler vor der Glotze, sondern viel mehr noch für die Genossen im Saal, die wieder auf Einigkeit und Optimismus eingeschworen werden sollen in einer Zeit, da die Parteiaustritte sich häufen. Die Basis spürt schon lange, daß der Name der Partei längst kein Programm mehr ist und "die da oben" in ihren Armanianzügen, die dicke Zigarre in der einen und den edlen Rotwein in der anderen Hand, vor einiger Zeit schon den Bezug zu allem verloren haben, was ihre Partei einst ausmachte. Die Delegierten sollen sich erinnern und wieder heimisch fühlen, aber auf jeden Fall bei der Stange gehalten werden. Denn was ist eine Partei, die sich in Wohlgefallen auflöst, wert für jene, die schon lange nichts anderes mehr können, als hauptberuflich Politik zu machen?

Wer da also jetzt auf den Parteitag schaut und meint, es würde irgend etwas Großartiges passiert sein, der erinnere sich manch anderer großer Auftritte in der Vergangenheit einerseits und schaue dann auf seine eigene Situation: Geht es uns mit der Agenda 2010 jetzt besser? Sind die großen Fragen gelöst und der "kleine Mann" entlastet? Und, wenn schon nicht entlastet, hat der kleine Mann wieder einen optimistischeren Blick in die Zukunft? Fühlt er sich sicherer, zuversichtlicher?

Machen wir uns nichts vor: Das Vertrauen in die Politik, eigentlich in die Politiker, haben wir längst verloren. Da hilft auch solch ein furioser SPD-Parteitag nichts. Die Erfahrung hat uns längst gelehrt: DAS IST ALLES NUR THEATER!

Samstag, 27. Oktober 2007

Rembrandt war 47 und sah dem Ruin ins Gesicht

So nannte einst Joseph Heller eines seiner Bücher. Heller erhob nicht den Anspruch einer Rembrandt-Biographie, sondern war sich vielmehr nur allzu sehr dessen bewußt, daß wir Heutigen die Geschehnisse aus früheren Jahrhunderten nur schwerlich wahrheitsgemäß nachvollziehen können. Wir machen uns ein Bild von den Dingen. Und eigentlich tun wir das bei Biographien ja immer. Wir sehen, selbst bei noch lebenden Personen, nur das, was der Schreiber sichtbar machen will. Ohnehin können wir in die Köpfe der Menschen nicht hinein schauen, nicht ihre Gefühle, Wünsche und Motive erfahren, sie bestenfalls erahnen.

Was ja irgendwie beruhigend ist.

Aus der neuesten Rembrandt-Forschung erfahren wir jetzt, daß selbst die scheinbar objektiven Fakten aus Rembrandts Leben nicht richtig sind.
Es war ja auch nur zu schwer vorstellbar, daß der heute als wichtigster niederländischer Maler geltende Mann, der auch zu Lebzeiten schon Erfolge feierte, sein Leben in bitterlicher Armut beendete. Im Gegenteil war Rembrandt im Leben genau so kreativ wie in seiner Malerei. Er wußte es so einzurichten, daß all die Dinge, deren Nutzen er in seinem Umfeld genoß, nicht ihm gehörten. Arm wie die sprichwörtliche Kirchenmaus war er nur auf dem Papier, um seine Schulden nicht bezahlen zu müssen. In Wahrheit lebte er von den Einkünften und Geschäften seiner Frau, die auch nicht seine Frau, sondern seine Arbeitgeberin war. Zumindest auf dem Papier.

Insoweit kann Rembrandt als Vorbild für allerhand Männer der Neuzeit dienen, die auch nicht Schulden und nicht Unterhalt zahlen und doch ein Leben führen, das alles andere als armselig ist.

Ich habe den Verdacht, daß Heller all das bereits wußte, als er das Buch über Rembrandt schrieb. Heller kannte sich aus mit finanziellen Notständen und hatte, Rembrandt gleich, so diesen und jenen Trick parat. Womöglich war es ihm ein diebisches Vergnügen, eine Legende zu schüren, die er längst als das erkannte, was sie eben war.

