Was die "Herren der Korridore" mit dem 1. Mai verbindet
Herr Clement, Wolfgang (meine Leser kennen ihn sattsam, obschon er langsam in Vergessenheit zu geraten scheint), hat sich gerächt; an seinen ehemaligen Mitgenossen (ein bißchen) und am System (ganz dolle).
So jedenfalls erfahren wir es aus der "Jungen Freiheit", der wir auch den Titel verdanken. Der wiederum, der Titel, geht auf Carl Schmitt zurück, den mit der "Jungen Freiheit" verbindet, dass beide auch lange nach dem nur zwölf Jahre dauernden "1000jährigen Reich" selbigem noch anhä/ingen und vieles von damals ganz prima fi/anden.
Aber nicht darüber wollten wir reden, sondern über das neue Buch vom Herrn Clement, mit dem er Abrechnung gegen alles und jedes betreibt. Clement wendet sich, nach einem kurzen Seitenhieb gegen seine Partei, gegen die Bürokratie im Allgemeinen, der es zu "verdanken" sei, wenn sich in Deutschland nichts mehr bewegt. Womit, das wird jetzt mancher denken, er ja nicht Unrecht hat. Es wäre übrigens falsch, die Bürokratie als sich verselbständigt habendes Konstrukt anzusehen. Nein, es hat seine Verkörperung in jenen (von Schmitt "Herren der Korridore" genannten) Herrschaften, die früher den Zugang zum Herrscher blockierten, inzwischen jedoch darüber wachen, wer wann welche Informationen erhält, damit diese in seine Entscheidungsfindung einfliessen können. Womit sich die Begegnung mit Schmitt auch schon erledigt hätte, denn Schmitt - wir erinnern uns - hing dem nationalsozialistischen System an und war demnach freien Wahlen und der Mitbestimmung des Volkes nicht sonderlich zugetan. Insofern bedurfte das Volk auch keiner Informationen, um Entscheidungen treffen zu können. Was heute, wenn auch nur wenig, anders ist.
Zumindest sollte der soziale Friede halbwegs gesichert sein. Und das ist er dann, wenn die Einschätzung der Lage mit den getroffenen Maßnahmen im Einklang steht. Man erwartet allgemein, dass "etwas getan" wird. Ob das gut, richtig und der Sache dienlich ist, weiss man immer erst hinterher, auch wenn im Falle des Misserfolgs alle es schon immer gewusst haben wollen. Wer auch würde zugeben, dass die Einschätzung der Lage sich ihm von vornherein entzogen hat? Das käme ja einem Dummheitsbekenntnis gleich. Und dumm will in einer vermeintlichen Informationsgesellschaft niemand sein, seien die zur Verfügung stehenden Informationen so gewollt in die Welt gesetzt wie auch immer.
Tatsache ist, dass das gemeine Wählervolk die getroffenen oder zu treffenden Maßnahmen zumindest mental mittragen muss, damit eine Art von sozialem Frieden aufrecht erhalten bleibt. Andernfalls müsste man damit rechnen, dass ein ärgerliches Volk auf die Straße geht und unfriedlich demonstriert, womöglich gar (im gesitteten Deutschland kaum vorstellbar!) Regierungsgebäude stürmt und so fort.
Das zu verhindern, braucht es die richtige Information. Schon dunnemals unter K.Schröder wurde die mangelnde "Kommunikation" der Hartz-Gesetze vor deren Einführung beklagt. Soll heissen: Hätte man´s ihnen rechtzeitig erklärt, so ganz richtig, wären sie gar nicht erst auf die Straße gegangen. Aber es ist ja damals noch mal gut gegangen!
Tatsache ist im übrigen auch, dass da eine Gratwanderung stattfindet: Was eigentlich wollen die "Leute"? Wollen sie wirklich und wahrhaftig Freiheit (mit all ihren Konsequenzen) oder lieber, dass "im Fall des Falles" alles in ihrem Sinne geregelt ist?
