Die Worte hör´ ich wohl ...

Wir schätzen es ja immer wieder, wenn hochkarätige Politiker, zu denen (man mag es glauben wollen oder nicht) inzwischen auch Frau Merkel gehört, Statements für die "ganze Menschheit" herausgeben.

So geschehen jetzt in Davos, wo sie sagte, daß die Stärkung der Energieforschung eine der wichtigsten Aufgaben im Zeichen der Globalisierung sei. Welchletztere übrigens mehr Chancen als Risiken berge, also die Globalisierung.

Nun kann man sich ja trefflich über die Globalisierung streiten. Was deren Gegner, die jeweils zu Zigtausenden bei den einschlägigen Veranstaltungen auflaufen, auch tun. Die nämlich, die Globalisierungsgegner, behaupten, daß der Prozeß erst abgeschlossen sei, wenn der mitteleuropäische Arbeiter genauso wenig verdient wie der chinesische oder indische und sich den selbst hergestellten Mist nicht mehr kaufen könne.
Einigkeit aber herrscht, wenn schon nicht beim Klima (das neuerdings sogar auch der Herr Bush für sich als Thema entdeckt hat; und er weiß warum, auch wenn er nach wie vor sein Zwanzig-Liter-Auto fährt), so doch bei der Energie. Die brauchen wir schließlich alle, was uns spätestens dann klar wird, wenn alle Jahre wieder im Winter die Russen ihre Leitungen dicht machen und wir fürchten müssen, daß uns die Hintern abfrieren.

Erstaunlich allerdings ist, daß wir über dreißig Jahre gebraucht haben, um die Problematik der Energieforschung für uns politisch zu erschließen. Denn alles, was da nicht Politiker ist, bemüht sich spätestens seit den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts, eine bewußte Gesinnung an den Tag zu legen.
Aber nicht der Endverbraucher hatte es in der Hand, z.B. ein Drei-Liter-Auto zu bauen, auch wenn er´s - aus gutem Grund - gern schon vor etlichen Jahren gefahren wäre. Der Endverbraucher hat es auch erst seit kurzem und nur sehr bedingt in der Hand, woher sein Strom aus der Steckdose kommt, auch wenn er längst die Atomkraftwerke hätte ausschalten wollen. Der Endverbraucher, zunehmend in seinen finanziellen Möglichkeiten beschnitten, hat es nicht einmal mehr in der Hand, sich bewußt zu entscheiden, woher seine Produkte kommen (weil er nicht anders kann als billig kaufen).

Wenn Frau Merkel also von der ganzen Menschheit und allerhand guten Vorsätzen spricht, dann meint sie nicht Sie oder mich, sondern ihre eigene Kaste, die sich seit allerhand Jahren schwer damit tut, irgend etwas zu entscheiden, dem nicht irgendeine Lobby im Genick sitzt. Und ich fürchte, Merkels vollmundiger Appell kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß sich hieran auch in Zukunft nichts ändern wird.

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