Dienstag, 23. Oktober 2007

So viel steht mal fest:

Fernsehen macht glücklich. Jawoll! Sogar die Privaten, denen ich meiner Natur zufolge ja nun nicht wirklich so viel zutraue. Wenn sich zwischen die Charts von anno Pups und Uuups-die-Pannenshow (von diversen unsäglichen Nachtprogrammen ganz zu schweigen) mal ein Film einschleicht, in dem Edward Norton einen halbwegs normal-netten Menschen spielen darf - dann macht mich das glücklich.

Also: Sie wissen schon, wer Edward Norton ist, oder?

Das ist der, der in meiner Erinnerung stets so ein bißchen harmlos-dümmlich daher kommt. Bis sich dann ´rausstellt, daß er eine multiple Persönlichkeit hat. Und dann wieder ist das gar nicht wahr, aber sein Anwalt hat´s geglaubt und ihn erfolgreich rausgehauen, obwohl der Staatsanwalt Recht hatte.

Oder aber E.N. wird von seinem Kumpel zur Organisation irgendwelcher Truppen angestiftete, die alles in allem nicht sonderlich zimperlich sind, wenn´s ums Zuhauen und andere Gemeinheiten geht. Bis er merkt, daß sein Kumpel ... nun ja, auch das hat mit geistiger Verwirrung zu tun und muß nicht verraten werden, falls noch jemand den Film nicht gesehen hat.

Irgendwie muß der arme Kerl immer so´n Schmonsens spielen. Und die normale Zuseherin hat sich so sehr gewünscht, daß er (der doch nicht so´n Fiesling sein kann, wie ihm das seine Rollen vorschreiben) irgendwo auch mal ein fast-beinahe normal-netter Mann sein darf.

Nunja, E.N. hat sich den Wunsch selbst erfüllen müssen. Alle anderen sahen ihn wohl schon zu sehr in der Rolle des armen Irren, dem eine ganz Zeit lang keiner all diese Bösartigkeiten zutraut. Aber nach soundsovielen Filmen w e i ß man einfach, daß Norton der geistig verwirrte Bösling ist.

I c h weiß nun, daß er´s nicht sein muß. Und ich bin der festen Überzeugung, daß heute auch keine böse Wendung kommt, nicht nur, weil Ben Stiller auch mitspielt.

Eigentlich könnte ich jetzt ins Bett gehen. Besser wird der Tag nicht.

Sonntag, 21. Oktober 2007

Zu blöde!

Kapieren Sie das mit der Bahn? Nee, ehrlich!

Was, z.B. halte ich von solchen Aussagen wie: Juristisch gehört da was in den nächsten fünfzehn Jahren dem Bund, wirtschaftlich aber der Bahn.

Oder: In den letzten Jahren sind vom Bund 210 Millionen Euro zugeschossen worden, aber der Bund kann nicht kontrollieren, ob diese bestimmungsgemäß verwandt wurden. Wenn mir doch eine Sache gehört, wenn auch nur "juristisch", kann ich doch mal nachfragen, was die "wirtschaftlichen" Eigentümer mit meinem Geld machen?

Oder: Wieso war die SPD erst gegen die Volksaktie und nun dafür? Wie funktioniert es, wenn ich an die Börse gehe, aber ein Viertel der Aktien "stimmrechtslos" halte? Besteht da nicht doch die Möglichkeit, daß sich einer die anderen drei Viertel unter den Nagel reißt und dann den Bestimmer macht?
Spielt es überhaupt eine Rolle, was die SPD beschließt, da sie ja in zunehmendem Maße in der Regierung nichts mehr zu sagen und deswegen so ziemlich die gleiche Stellung hat wie dunnemals die Grünen, die auch gegen alles Mögliche waren und dann irgendwie doch mitgemacht haben, was die SPD beschloß?

Wie kommt so ein russischer Großunternehmer darauf, sich an der Bahn beteiligen zu wollen, wenn der Beschluß der Volksaktie seine Macht (und beim Erwerb von Sachen geht es ja immer nur darum) so massiv einschränken würde? (Wieso ist diese Meldung aus dem Videotext nach nur wenigen Minuten "verschwunden"?)

Kein Wunder, daß man mich ahnungsloses Geschöpf mit all diesen Informationen nicht überstrapaziert: Ich bin sowieso zu blöde, diese Dinge zu kapieren!
Für mich reicht es zu wissen, daß die böse GDL Montag bis Mittwoch schon wieder streiken will. Und wenn ich d a s doof fände, wäre das ganz in Ordnung.