Ahja, natürlich! Sie wollen beides, ganz klar, und erkennen nicht, dass beides nicht geht.
Haben wir doch gesehen, sogar am Beispiel der derzeitigen Misere!
Als alles noch nett aussah, rief jeder nach der "Freiheit des Marktes". Der nämlich würde sich, ließe man ihn nur, schon selbst regulieren. Er hat sich dann, wie wir wissen, zu Tode reguliert, weil dummerweise nicht die Vernunft (zum Beispiel in Bezug auf erzielbare Renditen) herrschte, sondern nur noch Gier. Hernach wurde der Ruf nach der "Gesellschaft" laut (wer auch immer das ist; WIR natürlich), die - bittschön! - die Resultate dieses Freiheitsquatsches wieder in Ordnung bringen sollte. Wobei man den Quatsch nicht "Quatsch" nannte, sondern "unvorhersehbare Unwägbarkeiten". Da WIR die Gesellschaft sind (also jeder, der so blöde ist, noch irgendwas in dieses System einzubezahlen), sind auch WIR es, die nun Einsicht in die Notwendigkeit zu zeigen haben. Plötzlich nennt man es nicht mehr Freiheit (das hieße ja z.B., dass WIR uns dieser Bezahlerei entziehen könnten), sondern Überleben-Wollen. Und wenn alle Stricke reissen, werden unser aller Kinder herbei zitiert, die für den Ganzen Schmonsens später zahlen müssen, wenn wir´s nicht heute tun. Wer kann das schon wollen?
Die Sache mit der Freiheit ist also ein alter Hut. WIR sind so frei, wie es gerade eben passt, mehrheitlich nicht sonderlich. Und der MARKT(!), (Wer ist das?!), ist so lange frei, wie es etwas einbringt. Sobald der Markt Verluste verzeichnet, will er gar nicht mehr frei sein und ruft nach der Bürokratie, die flugs mal eben zweistellige Milliardenbeträge aus dem Ärmel schüttelt und das Kurzarbeitergeld verlängert, um in aller Unfreiheit den maroden Markt vor dem Kompletteinsturz zu bewahren. Er könnte ja, wenn WIR die Misere ausgebügelt haben, durchaus wieder ganz einträglich werden und dann auch wieder frei sein wollen.
WIR währenddessen, die wir schon immer für alles Mögliche gezahlt haben, haben den 1.Mai, den einzig sanktionierten (Kampf- und) Feiertag für Werktätige und solche, die es gerne wären. Heute. Die mit Arbeit gehen (die Sonne kommt gerade durch) wandern, weil Feiertag ist und sie an diesem einen Tag eben mal nicht arbeiten müssen und sich entspannen wollen. Die anderen ohne Arbeit gehen (der Nebel ist weg) auch wandern, um einmal von ihrer Misere gedanklich weg zu kommen.
Im Wald vermischt sich das alles. Die ohne Arbeit können sich einen Moment lang einbilden, sie wären nicht anders als die mit Arbeit. Und die mit Arbeit können für einen Tag vom Sabbatjahr träumen, das sie bitter nötig hätten.
Da draussen im Wald fügen sie sich mehr oder weniger harmonisch in die Natur ein. Sie versinken sozusagen in ihr. Man sieht sie jedenfalls nicht.
Man stelle sich nur mal vor, all die Leute, die heute wandern, gingen hin zu Regierungsgebäuden oder vielleicht auch nur an die Orte, an denen sich gemeinhin die arm gewordenen Vertreter des Marktes aufhalten. Und würden ihnen, da angekommen, sagen, dass sie ihren freiheitlichen Scheiß allein in Ordnung bringen sollen und dass ihr Haus und ihr Konto nun denen gehört, die für den Quatsch bezahlen werden.
Man stelle sich das bloß mal vor!
PS: Herr Clement übrigens, enttäuscht von der deutschen Bürokratie, wie er nun einmal ist, ist seinem ehemaligen BuKa gefolgt und berät nun, ebenso wie der, die russische Ölindustrie. Das ist vielleicht ein Schritt weg von der Bürokratie, aber mit Freiheit hat das auch nix zu tun.
