Donnerstag, 20. September 2007

Wie Dirk Schubert die Welt erklärt

Dirk Schubert ist ein Schlaumeier, dessen Namen ich ganz echt hier bekannt geben möchte. Was kein Problem sein dürfte, denn er selbst hat´s im Handelsblatt getan, wo er sehr, sehr schlaue Gedanken zur Emanzipation von sich gab.

So ließ er uns wissen, daß die Sache mit dem schlechteren Verdienst von Frauen ein echter Schmarrn sei. Weil nämlich derlei Feststellungen in der Vergangenheit in jedem Fall aus den falschen Zusammenhängen heraus gemacht worden seien.

Natürlich könne man nur vergleichen, ob ein männlicher und ein weiblicher Ingenieur gleich viel verdienen und nicht, ob dies bei einem Ingenieur und einer Friseurin der Fall sei. Die Wahl, welchen Beruf ein jeder erlerne, treffe er schließlich selbst und könne sich darüber später nicht beklagen. Zudem bliebe häufig unbeachtet, daß Männer sehr viel mehr Überstunden machen würden als Frauen. Gar nicht zu reden von den Frauen, die zwar anständige Berufe gelernt haben, später dann jedoch schlecht bezahlte Tätigkeiten annehmen würden. Usw.usw.usf.

Lieber Dirk Schubert,
die Leute sind gar nicht so blöd, daß sie all das nicht wüßten. Aber ... denk doch mal über die Sache mit den Kindern nach. Väterchen Staat klagt ja gerade in den letzten Jahren gar kräftig, daß die Frauen (und noch immer sind sie es, die die Kinder kriegen und stillen) sich diesbezüglich verweigern.
Warum wohl?
- Weil sie dann hinterher nicht mehr in ihren schönen Berufen arbeiten können? (Oder, andersherum, weil sie keinen Arbeitgeber finden, der einer Managerin mit Kind richtig gutes Managen zutraut?)
- Weil sie dann keine Kindergartenplätze für Kinder unter drei Jahren finden? Zumindest keine Ganztagsplätze.
- Weil es genau solche Schlaumeier wie Du sind, die den Frauen dann erzählen, daß so eine Ganztagsunterbringung den Kindern ja ganz und gar nicht gut tut? Da könnte frau ebenso gut auf Kinder verzichten.
- Weil Kinder-haben ja doch irgendwie Privatsache ist? Denn in Kindergärten und Schulen werden keine Schlüsselqualifikationen mehr vermittelt (das erwartet man von den Eltern), sondern nur noch intellektuelle Fähigkeiten - bestenfalls - und im übrigen wird "verwahrt". Verwahrt übrigens zu Zeiten, in denen frau noch nicht im Bereich der Überstunden ist; da nämlich muß frau sie abholen...

Lieber Dirk Schubert, und bitte erzähl mir nichts davon, daß ja alle Menschen gleich sind und die Männer sich ja auch um die Kinder kümmern könnten. Da widerspreche ich einfach. Nicht nur, weil ich noch keinen Mann im Mutterschutz gesehen habe, sondern auch weil sogar nach Einführung des Elterngeldes, das ja zunächst erst einmal gleiche Chancen schafft, nur drei Prozent aller neuen Väter sich für die Kindererziehung entschieden haben. Warum wohl?
Gar nicht zu reden davon, daß noch nach der Geburt meiner Tochter die Berufsberatung getrennt nach Männer- und Frauenberufen erfolgte. Jaja, man(n) mag´s kaum glauben; so kurze Zeit ist das her. Die Chancengleichheit gibt´s demnach noch gar nicht so lang und eigentlich inzwischen schon nicht mehr. (Aber über die Feststellungen der OECD reden wir ein anderes Mal.)

Und jetzt, lieber Dirk Schubert, behaupte noch mal, daß ja jede(r) ihr (sein) Schicksal selbst in der Hand hat. Ich gebe Dir Recht, wenn´s um die Frage des Kinderkriegens geht. Aber, bittschön, da müssen wir uns nicht wundern, wenn der Nachwuchs fehlt.