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Gleichschaltung

Früher war es so, daß ich keine Not hatte, irgendwelche Themen zu finden, die mich bewegen. Morgens nach dem Einschalten des Morgenmagazins dauerte es nur wenige Minuten, irgend eine Sache zu erfahren, die jetzt und ganz unbedingt von mir besprochen werden mußte.

Heute hingegen spielt es kaum eine Rolle, ob ich morgens oder wann auch immer den Fernseher einschalte, um mich zu informieren; die Nachrichten sind allemal sehr einfach gestrickt, wiederholen sich bis zur gähnenden Langeweile und unterscheiden sich bei Privaten und Öffentlich-Rechtlichen nach meinem Eindruck kaum noch. Hier wie da kommen sowohl die einen, als auch die anderen zu Worte. Und sowieso kann man die einen und die anderen in ihren Meinungsäußerungen immer weniger unterscheiden. Da sind überall solche, die plötzlich (obwohl ihr persönlicher Standort das imgrunde nicht zuläßt) ihr soziales Gewissen entdecken, und auch solche, denen die Wirtschaft ihr soziales Gewissen schon längst abgekauft hat, so daß wir die merkwürdigsten Thesen über das Funktionieren des gemeinen Arbeitslosen im Besonderen oder von Aufschwüngen im Allgemeinen erfahren. Letztere sind neuerdings nie und nimmer dazu geschaffen, uns alle aufatmen zu lassen. Vielmehr muß alles so weitergehen wie bisher, damit alles besser werden kann ... irgendwann in einer fernen Zukunft, die wir alle wohl nicht erleben werden. Und sowieso weiß ja jeder, wie das so funktionert: Jedem Aufschwung folgt der große Katzenjammer, und auf den sollen wir uns mental schon mal vorbereiten. Da ist es besser, wenn´s einem erst gar nicht besser geht und man das Gürtelengerschnallen nicht gleich wieder verlernt.

Nur manchmal noch werden Botschaften verbreitet, die zum Aufregen geeignet wären: Wenn da in der Zeitung steht, daß und wie viele Vorstandmitglieder Jahreseinkünfte im zweistelligen Millionenbereich haben (und der gemeine Leser sich fragen darf, w a s - um Himmels Willen - man tun muß, um so viel Geld zu verdienen; und im Herzen weiß jeder, daß die Leute das nie und nimmer redlich verdienen, sondern einfach kriegen für Sachen, von denen wir alle so genau gar nichts wissen wollen). Oder irgendwann um die Mitternachtsstunde berichtet dann auch mal jemand über die Siemens-Geschichte, in denen Zahlen genannt werden, die der gemeine Zuseher sich sowieso nicht vorstellen kann. D i e s e Herrschaften jedoch hantieren damit, ganz selbstverständlich, alle Tage, und kommen nicht auf die Idee, sich zu fragen, wie man von 347 Euro im Monat leben kann. Da müßte man sich nach deren Dimensionen ja irgenwie in den Unterkommabereich begeben.

Warum also die Leute mit Wissen belasten, das ohnehin keines ist. Sie v e r s t e h e n einfach nicht, was da so läuft. Und irgendwie ist das auch gut so.

Also haben die Berichterstattungen ein Ausmaß von Eintönigkeit erlangt, das sich nur dadurch erklären läßt, wie unfähig die Allgemeinheit doch ist, auch nur ein Quentchen von den wirklichen Dingen zu begreifen, als daß man sie ihr zumuten könnte. Da ist es doch wirklich viel einfacher, immer wieder auf den gleichen Knochen herum zu kauen. So kann der zunehmend ungebildete BRD-Bürger wenigstens folgen und wird in seiner Denkfähigkeit nicht überfordert, weil man ihm die Meinung günstigerweise gleich mit liefert, statt deren Produktion jedem selbst zu überlassen. Wäre ja noch schöner, wenn jeder plötzlich mit dem Denken anfangen würde!

