Gewissensfragen
Was darf man tun? Was nicht? Das sind so Fragen, die nicht allein eine juristische Komponente haben. Viel früher als jedes Gericht entscheiden wir selbst jeden Tag viele Male, was zu tun richtig oder falsch ist, vor uns selbst und zunächst niemandem sonst.
Stecke ich die gefundene Brietasche ein oder bringe ich sie zum Fundbüro? Nehme ich dieser elfjährigen Rotzgöre die Zigarette aus der Hand oder schaue ich drüber weg? Helfe ich dem Afrikaner, der von Glatzköpfen angepöbelt wird, oder bringe ich meinen eigenen Hintern in Sicherheit?
Gar nicht zu reden vom "kleinen Schweinehund", den wir alle ins uns haben: Muß ich heute schon Staub wischen oder geht´s noch ein paar Tage? Die Steuererklärung, der Zahnarztbesuch und all der unangenehmen Dinge mehr.
Es gibt jedoch Fragen, die wir alle uns um keinen Preis stellen wollen: Fliege ich den Tornado-Einsatz? Gehe ich in den Irak?
Nee, ja, ist klar! - Wer von Beruf Soldat ist, hat seine Entscheidung schon getroffen, denkt man. Der wußte beim ersten Eintritt in die Kaserne, daß er sein Gewissen und auch seinen eigenen Willen abgibt. Daß er ab nun der "Befehlsgewalt" unterliegt und nichts anderem. Weil Krieg nicht funktionieren kann, wenn jeder seine eigenen Entscheidungen trifft. Strategie und Taktik. Gemeinsames gezieltes Vorgehen, das nicht immer durchschaubar ist und das auch nicht unbedingt sein soll, damit der Feind nicht mitkriegt, was man vor hat.
Nun wissen wir aber alle, daß es so einfach dann doch nicht ist. Man kann sich Dinge gut und richtig reden, aber manchmal gibt es da doch diesen Punkt, wo vermeintlich vernünftig Argumente nichts mehr gelten. Man zweifelt an sich und seinem Befehlsgeber und erinnert sich an Situationen in früheren Zeiten, als Befehle sich auch schon als falsch erwiesen hatten.
Vor Gericht stehen dann häufig die Soldaten der niedrigeren Ränge. Schießbefehl an der Grenze, Folterbefehl im politischen Gefängnis ...
Wer sich dem Konflikt zwischen dem als unrichtig erkannten Weg und der Befehlsgewalt nicht aussetzen will, muß eine Entscheidung treffen. Manchmal ist es erst die persönlichen Erfahrung, die uns klüger werden läßt. Weswegen es wenig Sinn macht, die Leute auf ihre freiwillige Entscheidung zum Eintritt in die Armee zu verweisen. Vielleicht hatte man vorher ja wirklich geglaubt, man würde für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen.
Deutsche Soldaten, die den Tornado nicht fliegen wollen, äußern sich in offenen Briefen an ihre Vorgesetzten zu ihren Zweifeln bezüglich der Rechtmäßigkeit und lehnen den Einsatz ab.
Amerikanische Soldaten bitten in Kanada um Asyl. Das war schon zu Zeiten des Vietnamkrieges so.
Jedoch entscheiden die Gerichte, kanadische und andere, immer öfter, daß sie sich nicht in amerikanische Konflikte einmischen wollen. Sie entscheiden gegen die amerikanischen Soldaten, die ihr Gewissen gefälligst überprüfen sollen, bevor sie in die Armee eintreten. Was sie so natürlich nicht sagen. Sie sagen, man könne keine wirkliche Gefahr für die Asylbewerber erkennen, wenn man sie in ihre Heimat zurück schickt. Aber sie meinen: Du wußtest doch, was dich erwartet!
Wenn die Regierungen wechseln, neigen sie gern dazu, die Taten ihrer Vorgänger für grundfalsch einzustufen. Das Volk kriegt das Gefühl, alles ist wieder gut, wir haben es richtig gemacht.
