Dienstag, 29. Juli 2008

Nachdenken über B.O.

Einer von diesen Tagen, an denen es bereits am Morgen schon viel zu heiss ist. Der Himmel bedeckt von Wolkenschleiern, die einen den Regen später ahnen lassen. Auch das Atmen fällt schwer: Ozon mit einer Spur zu viel Feuchtigkeit. Schade, dass man diese ganz frühe Morgenstunde verpasst hat, in der die Kühle einen zuversichtlich macht. Eigentlich wollte ich gleich nach dem Aufstehen auf´s Rad steigen, mein Urlaubs-Fitness-Programm durchziehen. Jetzt noch mit einigem an Willensanstrengung, damit im platten Alltag später das Bedürfnis wieder da ist. Stattdessen Trägheit, kaum dass man dem Bett entkrochen ist. Hoffen auf die Wirkung des Tees.

Zeitung lesen auf dem Balkon. Irgendeine von denen aus der letzten Woche, die ich - weil ungelesen - noch nicht entsorgte. Es könnte etwas drin stehen, was man noch nicht wusste. Vornauf der amerikanische Neger (an die korrekten Termini werd ich mich nie gewöhnen!), auf den die ganze Welt schaut. Was ihm recht zu sein scheint.
In seine Rede klingelte ein Freund, und ich war nicht traurig drüber. Enttäuschung nach den ersten Sätzen schon: Rückverfolgung der eigenen Genealogie bis ... ja, wohin eigentlich? Einen Moment lang zuckt der Gedanke: Bis zum Affen? Er legt grossen Eifer an den Tag. Oder doch nur bis zur deutschen Ururur...? Zu Zu 4,25... Prozent, hat man festgestellt, ist er ein Deutscher.
Irgendwann später dann die Bezüge zu "Ich bin ein Berliner" und "Schaut auf diese Stadt". Alte Sosse, immer wieder gerne aufgewärmt. Fast wäre einem da dieses: "Ich habe einen Traum!" lieber gewesen. Aber das hat er sich wohl gespart. B.O. ist der Seele nach nicht vordergründig schwarz, sondern will erneuern. Zwar auch, und das sehr, für die Schwarzen, aber eigentlich für alle.

Die Welt hat einen Erneuerer nötig, so viel steht fest. Doch in den letzten Wochen hat man sich zu fragen begonnen, ob dieser es ist. Immer mehr Details rückten in die Öffentlichkeit, die zu hören man so glücklich nicht war. Abzug aus dem Irak, aber dafür mehr Einsatz in Afghanistan (den er bei seinem Besuch auch von Fr.M. einfordert). Wir Deutschen haben die Nase voll vom Krieg, noch immer (die Letzten, die ihn selbst erlebten, sind noch nicht tot) und zwar aus gutem Grund. Wäre es wirklich die Verantwortung für das Große und Ganze, die uns treibt, könnten wir ja etwas gegen den Hunger, Krankheiten und für den Umweltschutz auf dieser Welt unternehmen. Aber damit tun sie sich jedes Mal schwer, die Großen, die es doch könnten.

Vielleicht liegt es am amerikanischen Wahlsystem? Wenn ein B.O. sagt, er sei für die Todesstrafe oder das Recht auf den Besitz einer Waffe erinnert mich das an Gorbatschow. Der sagte auch, nachdem seine Karriere schon zu Ende war, man habe ja nicht anders hoch kommen können in diesem System. Man hätte sich anpassen müssen (heute nennen es die jungen Leute "geschmeidig sein"), wenn man irgendwo hin kommen wollte, wo man einen Einfluß hat. Andernfalls wäre man schon weit, weit unten in der Hierarchie ausgesiebt worden. Da kann man im einen Fall die vorgesetzten Genossen, im anderen das Wahlvolk nicht vor den Kopf stoßen. Da muss man sich geben, als wäre man einer von ihnen, einer allerdings, der ein paar mehr Innovationen hat als die anderen. Sowieso kann man eine Gesellschaft nicht von einem Tag auf den anderen umkrempeln.

Der Reporter der FR versteift sich zu dem Wunsch: "Er muss Präsident werden. Damit wir erfahren, was wir alles noch nicht wissen über ihn."
Vorsicht!, denke ich. Es kann gut gehen wie beim Gorbatschow, aber diesen genau gleichen Gedanken mag man auch bei anderen gehabt haben, und hinterher schämten wir uns dafür. Neugier ist ein schlechtes Wahlargument, wenngleich es sicherlich etwas weit her geholt ist, B.O. mit den großen Tyrannen des letzten Jahrhunderts zu vergleichen. Aber die Frage, wie weit einer bei vorgegebenen politischen Strukturen seine Visionen überhaupt umsetzen kann, bleibt doch.

Hat B.O. eine wirkliche und wirklich umsetzbare Vision für sein Volk und die Welt oder am Ende doch nur den Willen, es zu beweisen. Nämlich dass auch ein Schwarzer Präsident werden kann in einem Land, das so lange um die Gleichheit seiner Menschen kämpfte und noch nicht am Ende ist?

Wir werden es erfahren, denke ich inzwischen. Und unsere Fr.M. wird sich anpassen, wie sie es immer tat.

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Meine Bilder kann man kaufen. Meine Texte und meine Meinung nicht. D-J

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