Freitag, 8. Mai 2009

Berufskunde

Erinnern Sie sich: In der Sesamstraße gibt es ein Spiel, bei dem so ein infantiler Erwachsener singsangt: Eins von den Dingen ist nicht wie die anderen. Und dann müssen die Kinder herausfinden, welches von diesen Dingen das eben ist.

So ähnlich ist das auch mit den Berufen. Davon abgesehen, dass es wirklich sehr verschiendene gibt, solche mit wenig und viel Verdienst, solche mit Kopf- oder Körperarbeit, solche für Geschickte oder eher Kluge, genießen sie auch unterschiedliches Ansehen. Was nicht immer nur eine Frage des Geldes ist.
Der Bankräuber z.B. mag, gemessen am Aufwand, sehr viel verdienen, aber großes Ansehen genießt er nicht. Ebenso der Heuschreckenkapitalist oder die Hure, die man ja heute nicht mehr Hure nennt (obwohl ausgesprochene Profis da gar nicht so viel gegen haben), sondern Prostituierte.

Prostitution, wie wir wissen, war lange Zeit nicht nur geächtet, sondern richtig verboten. Erstaunlich, wie lange sich dieser Beruf dann doch gehalten hat. Eigentlich müsste er längst ausgestorben sein. Erklären lässt sich das vermutlich nur dadurch, dass ähnlich wie gegessen und gestorben auch immer gef... wird. (Schon allein die Tatsache, dass ich dieses Wort hier nicht ausschreiben zu können meine, spricht Bände über die tief verwurzelte Geringschätzung in der Gesellschaft.)
In unserer heutigen aufgeklärten Zeit stellte sich die Frage, wie man des Problems, das loszuwerden nicht recht gelingen wollte, dann doch habhaft werden konnte. Und kam zu dem Ergebnis, dass ein Wertewandel rumdum nur Vorteile habe. Wenn es denn schier unmöglich schien, den Menschen das bezahlte F... abzugewöhnen, musste man aus der Not eine Tugend machen und die Sache legalisieren, in jeder Hinsicht. Nachdem die Huren schon eine ganze Zeit lang Steuern zahlen durften, "erlaubte" man ihnen auch, sich sozial abzusichern. Nun dürfen sie auch Beiträge in alle Kassen zahlen, was im Falle von Krankheit oder Arbeitslosigkeit durchaus nützlich ist.

Nun sind die Damen nicht nur selbst Dienstleister, sondern dürfen auch öffentliche Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Z.B. die des Arbeitsamtes.
Messerscharf sschloß ein Bordellbesitzer (dessen Bordelle "Oasen" oder so heissen), dass diese Dienstleistungsinanspruchnahme ja dann , logisch, auch für Arbeitgeber in dieser Branche gelten müsse. Und weil er gerade dabei war, ein paar weitere "Oasen" zu eröffnen, erteilte er der Arbeitsagentur einen entsprechenden Vermittlungsauftrag.Das heisst : Er wollte solches tun, wurde jedoch schnöde zurück gewiesen mit der Begründung, sein Anliegen sei sittenwidrig.
"Ja.wie?", fragte sich der Herr. "Meine Damen" (soviel Zeit muss sein!), "Zahlen Beiträge und sollen doch von der Dienstleistung ausgeschlossen sein?"
Das fand er nicht gerecht und ging vor Gericht. Und weil sein Anwalt ein ganz gewitztes Kerlchen war und es schließlich alle wissen wollten, klagte man sich bis ganz oben durch.

Vorm Bundessozialgericht wurde bestätigt, dass es sich bei Prostitution dann eben doch nicht um eine ganz übliche Beschäftigung handelt, auch wenn sie nun als sozialversicherungspflichtig anerkannt wird, und jedenfalls das Arbeitsamt in diesen Beruf nicht nur nicht vermitteln könne, sondern dies auch nicht dürfe. Denn zwischen der Anerkennung als sozialversicherungsblabla-Beruf und der Förderung der Prostitution gäbe es doch noch einen Unterschied.
Etwas süffisant, wie mir schien, merkte der Direktor des betroffenen Amtes an, dass er sich nur schwer vorstellen könne, diesen Beruf zu behandeln wie jeden anderen. Weil das u.a. hieße, man müsse den "Damen" im Bedarfsfalle auch berufsspezifische Fortbildungen angedeihen lassen. (Da stelle sich jetzt jeder drunter vor, was er mag.)
Auch sei es den z.T. doch sehr jungen Arbeitsvermittlern nicht zuzumuten, sich mit der Spezifik des Berufes im Vermittlungsbereich én detail auseinander zu setzen.

Der Anwalt des Oasen-Besitzers kommentierte dazu, dann dürfe man künftig wohl auch keine Fleischer mehr vermitteln, weil vermutlich auch Vegetarier in der Belegschaft seien.

Kurzum: Was auch immer für Spitzfindigkeiten jetzt noch zwischen den Parteien ausgetauscht werden mögen; Prostitution ist und bleibt das Ding, das nicht ist wie die anderen.

Motto:

Meine Bilder kann man kaufen. Meine Texte und meine Meinung nicht. D-J

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