erphschwester - 20. Jun, 10:37
Als die direkte Person, die ich nun einmal bin, hadere ich angesichts gewisser Themen mit mir. Wohlgemerkt: Nicht der Inhalte wegen (Nichts Menschliches ist mir fremd!), sondern wegen der Form. Es tut, so ist in meinem Kopf die Vorstellung, gelegentlich Not, ein paar sehr direkte Worte zu sagen, fernab von allem sich vornehm-literarisch gebenden Gehabe.
Direkt sein also, bis jenseits der Schmerzgrenze, nicht weil ich wem weh tun will, sondern weil es das Thema erfordert. Und doch pfeife ich mich selbst zumeist im allerletzten Moment zurück und kämpfe um jedes einzelne von ihnen. Herr, gib mir Worte, die auszudrücken vermögen, was ich doch anderswie sehr viel schneller gesagt hätte.
Das Thema heute: Männer, für sich allein genommen schon schwierig genug, nein, geht es weiter als: Männer, bei der Geburt ihres Kindes anwesend.
Männer, so erfahren wir jetzt, die guten Willens waren oder leichtem Zwange folgten und hernach nicht ertrugen, was sie da getan. Die so schwer litten unter dem, was sie gesehen,dass ihnen fürderhin jegliche Lust abhanden kam. Leichter schien es, die Gefährtin an ihrer Seite als etwas Schwesterliches einerseits oder aber Verletzliches andererseits, nimmermehr jedoch als etwas zum F… äääh, Lieben im allerursprünglichsten Sinne wahrzunehmen.
Zu schlimm war, was sie dort gesehen, gehört und mit gelitten hatten, als dass sie sich nur einmal noch der Gefahr hingäben, Gleiches durchzumachen. (Man beachte: Sie leiden mehr als all die Frauen, die – anderswo steht es in aller Klarheit beschrieben – ein wassermelonengleiches Etwas durch all zu enge Körpergänge treiben bis es „ausgetrieben“ ist.) So schlägt die Austreibungsphase so einer Geburt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Das Kind kommt und dem Manne ward das Machen ebensolcher ein für alle Male ausgetrieben. (Man darf sich fragen, ob es ein Zufall ist, dass auch Teufel „ausgetrieben“ werden.)
Immerhin ein Achtel aller Männer, die der Geburt ihrer Kinder teilhaftig wurden, weiss von einem Lustverlust zu berichten. Und das sind nur jene, die es – unfroh zwar, doch immerhin ehrlich – zugeben. Die Dunkelziffer dürfte um einiges höher sein. Denn wer schon mag ertragen, dass ihm die Ankunft seines Nachwuches den Appetit so nachhaltig verdarb?
Zu tief und unschön auch sind all die Einblicke, die einem der vermeintlich glücklichste Moment des Lebens dann beschert. Zuvor sagte einem keiner etwas von schmerzverzerrten Fratzen der Angebeteten, von Schweiß und Blut und all den anderen Unschönheiten, die selig machen sollen. So ein Quatsch!
Es ist und bleibt eine Viecherei , deren Schönheit sich nur wenigen erschließt.
Kerls, wenn ihr Schönheit wollt, wartet draussen, bis alles vorbei ist. Wenn Frau und Kind ordentlich geputzt und ausgeruht und filmreif nebeneinander liegen – dann ist es schön!
(Und übrigens: Untersuchungen haben ergeben, dass die Frauen hernach sich weniger des heldenhaften – aber nun bei ihnen impotenten – Mannes erinnern, dem sie wütend in die Pfote kniffen, sondern viel mehr der Hebammen und Ärzte, die wenigstens etwas vom Metier verstehen.)
erphschwester - 19. Jun, 19:19
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. Und weil das so ist, lieben wir Geschichten von großen Reisen. Da muss zwangsläufig etwas passieren. Die Ruhigeren unter uns bescheiden sich dabei durchaus auch damit, anderen - filmisch oder literarisch - bei ihren Reisen zu sich selbst zuzusehen. Dass die, die solche Reisen nach Innen unternehmen, selbst nicht besonders tiefsinnig sein müssen, beweisen allerhand Beispiele aus der Literatur.
