Wir lesen
Eines von diesen Wochenenden, die eine ganz eigene Dynamik entfalten, zuletzt so erlebt mit A.Eschbachs „Todesengel“.
Man fängt ein Buch an und wird innerhalb kürzester Zeit so gefesselt, dass man nicht aufhören kann. Es kostet schwerste Überwindung, etwas anderes zu tun. In meinem Fall, wo es sich um ein Hörbuch handelt, fallen einem plötzlich nur sehr wenige Dinge ein, bei denen man die Stöpsel aus den Ohren tun und also pausieren muss.
Diesmal „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ von Joel Dicker.
Ein Buch über einen Kriminalfall, über Freundschaft, die Liebe und über das Schreiben.
Während ich lausche, wie weit der im Fall seines Freundes ermittelnde Schriftsteller Marcus Goldman vom Pfad der gleichzeitig laufenden polizeilichen Ermittlung abkommt, fällt mir Harry Wörz ein, dessen Geschichte ich letzte Woche sah. Eine ganz reale, furchtbar tragische Geschichte, die Zeugnis davon ablegt, dass die vielen Facetten des Lebens nicht in einer geradlinig angelegten Polizeiermittlung zu erfassen sind. Im realen Leben gibt es für die vielen Seitenpfade – nicht weiter verfolgte Ermittlungsansätze – polizeiliche „Nebenakten“, die nie ein Richter zu Gesicht bekommt. So erfuhr ich es aus dem Fall Wörz.
Mehr denn je wird klar, dass jeder wie auch immer Verdächtige am Ende nicht nur auf das Wohlwollen der Ermittler, sondern auch noch sehr viel andere Erwägungen angewiesen ist, ehe es überhaupt zur Rechtsprechung kommt.
Wörz brach die Tatsache, dass alle u.U. ebenfalls Verdächtigen Polizisten waren, die sich gegenseitig deckten, den Rücken.
Harry Quebert, dessen Geschichte ich noch nicht zu Ende gehört habe, wird nur schwer Gerechtigkeit wiederfahren, da man ihn moralisch vorverurteilt und deswegen hängen sehen und auch nicht gegen Geldprominenz ermitteln will.
Die Tücke des sich so gern objektiv gebenden Systems liegt im nur allzu Menschlichen. In Ängsten und Vorbehalten des ermittelnden Individuums, das sich am Ende, trotz aller Schwüre auf die Gerechtigkeit, nicht anders benimmt als Otto Normalverbraucher auf der Straße, der gerne mal eine Sau vor sich hertreibt, ohne Genaueres zu wissen.
Mit etwas Pech und ohne jegliches eigene Zutun kann jeder von uns zu dieser Sau werden.
Spannend, gruselig, trotzdem schön, weil aus einer mitfühlenden, aber nicht gefühligen Perspektive geschrieben.
Empfehlenswert.
Man fängt ein Buch an und wird innerhalb kürzester Zeit so gefesselt, dass man nicht aufhören kann. Es kostet schwerste Überwindung, etwas anderes zu tun. In meinem Fall, wo es sich um ein Hörbuch handelt, fallen einem plötzlich nur sehr wenige Dinge ein, bei denen man die Stöpsel aus den Ohren tun und also pausieren muss.
Diesmal „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ von Joel Dicker.
Ein Buch über einen Kriminalfall, über Freundschaft, die Liebe und über das Schreiben.
Während ich lausche, wie weit der im Fall seines Freundes ermittelnde Schriftsteller Marcus Goldman vom Pfad der gleichzeitig laufenden polizeilichen Ermittlung abkommt, fällt mir Harry Wörz ein, dessen Geschichte ich letzte Woche sah. Eine ganz reale, furchtbar tragische Geschichte, die Zeugnis davon ablegt, dass die vielen Facetten des Lebens nicht in einer geradlinig angelegten Polizeiermittlung zu erfassen sind. Im realen Leben gibt es für die vielen Seitenpfade – nicht weiter verfolgte Ermittlungsansätze – polizeiliche „Nebenakten“, die nie ein Richter zu Gesicht bekommt. So erfuhr ich es aus dem Fall Wörz.
Mehr denn je wird klar, dass jeder wie auch immer Verdächtige am Ende nicht nur auf das Wohlwollen der Ermittler, sondern auch noch sehr viel andere Erwägungen angewiesen ist, ehe es überhaupt zur Rechtsprechung kommt.
Wörz brach die Tatsache, dass alle u.U. ebenfalls Verdächtigen Polizisten waren, die sich gegenseitig deckten, den Rücken.
Harry Quebert, dessen Geschichte ich noch nicht zu Ende gehört habe, wird nur schwer Gerechtigkeit wiederfahren, da man ihn moralisch vorverurteilt und deswegen hängen sehen und auch nicht gegen Geldprominenz ermitteln will.
Die Tücke des sich so gern objektiv gebenden Systems liegt im nur allzu Menschlichen. In Ängsten und Vorbehalten des ermittelnden Individuums, das sich am Ende, trotz aller Schwüre auf die Gerechtigkeit, nicht anders benimmt als Otto Normalverbraucher auf der Straße, der gerne mal eine Sau vor sich hertreibt, ohne Genaueres zu wissen.
Mit etwas Pech und ohne jegliches eigene Zutun kann jeder von uns zu dieser Sau werden.
Spannend, gruselig, trotzdem schön, weil aus einer mitfühlenden, aber nicht gefühligen Perspektive geschrieben.
Empfehlenswert.
erphschwester - 1. Feb, 21:54
Ich lese
haha,
grad mal in den inhalt reingeguckt. februarkälte, passt ja. aber im ernst: je mehr wir uns allgemein auf die technik verlassen, papierlose akten haben etc., umso kritischer würde sich so eine situation auswirken. wohl dem, der dann einen holzofen mit viel nachschub und eine volle vorratskammer hat ...