Warum ich schreibe
Ich bin da ja auf dieser Schreiberplattform. Seit die ein Forum haben, machen die auch dort das, was der normale Mensch, besonders aber der Schreiber, sehr gern tut: Sie beschäftigen sich mit sich selber. Weswegen nun ein bisschen weniger Texte geschrieben werden; dafür aber gibt´s die allerheftigsten Diskussionen.
Ich werd´ jetzt nicht aus dem Interna-Nähkästchen plaudern, wer wen doof findet und wer wiederum wen mag (und aus diesem Grunde öffentlich Viagra ordert), nee, geht niemanden ´was an. Aber neulich gab´s da diese Diskussion "Warum ich schreibe", die ja auch irgend ´was von Nabelschau hatte, aber nicht mit diesem schlüpfrigen Beigeschmack, sondern sehr korrekt. Weil ... jeder strengt sich bei solchen Diskussionen an, einen besonders coolen, zumindest aber korrekten Eindruck zu machen. So ein Schreiberling ist ja ein wichtiger Mensch in dieser Gesellschaft. Er kann ´was, was viele andere bald nicht mehr können, wie wir durch PISA wissen. Und ausserdem hat so ein Schreiberling mehr oder weniger Macht, weil er´s noch schafft, ein paar halbwegs grade Sätze zu produzieren. Macht man das richtig, kann man Leute manipulieren, wie wir aus der Politik wissen.
Natürlich, wenn man solch einzigartige Fähigkeiten und so´ne geheimnisvolle Macht hat, muss man sich anstrengen, auch möglichst hehre Motive für diese Schreiberei publik zu machen. Wer da sagt,: "Ich hatte gerade keinen, dem ich´s erzählen konnte.", ist schon von vornherein am Ar... , weil er sich als armes Würstchen outet. Obwohl ich finde, dass das nicht der schlechteste Grund zum Schreiben ist. Meinem Kumpel Y. z.B. versuche ich schon seit Monaten klar zu machen, dass er sich wirklich, wirklich einen PC anschaffen muss. Ich würde ihm auch noch das Blog einrichten, wenn´s sein muss, und dann bei Bedarf seinen Tagesablauf nachlesen. Stattdessen ruft er mich täglich (gerne auch mehrmals) an, um mir zu erzählen, was in den letzten drei Stunden passiert ist, nicht ohne die gestrigen und vorgestrigen Ereignisse noch einmal in Erinnerung zu rufen. Ich hab´ für so ´was ja früher Tagebuch geschrieben, aber, naja, jeder ist da anders.
Auf der Schreiberplattform läuft das natürlich anspruchsvoller. Keiner würde da zugeben, dass er seine Erlebnisse von letzter Woche, vor zwei oder auch zehn Jahren in seiner Schreiberei verwurstet (ausser mir natürlich, ich steh´ dazu!); alle haben sie eine Botschaft, ein Sendungsbewusstsein oder wollen die Mit- und Nachwelt an ihrem Gedachten teilhaben lassen. Welchletzteres natürlich nur geht, wenn man gedruckt wird und das möglichst in keinem (ein extra Diskussionsstrang) Zuschuss-, sondern in einem Bezahlverlag. Ich, bis zu dieser Diskussion, hatte mir ja noch nie Gedanken gemacht über Verlage. Es sei denn als Konsument. Mir reicht die Streuwirkung, die ich hier im Blog und eben auf dieser Schreiberplattform erziele, halt der Umstand, dass da Leute meine Texte lesen, die mich nicht kennen und sich folglich nicht verpflichtet fühlen, meine Schreibe zu loben, auch wenn sie nix von all dem wirklich kapieren oder nachvollziehen können.
Andere Schreiber sind da sehr anders. Die müssen sich unbedingt gedruckt sehen, andernfalls ihr Leben vollkommen umsonst war. Und ab diesem Punkt sind Schreiber dann eben ganz normale Menschen wie alle anderen auch und verlieren schlagartig ihren edlen Habitus. Sie begeben sich in - verbale - Grabenkämpfe, um allen anderen zu beweisen, dass sie die besseren, verdienteren und überhaupt ... Schreiber sind.
Ein besonders hübscher Aspekt - schliesslich sind wir im Web 2.0 - ist die Bewertung der Schreibereien, die mich so ein bisschen an Grundschule erinnert. Statt Bienchen gibt´s Sternchen, aber ansonsten ist alles sehr ähnlich, sieht man einmal von der Tatsache ab, dass nicht die Lehrerin, sondern der werte Mitleser seine Sternchen vergibt. Und - siehe oben - da der Mitleser im Gegensatz zur Grundschullehrererin eben nicht über der Sache steht, sondern selbst mitten drin ist, gedeiht jede Sternchenvergabe zum taktischen Schachzug.
Gut bewertet werden jene, die
a) mich selber gut bewerten (denn mein nächster Text kommt bestimmt)
b) mir in Diskussionen zur Seite stehen (die nächste Diskussion kommt bestimmt)
c) die im übrigen so unmassgeblich sind, dass sie meinen Listenplatz nicht gefährden können (und vielleicht kann man sie einmal unter Rubrik a) und/oder b) einordnen)
Es lässt sich leicht denken, wer dann schlecht bewertet wird.
Kurzum, Bewertung hat nur bei stabilen Charakteren etwas mit Qualität zu tun. Womit jene gemeint sind, die es nicht vordergründig auf die Aufmerksamkeit eines Verlages abgesehen haben.
Wobei es Schreiberplattformen zuhauf gibt. Wer da annimmt, irgend ein Verlag hätte Ambitionen, einen quasi Talentescout loszuschicken, um auf solchen Seiten Muttis Geburtstagsgedichte zu lesen, auf die Gefahr hin, dass Mutti mal ein grosser Renner gelungen ist ... der weiss nicht, wie es in so einem Verlag zugeht, wo sie mit Manuskripten zugeschüttet werden, weil heutzutage jeder glaubt, er könne ein Buch schreiben.
Trotzdem irrt auf unserer Plattform das Gerücht herum, man hätte sich der "wohlwollenden Zusammenarbeit ..." - wie auch immer, was die Leute ganz wuschig macht und den Herrn im Feinripp dazu bringt, jeden Tag neue dusslige Diskussionen anzuzetteln, die zu beherrschen er sich alle Mühe gibt. Man muss schliesslich auffallen, wenn jemand die eigenen Texte lesen soll. Und wenn sich dann tatsächlich mal jemand anders äussert und - was nicht schwer ist - einen qualifizierteren Beitrag beiträgt, bricht er in rumpelstilzchenhaftes Springen und Aufstampfen aus. Was durchaus lustig anzusehen ist.
Seit gestern, wo ihm das mit den Verlagen (glaubt er das wirklich?) klar geworden ist, trägt er ja kein Feinripp mehr, sondern hat ein ordentliches Hemd angezogen, was der Qualität seiner Diskussionsbeiträge nicht unbedingt auf die Beine geholfen hat. Aber es kann halt niemand über sein eigenes Niveau hinaus.
Aber irgendwie sind wir jetzt doch sehr vom Thema abgekommen.
Warum ich schreibe? - Am Nachvollziehbarsten fand ich noch die Erklärung von Frau X. von der Plattform. Die hat gesagt, wenn sie jemanden doof findet, setzt sie sich hin, schreibt eine Geschichte, in der jemand wie dieser Doofe total zerpflückt wird. Dann geht´s ihr besser.
Ja, mit dieser Erklärung kann ich leben. Man muss die Leute nicht im wahren Leben verhauen, wenn´s Geschichten gibt.
