Geschichten aus dem Drinnen

Sonntag, 23. August 2009

"Nicht schön, aber selten.",

... pflegte meine Mutter zu sagen, wenn etwas auch nur in Ansätzen Schöpferisches irgendwie nicht ganz so gut gelungen war. Und es versteht sich von selbst, dass dieses "selten" ungesagt ein Anhängsel wie "blöd" oder "hässlich" hatte, denn andernfalls wäre es ja schön gewesen.

Ich stehe vorm Spiegel, betrachte meinen selbst verbrochenen Haarschnitt und tröste mich damit, dass sich damals, als ich noch zum Friseur ging, mitunter ein durchaus ähnlicher Effekt eingestellt hatte, für den ich obendrein noch mit teuer Geld bezahlen sollte. Und wer würde sich trauen, einem Profi mit der Anmerkung zu begegnen, dass man für "das da" keineswegs bezahlen wolle, weil ... blöd aussehen könne man von ganz alleine. Und damit die Steilvorlage für eine Erwiderung wie "Ich bin doch kein Gesichtschirurg!" liefern.

Also sage ich mir: "Es wächst ja wieder." und bedaure allenfalls, dass ich es nicht überhaupt, grundsätzlich und ganz lang einfach wachsen lassen kann. Das würde vieles vereinfachen. Aber da sind keine Pfunde, mit denen zu wuchern wäre.

So und weil ich ein armer Künstler bin, lebe ich regelmäßig mit diesem Effekt, der mich ein paar Tage lang nur flüchtig in den Spiegel schauen lässt, bis die gröbsten Folgen im wahrsten Sinne des Wortes verwachsen sind und ich feststelle, dass es doch eigentlich ganz gut ... naja, so viel halt wie "drin" ist. Und sowieso, tröste ich mich, sind Frauen mit über Fünfzig ja beinahe unsichtbar, wenn sie nicht gerade irgendwelche fürchterlichen Untaten begehen, dank derer man sie allenfalls belächelt. Dieses Pumuckl-Rot zum Beispiel, von dem ich hörte, dass es die Klimakteriumsfarbe ist. Ja, klar, wenn keiner mehr hinguckt, setze ich mir einen Korb Apfelsinen auf den Kopf; dann klappts vielleicht noch mal.

Ich bevorzuge solides Schwarz, auf dem Kopf und im Winter auch bei der Kleidung. Im Sommer ergänze ich gern mit Weiss, an wagemutigen Tagen mit Rot. Keíneswegs jedoch gehöre ich zur Fraktion derer, die im Kleiderschrank den Regenbogen haben. Und das nicht nur, weil es mir morgens schlicht zu anstrengend wäre, so viel Buntheit zu ertragen, sondern auch, weil nach meiner Meinung Farben auf die Leinwand gehören und in die Natur. Denn in der Natur sieht grundsätzlich keine Farbzusammenstellung blöd aus und auf der Leinwand lassen sich Fehler beheben. So eine Ü-Fü aus dem Farbtopf jedoch ist nichts anderes als peinlich.

Und während ich diese mehr oder weniger sinnträchtigen Betrachtungen anstelle, wird mir klar, dass weder mein Haarschnitt, noch all dies andere Zeugs mich wirklich und ernsthaft beschäftigt, sondern ich mich drücke. Vor dieser zwar grundierten, gleichwohl noch immer jungfräulichen Leinwand nebenan, die nach mir ruft, sie wolle schön und einzigartig werden. Jede von den inzwischen beinah Hundert hat das gerufen, doch nicht jeder konnt´ ich ihren Wunsch erfüllen.
Und mir fällt die Freundin ein, die mich gestern nicht ohne Hintersinn fragte, wie lange ich an einem Bild male. Ich sagte nicht, "Wenn ich erst einmal ...", sondern nannte willkürlich eine Zeit. Was die Rechenmaschine in ihrem Kopf zum Rattern und einen für sie erstaunlichen Stundenlohn hervor brachte. Ich sagte nichts von der Recherche, schlaflosen Nächten und eben solchen Zeiten wie jetzt, wo ich irgendwas tue, während ich in meinem Kopf wieder und wieder durchgehe, was ich wann und wie zu tun habe, damit dieser Anspruch "schön und einzigartig" funktioniert. Ich sagte auch nicht, dass das Glücksgefühl, etwas wirklich Gutes gemacht zu haben, sich erst viel später und manchmal gar nicht einstellt. Dass es zwischendurch Zeiten der Verzweiflung gibt, der totalen Erschöpfung und des unentwegten Gedankenkreisens, warum es nicht funktioniert und wie es noch funktionieren kann. Und dass es manchmal eben doch nicht funktioniert und ich dann wütend werde und einen Stuhl umschmeisse und ein blutiges Messer in den Raum werfe.

