Darüber lacht die Welt

Sprachen wir doch neulich auf der Arbeit über unsere Ängste, die zuweilen reichlich merkwürdiger Natur sind. Dabei heraus kam, dass all diese Themen, die mich hier so im Blog umtreiben, ja nicht die allermindeste Rolle spielen angesichts der tiefen, tiefen Urangst vor Dingen, die wir nicht wissen, nicht kennen, aber für sehr gefährlich befinden.

Meine Chefin hatte die größte Angst vor dem "Phantom". Sie wissen schon: diese Frau, die alle möglichen schrecklichen, aber auch banalen Straftaten begangen haben soll und ums Verrecken nich zu greifen ist. Es gäbe sie quasi nicht, hätte man nicht an den verschiedensten Tatorten ihre DNA ausgemacht.
Je, nun, wer Nachrichten sieht, weiss, dass es diese Frau wohl gibt, sie aber mit all diesen Straftaten nichts zu tun zu haben scheint. Sie arbeitet offensichtlich, ganz ehrbar und ganz ungefährlich, in einer Fabrik, die die Wattestäbchen herstellt, mit denen die Tests gemacht werden.

So schnell wird man zur bekanntesten Person in Deutschland, die keiner kennt!

Abgesehen davon, dass Heerscharen von Polizisten jahrelang nach diesem nicht existierenden Phantom gesucht und Kriminalfälle miteinander in Verbindung gebracht haben, die offenbar nichts als die Wattestäbchen gemeinsam haben; abgesehen davon, dass eine Sonderkommission ins Leben gerufen wurde und sich sehr wichtig fühlte; abgesehen von all dem wirft die Erkenntnis, wie diffizil das Thema DNA-Test offenbar ist, die Kriminalistik um Jahre zurück. Hatte man doch in den vergangenen zwanzig Jahren begonnen, die Tests in schier unlösbaren Fällen - auch solchen aus der Vergangenheit - zur wesentlichen Grundlage der Tätersuche und Dingfestmachung zu gerieren.

Die Leichtigkeit, mit der nun ein Deutschland umspannender Irrtum die Polizei zu schwersten Fehlfolgerungen führte, dürfte eine Lachnummer für die Welt sein und Kriminalisten zittern lassen. Denn künftighin wird jeder solcherart identifizierte Täter alles daran setzen,
die DNA-Methode ansich in Zweifel zu ziehen.

Oder nicht?
Sind die bislang verzeichneten Erfolge so beeindruckend, dass so eine Schlappe verkraftet werden kann?

Meine Kollegin jedenfalls kann wieder beruhigt schlafen, weil es das Phantom ja nicht wirklich gibt. Was uns auch künftig nicht daran hindern wird, vor Dingen Angst zu haben, die nicht wirklich sind.

Und mir fiel schon gestern die alte Kriminalgeschichte aus dem letzten Jahrhundert ein, in der ein inhaftierter Krimineller dafür sorgte, dass eine Glasscherbe mit seinem Fingerabdruck unter vielen andere Scherben an einem Tatort gefunden wurde. Er hoffte, die noch neue Methode der Fingerabdruck-Tätersuche diskreditieren zu können.
DAS, so dürfen wir annehmen, hatte die Frau in der Wattestäbchenfabrik sicherlich nicht vor.

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