(Sehen Sie sich zum Beispiel den Hans im Glück oder Sindhbad an, die wir als Kinder ganz toll fanden. Naja, die Kinder von heute bevorzugen dann mehr so Sachen wie MATRIX oder noch modernere Geschichten, die unsereiner gar nicht mehr kennt. Aber das Prinzip ist immer das selbe.)
Boris Becker schickt sich nun an, seine Reise zu beenden, die einstens anfing bei einem großen Tennistournier, wo er - statt seine hochschwangere Frau zu besuchen - einen kleinen Abstecher in eine Wäschekammer tat.
Das Ergebnis ist bekannt und auch die lange Oddyssee, die hernach für ihn begann und die ganze Zeit über nichts anderes war als die Suche nach den Anfängen.
Da wechselte er eine karamelbraune Frau gegen die andere und es schien, als würde er auf seiner langen, langen Suche alles verlieren.
Wir wissen nicht, was er tatsächlich noch übrig hat von seinem einst erstaunlich großen (weil in sehr jungen Jahren selbst erarbeiteten) Besitz. Wir wissen auch nicht, wieviel er seither wieder dazu bekam. Wir können uns nur an Zeiten erinnern, da er - beginnend beim "Ich bin drin!" - keine Gelegenheit ausließ, uns via Mattscheibe zum Kauf irgendwelcher Produkte zu überreden. Wir wissen darüber hinaus auch nicht, ob (eher nicht) und ggf. was er seither gearbeitet hat.
Aber wir fühlten mit ihm, dem einstigen beinahe-noch-Kind-Star, der so hart in die Welt der Erwachsenen hinein gestoßen wurde und eigentlich bis heute nicht erwachsen sein will.
Denn was, bitteschön, soll man von diesen vielen Beziehungen, Unentschlossenheiten, Untätigkeiten, Umentscheidungen halten?
Aber all das ist nun vorbei. Boris hat sich, nach mancherlei Schwärmerei, heimlicher und öffentlicher Verlobung, viel versprechenden Treffen mit Babs usf. nun endlich zur Hochzeit entschlossen.
Natürlich mit einer karamelbraunen Schönen. Wie konnte es anders sein. Und nur dem ganz, ganz aufmerksamen Beobachter wird klar, dass er - noch immer - ein kleines bisschen Angst vor seiner eigenen Courage hat.
Warum sonst sollte er sich selbst so festnageln mit großen Verkündigungen in großen Fernsehshows, Exclusivverträgen mit Fernsehen und Printmedien und eben auch dieser wahnsinnsteuren Hochzeit selbst:
- 131 Diamanten auf einem einzigen Ring für die Angebetete
- Kaviar, Langusten, Trüffel, Champagner sowieso (auch in der Suppe)
und als Krönung eine begehbare Hochzeitstorte (Ich kenne jemandem, der "Iiihpfui!" schreien wird; "Wer soll die dann noch essen, wenn tausend Leute schon durch gegangen sind?")
Aber vielleicht deute ich all das nur falsch; vielleicht muss all das Brimborium drumherum sein, damit sich Boris diese Hochzeit überhaupt erst leisten kann.
Jedenfalls wünschen wir ihm alles Glück dieser Welt und im allergünstigsten Falle, dass er es schafft, sein Leben künftighin erwachsen und im Stillen und möglichst ohne unser aller Wissen zu verbringen. Denn, Pardon!, eigentlich isser ja ein ziemlich langweiliger Typ.
erphschwester - 13. Jun, 19:19
"Jaja, jetzt, wo das Kind in den Brunnen gefallen ist ...", pflegte meine Mutter nicht selten zu sagen. Und meinte damit, dass man hernach leicht behaupten könne, eine Sache müsse nun und jetzt gleich in Ordnung gebracht werden, statt dass man vorher dafür gesorgt hätte, dass sie gar nicht erst passieren.
Nun will ich ja nicht behaupten, dass Herr Middelhoff allein den Karstadt-Konzern in den Ruin geritten hat. Da waren, wie wir früher oder später erfahren werden, sicherlich noch einige andere, ebenso hochkarätige Herrschaften, mit im Spiel. Aber hernach so zu tun, als täte man was ... das ist doch echt blöd!
Nochzumal wir wissen, dass diesen Hochkarätern irgendwie immer nie so wirklich viel passiert. Sie stürzen Tausende und Zehntausende in allerhöchstes Unglück und kommen mit einem blauen Auge davon, über das sie sich dann stets noch schwer beleidigt geben. Weil ... sie sind ja die Leistungsträger in dieser Gesellschaft.
Dabei, machen wir uns doch nichts vor: Wenn ein Herr Middelhoff (oder wie auch immer die Herrschaften noch heissen mögen) mal einen Tag nicht auf Arbeit gegangen ist, hat Karstadt trotzdem aufgemacht. Bei eigentlich sehr vielen Chefs fällt es nicht auf, wenn sie nicht da sind, auch wenns mal ein bisschen länger dauert. Höchstens in der Buchhaltung, weil alles ein bisschen sparsamer vonstatten gegangen ist.
Herr Middelhoff also, um mal zum Eigentlichen zu kommen, war ganz rein zufällig und vollkommen unbeabsichtigt zusammen mit seiner Frau Eigentümer eines Immobilienfonds, der noch viel, viel zufälliger Wahnsinnsmieten von Karstadt einnahm.
Nicht, dass mans nicht gewusst hätte. Da wurde auch schon mal in der Hauptversammlung drüber gesprochen und Middelhoff verkündete, dass Karstadt stets und immer die erste Geige für ihn spiele.
Wers glaubt!
In Wahrheit wird jeder froh gewesen sein, dass der Herr Middelhoff im Middelpunkt stand und nicht er selber. Weil - siehe oben - da werden sich sicherlich noch andere gütlich getan haben. Über die man (noch) nicht spricht.
Nun jedenfalls interessiert sich die Staatsanwaltschaft, wegen Veruntreuung, für Middelhoff.
Und ich frage mich, was das fürn blödes Wort ist. Ich denke mal, der Herr Middelhoff ist sich selbst zu allen Zeiten ganz dolle treu geblieben.
erphschwester - 12. Jun, 19:19
erphschwester - 10. Jun, 19:18
erphschwester - 7. Jun, 10:32
erphschwester - 6. Jun, 09:48
Es gibt ja Geschichten, die gibts gar nicht. Und die meisten von denen, wollen wir eigentlich gar nicht wissen.
Da ich aber via höchst seriöse Nachrichten quasi gezwungen wurde, diese hier zur Kenntnis zu nehmen, tue ich das eben. Höchst befremdet, muss ich sagen.
Denn es widerstrebt mir zutiefst, mir vorstellen zu sollen, dass ein Idol meiner Kindheit, von dem ich erst einmal lernte, dass fernöstliche Weisheiten viel weiser sind als all die anderen und dass Gewalt nur eine Re-Aktion, nie aber eine Aktion sein darf ... also über solch ein Idol, finde ich, sollte man nie und nimmer Dinge erfahren dürfen, wie das nun der Fall ist.
Frau Porntrip (der Name klingt nur so; die Dame ist Gerichtsmedizinerin) erläuterte uns nun, dass Herr Caradine, David im Gegensatz zu vorangegangenen Meldungen, die von einen Selbstmord durch Erhängen ausgingen, sich mit gänzlich anderen Intentionen in Stricke verwirrte. Sie, also Frau Porntrip (der Name ist so schön und passend, dass ich ihn noch mal erwähnen musste) meint nun, Herr D., unser aller Kindheitsidol, habe eine höchst seltene, aber wohl offenichtlich nicht gänzlich unbekannte Praktik der Selbstbefriedigung ausgeübt, vermittels derer er sich schlussletztlich, vermutlich versehentlich, selbst erdrosselte. Es würde weder von Selbstmord, noch von Fremdeinwirkung ausgegangen.
Man stelle sich das vor!
Nicht nur, dass dieser Mensch, der selbst bei seinem Comeback noch immer die Aura der Weisheit um sich verstrahlte, am Ende zu blöd ist, bei seinen autoerotischen Spielchen die Stricke so zu verzurren, dass sie ihn eben nicht umbringen. Nein, wer will überhaupt so genau wissen, welche Art Sex ein 73jähriger mit sich selbst hat???
Also früher hätte es das nicht gegeben, dass so etwas in die/ den Nachrichten kommt. Gabs da niemanden, der die Würde dieses angejahrten, offenbar einsamen Menschen beschützen konnte?
Und ist da niemand, der uns alle vor solchen Nachrichten und solchen Vorstellungen beschützt?
Wissen Sie, was das mit dem Kind in mir macht!?
erphschwester - 5. Jun, 19:19