Saumensch!
Die Augen aufschlagen und feststellen, dass dieses Leuchten da draussen nicht von oben kommt, sondern von unten. Schnee, der jetzt, Mitte Februar, ein wenig spät dran ist, wenn man bedenkt, wie rar er sich zuvor machte. Stets kam er nur überfallartig, für ein, zwei Tage. Und auch jetzt wird es nicht anders sein.
Es ist zu früh noch für jedwede Aktivität. Umso mehr, als sie in der Sparkasse nebenan ihr alljährlich gleiches Faschingsfest feierten. Mit jährlich dem gleichen DJ und jährlich dem genau gleichen Repertoire. Käme durch die drei, vier Wandreihen mehr als nur dieses Stampfen, könnte man wohl schon mitsingen. Es ging wieder bis spät in die Nacht. Und man hatte es vor Augen, wie das abläuft: All diese Herren im Anzug und Damen im Kostüm schlagen einmal im Jahr über die Stränge. Die Frauen in hauchdünnen Fetzen zeigen, dass sie richtige Frauen sind. Die Männer, fernab vom sonstigen Dresscode starren auf dieses viele Fleisch, das sonst nicht zu sehen ist und auch nicht gesehen werden darf. Die Chefs verabschieden sich beizeiten, weil sie gar nicht wissen wollen, was alles in dieser Nacht passiert. (Tatsächlich werden sich am Ende de Abends, wider bessere Vernunft, ein oder auch zwei Pärchen gefunden haben und den Heimweg gemeinsam antreten.Und meistens weiss man schon am nächsten Morgen, dass spätestens Aschermittwoch alles vorbei ist.)
Ich währenddessen lag im Bett, hielt mir die kribbelnde Schnupfennase, um zur Ruhe zu kommen, kam nicht zur Ruhe. suchte Zuflucht bei Boris, der von Liesl erzählt.
Auch jetzt, wo es zum Aufstehen noch zu früh ist, lausche ich Boris, der zu Liesl wird. Wenn er "Mama" und "Papa" sagt, wird einem ganz warm ums Herz und längst hat man begriffen, dass "Saukerl" und "Saumensch" keine Schimpfwörter sind, sondern Kosenamen.
Die Zartheit dieser Geschichte liegt oft mehr im Ungesagten und in Boris´ Stimme, der aus "Saukerl" einen fröhlichen Abschiedsgruß werden lässt.
Der Geschichte von Liesl, die ihren Vater nicht kannte, von ihrer Mutter verlassen wurde und ihren kleinen Bruder sterben sah, einfach so. Die zu wildfremden Leuten kam, zu denen sie "Mama" und "Papa" sagen musste, noch ehe die es wirklich wurden. Und die schon als Kind lernte, wo man in einer Zeit, in der Worte gefährlich waren, reden und schweigen durfte. Die in Max, dem Juden im Keller, einen Freund fand und ihn wieder verlor. Und die sah, wie "Papa" auf der Strasse von einem Nazi zusammen geschlagen wurde, weil er einmal - ganz ohne viel Worte - höchst unvorsichtig war.
Und draußen beginnt der Tag nun ganz richtig, ein kleines Leuchten kommt auch von oben. Und noch immer juckt meine Nase vom Schnupfen.
Zeit zum Aufstehen!
Es ist zu früh noch für jedwede Aktivität. Umso mehr, als sie in der Sparkasse nebenan ihr alljährlich gleiches Faschingsfest feierten. Mit jährlich dem gleichen DJ und jährlich dem genau gleichen Repertoire. Käme durch die drei, vier Wandreihen mehr als nur dieses Stampfen, könnte man wohl schon mitsingen. Es ging wieder bis spät in die Nacht. Und man hatte es vor Augen, wie das abläuft: All diese Herren im Anzug und Damen im Kostüm schlagen einmal im Jahr über die Stränge. Die Frauen in hauchdünnen Fetzen zeigen, dass sie richtige Frauen sind. Die Männer, fernab vom sonstigen Dresscode starren auf dieses viele Fleisch, das sonst nicht zu sehen ist und auch nicht gesehen werden darf. Die Chefs verabschieden sich beizeiten, weil sie gar nicht wissen wollen, was alles in dieser Nacht passiert. (Tatsächlich werden sich am Ende de Abends, wider bessere Vernunft, ein oder auch zwei Pärchen gefunden haben und den Heimweg gemeinsam antreten.Und meistens weiss man schon am nächsten Morgen, dass spätestens Aschermittwoch alles vorbei ist.)
Ich währenddessen lag im Bett, hielt mir die kribbelnde Schnupfennase, um zur Ruhe zu kommen, kam nicht zur Ruhe. suchte Zuflucht bei Boris, der von Liesl erzählt.
Auch jetzt, wo es zum Aufstehen noch zu früh ist, lausche ich Boris, der zu Liesl wird. Wenn er "Mama" und "Papa" sagt, wird einem ganz warm ums Herz und längst hat man begriffen, dass "Saukerl" und "Saumensch" keine Schimpfwörter sind, sondern Kosenamen.
Die Zartheit dieser Geschichte liegt oft mehr im Ungesagten und in Boris´ Stimme, der aus "Saukerl" einen fröhlichen Abschiedsgruß werden lässt.
Der Geschichte von Liesl, die ihren Vater nicht kannte, von ihrer Mutter verlassen wurde und ihren kleinen Bruder sterben sah, einfach so. Die zu wildfremden Leuten kam, zu denen sie "Mama" und "Papa" sagen musste, noch ehe die es wirklich wurden. Und die schon als Kind lernte, wo man in einer Zeit, in der Worte gefährlich waren, reden und schweigen durfte. Die in Max, dem Juden im Keller, einen Freund fand und ihn wieder verlor. Und die sah, wie "Papa" auf der Strasse von einem Nazi zusammen geschlagen wurde, weil er einmal - ganz ohne viel Worte - höchst unvorsichtig war.
Und draußen beginnt der Tag nun ganz richtig, ein kleines Leuchten kommt auch von oben. Und noch immer juckt meine Nase vom Schnupfen.
Zeit zum Aufstehen!
erphschwester - 14. Feb, 09:35