So jedenfalls erfahren wir es aus der "Jungen Freiheit", der wir auch den Titel verdanken. Der wiederum, der Titel, geht auf Carl Schmitt zurück, den mit der "Jungen Freiheit" verbindet, dass beide auch lange nach dem nur zwölf Jahre dauernden "1000jährigen Reich" selbigem noch anhä/ingen und vieles von damals ganz prima fi/anden.
Aber nicht darüber wollten wir reden, sondern über das neue Buch vom Herrn Clement, mit dem er Abrechnung gegen alles und jedes betreibt. Clement wendet sich, nach einem kurzen Seitenhieb gegen seine Partei, gegen die Bürokratie im Allgemeinen, der es zu "verdanken" sei, wenn sich in Deutschland nichts mehr bewegt. Womit, das wird jetzt mancher denken, er ja nicht Unrecht hat. Es wäre übrigens falsch, die Bürokratie als sich verselbständigt habendes Konstrukt anzusehen. Nein, es hat seine Verkörperung in jenen (von Schmitt "Herren der Korridore" genannten) Herrschaften, die früher den Zugang zum Herrscher blockierten, inzwischen jedoch darüber wachen, wer wann welche Informationen erhält, damit diese in seine Entscheidungsfindung einfliessen können. Womit sich die Begegnung mit Schmitt auch schon erledigt hätte, denn Schmitt - wir erinnern uns - hing dem nationalsozialistischen System an und war demnach freien Wahlen und der Mitbestimmung des Volkes nicht sonderlich zugetan. Insofern bedurfte das Volk auch keiner Informationen, um Entscheidungen treffen zu können. Was heute, wenn auch nur wenig, anders ist.
Zumindest sollte der soziale Friede halbwegs gesichert sein. Und das ist er dann, wenn die Einschätzung der Lage mit den getroffenen Maßnahmen im Einklang steht. Man erwartet allgemein, dass "etwas getan" wird. Ob das gut, richtig und der Sache dienlich ist, weiss man immer erst hinterher, auch wenn im Falle des Misserfolgs alle es schon immer gewusst haben wollen. Wer auch würde zugeben, dass die Einschätzung der Lage sich ihm von vornherein entzogen hat? Das käme ja einem Dummheitsbekenntnis gleich. Und dumm will in einer vermeintlichen Informationsgesellschaft niemand sein, seien die zur Verfügung stehenden Informationen so gewollt in die Welt gesetzt wie auch immer.
Tatsache ist, dass das gemeine Wählervolk die getroffenen oder zu treffenden Maßnahmen zumindest mental mittragen muss, damit eine Art von sozialem Frieden aufrecht erhalten bleibt. Andernfalls müsste man damit rechnen, dass ein ärgerliches Volk auf die Straße geht und unfriedlich demonstriert, womöglich gar (im gesitteten Deutschland kaum vorstellbar!) Regierungsgebäude stürmt und so fort.
Das zu verhindern, braucht es die richtige Information. Schon dunnemals unter K.Schröder wurde die mangelnde "Kommunikation" der Hartz-Gesetze vor deren Einführung beklagt. Soll heissen: Hätte man´s ihnen rechtzeitig erklärt, so ganz richtig, wären sie gar nicht erst auf die Straße gegangen. Aber es ist ja damals noch mal gut gegangen!
Tatsache ist im übrigen auch, dass da eine Gratwanderung stattfindet: Was eigentlich wollen die "Leute"? Wollen sie wirklich und wahrhaftig Freiheit (mit all ihren Konsequenzen) oder lieber, dass "im Fall des Falles" alles in ihrem Sinne geregelt ist?
Ahja, natürlich! Sie wollen beides, ganz klar, und erkennen nicht, dass beides nicht geht.
Haben wir doch gesehen, sogar am Beispiel der derzeitigen Misere!