Eine Frage hätte ich noch,Dirk, nämlich die, was Deine Mutter von Beruf ist und was sie gearbeitet hat, während Du Kind warst und danach. Und auch, was sie zu Deinen Thesen sagt.
Und sollte sie tatsächlich Ingenieurin und als solche auch tätig gewesen sein, mit Überstunden, dann ging das ja nur im Osten ...

Mittwoch, 19. September 2007

Hammse schon gehört?

Die Barmer Ersatzkasse hat 130 Millionen Euro gespart, indem sie gezielt Abrechnungen überprüft und tatsächlich auch jede Menge Abrechnungsfehler festgestellt hat.

Nun kann man sich fragen, ob Deutschland ein Land von lauter betrügerischen Ärzten ist. Nein, sagt die Barmer, die häufigste Ursache der Fehler seien Unsicherheiten hinsichtlich Diagnose und Abrechnungsmodus.
Wodurch sich - wieder einmal - zeigt, daß uns der Drang, so viel Geld wie möglich zu sparen, indem wir allerhand "wenn" und "aber" einbauen, letztlich teuer zu stehen kommt. Weil kein Mensch mehr durchblickt, wählt man im Zweifelsfall (und das ist ja nichts Verwerfliches, denn irgendwie tun das ja alle) die teurere Abrechnungsvariante.

Ich stelle mir vor: Nicht nur die Barmer (die´s im übrigen bei ihrem beinahe höchsten Beitragssatz nötig hat), sondern auch alle anderen Krankenkassen würden mehr überprüfen. Und alle würden sie feststellen, was die Barmer schon weiß. Man könnte glatt da hin kommen, die Beiträge ausnahmsweise mal zu senken, statt - wie in den letzten Jahren immer wieder passiert - permanent zu erhöhen.

Und ich denke mir, daß man solche Sachen ja eigentlich längst hätte versuchen können, um das Gesundheitswesen wieder finanzierbar zu machen, statt immer nur den Beitragszahler zu schröpfen und ihm weismachen zu wollen, das alles sei eben so ...
Ja, und nebenher frage ich mich noch, wozu all die Truppen wie die Kassenärztliche Vereinigung, Ombudsräte etc. denn da sind, wenn es eine einzige Krankenkasse ist, die feststellt, was wir eigentlich alle schon ahnten. Eigentlich nämlich sind die dafür da, die Abrechnungen zu prüfen. Stattdessen, so stellt sich nun heraus, rechnen die einfach mit falschen Zahlen.

Ich denke mir, unser pfiffiger Finanzminister, wenn´s denn ihn betreffen würde, hätte längst Mittel und Wege gefunden, diese falsche Abrechnerei zu unterbinden. Wo der doch sogar Mittel und Wege gefunden hat, richtige Abrechnungen für nicht richtig hinzustellen. Alles im Namen eines "soliden Haushaltes"

Ach, ich wünsche mir so sehr einen soliden Haushalt in der Gesundheitspolitik. Nicht erst für die nächste Generation; am liebsten schon ab nächsten Monat.

Samstag, 15. September 2007

Erkenntnis

"Freunde von mir waren neulich in ..."
...
""Jaja, das Land ist schön. Aber alles ist so teuer."
...
"Die haben ja jetzt den Mindestlohn."
...
"Ich bin ja für den Mindestlohn."
...
"Aber dann wird irgendwie alles teurer."
...
"Ich bin wirklich für den Mindestlohn."
...
...
...
" ... aber dann wird alles so teuer ..."

Vergloste Ansichten

Herr Glos, von dem man im übrigen so viel nicht hört, hat diese Woche gesprochen. Machtvoll, kraftvoll und sehr von seinem Argument überzeugt, tat er kund, daß der Mindestlohn für Postdienstleistungen (warum eigentlich nur dort?) nicht eingeführt werden solle, wenigstens nicht in der geplanten Höhe, weil man sonst in das Wettbewerbsgeschehen eingreifen würde und diverse Postdienstler aufgeben müßten.