Montag, 17. August 2009

Geschenke

Jeden Dienstagmorgen weckt mich dieses wirklich hochmoderne Müllfahrzeug auf. Worüber ich ja froh bin. Denn Müll ansich ist keine schöne Sache und wir können froh sein, dass da einer ist, der ihn holt. Wohin auch immer. Denn, mal ehrlich, wer wüsste schon, was er mit dem Zeugs machen soll, wenn nicht eben dieses Fahrzeug käme?

Nun also, während ich, durchaus grimmig, denn das Dingens kommt unbotmäßig früh und ich pflege um diese Jahreszeit die Gewohnheit des offenen Fensters, mich um den angemessenen Grad an Dankbarkeit bemühte, fiel mir folgendes ein: Es gibt Dinge in diesem Leben und auf dieser Welt, mit denen wir uns um keinen Preis auseinander setzen wollen.
Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, was Ihre Kinder so rein gedanklich mit Ihnen verbinden? Kirschzwillinge überm Ohr und Badeschaum auf der Nasenspitze ("Mutti, das haben wir doch immer gemacht!", obwohl Sie genau wissen, dass es nur ein einziges Mal so stattfand ...) - kurzum: Ihre Kinder hassen oder lieben Sie, aber jedenfalls werden Sie idealisiert. Was ja irgendwie nett ist, aber gleichzeitig auch äusserst schwierig.

Denn: Was wäre, wenn Sie, was ja gelegentlich vorkommen soll, so quasi von jetzt auf gleich ... äääh, dem menschlichen Müll anheim fielen oder aber, um es ganz deutlich zu sagen, den Löffel abgäben, abkratzten, naja, eben sowas?
Ihre mittelmäßig reinlich und mit allzu viel Ballast beladene Wohnung fiele an Ihre Kinder, die gewünscht hätten, Sie hätten sich in den letzten Jahren Zen-mäßiger Leere anheim gegeben. Stattdessen war in Ihnen eher so etwas wie diese Burnout-Leere, die mancherlei Aktion verhinderte. War da nicht noch dieses Tagebuch aus 25 Jahren, das man seinen Kindern lieber erspart hätte? Oder dieser Slip mit nichts im Schritt, den einem ein Freund mit Nichts im Hirn zum Vierzigsten schenkte? Gar nicht zu reden von jenem Dildo, den man zum 49. bekam. Icebreaker, weil blau, mit mancherlei lustiger Funktion. Diesmal von einer Freundin mit durchaus aktivem Sexualleben, die wohl Mitleid hatte oder mangelndes Vorstellungsvermögen, wie man ohne ... echt oder nicht nicht, über die Runden kommen soll.

Gesetzt den Fall also, Sie wollten Ordnung schaffen. So ist das mit dem Tagebuch und dem Slip ja kein Problem. Aber so ein Dildo, halb elektronisch (nix geht mehr ohne), können Sie den gar nicht so ohne weiteres in die Tonne schmeissen (wobei ich nicht vom Hausmeister rede, der gelegentlich kontrolliert, was da so landet; wollten Sie dass der ...? Nein,natürlich nicht!). Nein, diese neuen Müllfahrzeuge sind hochmodern. Sie wittern jedes Stückchen Elektronik. Das nicht mehr im Normalmüll entsorgt werden darf.