Ich werd´ jetzt nicht aus dem Interna-Nähkästchen plaudern, wer wen doof findet und wer wiederum wen mag (und aus diesem Grunde öffentlich Viagra ordert), nee, geht niemanden ´was an. Aber neulich gab´s da diese Diskussion "Warum ich schreibe", die ja auch irgend ´was von Nabelschau hatte, aber nicht mit diesem schlüpfrigen Beigeschmack, sondern sehr korrekt. Weil ... jeder strengt sich bei solchen Diskussionen an, einen besonders coolen, zumindest aber korrekten Eindruck zu machen. So ein Schreiberling ist ja ein wichtiger Mensch in dieser Gesellschaft. Er kann ´was, was viele andere bald nicht mehr können, wie wir durch PISA wissen. Und ausserdem hat so ein Schreiberling mehr oder weniger Macht, weil er´s noch schafft, ein paar halbwegs grade Sätze zu produzieren. Macht man das richtig, kann man Leute manipulieren, wie wir aus der Politik wissen.
Natürlich, wenn man solch einzigartige Fähigkeiten und so´ne geheimnisvolle Macht hat, muss man sich anstrengen, auch möglichst hehre Motive für diese Schreiberei publik zu machen. Wer da sagt,: "Ich hatte gerade keinen, dem ich´s erzählen konnte.", ist schon von vornherein am Ar... , weil er sich als armes Würstchen outet. Obwohl ich finde, dass das nicht der schlechteste Grund zum Schreiben ist. Meinem Kumpel Y. z.B. versuche ich schon seit Monaten klar zu machen, dass er sich wirklich, wirklich einen PC anschaffen muss. Ich würde ihm auch noch das Blog einrichten, wenn´s sein muss, und dann bei Bedarf seinen Tagesablauf nachlesen. Stattdessen ruft er mich täglich (gerne auch mehrmals) an, um mir zu erzählen, was in den letzten drei Stunden passiert ist, nicht ohne die gestrigen und vorgestrigen Ereignisse noch einmal in Erinnerung zu rufen. Ich hab´ für so ´was ja früher Tagebuch geschrieben, aber, naja, jeder ist da anders.
Auf der Schreiberplattform läuft das natürlich anspruchsvoller. Keiner würde da zugeben, dass er seine Erlebnisse von letzter Woche, vor zwei oder auch zehn Jahren in seiner Schreiberei verwurstet (ausser mir natürlich, ich steh´ dazu!); alle haben sie eine Botschaft, ein Sendungsbewusstsein oder wollen die Mit- und Nachwelt an ihrem Gedachten teilhaben lassen. Welchletzteres natürlich nur geht, wenn man gedruckt wird und das möglichst in keinem (ein extra Diskussionsstrang) Zuschuss-, sondern in einem Bezahlverlag. Ich, bis zu dieser Diskussion, hatte mir ja noch nie Gedanken gemacht über Verlage. Es sei denn als Konsument. Mir reicht die Streuwirkung, die ich hier im Blog und eben auf dieser Schreiberplattform erziele, halt der Umstand, dass da Leute meine Texte lesen, die mich nicht kennen und sich folglich nicht verpflichtet fühlen, meine Schreibe zu loben, auch wenn sie nix von all dem wirklich kapieren oder nachvollziehen können.
Andere Schreiber sind da sehr anders. Die müssen sich unbedingt gedruckt sehen, andernfalls ihr Leben vollkommen umsonst war. Und ab diesem Punkt sind Schreiber dann eben ganz normale Menschen wie alle anderen auch und verlieren schlagartig ihren edlen Habitus. Sie begeben sich in - verbale - Grabenkämpfe, um allen anderen zu beweisen, dass sie die besseren, verdienteren und überhaupt ... Schreiber sind.
Ein besonders hübscher Aspekt - schliesslich sind wir im Web 2.0 - ist die Bewertung der Schreibereien, die mich so ein bisschen an Grundschule erinnert. Statt Bienchen gibt´s Sternchen, aber ansonsten ist alles sehr ähnlich, sieht man einmal von der Tatsache ab, dass nicht die Lehrerin, sondern der werte Mitleser seine Sternchen vergibt. Und - siehe oben - da der Mitleser im Gegensatz zur Grundschullehrererin eben nicht über der Sache steht, sondern selbst mitten drin ist, gedeiht jede Sternchenvergabe zum taktischen Schachzug.
Gut bewertet werden jene, die
a) mich selber gut bewerten (denn mein nächster Text kommt bestimmt)
b) mir in Diskussionen zur Seite stehen (die nächste Diskussion kommt bestimmt)
c) die im übrigen so unmassgeblich sind, dass sie meinen Listenplatz nicht gefährden können (und vielleicht kann man sie einmal unter Rubrik a) und/oder b) einordnen)
Es lässt sich leicht denken, wer dann schlecht bewertet wird.
Kurzum, Bewertung hat nur bei stabilen Charakteren etwas mit Qualität zu tun. Womit jene gemeint sind, die es nicht vordergründig auf die Aufmerksamkeit eines Verlages abgesehen haben.
Wobei es Schreiberplattformen zuhauf gibt. Wer da annimmt, irgend ein Verlag hätte Ambitionen, einen quasi Talentescout loszuschicken, um auf solchen Seiten Muttis Geburtstagsgedichte zu lesen, auf die Gefahr hin, dass Mutti mal ein grosser Renner gelungen ist ... der weiss nicht, wie es in so einem Verlag zugeht, wo sie mit Manuskripten zugeschüttet werden, weil heutzutage jeder glaubt, er könne ein Buch schreiben.
Trotzdem irrt auf unserer Plattform das Gerücht herum, man hätte sich der "wohlwollenden Zusammenarbeit ..." - wie auch immer, was die Leute ganz wuschig macht und den Herrn im Feinripp dazu bringt, jeden Tag neue dusslige Diskussionen anzuzetteln, die zu beherrschen er sich alle Mühe gibt. Man muss schliesslich auffallen, wenn jemand die eigenen Texte lesen soll. Und wenn sich dann tatsächlich mal jemand anders äussert und - was nicht schwer ist - einen qualifizierteren Beitrag beiträgt, bricht er in rumpelstilzchenhaftes Springen und Aufstampfen aus. Was durchaus lustig anzusehen ist.
Seit gestern, wo ihm das mit den Verlagen (glaubt er das wirklich?) klar geworden ist, trägt er ja kein Feinripp mehr, sondern hat ein ordentliches Hemd angezogen, was der Qualität seiner Diskussionsbeiträge nicht unbedingt auf die Beine geholfen hat. Aber es kann halt niemand über sein eigenes Niveau hinaus.
Aber irgendwie sind wir jetzt doch sehr vom Thema abgekommen.
Warum ich schreibe? - Am Nachvollziehbarsten fand ich noch die Erklärung von Frau X. von der Plattform. Die hat gesagt, wenn sie jemanden doof findet, setzt sie sich hin, schreibt eine Geschichte, in der jemand wie dieser Doofe total zerpflückt wird. Dann geht´s ihr besser.
Ja, mit dieser Erklärung kann ich leben. Man muss die Leute nicht im wahren Leben verhauen, wenn´s Geschichten gibt.
erphschwester - 26. Okt, 09:47
Luftpumpe
denn das Niveau des dort herumgeifernden Westentaschen-Reich-Ranicki ist wirklich nur schwer zu ertragen.
Ich denke, dass die Plattformbetreiber gut beraten sind, wenn sie derartigen sprachlichen Entgleisungen durch (zeitweisen?) Entzug der Plaudererlaubnis frühzeitig entgegenwirken.
Außer man möchte im Literatenreservat wirklich Platzhirsche mit Silberfischchenniveau haben.
Aber das ist Geschmackssache - mein Geschmack ist es auf jeden Fall nicht.