Sonntag, 20. Januar 2008

Nestbeschmutzer ... oder: Wes Brot ich ess´...

Herr Clement, dachten wir alle, ist Mitglied der SPD. Als solches bestimmte er - eher schlecht als recht, aber immerhin - über das Wohl und Wehe von Wirtschaft und Arbeitslosen, als noch die SPD bestimmte.

Das waren Zeiten ... die wir nicht wiederhaben wollen, weil wir an deren Folgen noch immer böse knabbern. Ganz besonders den Herrn Clement hatten wir gefressen damals, weil er mit seinen Statements wider die faulen und dummen Arbeitslosen eine Art von Kontraproduktivität vorlebte, wie sie in die Politik nicht gehört. Deswegen auch werden sie ihn daheim ´rausgeschmissen haben, damals in NRW, weil er irgendwie immer schon die Dinge bei ihrem schlechtesten Namen zu nennen verstand, obschon er selbst nie ´was Besseres anzubieten hatte.

Herr Clement ist nie so richtig auf die Nase, sondern immer noch ein Treppchen höher gefallen. Was man auch getrost von seiner Entscheidung behaupten kann, die Politik zu verlassen und bei RWE anzuheuern. Die Energiekonzerne und die Herrschaften der letzten Bundesregierung empfanden von jeher eine starke Affinität zueinander. Clement ist nicht der Einzige. Allerdings der Einzige, der nun, da er das RWE-Brot frißt, seine Herkunft nicht nur verleugnet, sondern glatt vergessen hat.

Es zeugt nicht nur von schlechtem Stil, sondern schlicht von Charakterlosigkeit, wenn Clement heute seiner Parteifreundin (die Freundschaft dürfte allerdings inzwischen gekündigt sein) Ypsilanti vorwirft, ihre Energiepolitik ... es ist des Wiederholens nicht wert. Weil´s im Grunde ja gar nicht um die Sache geht, sondern darum, daß Clement inzwischen seine Entscheidung getroffen hat. Er will nicht länger mehr SPD-Mitglied sein (ohnedies schmückte er sich allzu lang mit den für ihn unpassenden Adjektiven "sozial" und "demokratisch"), sondern lieber Vertreter der RWE.
Was ihm letztlich unbenommen bliebe, ginge es nicht um Wahlkampf und darum, daß SPD-Mitglied Clement nun offen gegen seine eigene Parteikollegin spricht und damit einem Herrn Koch (CDU) Wahlkampf betreibt.

Klar sind die Gedanken frei. So frei, daß wir sie von manchereinem am liebsten gar nicht wüßten. Und sowieso gilt: Wenn ich nichts Gescheites zu sagen habe, dann halt ich lieber die Klappe. Aber der Clement hat sich diese Weisheit nie zu Eigen gemacht, vielmehr stets im unpassendsten Moment die Klappe aufgemacht. Sein Image war ihm wurscht, weil´s ja doch stets aufwärts ging.

Und was lernen wir aus dem Fall Clement? (nicht, daß wir´s nicht schon geahnt hätten): In die Politik geht man nicht aus Überzeugung. In die Politik geht man, wenn man keine besonderen Talente, aber dafür ein paar gute Freunde hat, die einem den Weg nach oben ebnen. In die Politik geht man, um Geld zu verdienen, ohne irgendwelche besonderen Leistungen erbringen zu müssen. Je ungeschickter man sich anstellt, umso schneller funktioniert der Aufstieg, weil jeder einen loswerden will, aber keiner vollkommen fallen gelassen wird. In die Politik geht man, um einen netten Job in der Wirtschaft zu kriegen, den man ohne dieses Politik-Gedöhns vorher nie angeboten bekäme. In die Poltik geht man, weil man so schön über Moral reden kann, ohne selbst welche zu haben.

Danke, Herr Clement! Wieder ´was gelernt.

Wirtschaftsförderung ... oder: Wie lange wollen wir noch so blöd sein?

Es ist der Blutdruck, ganz sicherlich. Anders kann ich mir nicht erklären, daß die da dort im Fernsehen ganz entspannt über die Notwendigkeit von "Wirtschaftsförderung" diskutieren, während ich mich - übrigens seit mehr als zwanzig Jahren schon! - frage, welchen Anlaß der gemeine Steuerzahler hat, irgendwelche Subventionen zu finanzieren, die keinem anderen Zweck als der Mehrung des Profits dienen.

Vor mehr als zwanzig Jahren subventionierten wir massiv die Forschung. Wir hätten damals schon wach werden können, als die Ergebnisse der von uns finanzierten Forschung letztlich weder zu mehr Arbeitsplätzen führten, noch zur Teilhabe an irgendwelchen Patenten, die sich aus dieser Forschung ergaben.
Die Firmen, solcherart gefördert, wanderten mit ihrem Patent und ihrer Produktion schon damals in andere, billigere Länder ab, drehten unserer Regierung und damit uns eine lange Nase und scherten sich einen Dreck um die Moral.
Von der Moral redet heute auch nur noch der Herr Storz vom Freitag; für alle anderen Pressevertreter spielt die wie selbstverständlich keine Rolle mehr.

Denn: Moral ist schließlich nur ´was für kleine Leute, denen alleweil erzählt wird, was "man" tut oder eben in der Hauptsache besser nicht tut. Und damit´s der dumme Kleine auch versteht, lauert an jeder Ecke eine Geldstrafe, sogar für Sachen, von denen er bislang gar nicht wußte, daß er´s tun oder besser lassen muß. Dem Kleinen schlagen sie alleweil auf die Finger, um ihn zu disziplinieren. Bei den Großen, so scheint´s, ist Hopfen und Malz verloren. Ihnen ist keine Moral mehr beizubringen. Und sowieso wachen Heerscharen von Anwälten, die dem Großen erklären, bevor er etwas anpackt, wie er´s am Besten tut, ohne sich die Finger zu verbrennen. Subventionen zu kassieren, gehört allemal dazu, da ja unsere Politiker weder den Verstand, noch ein Interesse daran haben, Mechanismen in ihre Subventionspolitik einzuarbeiten, die solcherart Heuschreckenmentalität verhindern.

Die Politiker küssen lieber der Wirtschaft den Arsch, statt sich die Funktionsweisen des profitorientierten Gehirns zu Eigen zu machen.
Warum, das weiß der Herr Clement zu berichten.

Motto:

Meine Bilder kann man kaufen. Meine Texte und meine Meinung nicht. D-J

Zufallsbild

406000331

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

20022015
hätte, hätte, fahrradkette kann schon sein, nein!,...
erphschwester - 20. Feb, 00:32
puhh!
nochma glück gehabt.
erphschwester - 15. Feb, 11:19
Das
war nicht auf Ihre Kartoffeln bezogen. Das war eine...
pathologe - 15. Feb, 11:11
womit sie jetzt ...
... hoffentlich nicht sagen wollen, dass ich nicht...
erphschwester - 15. Feb, 09:55
Ich
fürchte: ja. (Gilt ja allgemein auch für die Dummheit....
pathologe - 15. Feb, 09:27
Meine Bilder kann man kaufen. Die Texte und meine Meinung nicht. D-J

Suche

 

Status

Online seit 6874 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 20. Feb, 00:32

Credits

kostenloser Counter


Geschichten aus dem Drinnen
Geschichten aus dem Lande und der Welt
vollkommen sinnfrei
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren