Vorbilder

Ich soll über Vorbilder schreiben, wurde mir gesagt.

Wasn Quatsch!

Am Besten über ein Land, das Vorbild für Deutschland sein kann.

Jaja!

Vielleicht, auch wenn das nicht sehr einfallsreich ist, greifen wir da gleich zum Allernächsten. Also nicht so rein geographisch, sondern mehr mental. Nämlich den USA, die ja irgendwie schon seit langer, langer Zeit Vorreiter für alles waren.
Der Deutsche ist, was den US-Amerikaner angeht, so blindgläubig, dass er sogar die Dinge noch nachmacht, die die Amis schon längst wieder auf den Müll geworfen haben.

Zum Beispiel neulich kam einer "von oben", beguckte sich unsere mickrigen Büros, in denen aus Sparsamkeitsgründen nun nicht mehr nur jeweils einer, sondern zwei Leute sitzen, und meinte, man könne durch die Herausnahme einer Wand grad noch mehr Platz gewinnen und da statt vier gar fünf Mitarbeiter reinsetzen.

Großraum is irre "IN". Zumindest bei den Leuten, die selbst noch ein Einzelbüro haben, in dem man eine fünfköpfige Familie unterbringen könnte.

Unsere Chefin hat dann auch ein kleines bisschen getobt, weil sie weiss, wie das ist, wenn nur in einem dieser Zweierbüros beide gleichzeitig telefonieren. Was ein Geschrei!

Aber nicht über Großraumbüros wollte ich schreiben, sondern über die USA als Vorbild. Von denen können wir ja so viel lernen, dass es auf keine Kuhhaut geht: Zweit- und Drittjobs (weil man von nur einem nicht leben kann), das Wegsparen des sozialen Netzes, die Immobilien- und Bankenkrise und - nicht zu vergessen - das Foltern, ohne dass es so heisst.

Hab ich doch gestern einen Bericht gesehen darüber, wie man die Häftlinge in Guantanamo behandelt. Die im übrigen ja nicht Häftling heissen, sonder Aussatz oder so. Was dann bedeutet, dass bestimmte Vereinbarungen darüber, wie man Gefangene zu behandeln hat, nicht mehr gelten.
Ganz groß geschrieben, das sei jetzt mal betont, wird der Umstand, dass die Leute nach dieser "Behandlung" keinerlei sichtbare Verletzungen davon tragen sollen. Und sie tun es auch in der Mehrzahl der Fälle nicht.

Nein, nein, die Amis sind beileibe nicht so böse, wie man es ihnen nachsagt!

Na, jedenfalls gestern in dem Bericht haben sie die Situation nachgestellt, an Freiwilligen, die mehrheitlich "pro" gewesen sind. Also die Freiwilligen meinten, davor versteht sich, dass sie es richtig fänden, bei "Gefahr im Verzug" (und davon könne man bei Terrorismus ja irgendwie immer ausgehen) ein kleines bisschen Druck ausgeübt wird. Man trage schließlich zur Rettung von Menschenleben bei, indem man Anschläge verhindern könne, im besten Fall.

Die "als-ob"-Situation dauerte gerade mal 48 Stunden, was wirklich nicht viel ist, geht man einmal davon aus, dass allerhand Leute in Guantanamo schon seit mehreren Jahren sitzen und nie eine Anklage bekamen oder einen Anwalt gesehen haben.
Bis zum Ende des "Testes" haben aber dann nur die Hälfte der Teilnehmer ausgehalten. Weder die, noch die anderen waren hinterher noch "pro". Weil ... irgendwie hatten sie sich das alles ganz anders vorgestellt.

Ihnen war nicht bewusst gewesen, dass sie beinahe ständig Kapuzen auf dem Kopf haben würden, dass man sie aus dem Schlaf risse, sie in ihre Klamotten pinkeln usf. ließe, dass man sie anschreien würde, stundenlang in Zwangshaltungen verharren ließe und ihnen zu ihrer Kapuzenblindheit auch noch Kopfhörer mit "weißem Rauschen" verpassen würde.

Manch einer kriegte schon nach nur wenigen Stunden Halluzinationen. Und die meisten wären noch weit vor Ablauf der 48 Stunden bereit gewesen, ALLES zu gestehen, was zu gestehen man von ihnen verlangte. Und das alles ohne offene Wunden oder auch nur blaue Flecken. Ist doch fein!


Ahja, gut, ich gebs zu: So richtig vorbildhaft ist das nicht für unsereinen, der weniger martialisch mit dem euorpäischen Schöngeist im Hinterkopf rumläuft.
Das nächste Mal, ich versprechs, suche ich was anderes Vorbildhaftes. Mir fällt nur gerade wirklich, wirklich nichts ein.
NoXxLynXx - 25. Mai, 19:25

schon wahr

nur hat der europäische schöngeist so irgendwie ohne die amis lange im märchen-folter-land vor sich hingedümpelt.
und was immer man ihnen nachsagen kann, haben sich die amis erstens als einziges land der neuzeit selbst aus einer kolonialen situation befreit (klar, weil die hälfte deutsche waren :)) und dann eine demokratie errichtet, die - so unvollkommen sie sein mag - von innen noch nie gestürzt wurde.
tatsächlich haben die amis ganz von allein die sklaverei (da haben sie sich sogar selber angegriffen) und zb die unselige mccarthy-zeit überwunden.
was wir irgendwie von uns nicht behaupten können.
also wir europäischen schöngeister.
hähä. ja.

erphschwester - 25. Mai, 19:36

jaja,

und morgen kommen weihnachtsmann und osterhase gemeinsam!

sklaverei beseitigt?
im letzten jahr (am 1.mai) gingen 5 millionen illegale, die - obschon steuern zahlend, denn so weit geht die illegalität ja nie! - keinen gültigen aufenthaltsstatus hatten, auf die straße. was das heisst, brauche ich nicht zu erläutern. falls ja, tue ich das äusserst gern: jeder, der brav seinen unterbezahlten, sozial nicht abgesicherten job macht, darf bleiben; die anderen fliegen raus.

keine sklaverei, natürlich nicht. halt bloss, dass die nu nich mehr aus afrika kommen, sondern aus den umliegenden mittelamerikanischen staaten.

Und warum, bitte schön, sollte ein amerikaner (also einer m i t aufenthaltsstatus daran etwas ändern wollen? denen gehts doch gut auf diese weise.)

maccarthy-zeit überwunden? biste dir da sicher?
nach dem 11.9. war da ordentliches boheij. du musstest nur die richtige religion haben und/ oder die richtigen klamotten tragen. (der bush-film is leider nich mehr online, hätte ich dir gern gezeigt.)
NoXxLynXx - 25. Mai, 19:43

hm, ja :)

da werden wir wohl nie einer meinung sein, wasn glück. nachher wachsen wir noch zusammen. haha.
tja, in den usa hat allerdings jeder der dort geboren wird, auch das recht zu bleiben. und alle jahre (so in 10ner abständen), werden alle illegale eingebürgert. davon können die armen würste die hierher kommen nicht mal träumen.
und notstands-gesetze hätte es in usa nie geben können. und - ja - sie haben viele verirrungen. sind jedoch nach wie vor die einzige aus sich selbst heraus funktionierende demokratie, der NIE jemand anderes zu hilfe kommen musste um beispielsweise einen hitler von der backe zu kriegen.
ach ja. die täglich in die tausend gehenden illegalen einwanderer. haha. ich wollte europa oder noch schöner deutschland sehen. wenn hier jeden tag ein paar tausend versuchten die grenze zu überqueren. illegal. hier würde längstens - wie vor spaniens küste - scharf geschossen.
man muss das imperium nicht lieben.
darunter litten schon die römer.
doch ist es mehr als wahr, dass selbst die größten gegner recht schnell zugreifen, wenn sie hin könnten.
du nicht, ich weiß :)

erphschwester - 25. Mai, 19:52

da sind wir wieder

bei dem leidigen demokratie-begriff.
herr wagner wollte es dieses we schon wissen von mir.

tatsächlich zieht mich nichts in eine "demokratie", in der es möglich ist, dass mir das biertrinken auf der strasse (nicht, dass mir bier auch nur schmecken würde) kostenpflichtig verboten werden kann, der aberwitzige glaube an die weltenschöpfung vor 6000 jahren jedoch nicht nur erlaubt, sondern schlechterdings geradezu erwünscht ist. (nicht, dass es mich stören würde, wenn andere leute anders denken. akllerdings stört es mich, wenn die umgehung jeglichen wissenschaftlichen fortschritts und damit die dummheit geradezu staatlich erwünscht sind. unter diesem aspekt fühle ich mich auch hierzuland nicht sonderlich wohl, aber wir sprachen ja von vorbildern.)
NoXxLynXx - 25. Mai, 20:02

haha nun dann musstu

jetzt ganz tapfer sein. denn nach neuesten erkenntnissen fischen die kreationisten in europa (england liegt auf no 1 deutschland folgt gleich auf) die weitaus mehreren anhänger.
dazu kommen in deutschland speziell noch die gruseligsten katholen wie opus dei die man sich vorstellen kann. oder eher nicht.
einen irren-auswüchse-wettbewerb schätze ich würden die amis zwar locker gewinnen. dafür haben die immer ganze gegen-massen. die hier meistens fehlen.
solche luschen wie hierzulande triffst du selten wo wieder. na gut. doch. da fällt mir grade ne ganze welt-gegend ein.

unschön ist natürlich für diese these auch, dass gut 89 prozent aller neuen entwicklungen in den usa gemacht werden und das seit gut 70 jahren. und das im moment ungefähr 50 prozent der deutschen wissenschafts-elite in den usa lernt und lehrt. der rest ist in england. haha.

erphschwester - 25. Mai, 20:05

früher

ham sie immer gesagt: geh doch in die DeDeeR!

wenn ich dich so höre, dann geh doch ...

boh, nee! um keinen preis würd ich ...

ich werde dich vermissen.
NoXxLynXx - 25. Mai, 20:14

und ich ginge auch nicht hin

nee, bei meinem glück hätte ich irgendwelche wunderlichen straftaten am hals, und wie ich mich kenne auf der stelle drei. und dann?
muss ich - boohä! - lebenslang in knast. das kann doch keiner wollen :(
kleiner scherz nebenbei: vor so 10 jahren haben die hier mal eine umfrage gemacht, ob ein behinderter wie Schäuble chancen hätte, kanzler zu werden.
6 prozent sagten ja/vielleicht. haha.
die undemokratischen, rassistischen amis haben Hussein Obama gewählt. der wäre hierzulande nicht mal freibad-direktor geworden.

erphschwester - 25. Mai, 20:23

mer waas es net,

was der deutsche wähler so täte, wenn er in den letzten jahrzehnten so viele erfolglose kriege geführt hätte und der künftige präsident nicht nur versprechen würde, dass alles anders wird, sondern auch aussen nur dunkelweiss und innen ziemlich weiss wäre.
NoXxLynXx - 25. Mai, 20:46

hähä pfui

böse erphschwester.
trotzdem, du willst doch net allen ernstes behaupten (das is nix wie verzweiflung :)) das hier einer der Hussein heißt als irgendwas vom volk! gewählt würde. vom exotischen aussehen wolln wir mal garnicht reden.
nicht hier und nirgendwo sonst in europa.

das einzige wo wir (die europäer mal so allgemein) groß sind ist geschrei WAS wir alles dolles tun würden. hehe.

DavidUSA - 29. Mai, 22:28

Warum soviel Hass?

Glaubst du wirklich, dass wir alle so schlimm sind und nur foltern moechten und neue Kriege anfangen wollen?

erphschwester - 29. Mai, 22:44

aber nicht doch!

hass ist etwas ganz anderes. wir folgen nur der nicht ernst zu nehmenden sinn-suche der deutschen, die stets ihr glück im draussen vermuten, neuerdings ja eher in china und indien.
und immerhin hast du in noxx ja eine sehr eifrige verfechterin des amerikanischen gedankens erleben dürfen. neulich abends hat sie mich so stramm agitiert, dass ich darob eingeschlafen bin, was aber nix, wirklich gar nix über die usa aussagt.

NoXxLynXx - 1. Jun, 23:28

wenn du weiterhin so böse

sachen über meine sehr sehr schönen ansprachen sagst, rede ich das nächstemal doppelt so lange!

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