Nun ist die Debatte über politische Eingriffe in die Tarifautonomie ja keine ganz neue. Man solle sie sich versagen, die Eingriffe, weil ja doch einzig Angebot und Nachfrage den Markt bestimmen sollten.
Wodurch gesagt wird, was zu sagen man sich in der Politik im Alltag schön verkneifen wird: Wir haben, und zwar in zunehmendem Maße, eben k e i n e soziale Marktwirtschaft mehr, sondern nur noch Marktwirtschaft. Soll heißen, daß alles Tun und Unterlassen einzig den Gesetzen des Marktes folgt, mithin am Geldbeutel des Unternehmers orientiert ist.

Der Arbeitnehmer, der ja auch eine Ware, nämlich seine Arbeit, anzubieten hat, kann sich in einer reinen Marktwirtschaft aussuchen, ob er die angebotene Arbeit annimmt.
Theoretisch.
Denn da ist ja auch der Zwang, von irgendetwas leben zu müssen. Der leicht dazu führt, daß man lieber schlecht, als gar nicht lebt.

Was nun die sich sozial gebende Marktwirtschaft angeht, haben wir aber auch die Pikanterie, daß die Folgen der Unterbezahlung bei Verzicht auf einen lebenserhaltenden Mindestlohn von allen getragen werden, die ein bißchen mehr als das Notwendige verdienen. Vermittels ihrer Steuer- und Sozialabgaben wird nämlich das zufinanziert, was dem Unter-Mindestlohn-Arbeiter zum Leben fehlt.
Oder, andersherum, unsere Gesellschaft ist gerade so sozial, daß die Billigheimer-Unternehmen ihre Leistungen vermittels nicht wirklich wettbewerbsfähiger Löhne nur deswegen anbieten können, weil Väterchen Staat - am Ende sind das wir selber - draufzahlt.

Ich finde, wir sollten - wenn schon - dann richtig konsequent sein und HartzIV und den ganzen Schmonsens abschaffen. Damit den Leuten, die´s noch nicht kapiert haben, endlich klar wird, wie man sie bescheißt. Und sie sich endlich anfangen zu wehren, wenn sie nichts mehr zu Fressen haben. Da können Herr Glos und seine Freunde dann mal sehen, was so ganz richtige Marktwirtschaft auf dem Arbeitsmarkt bedeutet.


Und beim nächsten Mal reden wir darüber, warum HartzIV möglichst noch v o r der Einführung von Internetspionage und allerhand anderen staatlichen Kontrollmaßnahmen abgeschafft werden sollte. Denn für die Definition des Begriffes "Terrorist" wird es dermaleinst keine Volksbefragung geben ...

Mittwoch, 12. September 2007

12.September 2007

Irgendwie hat sich die Erinnerei an den 11.09.2001 totgelaufen. In der Bloggerwelt wird eher müde bis gar nicht des Jahrestages gedacht. Alles scheint bereits gedacht, gesagt und gefühlt, wenn es um Flugzeuge in Hochhäusern geht und das, was aus all dem geworden ist bzw. gemacht wurde.

Umso mehr hat mich das Privatfernsehen überrascht, das sich in einer Reportage dem Thema der aus den Hochhäuser gesprungenen Menschen widmete, die vor den Flammen geflüchtet waren, indem sie für jederman sichtbar in den Tod sprangen.

Überrascht hat mich auch die Wahrnehmung der Amerikaner, die diese Bilder, z.T. vor genau sechs Jahren in Zeitungen abgedruckt, einfach fürchterlich fanden (was ich noch verstehen kann, denn dies dürfte wieder einer der Punkte sein, an dem man sich fragen darf: Was sollte dem Journalismus erlaubt sein?) und sich (das erstaunte mich wirklich) s c h äm t e n für den Fall, einer ihrer Verwandten/Bekannten hätte solches getan haben können.
Weil ... feige in den Tod springen, ist sowohl unamerikanisch, als auch unchristlich. Wer solches tut, kommt nicht in den Himmel, ist aber mindestens kein Held. (Ein Held verbrennt lieber.) Und der Amerikaner ansich ist ja geradezu zum Helden geboren.