Was also tun mit diesem unseligen Geschenk, das man dermaleinst ebenso lustig fand wie die schenkende Freundin? Zurück schicken zu Frau Uhse, die es nicht juckt, weil selbst inzwischen selig verendet, deren Mitarbeiter jedoch angewidert grinsend (wes Brot ich ess, des Müll ich trotzdem hass´) das Ding einer unerfreulichen Begutachtung unterziehen?

Manchmal, das muss ich ernsthaft sagen, hasse ich den Humor meiner Freunde!

Freitag, 7. August 2009

Vollmond

Damals, als ich in solch heissen Sommernächten wie jetzt noch mein Bett auf dem Balkon aufschlug und vorm Einschlafen den Fledermäusen bei ihrem nächtlichen Flug zusah, damals hatte ich nicht das Gefühl, dass der Mond so nah ist.

In Wahrheit kommt er nicht näher, sondern entfernt sich von der Erde. Jedes Jahr ein paar Zentimeter, hörte ich. Und eines Tages wird er sich aus dem Bannkreis der Erde lösen, was vielleicht eine schlimme Sache sei.
Aber noch scheint er heller denn je und lässt vieles andere Licht am Himmel scheinbar verschwinden, nicht alles. Ein paar Teile von einem der Wagen (die ich nie auseinander halten kann) sind noch da.
Der Polarstern auch, den ich noch am sichersten an seiner Helligkeit erkenne. Alles andere liegt in milchiger Verschwommenheit, und ich kann nicht schlafen.

Was sicherlich am zu spät getrunkenen Kaffee liegt und nicht am Mond. Der ja nicht einmal auf der Schlafzimmerseite scheint.

Damals, als ich in solchen Nächten wie heute mein Bett auf dem Balkon aufschlug, habe ich zugesehen, wie die Fledermäuse über die fahle Scheibe des Vollmondes flogen und gedacht, dass es ist wie in diesen Filmen: ein bisschen kitschig, ein bisschen gruselig und reichlich unecht. Und schlief, die Decke vor der zunehmenden Nachtkühle bis zur Nase gezogen, irgendwann einfach ein.

Donnerstag, 6. August 2009

Fliegen

Eine Bekannte erzählte heute von ihrer Großmutter. Die sie sehr geliebt habe. Der hatten sie zum 84. Geburtstag einen Rundflug geschenkt, weil sie noch nie geflogen war. Und irgendwie wolle sie es in diesem Leben doch noch einmal tun. Was könne denn schon dabei sein?
Er habe ihr sehr gefallen, dieser Flug.

Meine Mutter bekam genau solch einen Flug zum Siebzigsten. Was kein Jahr zu früh war, denn sie wurde nur 74. Trotz aller Turbulenzen und nicht ganz so großer Begeisterung stieg sie einige Monate später in ein Passagierflugzeug und flog ichweissnichtwohin. Sie ist in dieser Zeit viel gereist. Es war, als wüsste sie, dass sie nicht mehr viel Zeit haben würde, all jene Orte zu sehen, in die sie während ihrer Kindheit und Jugend so leicht hätte kommen können, wären die Zeiten da nicht so schlecht gewesen.

Irgendwie sind die Zeiten immer schlecht. Auf die eine oder andere Weise. Und wenn sie´s einmal nicht sind, werden wir uns dessen nur allzu oft nicht bewusst. Wir tun so, als hätten wir einen gottverdammten Anspruch auf irgendwas und merken erst später, dass DAS die Zeit war, in der es uns richtig gut ging. Was denn mehr kann man wollen? Im schlimmsten Fall trauern wir der Sache nach und ganz Uneinsichtige wollen DAS wieder haben.

Man kriegt nichts Altes wieder, und alles Trauern hilft nichts.
In einem Blog kommentierte ich heute, wir sollten unseren Kindern wieder das Recht auf den heutigen Tag zurück geben. Das ist nicht von mir, sondern von Korczak, der damals mit "seinen" Kindern ins KZ ging, obwohl er hätte frei kommen können.

Ich finde, jeder (nicht nur Kinder) sollte das Recht auf den heutigen Tag haben; das Recht, trotz aller Zukunftsplanung heute schon zu leben. Wer weiss, wie viele Tage man noch hat?

Mittwoch, 5. August 2009

Viel zu heiss

Warm ist es wie damals am Mittelmeer. Die Luft schien zu stehen und legte sich wie eine Last auf alles. Keine Bewegung von nichts und niemandem. Nur die Zikaden riefen gelegentlich klagend.
Die Zikaden (wenn da welche wären, aber natürlich sind hier keine) könnte ich nicht hören mit dem Kopfhörer auf den Ohren. In ein paar Stunden, ahne ich, werde ich ein weiteres Mal die Nachricht einer Freundin auf dem Anrufbeantworter vorfinden, die sich beklagt, dass ich nie zu erreichen sei. So nah und doch so fern.

Ich stehe vor der Staffelei, zu schlaff, um wie sonst nach den Klängen der Musik zu swingen, während der Pinsel über die Leinwand wedelt. Grundieren aus dem Schultergelenk heraus. Das ist Arbeit, nicht viel anders als Wände streichen. Und wirklich sehe ich, während ich durch den Flur zum PC gehe, um die Leinwand trocknen zu lassen, eine Frau im Muskelshirt, nicht viel anders als die Maler neulich draussen auf dem Gerüst. (Ahja, die waren jünger, muskulöser, brauner und Männer halt; am Ende bleibt als Gemeinsamkeit dann doch nur das Muskelshirt, praktisch, aber nicht straßenfähig für eine Frau meines Alters.)

Hier drin, in meiner Wohnung und in meinem Kopf, kann ich machen, was ich will. Ich lese ein Blog. Nicht meines. Natürlich. Meine kenne ich ja. Und fühle mich angerührt. Es scheint der richtige Moment für eine Weltansicht, die ich zu einer anderen Zeit für allzu melancholisch, allzu sentimental, allzu wasauchimmer abgetan haben würde.

Wieder zurück an der Staffelei swinge ich dann doch ein bisschen. So viel halt, wie es der genaue Pinselstrich der ersten Konturen zulässt. Die Musik im Ohr, das Sentiment des Blogs im Kopf. Und denke mir, dass es nicht wahr ist, was ich früher behauptete: Beim Malen denke ich nicht.
Natürlich denke ich. Der Mensch denkt schließlich immer. Irgendwas, so dumm es auch sei. Die Kunst ist, die guten Dinge zusammen zu führen. Malen, dabei Musik hören und gute Gedanken haben. Mit etwas Glück führt ein guter Input zum guten Output.

Ich denke, dass es keine Zikaden braucht, um glücklich zu sein.

Samstag, 28. März 2009

Nr.41 ... oder: Halbschlaf

Manchmal scheint alles ganz einfach. Worte reihen sich aneinander, klar und schön wie der Gebirgsbach der Kindheit, der so eisig war. Aus ihm schmeckte das Wasser so frisch und gut - bis man erfuhr, dass die Bewohner der Hütte ein paar hundert Meter weiter oben es machten wie man selbst: sie hatten einen Balken über den Bach gelegt, unterhalb der eigenen Hütte, nicht sehr bequem, aber ausreichend als Ersatz für die nicht vorhandene Toilette.
Du hast das Wasser dieses Baches nie wieder auch nur angerührt, auch wenn es die lauterste Reinheit verhieß. Du wusstest es besser.