Wie aber soll so ein Soldat mit seiner Schuld fertig werden? Er kann sich nicht "wechseln"; er bleibt bis zum Lebensende er selbst.
Stecke ich die gefundene Brietasche ein oder bringe ich sie zum Fundbüro? Nehme ich dieser elfjährigen Rotzgöre die Zigarette aus der Hand oder schaue ich drüber weg? Helfe ich dem Afrikaner, der von Glatzköpfen angepöbelt wird, oder bringe ich meinen eigenen Hintern in Sicherheit?
Gar nicht zu reden vom "kleinen Schweinehund", den wir alle ins uns haben: Muß ich heute schon Staub wischen oder geht´s noch ein paar Tage? Die Steuererklärung, der Zahnarztbesuch und all der unangenehmen Dinge mehr.
Es gibt jedoch Fragen, die wir alle uns um keinen Preis stellen wollen: Fliege ich den Tornado-Einsatz? Gehe ich in den Irak?
Nee, ja, ist klar! - Wer von Beruf Soldat ist, hat seine Entscheidung schon getroffen, denkt man. Der wußte beim ersten Eintritt in die Kaserne, daß er sein Gewissen und auch seinen eigenen Willen abgibt. Daß er ab nun der "Befehlsgewalt" unterliegt und nichts anderem. Weil Krieg nicht funktionieren kann, wenn jeder seine eigenen Entscheidungen trifft. Strategie und Taktik. Gemeinsames gezieltes Vorgehen, das nicht immer durchschaubar ist und das auch nicht unbedingt sein soll, damit der Feind nicht mitkriegt, was man vor hat.
Nun wissen wir aber alle, daß es so einfach dann doch nicht ist. Man kann sich Dinge gut und richtig reden, aber manchmal gibt es da doch diesen Punkt, wo vermeintlich vernünftig Argumente nichts mehr gelten. Man zweifelt an sich und seinem Befehlsgeber und erinnert sich an Situationen in früheren Zeiten, als Befehle sich auch schon als falsch erwiesen hatten.
Vor Gericht stehen dann häufig die Soldaten der niedrigeren Ränge. Schießbefehl an der Grenze, Folterbefehl im politischen Gefängnis ...
Wer sich dem Konflikt zwischen dem als unrichtig erkannten Weg und der Befehlsgewalt nicht aussetzen will, muß eine Entscheidung treffen. Manchmal ist es erst die persönlichen Erfahrung, die uns klüger werden läßt. Weswegen es wenig Sinn macht, die Leute auf ihre freiwillige Entscheidung zum Eintritt in die Armee zu verweisen. Vielleicht hatte man vorher ja wirklich geglaubt, man würde für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen.
Deutsche Soldaten, die den Tornado nicht fliegen wollen, äußern sich in offenen Briefen an ihre Vorgesetzten zu ihren Zweifeln bezüglich der Rechtmäßigkeit und lehnen den Einsatz ab.
Amerikanische Soldaten bitten in Kanada um Asyl. Das war schon zu Zeiten des Vietnamkrieges so.
Jedoch entscheiden die Gerichte, kanadische und andere, immer öfter, daß sie sich nicht in amerikanische Konflikte einmischen wollen. Sie entscheiden gegen die amerikanischen Soldaten, die ihr Gewissen gefälligst überprüfen sollen, bevor sie in die Armee eintreten. Was sie so natürlich nicht sagen. Sie sagen, man könne keine wirkliche Gefahr für die Asylbewerber erkennen, wenn man sie in ihre Heimat zurück schickt. Aber sie meinen: Du wußtest doch, was dich erwartet!
Wenn die Regierungen wechseln, neigen sie gern dazu, die Taten ihrer Vorgänger für grundfalsch einzustufen. Das Volk kriegt das Gefühl, alles ist wieder gut, wir haben es richtig gemacht.
Wie aber soll so ein Soldat mit seiner Schuld fertig werden? Er kann sich nicht "wechseln"; er bleibt bis zum Lebensende er selbst.
erphschwester - 17. Nov, 11:43
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