So jedenfalls das Selbstbild derer, die sich da vor der Kamera äußerten. Ein Selbstbild, das uns möglicherweise vieles verständlich macht, was wir bislang mit Staunen betrachteten.

Mir immerhin war es Erklärung, warum ich zuweilen so meine Schwierigkeiten mit der amerikanischen Mentalität habe: Auch ich fühle mich nicht zum Helden geboren. Denn ich ahne, daß man ein Held praktisch per Zufall wird. Irgendwann entscheidet man sich innerhalb einer Sekunde, eine Sache zu tun oder aber nicht. Weshalb keiner vorher sagen kann, ob er´s nun ist oder nicht, so ein Held. Und eigentlich paßt es in mein Weltbild viel besser, ein Held zu sein, damit irgend etwas sich zum Besseren wendet, besonders für die Menschen rundum. Einfach nur Held sein, um nicht vor den anderen Scheiße da zu stehen, würde mir nicht reichen.

Ich finde, diese eine Sekunde, die man gewöhnlich für die Entscheidung zwischen Held oder Nicht-Held hat, sollte reichen, ein paar gute Argumente zu haben. Und ich finde es zum Beispiel ein richtig gutes Argument, wenn einer, der sieht, daß er so oder so sterben wird, die Sache selbst in die Hand nimmt, statt wie ein verängstigtes Kaninchen auf die Dinge zu warten, die der liebe Gott mit ihm vor hat.

Montag, 10. September 2007

Scheiß-Juden und hehre Werte

Es traf sich wohl nicht zufällig, daß am Wochenende nach alter Manier ein "Scheiß-Jude" (so vom Angreifer tituliert) niedergestochen wurde und Frau Herman, Eva ihrer Hochachtung für die Mutterrolle in der Nazigesellschaft Ausdruck verlieh. Nicht zu reden von den Jenensern, die vergeblich gegen den Aufmarsch der Nazis in ihrer Stadt protestierten.

Alles geschehen in Deutschland, innerhalb einer Woche, zweiundsechzig Jahre, nachdem der Albtraum ein Ende hatte.

In den Köpfen, so müssen wir konstatieren, ist der Albtraum noch lange nicht am Ende. Da wächst eine Generation heran, die es neuerdings wieder schick findet, allerhand Dinge zu denken und zu sagen, die zu denken und zu sagen wir uns abgewöhnt glaubten. Dinge, in denen Fremde minderwertig gefunden werden und Frauen auf ihre Gebärfähigkeit reduziert.

Es scheint, als hätten wir es bitter nötig, Selbstbewußtsein aus alten Quellen zu schöpfen, wo neue Quellen keins mehr hergeben. Der Deutsche ist so als neuzeitiges Konstrukt eben NIEMAND mehr, wenn man an seine Seite den Chinesen oder allerhand andere Nationen stellt, die allesamt eines gemeinsam haben: Sie sind besser, in irgendeinem Bereich.

Man darf sich fragen, ob der Wahnsinn, der durchaus System hat, es vermag, die Spreu vom Weizen zu trennen. Denn so ein Glatzkopf kann mir ebenso wenig Vorbild sein wie eine verblödete Herman oder einer, der nach alter Manier "Juden klatscht".
Und nicht erst seit dieser Woche frage ich mich, ob ein Herr Schäuble mitsamt seinen Kollegen nicht gut daran täte, mal wieder einen Blick auf den deutschen Normalbürger zu werfen, der offenbar so unzufrieden ist, daß er alle anerzogene Scheu verliert.

Aber, wer weiß, vielleicht hat Schäuble das ja vor, und zwar auf eine Art, die uns so überhaupt nicht Recht sein kann ...

Freitag, 7. September 2007

Bedrohungen

Ich war dieser Tage nicht da und deswegen ein wenig sehr von den Nachrichten abgeschnitten. Nicht, daß man keine hätte haben können, aber irgendwie hat man sich auch nicht so sehr drum gerissen, welche zu kriegen. Is ja irgendwie doch immer das Gleiche, denkt man, und genießt die Ruhe.