Manchmal glaubst du, wenn du nur ein kleines bisschen wacher wärst, wach genug, um diese davonfliessenden Worte aufzuschreiben, wären nicht nur die Worte klar und schön, sondern würden die großartigsten Gedanken überhaupt offenbaren, vielleicht die Probleme der Welt lösen, mindestens aber dich selbst ein klein wenig besser machen.

Manchmal ist so ein Nachmittagsschlaf einfach eine großartige Sache. Er öffnet ein Fenster in unsere Seelen, die so verloren nicht sein können.

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Samstag, 14. Februar 2009

Saumensch!

Die Augen aufschlagen und feststellen, dass dieses Leuchten da draussen nicht von oben kommt, sondern von unten. Schnee, der jetzt, Mitte Februar, ein wenig spät dran ist, wenn man bedenkt, wie rar er sich zuvor machte. Stets kam er nur überfallartig, für ein, zwei Tage. Und auch jetzt wird es nicht anders sein.

Es ist zu früh noch für jedwede Aktivität. Umso mehr, als sie in der Sparkasse nebenan ihr alljährlich gleiches Faschingsfest feierten. Mit jährlich dem gleichen DJ und jährlich dem genau gleichen Repertoire. Käme durch die drei, vier Wandreihen mehr als nur dieses Stampfen, könnte man wohl schon mitsingen. Es ging wieder bis spät in die Nacht. Und man hatte es vor Augen, wie das abläuft: All diese Herren im Anzug und Damen im Kostüm schlagen einmal im Jahr über die Stränge. Die Frauen in hauchdünnen Fetzen zeigen, dass sie richtige Frauen sind. Die Männer, fernab vom sonstigen Dresscode starren auf dieses viele Fleisch, das sonst nicht zu sehen ist und auch nicht gesehen werden darf. Die Chefs verabschieden sich beizeiten, weil sie gar nicht wissen wollen, was alles in dieser Nacht passiert. (Tatsächlich werden sich am Ende de Abends, wider bessere Vernunft, ein oder auch zwei Pärchen gefunden haben und den Heimweg gemeinsam antreten.Und meistens weiss man schon am nächsten Morgen, dass spätestens Aschermittwoch alles vorbei ist.)

Ich währenddessen lag im Bett, hielt mir die kribbelnde Schnupfennase, um zur Ruhe zu kommen, kam nicht zur Ruhe. suchte Zuflucht bei Boris, der von Liesl erzählt.
Auch jetzt, wo es zum Aufstehen noch zu früh ist, lausche ich Boris, der zu Liesl wird. Wenn er "Mama" und "Papa" sagt, wird einem ganz warm ums Herz und längst hat man begriffen, dass "Saukerl" und "Saumensch" keine Schimpfwörter sind, sondern Kosenamen.
Die Zartheit dieser Geschichte liegt oft mehr im Ungesagten und in Boris´ Stimme, der aus "Saukerl" einen fröhlichen Abschiedsgruß werden lässt.
Der Geschichte von Liesl, die ihren Vater nicht kannte, von ihrer Mutter verlassen wurde und ihren kleinen Bruder sterben sah, einfach so. Die zu wildfremden Leuten kam, zu denen sie "Mama" und "Papa" sagen musste, noch ehe die es wirklich wurden. Und die schon als Kind lernte, wo man in einer Zeit, in der Worte gefährlich waren, reden und schweigen durfte. Die in Max, dem Juden im Keller, einen Freund fand und ihn wieder verlor. Und die sah, wie "Papa" auf der Strasse von einem Nazi zusammen geschlagen wurde, weil er einmal - ganz ohne viel Worte - höchst unvorsichtig war.

Und draußen beginnt der Tag nun ganz richtig, ein kleines Leuchten kommt auch von oben. Und noch immer juckt meine Nase vom Schnupfen.

Zeit zum Aufstehen!

Freitag, 14. November 2008

Verflixt!