(So ähnlich war übrigens heute Nacht mein Traum: Ich fragte Angela Merkel, w a r u m sie die Sachen alle so macht, warum sie ihr Volk ständig so vor den Kopf stößt. Und sie antwortete, neben dem Hinweis auf ihre begrenzte Zeit und damit auf meine Unmaßgeblichkeit als Wähler, daß es ihr Leid täte, wenn ich ihre Entscheidungen nicht verstünde, aber diese müßten genau so getan werden. Ob ich das nun verstehe oder nicht.
Sprachs und ging - wenn auch ein wenig blaß - zu ihrem nächsten Termin, während ich mich ratlos fragte, wie das mit der Demokratie wohl gedacht war. S o doch irgendwie nicht.)

Na, jedenfalls ist es maßlos langweilig geworden, Nachrichten zu sehen. Nicht nur, weil´s immer wieder die gleichen, bodenlos platt gewalzten sind, sondern auch, weil man den Eindruck hat, die wirklich maßgeblichen Sachen nicht zu erfahren. Sie werden im Hintergrund gehalten. Und manchmal ist da auch die Idee, daß es keine Rolle spielen würde, wenn man sie erführe. Weil wir schon hübsch weit damit gekommen sind, zu verinnerlichen, daß wir all das ohnedies nicht begreifen und deswegen doch nichts machen können.

Eva Herman nannte das neulich "Gleichschaltung", womit sie natürlich nicht das Allgemeine, sondern nur die Berichterstattung über sich selber meinte. Das war nicht sonderlich geschickt, weil in unserem Bewußtsein zuerst die Nazis gleichgeschaltet haben. Und von denen wollte sie sich ja vermeintlich distanzieren.
Es war darum aber um nichts weniger wahr, auch wenn ich nach wie vor der Meinung bin, daß Eva Hermans Köpfchen viel zu leer ist, als daß sie die Dimension der von ihr - wohl eher zufällig - geäußerten Wahrheit selbst erfassen könnte.

Sonntag, 14. Oktober 2007

Gehet hin ... oder: Man kann die Welt so oder so sehen

Thomas Hartmann ist Pfarrer, ein wirklich ganz netter, der sich obendrein eines leistet: selber denken. Wer mich kennt, weiß daß ich diese Eigenschaft an Menschen und besonders Pfarrern außerordentlich zu schätzen weiß.

T.H. hat sich auf der Buchmesse, noch vor der Öffnung für den Normalverbraucher, über "Killerspiele" geäußert. Er nämlich meint, es sei völliger Schmonsens zu behaupten, daß die unsere Kinder gewalttätig machen. Im Gegenteil ist er der Meinung, Kinder brauchen Ventile für ihre natürlichen Aggressionen. Der Mensch nämlich sei nicht wirklich dieses vollkommen friedliche Geschöpf, das die Friedensbewegung aus uns hat machen wollen. Der Dampf sei drin und müsse raus. Im Zweifelsfall lieber vor dem PC als draußen in der Welt, wo - wie wir leider wissen - unsere Kinder leider immer grober zur Sache gehen.

Mit den Killerspielen habe das nichts zu tun, sondern mit unserer sich so friedlich gebenden Welt. Raufereien, wie sie früher normal waren, wären da nicht mehr "drin". Weil die Schwelle unserer Empfindlichkeit so furchtbar niedrig geworden sei und jeder gleich nach dem Kadi schreie.
Beispielhaft verweist Hartmann auf die 600 grausamen Bibelstellen (die durchaus abschreckende Wirkung hatten und haben sollten) und Erich Kästner, dessen heiß geliebte Bücher auch beachtliche Prügelszenen enthalten.
Und übrigens, sagt Hartmann, könne man den Studien, die die gewaltfördernde Wirkung von "Killerspielen" (er selbst lehnt diesen Begriff übrigens ab, weil selten nur gekillt wird, sondern auch strategisches Denken gefragt ist) beweisen, gleich viel gegenteilige Studien entgegen stellen, die zwar nicht ganz so bekannt, aber trotzdem da sind.

Thomas Hartmann hat nun auch was gegen die 68er gesagt. Genau wie Eva Hermann. Aber im Gegensatz zu Eva hat er n a c h g e d ac h t. Und deswegen darf er hier ins Blog. Damit andere es ihm nachtun.

Motto:

Meine Bilder kann man kaufen. Meine Texte und meine Meinung nicht. D-J

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