Daß es irgendwie nicht so ganz das Gleiche war, merkte ich, als der Halbgare mich bei meiner Rückkehr damit empfing, daß gerade noch so eine Katastrophe verhindert worden war. Und schließlich wohnt man nicht so schrecklich weit von Frankfurt, so daß, wer von hier aus auf Reisen geht, eigentlich fast immer über Frankfurt muß. Ich auch.

Kurzum: Der Halbgare hatte sich Sorgen um mich gemacht, was ja irgendwie niedlich ist angesichts der Tatsache, daß das Leben ansich eines der Gefährlichsten ist und irgendwie immer zum Tode führt. In meinem Alter hat man schon hier und da darüber nachgedacht, während so ein junger Mensch ja noch meint, das Leben wäre unendlich.
Entsprechend gefaßt reagierte ich und unkte bei der ersten Nachrichtensendung, die ich nach meiner Rückkehr zwangszusehen verpflichtet wurde, daß gleich der Herr S. in seinem Stühlchen daher rollen würde, um uns allen zu erklären, wie wichtig die Durchsetzung der von ihm schon länger geforderten Online-Durchsuchungen ... naja, Sie wissen schon. Schließlich weiß der Herr S. seit Monaten kaum ´was anderes zu sagen.

Natürlich kam der Herr S. wirklich und allerhand andere Leute noch dazu. Und natürlich sagte der Herr S., was er die ganze Zeit schon sagte. Und die Anderen sagten die gleichen oder auch andere Sachen. Und jeder rührte in diesem Topf rum und freute sich, daß er mal wieder im Fernsehen war.

Und während die Einen es prima fanden, endlich mal ganz offiziell sagen zu dürfen, daß die bösen Islamisten im Land sich lieber nicht in ihren Moscheen rumdrücken dürfen sollten, fanden die Anderen es ganz klasse zu sagen, daß die bisherige Rasterfahndung kein zweckdienliches Mittel gegen die verhinderten Täter gewesen wäre, weil die ja doch deutsch waren. Und noch andere meinten, daß trotzdem nicht jeder, der zum Islam übertritt, verdächtigt werden dürfe, weil da könnten ja ein paar dabei sein, die einfach nur ihre Religionsfreiheit ausüben. Und eine sagte, daß man den Herrn S. nicht brauche, weil man die Terroristen ja auch ohne Online-Durchsuchung gekriegt hätte.

Und alles war irgendwie wie immer: Sie reden früh, sie reden spät, sie reden, wenn´s vor die Kamera geht. Sie reden, weil es Mode, irgendwie jedes Thema zu Tode.

Sonntag, 2. September 2007

Idole

Seit etlichen Tagen schon trauern wir ein weiteres Mal um Diana, die unglückliche, aber gütige Prinzessin, die so ein trauriges, allzu frühes und obendrein dummes Ende fand.

Einer der Reporter sagte, so ziemlich jeder wisse, was er damals getan habe, als er die Nachricht von ihrem Tode erhielt. Er hat Recht; auch ich erinnere mich.
Noch mehr aber erinnere ich mich, daß in dem Tumult über Dianas Tod die Nachricht von Mutter Theresas Tod vollkommen untergegangen ist. Zehn Jahre später reden sie von der Prinzessin, die vielleicht unglücklich war, sich auch zuweilen unter die Elenden begeben hat, aber nicht so viele Opfer auf sich nahm, um den Elenden zu helfen, wie Mutter Theresa das tat.

Die Opfer, die Diana auf sich nahm, galten am Ende doch mehr dem Wunsch, eine Prinzessin sein zu wollen, was eine betrübliche Sache ist, wenn man den Titel nur durch Heirat kriegen kann. Das können auch die anderen Prinzessinnen bestätigen, die allesamt irgendwann nicht sonderlich glücklich waren oder sind.