Ich mag das Wort Ambivalenz. Nicht etwa, weil es das einzige Fremdwort ist, das ich kenne und verstehe (obwohl´s auch solche Leute geben soll). Nein, Ambivalenz drückt so zutiefst das aus, was menschliche Befindlichkeiten ausmacht.

In Wahrheit sind wir doch nie nur glücklich. Sogar nicht einmal dann, wenn wir´s sind. Sondern immer sitzt da so ein kleiner Gedanke im Hinterkopf: "Und was, wenn alles anders würde?", was in diesem Fall den Verlust des Glückes bedeutet. Und andersherum ist es das Gleiche. Sind wir unglücklich, warum auch immer, reicht es fast nie zur völligen Aufgabe. Der gleiche Satz lauert und bedeutet in diesem Fall, es könnte ja an der nächsten Ecke was auch immer passieren, das uns aus dieser Unglückspatsche hinaus hilft.

Aber auch, wer nicht stets über Glück oder Unglück nachdenkt, hat so seine Ambivalenzen. Ein Stück weit steckt in allem Tun und Sein-Lassen der Zweifel, sogar dann, wenn wir zu wissen meinen, was gut und richtig wäre. Ob es der Griff zur Schokolade oder Kaffeetasse ist, die - jede auf ihre Weise - Wohlbefinden verheissen, aber eben doch auf die Hüfte oder das Herz gehen. Oder der tägliche Vorsatz des Joggens, der mit einem einfachen Blick aus dem Fenster abgetan wird. Zum Laufen ist es wirklich zu ungemütlich draussen. Gemütlicher ist´s doch daheim.

Tja, wenn man wüsste, was kommt, wäre alles viel einfacher. Vielleicht liefe man ja beim Joggen dem Mann für´s Leben vor die Füße? Oder die eine Tasse Kaffee ist die, die uns den Herzinfarkt beschert? Das Entscheiden fiele dann viel leichter. Man könnte dann mit sozusagen traumwandlerischer Sicherheit durch´s Leben gleiten und die Entscheidungen träfen sich beinahe von selbst.

So aber? Getrieben zwischen Wollen und Müssen treffen wir unsere oft halbherzigen Entscheidungen und leben zwischen Hoffnung und Verzweiflung dahin. Was richtig und was falsch war, erfahren wir erst später. Und eben das ist es, was uns im Guten wie im Schlechten diesen klitzekleinen Zweifel beläßt, der uns nur momentelang ungetrübt glücklich und beinahe nie abgrundtief unglücklich sein läßt.

So ist sie nun mal, die menschliche Natur: ambivalent.

Sonntag, 20. April 2008

Wort zum Sonntag

Es waren in dieser Woche grosse Momenten für die amerikanischen Gläubigen, als der Papst ihr Land besuchte. Er rief zu Versöhnung auf und auch zur Reue. Und als Beleg seines eigenen guten Willens sprach er mit Missbrauchsopfern, die hernach im Fernsehen tränenreich von der Gnade dieses Gespräches berichteten. Auch das Gespräch mit den Juden suchte der Papst mit ebendieser Intention: Versöhnung.

Für mich, die ich nicht von gläubiger Verzückung gerüttelt werde, reiht sich dieser Besuch mit all seinen Aussagen ein in so vieles, was dieser Tage auch aus politischer Richtung kommt: Man sieht, dass es um diese Welt nicht gut bestellt ist, und fühlt sich zu Appellen an die Menschen bemüssigt.
Gleichwohl wird genauso weiter gemacht, auf religiöser wie weltlicher Seite, wie zuvor und irgendwann wird ein grosses Verwundern sein, dass sich nichts änderte.

