Der glücklichste Moment

Als die direkte Person, die ich nun einmal bin, hadere ich angesichts gewisser Themen mit mir. Wohlgemerkt: Nicht der Inhalte wegen (Nichts Menschliches ist mir fremd!), sondern wegen der Form. Es tut, so ist in meinem Kopf die Vorstellung, gelegentlich Not, ein paar sehr direkte Worte zu sagen, fernab von allem sich vornehm-literarisch gebenden Gehabe.

Direkt sein also, bis jenseits der Schmerzgrenze, nicht weil ich wem weh tun will, sondern weil es das Thema erfordert. Und doch pfeife ich mich selbst zumeist im allerletzten Moment zurück und kämpfe um jedes einzelne von ihnen. Herr, gib mir Worte, die auszudrücken vermögen, was ich doch anderswie sehr viel schneller gesagt hätte.

Das Thema heute: Männer, für sich allein genommen schon schwierig genug, nein, geht es weiter als: Männer, bei der Geburt ihres Kindes anwesend.

Männer, so erfahren wir jetzt, die guten Willens waren oder leichtem Zwange folgten und hernach nicht ertrugen, was sie da getan. Die so schwer litten unter dem, was sie gesehen,dass ihnen fürderhin jegliche Lust abhanden kam. Leichter schien es, die Gefährtin an ihrer Seite als etwas Schwesterliches einerseits oder aber Verletzliches andererseits, nimmermehr jedoch als etwas zum F… äääh, Lieben im allerursprünglichsten Sinne wahrzunehmen.

Zu schlimm war, was sie dort gesehen, gehört und mit gelitten hatten, als dass sie sich nur einmal noch der Gefahr hingäben, Gleiches durchzumachen. (Man beachte: Sie leiden mehr als all die Frauen, die – anderswo steht es in aller Klarheit beschrieben – ein wassermelonengleiches Etwas durch all zu enge Körpergänge treiben bis es „ausgetrieben“ ist.) So schlägt die Austreibungsphase so einer Geburt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Das Kind kommt und dem Manne ward das Machen ebensolcher ein für alle Male ausgetrieben. (Man darf sich fragen, ob es ein Zufall ist, dass auch Teufel „ausgetrieben“ werden.)

Immerhin ein Achtel aller Männer, die der Geburt ihrer Kinder teilhaftig wurden, weiss von einem Lustverlust zu berichten. Und das sind nur jene, die es – unfroh zwar, doch immerhin ehrlich – zugeben. Die Dunkelziffer dürfte um einiges höher sein. Denn wer schon mag ertragen, dass ihm die Ankunft seines Nachwuches den Appetit so nachhaltig verdarb?

Zu tief und unschön auch sind all die Einblicke, die einem der vermeintlich glücklichste Moment des Lebens dann beschert. Zuvor sagte einem keiner etwas von schmerzverzerrten Fratzen der Angebeteten, von Schweiß und Blut und all den anderen Unschönheiten, die selig machen sollen. So ein Quatsch!
Es ist und bleibt eine Viecherei , deren Schönheit sich nur wenigen erschließt.


Kerls, wenn ihr Schönheit wollt, wartet draussen, bis alles vorbei ist. Wenn Frau und Kind ordentlich geputzt und ausgeruht und filmreif nebeneinander liegen – dann ist es schön!


(Und übrigens: Untersuchungen haben ergeben, dass die Frauen hernach sich weniger des heldenhaften – aber nun bei ihnen impotenten – Mannes erinnern, dem sie wütend in die Pfote kniffen, sondern viel mehr der Hebammen und Ärzte, die wenigstens etwas vom Metier verstehen.)
NoXxLynXx - 19. Jun, 19:23

da sagst du was

wahres! ich erinner mich tatsächlich. was bei mir einem wunder gleichkommt, an den arzt. den ich - sozusagen stellvertretend - gebissen und getreten habe. von "ihrem Metier verstehenden Hebammen" hab ich nix gesehen. aufgescheuchtes gesindel, mit weißen söckchen. das sich unentwegt gegenseitig über die qualitäten des jeweiligen herzens-bubi informierte.

erphschwester - 19. Jun, 19:28

der einzige

vorzug der männlichen gegenwart könnte (!) - was weiss denn ich, dazumal war alles anders - es sein, dass sich ärzte und hebammen ein wenig mehr anstrengen. schliesslich ist nicht jede gebärende so angriffslustig wie du.
NoXxLynXx - 19. Jun, 19:34

bäh! ich muss doch

sehr bitten. mein "erlebnis" war beinahe schon überirdisch. jaja. dachte ich geb den löffel ab.
und *besser* geworden. haha. ja. selbst mit einem riesen-haufen penunse (siehe erlebnis-berichte betuchter promis) scheint das nicht viel anders abzulaufen.
was mir - wie sage ich das jetzt mal - ein aufrichtiger trost ist.
erphschwester - 19. Jun, 19:36

"überirdisches"

beissen und treten stell ich mir lustig vor.
hat was von veitstanz.

NoXxLynXx - 19. Jun, 19:40

na wenn du es schon

wissen musst. der kerl saß in der schule neben mir und hat immer abgeschrieben. und mal abgesehen von seinem ständigen gewimmer: "das habe ich noch nie gemacht, kannst du nicht warten bis frau professor da ist!" hat mir die erinnerung an seine blödheit (in der schule) so wenig vertrauen eingeflößt wie der gedanke, DER könnte sich DA zu schaffen machen wollen.
erphschwester - 19. Jun, 19:44

es scheint,

die erlebnisse gleichen sich doch ungemein.
die schwester, die mich nächtens von der station zum kreißsaal fuhr, bärmelte, ich solle auf keinen fall jetzt und gleich und überhaupt ..., weil sie keine hebammenausbildung habe.

trotzdem sie es anscheinend alle noch nie gemacht haben, geht es doch erstaunlich oft gut. (nicht verwechseln mit gut-tun. das is was anderes.)

NoXxLynXx - 19. Jun, 19:48

das darf man als

gegeben ansehen. denn während der längsten zeit der menschlichen vermehrung waren dergleichen experten mangels existenz schon nicht zugegen.
da es ja doch (eine ganze menge) menschen gibt, und die mehreren auch noch da, wo auch heute kaum fremde hehe hilfe greifbar ist, dürfen wir getrost annehmen, dass es irgendwie auch ohne ging.
nicht, dass ich dergleichen das wort reden wollte.
denn das aller-mindeste ist ein haufen, der wenigstens so tut, als könnte er im not-falle helfen.
erphschwester - 19. Jun, 19:56

angesichts

mancher konkreten erlebnisse kann man sogar so weit gehen zu behaupten, dass es nicht gut geht, weil sie da sind, sondern obwohl sie da sind.

wandlerin - 19. Jun, 21:59

Ist das die neue Art der Verhütung?
Wenn der Mann hinterher nicht mehr kann oder will oder was auch immer nicht ?
erphschwester - 19. Jun, 22:22

vielleicht nicht

absichtlich.
aber es würde erklären, warum sich die westliche welt so schleppend fortpflanzt.
männer aus anderen teilen der welt sind nich so bescheuert, sich DAS anzutun.

pathologe - 21. Jun, 14:43

Ist das so?

Unter den Umstaenden muss ich mich ja direkt anstrengen und beeilen, um dieser Situation zu entgehen. Hier ist es ja so, dass die Anwesenheit des penetranten Initiators bei der Ausweidung weiblicher Unterkoerper (oder doch mit "t"?) nicht gestattet ist. Strikte Geschlechtertrennung bei einer Angelegenheit, die durch selbige erst gar nicht eingetreten waere. Ein Widerspruch in sich, aber was soll's, die Religion verlangt's.

erphschwester - 21. Jun, 14:59

anstrengen?

beeilen?
wie jetzt?
womit genau?
pathologe - 21. Jun, 15:03

Nun,

mein Projekt hier geht noch bis Oktober 2010, danach bin ich wohl wieder in Deutschland. Und gerade die Geburtsabteilungen hier sollen sehr professionell sein.

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