Umso erstaunlicher, daß dennoch so viele Menschen auf dieser Welt gerade eben dieses Schicksal so toll finden und insgeheim für sich selbst ebenfalls erträumen.
Sie träumen so sehr davon, daß sie - wie mir mein Zeitungshändler berichtete - sogar hierzulande irgendwelche kirchlichen Prozessionen dazu nutzen, Dianas Bild in Großformat durch die Gegend zu tragen.

Es läßt sich trefflich mutmaßen, warum eigentlich wir so sehr nach Idolen suchen, die das Leben leben, das wir selbst nicht leben können.
Meine Mutter hätte noch gewußt, wie das damals war, als Kennedy starb. Das war für sie einfach ein schöner Mann. Den Willy Brandt hingegen fand sie charismatisch. Um beide hat sie geweint.

Mir selbst fallen so viele Leute nicht ein, um die ich weinen würde. Auch bei Diana war ich nur genau so betroffen, wie man es ist, wenn eine(r) zu jung stirbt. Ich weine ja auch nicht um all die Leute, die an jedem normalen Tag sterben, aus welchen Gründen auch immer, und von mir nicht gekannt werden.

Weinen kann ich jedoch über Filme von ausgedachten Menschen, manchmal sogar über die Schicksale richtig normaler Menschen, die ich auch nicht kenne. Besonders ältere Leute, die so eine normale Art haben, mit ihrem Schicksal umzugehen, haben es mir angetan. Ich wünsche mir dann, auch ich könnte dermaleinst so gefaßt sein und in mir ruh´n. Jeden Tag einfach leben und zufrieden sein mit dem, was man noch hat.

Vermutlich bin ich nicht zur Prinzessin geschaffen, nicht ´mal in meinem eigenen Kopf.

Freitag, 31. August 2007

Graffity

Da unten, wo die vom Karnevalsverein vor ein paar Monaten alles frisch angestrichen hatten, haben sich die Jugendlichen schon gleich in der ersten Woche tüchtig ausgetobt: Sprüche, Malereien - alles sehr bunt, wenig intelligent und oft auch mit Rechtschreibfehlern behaftet. Botschaften der Jugend von heute halt, sehr unpolitisch und - wie mir heute klar wurde - von einem Thema besonders beherrscht.

M + L = Sex,

steht da unter anderem.
Ich sehe sie vor mir, die Bürschelchen, durchaus bereits mit der erforderlichen Zubehör ausgestattet, wenigstens was die körperlichen Merkmale angeht. Im Kopf hingegen klemmt´s zuweilen noch ganz schön, auch wenn sie sich noch so clever geben.

Denn ein Zeichen von Cleverness ist es ja nun nicht wirklich, wenn man seine viele Zeit unter fremden Balkonen zubringt, statt irgendwas Gescheites damit anzufangen. Lernen oder Arbeiten, beispielsweise, oder auch nur einem Hobby nachgehen, das tatsächlich eines ist.

Aber vielleicht treffen diese einst zum Manne reifenden Knaben irgendwann so eine Frau wie die, von der ich neulich in einer Partnerschaftsanzeige las. D i e gab als Hobby Weintrinken an, was ja zuweilen sicherlich ganz nett ist, aber bestimmt kein Hobby. Denn treibt man´s gar zu arg mit diesem Hobby, wird man bestimmt bald kein Geld mehr haben, um es auszuüben. Es sei denn, man machte das Hobby zum Beruf, wie es sich viele ja wünschen.

Ich stelle mir vor, so ein Freizeit-Eckensteher gerät an so eine Hobby-Weintrinkerin, von der ich wohlmeinend annehmen möchte, daß sie das gepflegte Weintrinken bei Kerzenlicht und Kamingeschummer meint, nicht jedoch das Weintrinken an irgendwelchen Ecken.
Da würde wohl nicht einmal das günstigste Hobby dieser Welt mehr stattfinden können, denn wenn er des Nachts von seiner Ecke heimkehrt, ist sie wohl schon weinselig auf ihrem Bärenfell dahin gedämmert.

Da wäre es gut, wenn zwischen M und L noch etwas anderes wäre, als Sex ...

Motto:

Meine Bilder kann man kaufen. Meine Texte und meine Meinung nicht. D-J

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