Ich jedoch habe genug von all jenen, die mir auftragen wollen, dass ich mich ändern, bereuen, bescheiden und alles richtig machen solle, während die Vorbilder, weltliche wie religiöse, dergleichen nicht einmal denken.
Auch der Papst mag im Angesicht seiner Gläubigen eine reine Lichtgestalt sein. Das aber hat ihn nicht gehindert, die Karfreitagsfürbitte im alten Sinne erneut zuzulassen, wodurch der Graben zwischen Christen und Juden sich wieder vergrösserte, Besuch der Juden hin oder her. Was wohl hat ihn dazu bewogen, statt tolerant genug zu sein, ihnen ihren Glauben zu lassen, während er den seinen hat?
Und auch die Mißbrauchsopfer erhalten nichts anderes als späte Genugtuung; der Schmerz und die Leiden, die sich aus ihrer Geschichte ergaben und ihren Lebensweg nachhaltig prägten, werden dadurch nicht anders. Nicht einmal, dass künftige Opfer es leichter haben werden, Glauben bei den Eltern oder den Mitgliedern der Gemeinde zu finden, von allem anderen ganz zu schweigen.
Jedenfalls war nicht die Rede davon, warum gerade die katholische Kirche von derlei Missbrauch so massiv heimgesucht wird, übrigens in allen Erdteilen dieser Welt. Der Zölibat wird nicht in Frage gestellt, obschon man sich fragen darf, ob nicht gerade er der Grund für die allzu intensive Hinwendung zu wehrlosen Gemeindemitgliedern ist.

Nein, wer will, dass diese Welt sich ändert, muss allemal bei sich selber anfangen, statt den anderen schöne Dinge zu predigen.Die Diskrepanz zwischen Worten und Taten, Splittern und Balken, wurde bereits in der Bilbel beklagt.
Und schliesslich: Nicht nur, dass die Christenheit aus dem Judentum hervor gegangen ist, man einstens also im schönsten Einverständnis miteinander lebte, steht auch vom Zölibat kein Wort in der Bibel. Vielmehr warnte schon Jesus, dass das Talent zur Ehelosigkeit nicht jedem gegeben sei und Paulus fügte an, es sei nicht gut, zu "brennen".

Die Anlässe zur Reue sind nicht von Gott gegeben und auf die Schlechtigkeit des Menschen zurück zu führen, sondern von den Menschen, Menschen in der Kirche, gemacht.

Mittwoch, 16. April 2008

Was ich noch sagen wollte ...

DDR war Scheisse! D a s mal für die, die neuerdings unsinnigerweise in irgendwelchen Nostalgie-Schwachsinn verfallen und sogar die LINKEn wählen.

Jawohl! DDR war SED und SED war Stasi und Stasi war Psychoterror, Knast und all das. Und ... SED (die DDR, Stasi und all das war) ist Vorgänger von den Linken, die all das zurück wollen.

KAPIER DOCH ENDLICH!

Für die, die´s nicht kapieren, gibt es das Fernsehen, vornehmlich das öffentlich-rechtliche, über dessen Rolle wir uns gelegentlich Gedanken machen dürfen in dieser unserer Zeit und unserem schönen Land.

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Ich aber, die ich dreissig Jahre gelebt habe da, mit Stasi und SED und all dem, habe nie so viel Angst gehabt wie heute, da man mein Telefon belauschen, meinen PC "abhorchen", mich selbst zur Arbeitslosigkeit verurteilen, über meinem Kopf Flugzeuge abschiessen, mich selbst - trotz meines lebenslangen Fleisses - von heut´ auf morgen ins materielle Elend abschieben und meine Umwelt rettungslos zerstören kann.
All das um des lieben Profits Willen, den mir Marx als schlecht offenbarte, verordnet von den Schergen der SED.

ICH ARMES, DÄMLICHES, FEHLGELEITETES OSSI, ICH.

Motto:

Meine Bilder kann man kaufen. Meine Texte und meine Meinung nicht. D-J

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Das
war nicht auf Ihre Kartoffeln bezogen. Das war eine...
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... hoffentlich nicht sagen wollen, dass ich nicht...
erphschwester - 15. Feb, 09:55
Ich
fürchte: ja. (Gilt ja allgemein auch für die Dummheit....
pathologe - 15. Feb, 09:27
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