Als alles noch nett aussah, rief jeder nach der "Freiheit des Marktes". Der nämlich würde sich, ließe man ihn nur, schon selbst regulieren. Er hat sich dann, wie wir wissen, zu Tode reguliert, weil dummerweise nicht die Vernunft (zum Beispiel in Bezug auf erzielbare Renditen) herrschte, sondern nur noch Gier. Hernach wurde der Ruf nach der "Gesellschaft" laut (wer auch immer das ist; WIR natürlich), die - bittschön! - die Resultate dieses Freiheitsquatsches wieder in Ordnung bringen sollte. Wobei man den Quatsch nicht "Quatsch" nannte, sondern "unvorhersehbare Unwägbarkeiten". Da WIR die Gesellschaft sind (also jeder, der so blöde ist, noch irgendwas in dieses System einzubezahlen), sind auch WIR es, die nun Einsicht in die Notwendigkeit zu zeigen haben. Plötzlich nennt man es nicht mehr Freiheit (das hieße ja z.B., dass WIR uns dieser Bezahlerei entziehen könnten), sondern Überleben-Wollen. Und wenn alle Stricke reissen, werden unser aller Kinder herbei zitiert, die für den Ganzen Schmonsens später zahlen müssen, wenn wir´s nicht heute tun. Wer kann das schon wollen?
Die Sache mit der Freiheit ist also ein alter Hut. WIR sind so frei, wie es gerade eben passt, mehrheitlich nicht sonderlich. Und der MARKT(!), (Wer ist das?!), ist so lange frei, wie es etwas einbringt. Sobald der Markt Verluste verzeichnet, will er gar nicht mehr frei sein und ruft nach der Bürokratie, die flugs mal eben zweistellige Milliardenbeträge aus dem Ärmel schüttelt und das Kurzarbeitergeld verlängert, um in aller Unfreiheit den maroden Markt vor dem Kompletteinsturz zu bewahren. Er könnte ja, wenn WIR die Misere ausgebügelt haben, durchaus wieder ganz einträglich werden und dann auch wieder frei sein wollen.
WIR währenddessen, die wir schon immer für alles Mögliche gezahlt haben, haben den 1.Mai, den einzig sanktionierten (Kampf- und) Feiertag für Werktätige und solche, die es gerne wären. Heute. Die mit Arbeit gehen (die Sonne kommt gerade durch) wandern, weil Feiertag ist und sie an diesem einen Tag eben mal nicht arbeiten müssen und sich entspannen wollen. Die anderen ohne Arbeit gehen (der Nebel ist weg) auch wandern, um einmal von ihrer Misere gedanklich weg zu kommen.
Im Wald vermischt sich das alles. Die ohne Arbeit können sich einen Moment lang einbilden, sie wären nicht anders als die mit Arbeit. Und die mit Arbeit können für einen Tag vom Sabbatjahr träumen, das sie bitter nötig hätten.
Da draussen im Wald fügen sie sich mehr oder weniger harmonisch in die Natur ein. Sie versinken sozusagen in ihr. Man sieht sie jedenfalls nicht.
Man stelle sich nur mal vor, all die Leute, die heute wandern, gingen hin zu Regierungsgebäuden oder vielleicht auch nur an die Orte, an denen sich gemeinhin die arm gewordenen Vertreter des Marktes aufhalten. Und würden ihnen, da angekommen, sagen, dass sie ihren freiheitlichen Scheiß allein in Ordnung bringen sollen und dass ihr Haus und ihr Konto nun denen gehört, die für den Quatsch bezahlen werden.
Man stelle sich das bloß mal vor!
PS: Herr Clement übrigens, enttäuscht von der deutschen Bürokratie, wie er nun einmal ist, ist seinem ehemaligen BuKa gefolgt und berät nun, ebenso wie der, die russische Ölindustrie. Das ist vielleicht ein Schritt weg von der Bürokratie, aber mit Freiheit hat das auch nix zu tun.
erphschwester - 1. Mai, 17:17